Bürgermeister Werner Höfler hat nun einige Jahre der ständigen Unruhe erlebt. Dazu gehören die Gemeindefusionen, wie sie das Land vorgeschrieben hatte, bei denen die „Kleinregion Gleisdorf“ in vertrauten Abläufen erschüttert wurde.

Schritt für Schritt. Das ist der zentrale Modus, in dem sich die Bürgermeister von drei kleinen oststeirischen Gemeinden auf ein gemeinsamens Kulturprojekt eingelassen haben, mit dem kulturpolitisch Neuland betreten wird.
Mit dem 2016er Kunstsymposion führen wir eine Praxis fort, die sich in den letzten Jahren bewährt hat. Es ist jeweils der zweite Halbjahresschwerpunkt unserer Community, wobei der erste Halbjahresschwerpunkt alljährlich im Aprilfestival liegt.
Nach einer ganzen Serie von Besprechungen zu einer komplexen Geschichte ist ein Aspekt klar. In die Welt der Funktionstragenden kann ich nicht mit einem Roman unterm Arm kommen. Wenn wir da Konsens für Zusammenarbeit suchen, muß es etwas zügiger gehen.
Ein weiteres Arbeitsgespräch festigt die Ansätze einer regionalen Wissens- und Kulturarbeit, in der Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft Wechselwirkung entfalten. Solches Engagement ist heute nicht mehr bloß den Zentren vorbehalten. Individuelle Mobilität und zeitgemäße Kommunikationstechniken erlauben es auch kleinen Gemeinden, absolut auf der Höhe der Zeit zu agieren.
Ich habe nun eine Reihe von Arbeitsgesprächen geführt, um herauszufinden, welcher Art Wissens- und Kulturarbeit sein sollte, damit dem starken Anteil an bäuerlicher Welt in dieser Region gerecht werden kann.
Ich hab in einem weiteren Arbeitsgespräch mit dem Kulturschaffenden Karl Bauer einige Klarheit gewonnen, welche Schritte wir nun wie setzen werden, um ein großes Thema wenigstens an einigen Stellen greifbar zu machen. Bauer ist seit Jahren Teil solcher Prozesse, um beispielsweise auszuleuchten, was denn heute ein Bauernleben sei, wo wir uns diese Gegenwart nicht mehr mit den antiquierten Bildern einer ständischen Gesellschaft erklären können.
ich verstehe die oststeiermark als eine region zwischen landwirtschaft und high tech. das habe ich für unser kommendes „april-festival“ als hintergrundthema herausgestrichen. wir genießen versorgungssicherheit, was meint, die versorgung mit sauberem wasser und ausreichender nahrung ist gesichert. es gibt auch NOCH genug betriebe in der region, wo gute jobs gemacht werden, wo menschen arbeit finden, wodurch wichtige kommunalabgaben generiert werden, auf welche gemeinden dringend angewiesen sind.
das war nicht immer so, ist eigentlich erst nach dem zweiten weltkrieg auf dieses niveau gelangt. das ist außerdem aktuell durchaus bedroht. kein grund, in schreckstarre oder pessimismus zu verfallen. ich treffe momentan, im zuge der vorbereitungen unseres „april-festivals“, laufende menschen, die mit erfahrug und zuversicht gewappnet sind. das ist auch für mich sehr ermutigend.
das findet ferner seinen ausdruck bei begegnungen mit leuten etwa des werkes „elin motoren“ [link] oder wenn ich unternehmer der region als kreative akteure für unser vorhaben gewinne. (siehe dazu „avantgarden des blühens“!)
das „red baron“ in gleisdorf profiliert sich zunehmend als „kunst ost“– besprechungszimmer. eben saß ich dort mit hofstättens bürgermeister werner höfler und tierarzt karl bauer beisammen, um für das „april-festival“ einen „tag der agrarischen welt“ zu skizzieren. bauer merkte an: „was einmal war, interessiert fast niemanden“. höfler nickte. „aber man sollte schon wissen, woher wir gekommen sind.“ und von da aus einen blick in die zukunft werfen.
das berühren wir auch im anderen bereich. es dürfte auf einen „tag der elektromobilität“ hinauslaufen. der ingenieur wolfgang wister kommt aus dem flugzeugbau, hat nun jahrzehnte in der automobilentwicklung gewirkt und gehört aktuell dem „e-mobility-ausschuß“ der österreichischen regierung an. er hat sich bereit erklärt, uns als „schlüsselperson“ für diesen themenbereich zur seite zu stehen.
wir erarbeiten uns nun diese themenschwerpunkte, um die aktuelle situation in der „energie-region“ zwischen landwirtschaft und high tech auszuleuchten. das sind „eckpunkte“, auf die dann auch kunstschaffende sich in vielfacher weise beziehen. so initiieren wir einen „prozeß der selbstvergewisserung“. ein stück klärung: was IST denn diese region heute und wodurch ist sie das? dabei möchten wir eine zusammenschau von wissenschaft technik und kunst erreichen, die mit fragen der alltagskultur verknüpft wird.
[april-festival 2011: notizen & reflexionen]