Schlagwort-Archiv: kuratorium für triviale mythen

klärungsbedarf

wir sind uns definitiv einig: die KUNST ist die kunst und hat ihren zweck in der kunst. sie ist kein werkzeug „um zu…“, kein soziales programm, keine wellness-einrichtung, keine tourismus-maßnahme. als kunstschaffende widmen wir unsere künstlerische praxis der kunst. basta! aber!

wir sind als künstler soziale wesen, politisch anwesend. das bedeutet, wir verwenden unser reflexionsvermögen auf den lauf und den stand der dinge. und wir bringen unsere kompetenzen, die wir unter anderem in langjähriger befassung mit kunst erwerben, als engagierte bürger in das gemeinwesen ein.

christian strassegger

nein, das ist jetzt keine erklärung, keine verlautbarung, kein manifest. dieses WIR ist ein sehr loses, eigentlich: flüchtiges, das sich über kommunikationsverhalten und gelegentliche zusammenkünfte konstituiert. wir sind keine gruppe. die zusammensetzungen an den tischen sehen meist höchst unterschiedlich aus.

so, das war nun die stunde der offenbarungen. mehr ist davon augenblicklich wohl nicht nötig. „kunst ost“ ergibt einen MÖGLICHKEITSRAUM, in dem sich gelegentlich etwas von all dem verdichtet. manchmal heißt das auch einfach: ein paar drinks und über das leben wie über die kunst plaudern.

mir ist freilich die KONTINUITÄT wichtig. ich lege großen wert auf ein anregendes geistiges klima. das braucht inspirierte menschen, die miteinander zu tun haben möchten; wenigstens temporär. deshalb müssen wir nichts gründen. es ist ohnehin schon alles gegründet worden.

emil gruber

früher gab es hier einmal eine verschwörung der poeten“. das hat mir auch gefallen. heute ist das setup anders, wesentlich luftiger. naja, das „kuratorium für triviale mythen“ spielt derzeit schon eine markante rolle. motive und schwerpunkte ändern sich eben.

diesmal saß ich mit christian strassegger und emil gruber am tischchen. gerhard flekatsch [bluethenlese] gesellte sich schließlich dazu. wir debattierten die möglichkeiten, gelder für weiterführende projekte zu lukrieren. das faktum runtergefahrener bzw. völlig gestrichener kulturbudgets der gemeinden im ländlichen raum läßt sich nicht zurecht- oder wegdiskutieren. es gab schon vor jahren da und dort den expliziten politischen wunsch, die mittel kunstschaffender runterzukürzen und lieber in den sozialbereich zu investieren.

aus einer gleisdorfer wahlkampfbroschüre vom märz 2010

ich kann mich nicht erinnern, daß quer durchs land stimmen dagegen laut geworden wären. dem steht gegenüber, daß eine ubanisierung der „provinz“ unsinn wäre, daß also strategien aus den zentren sich nicht hierher verlegen und sinnvoll anwenden lassen. dazu zählt auch, daß herkömmliche ideen von sponsoring für unsere tätigkeitsbereiche nicht umsetzbar sind.

gerhard flekatsch

momentan verfügbare ideen in diesem zusammenhang greifen bloß dort, wo es um etablierte kunstformen und um repräsentation geht. also zum beispiel im musikbereich, wo die operettte regiert, klassische musik zuspruch erlebt und zeitgenössische musik sich da in nischen mitereignen darf.

bei bildender kunst regiert natürtlich der kanon, bei literatur und anderen geistigen stoffen ebenso das, was im feuilleton längst reüssiert hat. kurz, herkömmliches sponsoring setzt hauptsächlich auf den repräsentativen veranstaltungsbereich, auf bewährtes und populäres oder überhaupt lieber auf sport.

ich schreibe das ganz unaufgeregt, weil es vollkommen schlüssig ist, daß es sich so ereignet. wir sollten wissen, womit wir es zu tun haben und auf welchem terrain sich AUCH unser tun entfaltet. daß heißt dann für leute wie uns vor allem einmal, wir sollten gute gründe wissen, warum es unsere aktivitäten geben muß und warum das auch finanzierungen verdient. darüber haben wir also zu reden: was sind diese guten gründe?

