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April-Festival: Im „kopfbahnhof“

Künstlerin Kathi Velik teilt mit: „Ihr seid alle herzlich eingeladen, am 5. Mai zur Abschlußveranstaltung des April-Festivals von kunst ost und zum Debut des kopfbahnhof Bad Gleichenberg anzureisen!“

Sie kündigt an: „Ein Neuer Ort für die Kunst und ihre Bereiche des Lebens in sich wandelnden Zeiten stellt sich vor — versucht zu zeigen, was vorstellbar ist.“

Neu in der Region: Die Kulturinitiuative "kopfbahnhof"

Diese Ausfahrt und Ankunft ist zugleich die Abschlussveranstaltung des April-Festivals von kunst ost, in dem Kunstschaffende aus den östlichen Regionen der Steiermark sich zusammengetan haben, um neue Arbeiten zu präsentieren. Ziel ist der kopfbahnhof Bad Gleichenberg, welcher somit sein Debüt als Kulturveranstaltungsplatz feiert.

Das Programm „Leben: Die Praxis der Zuversicht“ zeigt sich hier als „memo“ – als Summe zarter Ansätze einer keimenden Idee durch Fragmente aus dem Festival und im Gartenprojekt „art-greening“, mit Unkraut und anderem Gemüse.

+) Die kunst ost-Crew: Irmgard Hierzer, Michaela Knittelfelder-Lang, Renate Krammer, Martin Krusche, Franz Sattler und Christian Strassegger.

+) Die Zuglotsinnen und Weichenstellerinnen der kopfbahnhof-Crew aus der südöstlichen Steiermark: Bernadette Moser, Karin Scheucher, Andrea Schlemmer, Marlene Stoisser und Kathrin Velik.

+) Die Reise
Eine Zugfahrt von Gleisdorf zum kopfbahnhof Bad Gleichenberg (auf der Monsieur Emile ein neues „Traktat des Avantourismus“ verfasst), begleitet von Kunstschaffenden, Kunst und Publikum, dienstlich betreut von Fahrdienstleiter Martin Krusche:
— Abfahrt: 13:30 Uhr, Bahnhof Gleisdorf
— Ankunft: 14:52 Uhr, Bahnhof Bad Gleichenberg
(Der Fahrkartenautomat nimmt Münzen und Bankomatkarten an!)

— 15:00 Uhr, Eröffnung der Ausstellung „Leben: Die Praxis der Zuversicht“ im kopfbahnhof mit Akzenten am Saxophon von Eva Ursprung und Thomas Rottleuthner
— 18:00 Uhr, „Eternal Charts“

— Letzte Rückfahrt mit dem Zug um 19:09 Uhr!

Weitere Infos zu Rückfahrmöglichkeiten mit dem Bus bitte selbst recherchieren oder für etwaige Rückfahrgemeinschaften bzw. Unterkünfte sorgen.

— Check: ÖBB-Fahrplan

Für alle AutofahrerInnen und Fahrgemeinschaften:
Autobahn A2 Richtung Wien/Graz – Abfahrt Gleisdorf Süd – Richtung Feldbach – mit Umfahrung weiter bis Bad Gleichenberg, vorbei an Fa. Kiefer Halle – zum unteren Ortskern MEZ – Kreisverkehr nach ortseinwärts – Bahnhof – (Gemeindeparkplatz). Genauer: Bahnhofstr. 3, 8344 Bad Gleichenberg

— Die Route: [link]
— Kontakt in dringenden Fällen: 0664 / 35.50.456

Vorsicht nach 22:00 Uhr ist der kopfbahnhof nachtaktiv. Ein überlanges Bleiben oder Tanzmusik kann nicht ausgeschlossen werden!

— [notizen] —

April-Festival 2012: Die Eröffnung

Ich kann die Stunden, bevor es los geht, nie leiden. Dabei bin ich für die Eröffnung des April-Festivals in der höchst entspannenden Position am Rande gewesen. Das war eindeutig der Abend von Irmgard Hierzer, die mit ihrer Crew den Auftakt unseres Frühlingsschwerpunktes gestaltet hat. Und was für ein Auftakt!

