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Pop: Soziale Schübe und Mobilität

Der Rückblick macht deutlich, die Pop-Kultur Österreichs hat als ein herausragendes Vehikel das Mopperl. Mopeds waren bei uns — bis auf recht wenige Ausnahmen — Puch-Mopeds. Lohner, HMW und schließlich auch KTM hielten dem heimischen Marktdruck der Grazer „Schlurfraketen“ nicht stand.

Die "Stangl-Puch", der "Maurer-Bock", als Paradegaul individueller Mobilität nach dem Zweiten Weltkrieg

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Mobilitätsgeschichte im Buch

Die „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ hat eine sehr exponierte Themenstellung, welche ein Stück Praxis in Energiefragen ausmacht: Mobilität. Wir haben uns als Kulturinitiative dabei dem Teilthema Mobilitätsgeschichte gewidmet.

Was heute allen selbstverständlich erscheint, ist ein ganz junges Phänomen: Individuelle Mobilität auf der Basis von persönlichem Automobilbesitz.

Hauptmotiv: Der Wünschendorfer Wirt Gottfried Lagler, praktizierender "Puch-Pilot", in unserem Buch über den Steyr-Puch 500 (Krusche & Marschik)

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Der Juni von „kunst ost“

Wir haben unser heuriges „April-Festival“ mit einer Session in Bad Gleichenberg abgeschlossen: [link] Nun lädt Kathi Velik, Initiatorin der Kulturinitiative „Kopfbahnhof“, für den kommenden Pfingstsonntag zu Finissage und Brunch, um dieses Ereignis abzurunden: [link]

Währenddessen bereiten wir alles für den heurigen „FrauenMonat“ vor, der diesmal stärker dem praktischen Tun gewidmet ist. Mit Stefanie Wuschitz, Miss Baltazar’s Laboratory, Niki Passath… Dazu sind uns noch Mädchen und junge Frauen willkommen, welche in die (gratis) Workshops einsteigen möchten: [link] Es wird allerdings eine abschließende Veranstaltung dazu geben, die öffentlich zugänglich ist.

Kulturpolitische Fragen sind akuter denn je. Die IG Kultur Steiermark hat in der Sache eine Veranstaltungsserie konzipiert, welche auch in der Provinz Station machen wird. Wir leisten dazu einen Beitrag im Rahmen der „talking communities“. Der Titel sollte Anlaß für ausführlichere Erörterungen sein: „Kunst ist kein Reparaturbetrieb“ [link]

Es ist ja nach wie vor so, daß in regionaler Kulturpolitik die Budgets oft genau NICHT für den Bereich Gegenwartskunst eingesetzt, sondern Richtung sozialer Agenda bewegt werden. Das erzeugt Klärungsbedarf. Siehe dazu auch den Beitrag #22 bei „Wovon handelt Kulturpolitik?“ [link]

Es ist nun bezüglich Mobilitätsgeschichte ein nächster Schritt in Arbeit. Ich mache gerade in Kooperation mit dem Wiener Historiker Matthias Marschik ein weiteres „Puch-Puch“ startklar, das kommenden Herbst unter dem Titel „In Österreich weltbekannt“ (Die Geschichte des Steyr Puch 500) erscheinen wird.

Marschik ist mit den Bereichen Sozialgeschichte und Massenkultur sehr gut vertraut, also ein vorzüglicher Kooperationspartner für unseren diesbezüglichen Vorhaben: [link]

Sozialgeschichte & Alltagskultur: Das Puch-Buch

Das Puch-Buch
Einige Puch-Werke mit 9 Bastelbögen
Von Martin Krusche, Michael Toson & Jörg Vogeltanz
Ein Album, 36 Seiten, Euro 9,- (zuzügl. Versand)

Die Bezeichnung „Puch-Schammerl“ oder „Puch-Auto“, kurz „Pucherl“, ist auch jenen geläufig, die kein ausgeprägtes Interesse an Automobilen haben. Jene Generationen, die in den 1950er- und 60er-Jahren geboren wurden, haben diese Fahrzeuge noch im Alltag erlebt. Vor allem aber Fahrräder, Motorroller und Motorräder der Marken Steyr und Puch.