ob wir es beklagen, ignorieren, ausblenden, egal, es gibt momentan einen enormen verdrängungswettlauf. eine stadt wie gleisdorf hat gegenüber 2009 ihr kulturbudget UM etwa 75 prozent AUF zirka 25 prozent heruntergekürzt. auf das verbleibende budget sind allerdings auch mehr einrichtungen aus, als in kleinen gemeinden. aber immerhin hat eine kleinstadt noch eine infrastruktur, wo wir bei manchen vorhaben durch sachleistungen seitens der kommune unterstützung finden.

in den kleineren gemeinden waren es entweder vorher schon NULL prozent kulturbudget, sind es spätestens jetzt MINUS hundert prozent, viele davon haben nicht einmal kulturbeauftragte. das ist der status quo in einer landschaft, wo nicht einmal unter gebildeten leuten und personen mit akademischen graden ein weitreichender grundkonsens herrscht, daß die „provinz“einen lebhaften KULTURBETRIEB haben solle, was – bitte schön! – keineswegs NUR veranstaltungskultur meint.

kurz: es besteht eine menge klärungsbedarf. gehen sie bitte davon aus, daß wir freilich gerüstet sind, diese debatte zu führen…

— [was ist kunst?] —

ein kurzer überblick

Die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ verknüpft verschiedene soziale und kulturelle Agenda mit Optionen der Gegenwartskunst, wobei wir aus unserer langjährigen Erfahrung schöpfen, solche Vorhaben jenseits des Landeszentrums, in der sogenannten „Provinz“ zu realisieren. Dabei beziehen wir Kompetenzen aus der Praxis im Bereich eigenständiger Regionalentwicklung und haben auch auf dem Kunstfeld Zugänge entwickelt, die uns erlauben, für unseren Arbeitsbereich geltend zu machen: „Provinz war gestern!“

vorarbeiten für den schwerpunkt "frauen und technik": kulturmanagerin nina strassegger-tipl (links) und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov in albersdorf

Wir bemühen uns, das gesamte Geflecht an soziokulturellen und sozialgeschichtlichen zusammenhängen angemessen zu bearbeiten. Das bezieht sich in den großen Schwerpunkten auf unsere
+) Tage der agrarischen Welt
und den momentanen Fokus auf
+) Frauen und Technik
sowie verschiedene thematische Querverbindungen, die das
+) Kuratorium für triviale Mythen
bearbeitet, welches sich in den Kunstbereich verzweigt, aber stellenweise auch stark sachbezogen arbeitet. In diesen Zusammenhängen greifen wir momentan auch verstärkt das Thema
+) Mobilitätsgeschichte
auf.

christian strassegger (mitte) setze den heurigen auftakt zu "close to nature", was bernhard kober ("kuratorium für triviale mythen") mit einer aktion abrundete

Wir entwickeln unsere Projekte vor dem Hintergrund eines Themen-Horizonts, an dem zwei große Teil-Themen ineinander gehen, welche diesen Lebensraum, die „Energie-Region“, ausmachen:
+) die agrarische Welt
+) und die High Tech-Zonen.

Im Zentrum unserer Aufgaben steht die Befassung mit Gegenwartskunst und ihren Bedingungen. Die Bedingungen der Kunst sind über quasi benachbarte Genres berührbar:
+) die Alltagskultur
+) das Kunsthandwerk und
+) die Voluntary Arts,
… also jener sehr populäre Bereich, in dem sich interessierte Menschen außerberuflich mit künstlerischen Verfahrensweisen befassen.

Einige dieser Bereiche verknüpfen wir quer durch das Jahr mit künstlerischen Aktivitäten im Rahmen der Reihe „close to nature“. So fügt sich „kunst ost“ als Ganzes zu einem Gesamtvorhaben, in dem diese verschiedenen Themen- und Aufgabenstellungen in Theorie und Praxis verbunden werden.