Malerin Irmgard Hierzer
Malerin Irmgard Hierzer

Wir sind auf einem interessanten Weg. Da geht es eindeutig längst nicht bloß um Repräsentation. Was sich in dieser üppig besuchten Vernissage eingelöst hat, ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses, der im Akt einer Ausstellung keineswegs abbricht.

Inhaltliche Impulse, kontrastreiche Zugänge, gelegentliche Kontroversen, Privates verschränkt sich ab und zu mit den Arbeitsverläufen einer Gruppe, selbst Leben und Sterben berühren die Wege jener kleinen Reisegesellschaften, als deren Summe sich kunst ost inzwischen erweist.

Das ist vielleicht der für mich wichtigste Aspekt in dieser Geschichte. Es geht keineswegs immer ohne Reibungen, aber es hat Bestand. Kontinuität. Und es läßt, wie sich stets neu zeigt, keinen Aspekt des Lebens aus. Dazu kommt, was zu hoffen war, aber keineswegs gesichert schien: Dieses Prozeßhafte ist inzwischen wieder Anlaß, daß sich Offizielle aus den Kommunen solchem Geschehen zuwenden.

Ich denke, wir werden zeigen können, daß hier eine Art soziokultureller Prozesse erprobt wird, die einem konzentrierten Wirken von Geist, Emotionen und gestalterischen Kompetenzen in einem komplexen Zusammenhang Kontinuität geben; als einem kulturellen Geschehen, in dem Repräsentation zwar weder unterschätzt noch gering geschätzt wird, wo deren Anlaß aber ein weit höheres Gewicht bekommt.

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov im Gespräch mit Kunstsammler Erich Wolf

Da nun dieses April-Festival gerade erst begonnen hat, beschäftigt mich allerdings schon, welche Schritte uns zum April 2013 führen könnten. Klar ist jetzt schon, diese Schritte führen im kommenden Herbst über ein Symposion, das den Titel „regionalität und realität // globalität und virtualität“ trägt: [link]

Ich bin bereits eine Weile im Dialog mit Kunstsammler Erich Wolf, der die Hauptperson in diesem Vorhaben ist, der Angelpunkt eines mehrjährigen Vorhabens, um so eine Plattform für steirische Gegenwartskunst aufzubauen:
„ereignis-ort, präsentationsraum, bildungsstätte, arbeits-ort, drehscheibe für einen umfassenden know how-transfer. ein projekt, das sich nicht nur lokal und regional bewähren soll, sondern das auch internationale relevanz entfaltet.“ [Quelle]

[Die Station]

Grundlagen und Modi

Die Praxis der Zuversicht konnten wir gerade sehr gründlich trainieren. Die vergangenen zirka 18 Monate waren für mich von sehr wechselhaften Emotionen geprägt. Dem Kulturbetrieb wurden 2010 große Einbrüche bei Budgets und Strukturen angekündigt. So kam es teilweise auch. Das belastete Projekte, gefährdete Existenzen; ein Situation, die wir vor allem mit dem Sozialbereich geteilt haben.

Wo Finanzierungen ursprünglich von Kommunen gekommen waren, fielen sie großteils aus, weil in den Gemeindeämtern zur Sanierung beigetragen wurde, indem Kulturbudgets fielen. Wer dennoch mit den Leuten aus Politik und Verwaltung im Gespräch blieb, hatte da und dort realistische Chancen, neue Anknüpfungspunkte zu finden.

Bereichsübergreifende Arbeitsgespräche: Tierarzt Karl Bauer und Malerin Irmgard Hierzer

Im Rückblick zeigt sich auch, daß die Krise eine gute Gelegenheit war, den Funktionstragenden zu demonstrieren, wie ernst uns die Sache ist und daß wir unsere Positionen auf dem Kulturfeld halten, auch wenn die Bedingungen dafür rapide schlechter werden, daß wir uns also auf jeden Fall selbst zu helfen wissen.

Es ist zwar so, daß ich für mich feststelle, dieser wachsende Druck über den genannten Zeitraum hat mich beschädigt, ich trage unerfreuliche Folgen davon. Aber dem steht wenigstens auch etwas positives gegenüber; nämlich ein Bündel allerhand erfreulicher Effekte.