Techniker Michael Toson und der Boden einer Einzelanfertigung (Steyr-Puch 650 TR)

Massenmotorisierung und motorisierter Individualverkehr sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg möglich geworden. Das Automobil war nicht nur Vehikel, sondern zugleich ein soziales Statement. Es drückte vor 50 Jahren die Teilhabe am kommenden Wohlstand aus.

Rund ein Jahrhundert lang waren österreichische Betriebe in der Fahrzeugentwicklung mehr als einmal international tonangebend. Neben den oben angedeuteten sozialgechichtlichen Aspekten sind in der Historie von Steyr, Austro Daimler und Puch auch einige bedeutende Kapitel der Technologiegeschichte festgeschrieben.

Gerade diese Mischung ist heute interessant. Die Verzahnung von Sozial- und Technologiegeschichte im Heraufdämmern völlig neuer Formen der Massenkultur, wie sich das ab 1933/34 vollzogen hat; in Prozessen, die bis heute andauern. Es ist eine Grundlage zum Verständnis des 20. Jahrhunderts, diese komplexe Gesamterscheinung des Themas wenigstens skizzenhaft zu verstehen.

Ein Einzelstück aus der Produktionsphase des Albums

Wir rollen das Thema im „Kuratorium für triviale Mythen“ von der Seite der Alltagskultur her auf. Wir vertiefen es aber auch für Momente in solide geschichtliche Betrachtungen und führen von da zurück zu den vergnügten Äußerungen einer (auto-) mobilen Massengesellschaft, die ihre daher rührenden Probleme noch weitgehend ignoriert.

Das „Puch-Buch“ (Krusche, Toson & Vogeltanz) ist einer von mehreren Beiträgen zu diesem Unterfangen, welches sich in verschiedene mediale Formen verzweigt. Neben der geschichtlichen Skizze bieten wir im Album neun Bastelbögen mit den wichtigsten Fahrzeugen der Steyr-Daimler-Puch AG (nach 1945) zur Betrachtung, aber auch, um die Fahrzeuge en miniature zu bauen.

Die Bastelbögen
• Der Prototyp PUCH U3
• Das erste Serienmodell PUCH 500
• Der renntaugliche PUCH 650 TR II
• Der Kombi PUCH 700 C
• Der Schlußakzent STEYR FIAT 126
• Der kleine Allrad-Star PUCH HAFLINGER
• Der große Haflinger-Nachfolger PUCH PINZGAUER 710 M
• Der Allrad-Evergreen PUCH G 300 GD
• Die Concept-Studie MAGNA MILA

Kontext
Ein Beitrag zum Thema Mobilitätsgeschichte
kunst ost, vision 2050: [link]

Weiterführend im Internet
• Kuratorium für triviale Mythen: [link]
• Puch: Eine Dokumentation: [link]
• Mobilitätsgeschichte im Plauderton: [link]
• Die Gefolgschaft des Ikarus (laufende Erzählung): [link]

Die „Vorpremiere“
• „Gehen, reiten, fahren“: [link]

— [Das Puch-Buch] —

Avantourismus: Die kommende Puch-Buch-Präsentation

Das April-Festival ist vorzüglich angelaufen: [link] Derweil ist allerhand Hintergrundarbeit fällig. Die Abrechnung von Projekten, neue Einreichungen wollen vorbereitet sein. Weitere Umsetzungsschritte sind fällig. Karlheinz Rathkolb, Hausherr des Grazer Puch-Museums, hält hier unser Album schon in Händen. Hinter ihm die Halle P, noch nicht öffentlich zugänglich. Das Museum ist eben in jene historische Halle übersiedelt, die noch zu Lebzeiten von Johann Puch gebaut wurde.

Karlheinz Rathkolb, Leiter des Grazer Johann Puch-Museums

Wir werden unser „Puch-Buch“ [link] mit der Historie und den Bastelbögen bedeutender Nachkriegsfahrzeuge dort am 10. Mai präsentieren. Damit hat das „kuratorium für triviale mythen“ bei kunst ost einen markanten Akzent zum Thema Mobilitätsgeschichte gesetzt.