[kuratorium für triviale mythen]
[Frauenmonat: FMTechnik!]
[april-festival 2012]
[close to nature]
[was ist kunst?]

weichenstellungen

wir haben, wie schon im beitrag verknüpfungen skizziert, mit dem ende unseres heurigen “april-festivals” die weichen für die weitere arbeit von “kunst ost” gestellt, da die inhaltlichen grundlagen nun im wesentlichen erarbeitet sind.

bei der programmarbeit (von links): christian strassegger, mirjana peitler-selakov und nina strassegger

dabei haben wir einen ausgangspunkt in der kooperation mit dem forscher branimir jovanovic zur “tesla-doktrin”, aus der wir wertvolle denkanstöße zum heutigen status quo unserer gesellschaft gewinnen. damit verstärken wir das fundament unseres mehrjährigen vorhabens, in der region den themenbogen “zwischen landwirtschaft und high tech” zu bearbeiten und unsere ergebnisse in eine kulturelle wie künstlerische praxis zu überführen.

branimir jovanovic forscht seit jahrzehnten über nikola tesla

der ingenieur und erfinder nikola tesla hinterließ rund 150.000 dokumente, in denen sein denken und seine damaligen ausblicke nachvollziehbar werden. branimir jovanovic hat mehrere jahrzehnte – gestützt auf diese dokumente – über tesla geforscht. jovanovic, selbst ein techniker und erfahren mit wissenschaftsgeschichte, blickt mit eben diesen kompetenzen auf tesla.

jovanovic zitiert aus einem interview mit tesla, das etwa 1920 stattgefunden hat:
“Wir befinden uns in einem Zeitalter der beispiellosen technischen Errungenschaften, die mehr und mehr zu einer absoluten Herrschaft über die Kräfte der Natur und der Vernichtung von Raum und Zeit führen. Aber diese Entwicklung, welche zu unserem Komfort, zu Bequemlichkeit und Sicherheit der Existenz beiträgt, weist nicht in Richtung einer wahren Kultur und Aufklärung. Im Gegenteil, sie ist zerstörerisch für Ideale.”

teslas umfassende kritik an den vor allem sozialen und politischen konsequenzen aus den anwendundunen der neuen technologien kann aus heutiger sicht sehr gut auf ihren gehalt überprüft werden. und dabei lassen sich erstaunliche anregungen finden.

die strecke: wir bespielen seit jahren strecken zwischen den orten der region mit akzenten und künstlerischen momenten

so haben wir nun den themen- und arbeitsbogen für die nahe zukunft weitgehend vollständig. die zwei wesentlichen pole sind, wie erwähnt, die agrarische welt und der high tech-bereich. den agrar-schwerpunkt bearbeite ich zur zeit mit tierarzt karl bauer und fotograf christian strassegger. im technikbereich ist kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov federführend, die als dipl. ing. der elektrotechnik das metier gründlich kennengelernt hat.

die künstlerische klammer für beide bereiche schaffen wir mit der projektreihe „close to nature“. das korrespondiert mit weiteren vorhaben des „kuratoriums für triviale mythen“, von dem ebenfalls beiträge kommen, die einen starken kunstbezug haben, aber auch populäre kulturformen nutzen.

es wird weitere „tesla-tage“ geben, mit denen wir uns der arbeit an der „tesla-doktrin“ widmen, wie sie jovanovic entworfen hat. außerdem wird peitler-selakov einen themenschwerpunkt „frauen und technik“ umsetzen.

unser erster nikola tesla-tag

nikola tesla ist im bereich der vormaligen „militärgrenze“ österreichs aufgewachsen. das war jenes gebiet, über welches die habsburger und die osmanen ihre reiche gegen einander gestellt sahen. branimir jovanovic, leiter des „nikola tesla-center“ in beograd, sieht in diesem biografischen hintergrund des erfinders wesentliche impulse zum recht asketischen leben teslas.