Wir sind alle gefordert worden, unsere Grundlagen und Modi zu überdenken, unsere Verfahrensweisen zu überprüfen. Ich bin bezüglich der Folgerungen und Zwischenergebnisse in meinen Bereichen mehr als vergnügt. Da haben eine ganze Reihe von Leuten ernst gemacht, kluge Schlüsse gezogen.

Musiker Reinhard Weixler („blizzfrizz“)

Da wurde in der Selbstverantwortung kräftig zugelegt und Eigeninitiative gesteigert. Wie sich nun zeigt, hatte das nicht zur Folge, die kommunalen Instanzen aus ihren Aufgaben zu entlassen. Es waren bloß die Karten neu zu mischen, mögliche Vorhaben und Kooperationen zu entwerfen, zu verhandeln.

Ich hab vorhin schon beschrieben, daß die Stadt Gleisdorf nun gerüstet ist, mit uns kulturpolitisches Neuland zu betreten: [link] Das wird auch von angemessenen Schnittstellen für die Wirtschaft handeln. Wie sehr wir dabei auf antiquierte Ideen verzichten müssen, daß also überhaupt erst ganz neu geklärt sein will, wie und warum abseits des Landeszentrums Kultur und Wirtschaft zusammenfinden mögen, habe ich schon mehrfach erwähnt.

Dazu haben wir übrigens mit KWW eine eigene Diskurs- und Arbeitsebene eingeführt, wo Grundlagen und Rahmenbedingungen dieser Zusammenhänge geklärt werden sollen: [link] Die nächste KWW-Session („Kunst Wirtschaft Wissenschaft“) ist übrigens für Donnerstag, den 15. März 2012, angesetzt. Wir werden damit zu Gast im Hause der „estyria – Naturprodukte GmbH“ sein (Wollsdorf 75, 8181 St. Ruprecht/Raab): [link]

Die wichtigste Konsequenz der Krisenmonate liegt sicher in den autonomen „location crews“ und einigen Kooperationspartnern, mit denen wir das aktuelle „April-Festival“ zustande gebracht haben: [link]

Ich erlebe da gerade eine sehr spannende Team-Situation, in der diverse Kunst- und Kulturschaffende a) eigenständig wirken und b) für das größere Ganze kooperieren, wie ich das zuvor noch nicht erlebt habe.

Wir haben damit möglicherweise jenes neue Terrain betreten, auf dem die zwei Hauptprobleme des steirischen Kulturbetriebes, wie sie seit einer Ewigkeit und drei Tagen Wirkung haben, offenbar nimmer greifen: Brotneid und Eitelkeit.

Und wir haben den Ansatz einer ausgeweiteten „Kulturspange“, die nun von Gleisdorf bis Bad Gleichenberg reicht, wo Kathi Velik aus dem alten Bahnhof des Ortes die Kulturinitiative „Kopfbahnhof“ gemacht hat. Auf dem Weg dort hin besteht übrigens nahe Feldbach die Kulturinitiative „bluethenlese“, deren Initiator Gerhard Flekatsch unser Kooperationspartner beim oben erwähnten Projekt KWW ist.

Das bedeutet, wir haben in Summe eine Kooperationssituation erreicht, deren künstlerisches Potential noch gar nicht abzuschätzen ist und deren Kraft zur Selbstverantwortung und -organisation ziemlich tragfähig sein sollte. Daraus müßte sich ein erhebliches Spektrum an weiterführenden Kooperationsmöglichkeiten ergeben, über das wir mit der Regionalpolitik und der Wirtschaft vorankommen dürften.

Komplementäre Momente

Das nennen ich wirklich gute Nachrichten! Malerin Irmgard Hierzer, Schlüsselperson einer „location crew“ für das kommende „April-Festival“, schrieb mir eben:

“noch etwas: die kleine gruppe ist so richtig angenehm. jeder leistet seinen beitrag, es ist für mich eine total schöne ZUSAMMENARBEIT“

Das bedeutet, wir haben nun mehrere kleine Formationen, die in sich völlig autonom arbeiten, was dann auch heißt: Der eigenen Chemie entsprechend und folgend. Das führt zu sehr unterschiedlichen Ensembles. Ich bin überzeugt, daß dieser Modus für die nahe Zukunft äußerst vielversprechend ist.