Das große Thema behandeln wir auch am 14. April bei einer Station des April-Festivals in Weiz, wo ich in der Geschichte sehr viel weiter zurückgehen werde, um dann flott in die Gegenwart zu führen: [link]

Bernhard Kober mit unserem Album

Bernhard Kober, einer der ersten Akteure unseres Kuratoriums, bietet das Album derzeit im Gleisdorfer Fachgeschäft für Modellbau an: [link] … neben der kleinen Einführung in die Geschichte der Spielzeugautos: [link] Die Publikationen sind für je neun Euro erhältlich.

Avantourismus: Das Puch-Buch ist da!

Es ist bloß die Hälfte der Lieferung. Der Fahrer war so freundlich, mir meine Wohnungstür nicht völlig zuzumauern. Außerdem kamen die Pakete in zwei Durchgängen. Das hat seine Vorteile, denn Kartons, mit solchen Alben vollgepackt, bringen es auf ein stattliches Gewicht, das geschultert und unters Dach verbracht werden muß.

Teil 1 der Lieferung

Also habe ich mir diese freudigen Mühen aufteilen können. Es ist insgesamt eine lange Geschichte auf einem gewundenen Weg. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich begonnen hab, mit Michael Toson an diesem Vorhaben zu arbeiten. Nun aber liegt das kuriose Album vor mir und duftet heftig. Ich liebe den Geruch von Druckfarbe ebenso wie den von altem Papier, welchen betagte Bücher verströmen. Frische Drucksorten riechen naturgemäß vollkommen anders.

Ich mag auch diese gewundenen Wege, auf denen etwas wird, das sich derart prozeßhaft entwickelt, langsam entfaltet. Hier ist es ein Stück Mobilitätsgeschichte, das erzählt und gezeigt wird. Die Historie hab ich zusammengefaßt, Techniker Michael Toson schuf die Ausschneidebögen, Graphic Novelist Jörg Vogeltanz besorgte das Art Work.

Das "Puch-Buch", ein buntes Album

Die „Puch-Werke“, das sind neun Bastelbögen mit den maßgeblichen Fahrzeugen aus der Grazer Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier eine kleine Leseprobe der Geschichte zu dieser Geschichte: [link]

So ist außerdem ein Akzent gesetzt, mit dem unser Kuratorium für triviale Mythen in einen nächsten Bereich der Arbeit an unserer Mobilitätsgeschichte geht. Das hat eine Erzählebene in der Themenleiste „Die Gefolgschaft des Ikarus“: [link]

Das hat außerdem schon bald eine Station im Rahmen unseres April-Festivals: „Gehen, reiten, fahren“ (Fahrzeug & Fetisch) [link] Die Geschichte des 20. Jahrhunderts belegt mehr als deutlich, daß die soziokulturelle Inszenierung und emotionale Aufladung dieser Hauptobjekte einer damals neuen Massenkultur, der Automobile und schließlich Motorräder, so radikal, langfristig und mit derart hohem Budgetensatz betrieben wurde, da kann eine rein rationale, vor allem ökologisch begründete Kritik dieser Entwicklung gar nicht hinreichen.

Michael Tosons "Puch-Werke" im gebauten Zustand

Wir wollen also klären, über welche soziokulturellen Zugänge diese Thema greifbarer werden kann und wohin diese Entwicklung führen mag…

[Das Puch-Buch]
(Euro 9,- zuzügl. Versandkosten)
[Der Avantourismus]
[Das April-Festival 2012]

Wege, Fahrten, Aussichten

Wie nun verschiedene Ereignisstränge sich zu einem Bündel fügen… Letzte Revision. Nächste Woche geht unser „Puch-Buch“ [link] in Druck. Die Arbeit daran muß einen nicht stets in das Landezentrum führen. Wenn ich mich mit Graphic Novelist Jörg Vogeltanz und mit Techniker Michael Toson zu einem Meeting in Laßnitzhöhe einfinde, haben wir uns quasi auf halbem Wege getroffen.