nikola tesla: seine erfindungen und sein denken zeigen einfluß auf unser leben bis in die gegenwart

der herausragende ingenieur hatte in graz studiert, war dann aber nach amerika gegangen, wo er grundlagen für die elektrifizierung der welt schuf. jovanovic, selbst ingenieur, hat fast drei jahrzehnte zu tesla geforscht und konnte dabei tausende handgeschriebene dokumente einsehen, die tesla hinterlassen hat; briefe, notizen, skizzen.

aus dieser arbeit bezog jovanovic auch eine profunde kenntnis der sozialen überlegungen teslas, dem viel daran gelegen war, im bereich seiner kompetenzen relevante fragen zu verfolgen. tesla befaßte sich offenbar intensiv mit der vorstellung, daß technsiche anwendungen zum wohle ALLER menschen eingesetzt werden könnten, um damit allgemein den leebensstandard anzuheben. (darin wollte ihm freilich eine kapitalistisch orientierte industrie nicht folgen.) in heutiger sprachregelung würde das heißen, tesla hat sich zum beispiel mit den fragen von verteilungsgerechtigkeit befaßt.

würden sie von diesen beiden herren ein gebrauchtes raumschiff kaufen? (links bernhard kober, rechts branimir jovanovic)

tesla ist auch anlaß für sehr kuriose deutungen geworden und erfreut sich in esoterischen kreisen großer beliebtheit. jovanovic grenzte sich da insoferne ab, als er seine eigene kompetenz als techniker betonte und aus dieser position heraus erzählte, daß all jene dokumente aus teslas hand, die er zur einsicht vorliegen hatte, die arbeiten eines technikers, nicht eines esoterikers sind.

nikola tesla war zeit seines lebens über seine außergewöhnlichen begabungen zu erstaunlichen arbeitsergebnissen gekommen. sein denken hat enormen einfluß entfaltet, der bis heute wirkt. unser erster „nikola tesla-tag“ im rahmen des „april-festivals“ war einer annäherung an dieses denken gewidmet.

den auftakt dieser „tesla-session“ bot allerdings der gleisdorfer bernhard kober, „chef-heizer“ in der motoren-abteilung eines lokalen modellbau-geschäftes. kober legte die grundlegenden unterschiede zwischen elektromotoren und verbrennungsmotoren dar. eine basis-orientierung, die zu verstehen helfen soll, welche umbrüche auf uns zukommen, wo wir das ende preiswerter automobile mit benzin- und dieselmotoren vermutlich noch erleben werden. (kober ist übriegens gründungsmitglied des kuratoriums für triviale mythen.)

wenn nun hierzulande alle welt anscheinend überzeugt verkündet: „die zukunft liegt in der elektromobilität!“, dann darf vorerst einmal bezweifelt werden, ob das so klar, so selbstverständlich ist, wie das von statten gehen wird und wohin uns das führen mag. gute gründe, sich diese themen genauer anzusehen.

der vortrag von branimir jovanovic bot dann unter anderem einen zugang zu dem an, was der foscher die „tesla-doktrin“ nennt. eine konklusio aus dem denken von tesla als anregung, eine kursänderung in der dominanten „konsum-kultur“ zu schaffen.

wir werden nun eine zusammenfassung dieses „tesla-tages“ erarbeiten. außerdem ist mit der session in ludersdorf der auftakt für eine längere arbeit an diesem themenkomplex vollzogen, was wir in kooperation mit dem „nikola tesla-center“ entfalten werden. eines der ziele dieser kooperation ist es, die thematik für ein laien-publikum zu erschließen, denn was sich heute als zukunftsträchtige elektro-mobilität verspricht, birgt noch eine menge klärungsbedarf.