Das Foto für diese Station stammt von Christian Strassegger

Somit bekommt das „April-Festival“ voraussichtlich eine Stabilität, die sich als sehr wertvoll erweisen wird. Denn das bedeutet auch, es können sich kontroversielle Ansichten und Vorstellungen formieren, die dann NICHT in einer Plenar-Situation aufeinanderprallen müssen, sondern die sich in eigenständigen Stationen bewähren mögen, um so letztlich zu einander komplementär zu wirken.

Das sollte auch bedeuten, wo Konfrontation unverzichtbar erscheint, ereignet sie sich zwischen den Ideen und nicht zwischen den Menschen, die diese Ideen vertreten. (Ich hoffe, der grundlegende Unterschied in dieser Gewichtung wird deutlich.)

Das Augenmerk auf komplementäre Entwicklungen drückt sich auch in der thematischen Orientierung jener „location crew“ aus:
8 Künstler
8 Leben
8 Versuche zur PRAXIS DER ZUVERSICHT
[link]

Ein anderer Bereich, der sich konzeptionell gerade sehr gut einlöst, ist unsere Kooperation „KWW – Kunst Wirtschaft Wissenschaft“: [link] Zur dritten Session in dieser Serie haben wir augenblicklich für das Podium drei Zusagen, die eine äußerst interessante Kombination ergeben.

Hans Meister (links) im Gespräch mit Karl Bauer

Johann Baumgartner [link] leitet den Kulturbereich im Grazer „Raiffeisenhof“. Hans Meister, vormals Vizebürgermeister und Kulturreferent von Pischelsdorf, unterrichtet in der Obstbaufachschule Wetzawinkel: [link] Otto Sapper, aktiver Landwirt im Nebenerwerb, ist der Geschätftsstellenleiter der „WOCHE“ Gleisdorf: [link]

In dieser Arbeitsreihe möchte ich zu mehr Klarheit finden, WAS die Prioritäten und Fragestellungen in anderen Metiers sind, um so nicht nur ein wechselseitiges Kennenlernen voranzubringen, sondern auch besser sehen zu können, worin Kooperation denkbar und wünschenswert wäre.

Kooperation bedeutet unter anderem, Ressourcen zu teilen, um für gemeinsam gewählte Aufgaben besser gerüstet zu sein. Ein Denkansatz, den ich zum Beispiel im aktuellen Diskurs rund um das Grazer „Künstlerhaus“ kaum finden kann: [link]

Ich hab hier in einem vorigen Eintrag notiert:
“Zurück zur Frage der Begegnung mit Leuten aus anderen Metiers und zu Fragen der Kooperation. Das ist für mich nämlich eines der Schlüsselwörter, wenn wir a) aus den Posen gebeugter Bittsteller und b) aus den Verknappungen durch jüngste Krisenfälle herauskommen wollen. Kooperation als die Grundlage von Kofinanzierung statt Förderung.“ [Quelle]

Dieser Orientierung zu folgen handelt nicht bloß von der Frage, was wir als Kunst- und Kulturschaffende brauchen, um UNSERE Ideen umzusetzen, sie handelt AUCH von der Frage, warum und wodurch andere mit uns zu tun haben sollen. Darauf brauchen wir konkrete Antworten…

April-Festival 2012: Es wird greifbar

Für das kommende „April-Festival“ kristallisiert sich nun eine interessante Struktur heraus. Wir haben eine autonome „Location Crew“ [link] im Raum Gleisdorf, die von Malerin Irmgard Hierzer koordiniert wird. Diese Formation wird einen Beitrag für das „MIR“ („Museum im Rathaus“) erarbeiten.

Wir haben eine andere autonome „Location Crew“ im Raum Pöllau bei Markt Hartmannsdorf, welche die Malerin Michaela Knittelfelder-Lang koordiniert. Die Betonung des „Autonomen“ bedeutet: Jede Formation gibt sich ihre Regeln selbst, gestaltet ihre Station eigenständig, hat sich aber dem Kernteam von „kunst ost“ auf die Themenstellung verpflichtet und ist der Drehscheibe über eine Schlüsselperson verbunden.