Michael Toson (links) und Jörg Vogeltanz bei Detailfragen

Der dortige „Hügellandhof“ ist uns dafür ein äußerst angenehmer Stützpunkt. Wir haben nun ein Stück Mobilitätsgeschichte erarbeitet, das jenen Kernbereich verständlich macht, in dem die Massenmotorisierung Österreichs im 20. Jahrhundert greifbar wurde. Diese Massenbewegung, gestützt auf Automobile, wird in absehbarer Zeit enden. Mit den Grundlagen der Umorientierung sollten wir längst befaßt sein.

Die Geschichte von Steyr-Daimler-Puch ist exemplarisch für dieses Metier

Parallel laufen die Vorbereitungen für das „April-Festival“ weiter, in dem es übrigens auch eine Session zum Thema geben wird. Das „Kuratorium für triviale Mythen“ tagt in Weiz: [link]

Anderes Thema! Inzwischen hat Regisseur Alfred Ninaus seine aktuelle Filmpremiere hinter sich. Da ging es um das Thema „Wechselland“, eine uns nahe Region. Wir nehmen das als Anlaß, diese Zugänge zu thematisieren. Fragen des Wandels, der Definitionshoheit, der Darstellungsformen und -möglichkeiten. Film, Buch, Autorengespräch mit Alfred Ninaus (Regisseur), Richard Mayr (Fotograf) & Fritz Aigner (Autor) [link]

Autor und Regisseur Fritz Aigner (links), am Steuer Produzent und Regisseur Alfred Ninaus

Das gesamte „April-Festival“ ist inhaltlich zwischen Wissensvermittlung, Diskussionen und Kunstpräsentation festgemacht. Damit soll gewährleistet sein, daß die Einladung zur PARTIZIPATION keinesfalls geringer ausfällt als jene zur Betrachtung.

Ich möchte das als ein Prinzip im regionalen Kultur-Engagement gesichert sehen. Es ist auch ein kulturpolitisch wichtiger Aspekt und dieser Punkt bekommt etwa dann Gewicht, wenn Kulturinvestitionen verhandelt werden müssen, denn da wird natürlich meist nach dem Benfit für die Gesellschaft gefragt. Und der stellt sich sehr wesentlich via Partizipation ein…

+) „April-Festival“2012 [link]

und dann 2050? #10

Einige Male im Jahr tagt das „Kuratorium für triviale Mythen“ [link] an wechselnden Orten und in wechselnder Besetzung. Diesmal, dem Thema sehr naheliegend, in einer Autobahn-Raststätte. Mich beschäftigt in der Sache zur Zeit vorrangig zweierlei. Die Zeit zwischen 1955 und 1960 sowie das Thema Masseproduktion für eine Massengesellschaft.

Techniker Michel Toson (links) und Fotograf Franz Sattler in der Startposition zu unserer Konferenz

Die zweite Hälfte der 1950er-Jahre war eine Ära beispielloser Massenmotorisierung. Das stellt sich in Debatten und Produktionen dar, die vom Motorrad zum Motorroller führen (Komfortgewinn) und damit das Thema „Rollermobil“ aufwerfen (kein Roller mehr, aber noch kein „richtiges“ Auto), um schließlich über den Fiat 600 zum 500 Nuova und so auch zum Grazer „Puch-Auto“ zu führen, die als Kleinwagen, aber „richtige“ Autos galten.

Bedingungen der Massenproduktion sind Grundlagen einer Preisgestaltung, durch welche die gemeinten Waren für breitere Kreise erschwinglich werden. Es mag banal wirken, wenn wir erörtern, ob eine Schraube mehr oder weniger an einem Auto etwas im Preis bewirkt. Aber das sind tatsächlich relevante Kategorien. Norbert Gall [link], Brand Manager von „Abarth Österreich“ [link], konzedierte, daß hier 3 Cent, dort 5 Cent und da 10 Cent eingespart in der Masse etwas bewegen würde.

Abarth-Brand Manager Norbert Gall, in den lauf der Dinge verstrickt

Michael Toson [link], Techniker bei „Magna Steyr“ [link], erzählte aus seinem Arbeitsbereich, daß in einer abschließenden Durchsicht an einem neuen Fahrzeug sehr wohl erwogen werde, ob man etwa ein Kabel doch noch so verlegen könne, daß sich ein Zentimeter Kabellänge einsparen ließe.