— [doku #1] [doku #2] —
— [april-festival] —

nachhall

irgendwas klingt vergnügt nach. die vorletzte station. das war vorgestern. nun liegt noch dieser ungewöhnliche „tesla-tag“ vor uns. der ist gewissermaßen auch eine angelegenheit des „kuratoriums für triviale mythen“. bernhard kober und branimir jovanovic werden uns einige grundlagen der energiegewinnung und der kraftmaschinen darlegen: [link]

fotograf franz sattler mit avantouristischem haustier

unsere session in albersdorf ging vergnügt und ziemlich gemütlich über die bühne. der ort albersdorf ist heute von der automobil-industrie geprägt. das sieht man dem dorf nicht unbedingt so deutlich an, weil die fabriken jenseits der bundesstraße liegen, außerhalb des ortsgebietes.

aber die kommunlabgaben hängen davon ab, was in einer gemeinde an arbeitskräften gemeldet ist. daraus ergibt sich ein erheblicher kontrast zu rein agarisch geprägten gemeinden. denn es macht einen unterschied, ob kommunen eigene mittel aufbringen können oder stark von land und bund abhängig sind.

von links: franz sattler, emil gruber und martin krusche

wir haben uns nun in einigen jahren sehr gründlich in jene zusammenhänge geschraubt, die rund um einen autkühler auffindbar werden, wenn man genauer nachsieht, was da zusammengewirkt hat, um diesen status quo herbeizuführen, von dem wir nun langsam abzurücken haben.

individualverkehr auf der basis von verbrennungsmotoren wird ein immer exklusiveres vergnügen werden. die exklusivität … „exklusion“ bedeutet ja ausgrenzung, ausschluß. anfangs war das automobil nur den reichen vorbehalten. dazu könnte es wieder kommen.

wir sind überwigend die enkel und urenkel von proletarischen kreisen, von eher armen leuten in landwirtschaft und industrie. welche enorme rolle das private automobil als ideologisch aufgeladenes werkzeug in dieser sache spielte, ist allgemein nicht einmal annähernd bekannt und geläufig.

die zweite karte ist da ...

die karre war ein versprechen, am wachsenden wohlstand teilnehmen zu dürfen. das hatte sozialen und politischen sprengstoff in sich. kein zufall, daß dieses versprechen an fahrzeugen festgemacht wurde, die heute noch sehr populär sind. zum beispiel die vespa, der 500er fiat und sein österreichisches pendant, das „puch-schammerl“, der vw käfer … oder denken sie an den citroen 2cv.

übrigens! jetzt ist die zweite karte der edition des „kuratorium für triviale mythen“ das. und die zeigt ein kurios modifiziertes „puch-schammerl“: [link]

— [april-festival] —

simultane abläufe

lokalaugenschein. platzabsprachen. einige drinks und plaudereien. mit franz sattler und emil gruber (foto) im wollsdorferhof; also draußen auf der „strecke“, wo wir in wenigen tagen die ausstellung wheels eröffnen werden. davor wird noch eine andere ausstellung eröffnet: „ungleich/ist gleich“ [link]

emil gruber, erfahrener "avantourist", hat für seinen beitrag die zeitmaschine angeworfen

das heurige „april-festival“ ist zu einer bemerkenswerten schau kollektiver kreativität geworden. dabei zeigt sich einmal mehr, daß es für solche ereignisse eben nicht bloß um gegenwartskunst gehen kann, sondern erst eine verknüpfung aller vier genres zu einem derartigen ereignis führt.

der bisherige verlauf und die inhaltliche arbeit hat übrigens inzwischen eine klare themenstellung für das kommende jahr und das „april-festival“ 2012 ergeben. wir werden uns eine komplexe aufgabenstellung erarbeiten und dann an die umsetzung gehen: „leben: die praxis der zuversicht“. die startseite ist schon montiert: [link]

die themenstellung für das nächste "april-festival" ist schon fstgelegt

ich hab inzwischen auch etwas zeit gefunden, unsre radio-leiste voranzubringen. in sound-miniaturen von jeweils rund zwei minuten länge deponiere ich die „kunst ost kulturnotizen“ auf radio gleisdorf und schließlich in unserem ton-archiv. das aktuelle blatt: [link]

übrigens, die online-dokumentation des
erzeitigen „april-festivals“ wächst: [link]

komplexitätskrisen

wenn es gar so dicht hergeht, neige ich zu komplexitätskrisen. (dabei hat nicht die momentane komplexität meiner arbeit eine krise, sondern ICH wegen eben dieser komplexität.)