Malerin Michaela Knittelfelder-Lang im "Herrenhof Lamprecht"

Die Pöllauer Formation agiert ihrerseits in Kooperation mit der Markt Hartmannsdorfer Initiative „Kultur & Begegnung“ [link] Damit sind wir übrigens einmal mehr der Nachbarregion, dem „Vulkanland“, verbunden. Eine andere Option führt in eine weitere Nachbarregion, in das „Hügelland östlich von Graz“. Dort hat uns das Unternehmerpaar Jaqueline und Tino Pölzer [link] wieder eingeladen, eine Station zu gestalten. Diese Station werden wir vom Kernteam aus entwerfen.

Einen dritten Modus für das „April-Festival“ repräsentiert die „Malerwerkstatt Gleisdorf“. Gernot Schrampf koordiniert deren alljährliche Malerwochen mit Gästen aus Ungarn und Deutschland diesmal wieder in Wetzawinkel. Die Ausstellung mit den Ergebnissen findet dann im Gleisdorfer „MIR“ statt. Wir werden im Rahmen dieser Aktivitäten und in Kooperation mit der „Malerwerkstatt Gleisdorf“ in Wetzawinkel eine Kulturkonferenz realisieren.

Einige andere Teilvorhaben sind derzeit in Arbeit und werden hier ausführlicher dargestellt, sobald sie spruchreif sind. Insgesamt hat „kunst ost“ also nun eine ausdifferenzierte Struktur, in der Kooperation und Eigenengagement jene Basis ergeben, auf der wir dann mit Mitteln, die wir zu lukrieren versuchen, verstärkend wirken können.

Fotograf Franz Sattler im "Museum im Rathaus"

Dazu gehört zum Beispiel ein Abend mit dem Fotografen Franz Sattler, wo er uns zu Fragen der Blick-Kompetenz das große Kunstthema REDUKTION nahebringen wird. Wir werden nicht nur solche inhaltliche Arbeit betonen. Es geht auch um jene Zusammenhänge, die wir bei „Kunst Wirtschaft Wissenschaft“ [link] bearbeiten. Nicht zu vergessen das Quintett, das nun schon seit Monaten in Sachen „Agrarische Welt“ [link] in der Region unterwegs ist.

Daraus ergibt sich in Summe, daß dieses „April-Festival“ ein vitales Beispiel für die Wechselbeziehung von Aktion und Reflexion wird. Theorie und Praxis der Kunst, soziokulturelle Themenstellungen, Fragen zum Leben in der Region…

Das April-Festival 2012: „Leben: Die Praxis der Zuversicht“ [link]
Vision 2050: [link]

2012 ist klar

Das kommende „April-Festival“ [link] ist nun nächster größerer Orientierungspunkt für die aktuelle Arbeitsweise bei „kunst ost“. Zentraler Angelpunkt des Geschehens ist eine „Location Crew“, eine in sich autonome Formation, die sich einem selbstgewählten Aspekt des Generalthemas widmet. (In Zukunft sollte es mehrere solche autonomen Einheiten geben.)

Irmgard Hierzer (links, neben Mirjana Peitler-Selakov) ist die Schlüsselperson der ersten eigenständigen „Location Crew“ von „kunst ost“

Die Kleingruppe hat sich gestern konkret formiert. Das bedeutet, hier ist ein künstlerischer Schwerpunkt fixiert, der NICHT als Sammelbecken für andere Interessierte dient, sondern ein Beispiel gibt, wie sich AUCH andere untereinander verständigen sollten, um einen Beitrag zum Generalthema zu erarbeiten.