Wir haben mindestens seit a) dem Waffendrill der preußischen Armee und b) seit den Methoden der Effizienzsteigerung durch Henry Ford eine Reihe von menschlichen Zurichtungsverfahren erlebt, die unsere Lebensbedingungen sehr grundlegend veränderten.

Effizienzsteigerung, Beschleunigung, Massenfertigung. Ich hausiere schon eine Weile mit einem Zitat von Philosoph Peter Sloterdijk, der in „Weltverschwörung der Spießer“ meinte: „Wir erleben Vorgänge, die in ihrem ganzen Ausmaß erst durch unsere Nachkommen gewürdigt werden können. Summarisch gesprochen: Wir sind in ein Zeitalter der unmenschlichen Geschwindigkeiten eingetreten – und dieser Übergang läuft mitten durch unsere Lebensgeschichten.“ [Quelle]

Kein Konsumgut repräsentiert das in jeder Hinsicht so sehr, wie das Automobil. Seine Produktion wie seine Nutzung sind Ausdruck dessen, was Sloterdijk kritisiert. Das Geniale an diesem Fetisch, er löst auch noch Begehren in genau diesen Eigenheiten aus, statt uns darin zu beunruhigen, abzuschrecken.

Wir haben es da also mit einem sehr komplexen und problematischen Kulturgut zu tun. Damit werden wir demnach noch eine Menge Arbeit haben. Speziell hier in der „Energie-Region“, wo der steirische Automobil-Cluster [link] gleich ums Ecker präsent ist. Da haben wir einige Gelegenheit, zu überprüfen, welche Fragen das konkret für den Lebensalltag vor Ort aufwirft.

[2050: übersicht]

Mobilitätsgeschichte: Die Bastelbögen

Daß Michael Toson [link] gerade Nachtschicht fährt, um mit seinen Bastelbögen, die Jörg Vogeltanz [link] graphisch aufbereitet hat, nun die einzelnen Modelle zu bauen, hat eine launige Vorgeschichte. Österreich ist seit Anbeginn der Geschichte des Automobilismus ein Land der Automobilproduktion. Das reicht bis in die Gegenwart, auch wenn dieser Umstand momentan breiterer Wahrnehmung ein wenig entzogen ist.

Der 126er, wie er heute noch als Lizenzbau bei südöstlichen Nachbarn läuft, als frischer Bastelbogen

In all den Jahrzehnten wurde vor allem ein Auto zur folkloristischen Ikone: Der Steyr-Puch 500. Dessen Geschichte und ihre Zusammenhänge machen wir grade in einer gemeinsamen Publikation anschaulich. Diese Produktion hat einen Vorlauf von kuriosen Details. Es begann an einem Abend, den ich mit Werner Musil und Ferdinand „Fredi“ Thaler verbrachte. Musil ist bei Magna Steyr für den LKW-Bereich zuständig, Thaler ein altgedienter „Puchianer“ der unter Ledwinka Lehrling gewesen ist.

Erich Ledwinka war jener leitende Ingenieur bei Puch, in dessen Verantwortung die Pucherl und die Haflinger entstanden sind. Ich bekam also sehr direkte Einblicke in die historischen Geschehnisse jener Tage. Thaler erwähnte damals die Idee, auf dem Kreisverkehr in der Puchstraße solle es ein Memorial oder einen angemessenen Wegweiser gaben.

Insider verschiedener Felder: Werner Musil (links) und Ferdinand „Fredi“ Thaler

Darauf bat ich den Graphic Novelist Jörg Vogeltanz, mir eine Fotomontage anzufertigen, die eine optimale Visualisierung dieser Idee schaffen sollte. Ich lieferte das Fotomaterial und Jörg zauberte. Das Ergebnis war für unsere Augen bezaubernd. Die spätere Realisierung kam an diese Darstellung sehr nahe heran; siehe: [link]

Der Vogeltanz-Entwurf für das Memorial in der Puchstraße

Zu jenem Zeitpunkt hatte ich schon alles eingesammelt, was von Enthusiasten in meiner Umgebung und was via Internet an Bastelbögen mit dem Pucherl verfügbar war. Durchgehend schlecht umgekupferte Fiats, miserable grafische Arbeiten.