das hängt nicht bloß mit einem größeren arbeitspensum zusammen. es ereignet sich vor allem, wenn ich innerhalb einzelner tage zwischen zu vielen zu kontrastreichen themen und aufgaben hin- und herpendeln muß.

aus dem gedicht muß ein banner werden ...

da liegen dann zum beispiel gerade 60 zentimeter gedicht an … kleiner scherz! zu unserer station „wheels“ im rahmen des „april-festivals“ habe ich ein gedicht geschrieben, das in seiner endfassung bestätigt sein will, um auf ein banner von 60 x 60 zentimeter zu kommen: [link]

vom "kuratorium für triviale mythen" wird der "avantourismus" gepflegt

doch bevor wir diese station realisieren, steigt noch der erste „tag der trivialen mythen“, genauer: an diesem tag auf dem anwesen der familie pölzer in brodingberg steigt unsere „essig-rakete“.

die "essig-rakete" hat raumfüllendes format

und das ist keine gar so kleine sache, die medienkünstler niki passath da vorbereitet. übrigens, hier ist eben bei „vive les robots“ ein interview mit passah erschienen: [link] während ein teil der crew an der rakete arbeiten wird, hat ein anderer teil in der küche zu tun.

"la ida" eröffnet bald ihre firma

bei der brodingberg-session wird nämlich unsere experimental-bäckerin ida kreutzer ordinieren. sie repräsentiert für mich eine zeitgemäße deutung des begriffes kunsthandwerk. (mitte des monats wird ida übrigens ihre neue firma formell eröffnen.)

inzwischen wäre mit meinen „drei tenören“ ein lokalaugenschein fällig, aber zum bevorzugten termin habe ich schon einen lokalaugenschein mit meinen „avantouristen“. (franz sattler plädiert inzwischen längst wieder für das reisen. ja, wir sollten abhauen!)

übrigens! heimo steps, zur zeit vorsitzender des steirischen förderbeirates, hat mir nun die zwei termine für die „talking communities“ bestätigt. wir werden also im mai den öffentlichen diskurs über rahmenbedingungen des kunstgeschehens fortführen.

soll ich weitererzählen? ich lasse es vorerst. gehen wir einmal durch die nächsten stationen, dann werde ich hier die weiterens schritte im projekt „kunst ost“ darlegen.

— [april-festival] —

im licht zu kontrasten

manchmal ist ein hartes licht nötig, um in den aufkommenden kontrasten zu sehen, wo man steht. als kulturschaffende sind wir launige „beleuchter“ …

die flache kultur-steckdose stammt von fotograf christian strassegger, der auch das heurige cover-motiv für unser „april-festival“ geliefert hat. mit ihm habe ich eben ein längerfristiges teil-projekt von „kunst ost“ erörtert, das am nun ersten tag der agrarischen welt anknüpft.

die „kultur-steckdose“ von christian strassegger

es geht uns um die „sichtbarmachung“ der rationalen und emotionalen zusammenhänge, in denen sich die oststeiermark zu ihrem gegenwärtigen status herausgebildet hat; vor dem hintergrund ihrer komplexen sozialgeschichte. das hier schon skizzierte spannungsfeld zwischen agrarischer welt und high tech ergibt dabei eine spezielle herausforderung.

wir streben einen prozeß an, der sich deutlich vom werbeagentur-geschwätz unterscheidet, durch das uns nun schon so oft der blick auf unseren lebensraum verstellt wurde. das handelt dann zum beispiel auch von motiven, wie sie mir der vormalige bauernbub sepp gauster geschildert hat. eben noch ist gleisdorf ein „straßendorf“ gewesen, von landwirtschaften geprägt, die teils nur ein sehr karges leben erlaubten.