Die „Location Crew“ ist dem Verein „kunst ost“ verbunden und bekommt von daher angemessenen Support. Einen anderen Modus demonstriert die „Malwerkstatt Gleisdorf“. Das ist eine völlig eigenständige Initiative von Kreativen, deren aktuelle Vorhaben im April 2012 einen Schnittpunkt mit unseren finden. Hier entsteht eine temporäre Kooperation mit „kunst ost“, die wir unter anderem in einer kleinen Kulturkonferenz einlösen werden. Siehe dazu: [link]

Im Themenzusammenhang „Tage der agrarischen Welt“ hat ferner ein „reisendes Quintett“ zusammengefunden, das augenblicklich mit Basisarbeit befaßt ist, mit Firmenbesuchen, bei denen erst einmal grundlegende Gespräche geführt werden. Schlüsselperson dieses Quintetts ist Karl Bauer. Siehe dazu den vorherigen Link und: [link]

Georg Enzinger und Michaela Knittelfelder-Lang

Einen speziellen Schwerpunkt ergibt unser wiederkehrender „Frauenmonat“ mit dem Fokus auf „Frauen, Macht und Technik“. Schlüsselperson ist dabei Mirjana Peitler-Selakov, die schon am Programm für 2012 arbeitet. Siehe dazu: [link] Damit ist unser Themenbogen, wie wir ihn für die Region definiert haben, konkret markiert: „Zwischen Landwirtschaft und High Tech“; siehe: [link]

So haben wir auch eine klare inhaltliche Orientierung für allfällige Beiträge zum regionalen Prozeß „Vision 2050“: [link] Dieser gedanklich Blick hinter nächste Horizonte berührt auch unsere Kooperation mit der „Sammlung Wolf“ (Schlüsselperson: Martin Krusche), in der wir über einen mehrjährigen Prozeß einen speziellen Akzent zum Thema Steirische Gegenwartskunst setzen möchten: [link]

Das werden wir im Herbst 2012 mit einem großen Symposion an die Öffentlichkeit tragen. Auf die Art ist der Jahreslauf 2012 nun einmal in Arbeitsvorhaben dargestellt. Wer auf diese oder jene Weise an der Mitwirkung Interesse hat, ist eingeladen, sich bei den laufenden Plenartreffen mit seinen/ihren Vorstellungen einzubringen. Die werden stets hier avisiert: [link]

Ich darf erneut empfehlen, sich für mögliche Vorhaben ganz eigenständig mit möglichen Kooperationspartnerinnen und -partnern in Verbindung zu setzen. Wir werden solche Kleingruppen gerne anlaßbezogen mit dem größeren Ganzen verknüpfen und gemäß unseren Möglichkeiten unterstützen.

april-festival: rundgänge

eine zweite führung durch gleisdorfs innenstadt, entlang der stationen des „april-festivals“, war von „irischen momenten“ geprägt. (ein gang durch belfast würde einen gelegentlich in wiederkehrende regengüsse geraten lassen, aber auch sonne und nebenbei einigen wind bescheren.)

fotograf franz sattler in allwetter-ausstattung

nina strassegger-tipl lotste die gäste zu den einzelnen stationen. diese weise, den alltag der menschen zu bespielen, geht übrigens auf eine konzentrierte form zurück, die wir vor einigen jahren als jene kompakte „bühne“ zu gestalten versuchten, die sich anlaßbezogen und temporär in der stadt entfalten möge. ich nannte das damals aufgrund der form der route „gleisdorf: ein L für die kunst“ [link]

die aktivitäten von „kunst ost“ handeln unter anderem von einem kontinuierlichen vertiefen der erfahrungen, wie wir mit der kunst auf einem terrain bestehen können, das nicht primär der kunstvermittlung gewidmet ist.

nina strassegger-tipl (links) und gleisdorfs bürgermeister christoph stark

darin hat gleisdorf allerdings eine besondere ausnahme. das „museum im rathaus“ ist sicher der attraktivste ausstellungsort in der region.  dort waren wir etwas spät am tage angelangt, weil es als schlußpunkt der runde angelegt ist. der arbeitstag im rathaus hatte längst geendet.

malerin irmgard hierzer (mitte) bei der erläuterung der arbeiten von michaela knittelfelder-lang

dabei machten wir die kuriose erfahrung, was geschieht, wenn das museum schon „scharf gemacht“ wurde. ein bewegungsmelder sprang auf uns an und im haus, außerhalb des hauses sowie im anschließende café ging ein ohrendbetäubender alarm los.