Die Ära der miesen Grafiken in der Abteilung Steyr-Puch 500 ist gerade zu Ende gegangen.

Da wollte ich Jörg schon gewinnen, einen schönen Bogen zu erarbeiten. Aber irgendwie kamen wir damit nicht voran. Zu viele andere Prioritäten. Später hatte ich via Web Michael Toson kennengelernt.

Das brachte neuen Schwung in diese Idee, denn Toson hat sich schin allerhand Kompetenz mit Bögen erarbeitet, die er so schicht hielt, daß ungeübte Leute beim Basteln nicht verzweifeln würden, aber so akkurat, daß man die Originale erkennen könnte.

Im „Kuratorium für triviale Mythen“ [link] fanden wir dann an einen gemeinsamen Tisch. Jetzt ist es so weit. In wenigen Tagen werden wir damit in Druck gehen.

Das kommende Puch-Buch

Verlagslektorin Dorothee Müller (Sutton Verlag, Erfurt) schrieb mir eben: „Außerdem brauchen wir bitte das Bild Nr. 105 noch einmal mit 20 Zentimetern Höhe und 300 dpi Auflösung oder noch besser als Originalbild. Dieses würden wir gerne für das Cover verwenden, dafür liegt es aktuell aber zu klein und qualitativ zu mangelhaft vor.“

Das betrifft jenes Buch über den Steyr-Puch 500, welches ich gerade gemeinsam mit Sozialhistoriker Matthias Marschik geschrieben hab. Siehe dazu auch die Notiz vom 25. Oktober 2011: [link]

Nun ist aber auf diesem Wunschbild ein Fiat Nuova 500 zu sehen, weshalb ich zu antworten hatte: „das geht leider keinesfalls, denn es ist KEIN puch, sondern ein fiat. die puchianer-kurie würde uns einen killer schicken.“

Der Fiat Nuova 500 war ein Hauptereignis der Massenmotorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg

Müller: „Das falsche Coverbild tut mir natürlich sehr leid, da sind wir ja grad noch einmal mit dem Leben davongekommen… Um diesen Gefahren vorzubeugen, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns noch eine Liste der Bildnummern schicken könnten, die als Coverbilder infrage kommen. Oder gibt es vielleicht sogar noch eine vergleichbare Aufnahme zu Bildnr. 105, die aber einen Puch zeigt?“

Zur Erläuterung der Episode: Das „Pucherl“ wurde in Graz-Thondorf gebaut. Die Karosserie stammt hauptsächlich vom italienischen Fiat, doch aufgrund einer Reihe technischer Details bestehen „Puchianer“ darauf, daß der Thondorfer Wagen NICHT als Fiat-Klon verstanden werden darf.

Die Historie von Steyr, Daimler und Puch ist die eines weit verzweigten Weltkonzernes, der heute von Magna Steyr repräsentiert wird

Wir haben es hier mit einem zentralen Stück österreichischer Mobilitätsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun. Der Automobilismus ist über fast hundert Jahre mit einem so horrenden Aufwand an Propagandamitteln eingeführt worden, daß wir heute kaum eine realistische Vorstellung davon haben, wie das gemacht wurde und was davon heute wie in unseren Köpfen sitzt.

Wir gehen diesen Motiven auf mehreren Ebenen konzentriert nach. Eine davon ist unser „Kuratorium für triviale Mythen“, bei dem das Kulturgeschichtliche daran mit einigem Augenzwinkern bearbeitet wird: [link] Andere Arbeitsbereiche führend mehr und mehr dazu, das ganze auch mit Fragen des Energiebereiches und jenen nach Ernährungssouveränität zu verknüpfen.

Für laufenden Notizen und Plauderein zu diesem gesamten Themenkomplex gibt es hier nun auch eine Facebook-Präsenz: [link]