die geschichte endete mit einer plauderei, bei der uns zwei freundliche polizisten und ein mitarbeiter der gemeinde gegenüber standen. bürgermeister christoph stark, der sich zu der zeit schon bei freunden befand, um seinen geburtstag zu feiern, meinte, als ich ihm von unserem malheur berichtete, lachend: „ist mir auch schon passiert.“

[april-festival]

kunst ost in der praxis #5

dieses „april-festival“ ist ein modellhaftes projekt, an dem sich unsere momentan bevorzugte arbeitsweise sehr gut demonstrieren läßt. es wurde in kooperation mit einigen gemeinden der „kleinregion gleisdorf“ realisiert. das ist EINE ebene des geschehens. es wurde auch von lokalen und regionalen wirtschaftsbetrieben unterstützt. das ist eine weitere ebene. es kam jedoch hauptsächlich zustande, weil eine reihe kulturschaffender mehr für das „größere ganze“ getan haben, als sich bloß um die präsentation ihres eigenen oeuvres zu kümmern.

zwei schlüsselpersonen auf einem sitz: malerin irmgard hierzer (mitte) von einer gleisdorfer "location crew" und malerin michaela knittelfelder-lang von der "location crew" in markt hartmannsdorf. (links der puppenspieler werner hierzer)

dabei sind nun zwei arten der kräftespiele entstanden. einerseits hat die inhaltliche ausrichtung des „april-festivals“ zu momenten der kollektiven kreativität geführt. andrerseits haben wir greifbar erlebt, daß sich erhenamtliches engagement mit hauptamtlicher arbeit verknüpfen läßt. nur so war dieses ergebnis, dessen auftakt wir gerade absolvierten, möglich geworden.

angelpunkte solcher entwicklungen sind die „schlüsselpersonen“. das sind menschen, die quasi als verbindungsglieder zwischen allen teilnehmenden des festivals und der „basis-crew“ fungieren. engagierte leute, welche dadurch auch mehr arbeit leisten müssen als jene ürbigen, deren beiträge im „april-festival“ gezeigt werden.

tierarzt karl bauer ist als privatmann schlüsselperson des "tages der agrarischen welt" (wetzawinkel), zugleich als gleisdorfer gemeinderatsmitglied repräsentant der lokalpolitik

was die öffentliche hand angeht, sind teilweise landesmittel zum einsatz gekommen, außerdem hat sich die stadt gleisdorf mehr als andere kommunen mit ressourcen eingebracht.

wirtschaftstreibende sind durch ganz unterschiedliche leistungen mit im spiel, was die fülle des festivals wesentlich abrundet. nichts ist verzichtbar, das mosaik aller beiträge ergibt ein verblüffend leistungsfähiges setup.

der aufwand an privaten mitteln war diesmal untypisch hoch und kann sicher nicht dauerhaft in diesem maße erbracht werden. aber die konkrete erfahrung, was heuer vor dem hintergrund der aktuellen finanzkrisen auf landeseben und in der region möglich wurde, scheint mir sehr ermutigend.

von links: andreas turk, franz lukas und richard mayr; drei gleisdorfer unternehmer, hier nicht als geldgeber, sondern als künstlerische akteure im festival präsent

für die zukunft wird es nötig sein, die ehrenamtlich tätigen schlüsselpersonen teils mehr zu entlasten beziehungsweise mit mehr mitteln und möglichkeiten auszustatten. ich denke, durch die konsequente inhaltliche arbeit und deren effekte, zuzüglich einer noch besseren umsetzungsarbeit – wir lernen ja alle dazu –, könnten sich die kommunen bestärkt fühlen, intensiver mir uns in kooperationen zu gehen.

ein eigener komplex, der noch klärungsarbeit verlangt, ist das angebot an die wirtschaftstreibenden; nämlich nicht im simplen „zweiweg-modus“ als geldquellen zur verfügung zu stehen, sondern aktive rollen im kulturgeschehen der region zu finden.

kulturbüro-mitarbeiterin sigrid meister, kustodin des "museum im rathaus" (hier rechts neben kunsthandwerkerin irmfard eixelberger), repräsenteirt die verwaltungsebene gleisdorfs und hat bei der umsetzungsarbeit des festivals etliche aufgaben übernommen

was die inhaltliche arbeit angeht, kann man die mehrschichtigen prozesse hier ablesen: [link] das werde ich weiterhin forcieren. ich denke, in diesem bereich entstehen nicht nur anregungen für künstlerische und kulturelle beiträge, hier entstehen folglich auch anlässe, durch die sich kommunen und firmen zur kooperation angeregt fühlen mögen.

hier zeigt sich also, wie wir das denkmodell der „drei sektoren“ (1: staat, 2: markt & 3: zivilgesellschaft) in ein praxismodell der kooperartion dieser drei sektoren überführen. ich denke, das ergebnis belegt, daß wir aus eienr situation der (sozialen) schwäche gegenüber den anderen zwei sektoren in eine starke position gelangen konnten. was hier womit verzahnt wurde, werde ich um der transparenz willen hier noch erläutern.

allein die fotos in diesem beitrag mögen erahnen lassen: wo wir eine enge zusammenarbeit von leuten aus 1: politik & verwaltung (staat), 2: regionaler wirtschaft (markt) und 3: privaten kunst- und kulturschaffenden (zivilgesellschaft) erreichen,
+) wächst das gegenseitige verständnis für höchst unterschiedliche zugangsweisen
+) gewinnt das inhaltliche spektrum des festivals und
+) steigt die allseitige akzeptanz der beteiligten für präferenzen aus höchst verschiedenen lebenswelten.

— [übersicht] —
— [april-festival] —

location crew: konkret

das erste mal formiert sich nun bei „kunst ost“ eine „location crew“. künstlerin irmgard hierzer (unten rechts auf dem foto von nina strassegger-tipl) hat die initiative ergriffen und rief andere kunstschaffende zur besprechung für das kommende april-festival“.

(foto: nina strassegger-tipl)

damit ist auch der ansatz für ein regionales beispiel von „kollektiver kreativität“ gegeben. der hintergrund: hierzer hat von gleisdorfs kustodin sigrid meister die zusage erhalten, auch das MIR („museum im rathaus“) einbeziehen zu dürfen. das ist eine der schönsten locations in der region, wie sie sich kunstschaffende als ausstellungsort nur wünschen können.

momentan wird im MIR übrigens noch die äußerst sehenswerte personale des fotografen franz sattler gezeigt. was hierzer nun für diesen ort zustande bringen möchte, ist keine beliebige schau, sondern quasi ein gemeinsames künstlerisches statement mehrerer leute.

darüber hinaus hat sich eine erfreulich große runde von kreativen eingefunden, um kommende inhalte und umsetzungsmöglichkeiten zu debattieren. dieses wachsende maß an selbstorganisation ermöglich dem „kern-team“ von „kunst ost“, sich auch auf andere bereiche zu konzentrieren. in summe dürfen wir zuversichtlich sein, trotz der massiven budget-krise des landes steiermark auf ein ereignisreiches jahr 2011 zuzugehen.

für den bereich der „location crews“ ist nun unsere kollegin nina strassegger-tipl vorrangige ansprechperson. wir befassen uns aber auch damit, diesen bereich mit anderen genres zu verknüpfen. das formieren von solchen kleingruppen und deren selbstbewußtes auftreten ist allein schon deshalb wichtig, weil so ein klarer gegenpol zu „zentralistischen“ ansätzen entstehn. auch „kunst ost“ gegenüber, denn es ist NICHT unsere intention, möglichst viele kunstschaffende quasi unter unseren schirm und in unser „lager“ zu bringen.

zeitgemäße kulturarbeit auf der höhe der zeit zielt eher darauf ab, sehr eigenständige formationen zu unterstützen und zwischen ihnen jene verbindende grundlagen- wie themenarbeit zu leisten, für die einzelnen kunstschaffenden die ressourcen fehlen.

[das april-festival: „elektrisiert„]

zu unserem festival siehe auch:
+) avantgarden des blühens
+) zwischen landwirtschaft und high tech