unternehmerin jaqueline pölzer und der vormalige bauer sepp gauster

gauster hat seinerzeit die kleine landwirtschaft, der er entstammt, hinter sich gelassen, ist der agrarischen welt aber stets verbunden geblieben. unternehmerin jaqueline pölzer ist einen umgekehrten weg gegangen. sie erschloß sich mit ihrem mann tino vor einigen jahren ein stück eben dieser agrarischen welt.

pölzers betrieb, in dem essig und senf erzeugt werden, ist zugleich seit jahren immer wieder ereignisort kultureller vorhaben: [link] ein weiterer bezugspunkt für uns, um formen einer kooperation im kulturbereich zu erproben, die nicht auf antiquierte art davon handeln, daß „wir“ von den „geldigen“ geld erbitten, um etwas realisieren zu können; in solchen klischeehaften polarisierungen würde hier nichts interessantes entstehen.

es geht statt dessen um das ausloten von kooperationsformen, in denen die beteiligten ganz unterschiedliche rollen finden. unsere station bei pölzer ist dem „kuratorium für triviale mythen“ gewidmet: [link]

unternehmer richard mayr beim finish für seinen ausstellungsbeitrag

völlig anderer art ist die kooperation mit apotheker richard mayr und zwei weiteren gleisdorfer unternehmern (franz lukas und andreas turk). sie sind selbst als kreative in das „april-festival“ eingestiegen und haben miteinander eine komplexe reflexion über den lebensraum gleisdorf erarbeitet.

diese verfahrensweisen bezwecken nicht bloß künstlerische ergebnisse, sondern haben auch den zentralen sinn, daß höchst unterschiedliche akteurinnen und akteure mit einander zu einer kulturellen praxis finden, die ja konkret erprobt werden muß.

dieser erfahrungsprozeß handelt von vollkommen verschiedenen positionen, interessenschwerpunkten und lebensstilen. eben dieser kontrastreichtum bildet ja etwas davon ab, was diese region real ausmacht.

— [april-festival] —

april-festival: aktueller stand

Wir durchleuchten heuer Zusammenhänge im regionalen Leben zwischen agrarischer Welt und High Tech, zwischen trivialen Mythen und realen Strategien der Krisenbewältigung. Es geht gewissermaßen um die Praxis der Zuversicht.

Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. Die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ schafft für diese kulturelle Möglichkeit einen Rahmen. Es geht um eine Versuchsanordnung, in der grundverschiedene Kreative Gelegenheit finden, gemeinsam für einige Wochen zu einem größeren Ganzen zu finden.

(coverfoto: christian strassegger)

Mit dem Thema des „April-Festivals“ 2011 – „elektrisiert“ – widmen wir uns dem Funken, der uns bewegt, um auf die Zukunft aktiv zugehen zu können.

Heuer haben wir erstmals das Formieren völlig autonomer „Location Crews“ angeregt, um so eine Organisationsform einzurichten, in der die teilnehmenden Personen selbst mehr Verantwortung für das Ganze tragen, in der zugleich die Prinzipien eigenständiger Regionalentwicklung in eine aktuelle Praxis überführt werden.

Wir haben außerdem innerhalb des „April-Festivals“ 2011 Schwerpunkte gesetzt. Neben den „Tagen der Kunst“ realisieren wir andere „Thementage“, wie etwa einen „Tag der agrarischen Welt“, einen „Tag der trivialen Mythen“ oder einen „Nikola Tesla-Tag“. (Tesla ist jener herausragende Ingenieur, dessen Erfindungen zu Grundlagen der Elektrifizierung der Welt wurden: [link])

In der praktischen Umsetzung des Festivals ergibt sich eine spezielle Referenz an die „Energie-Region“, indem heuer eine Gruppe Kunstschaffender aus Gutenberg, das zu den nördlichsten Gemeinden der Region zählt, in Wetzawinkel (Hofstätten), der südlichsten Gemeinde in der „Energie-Region“, gastiert. Zugleich haben wir in dieser Gesamtveranstaltung erstmals ein kulturelles Zusammenwirken der „Kleinregion Gleisdorf“ erreicht und so eine Praxis-Situation geschaffen, um mit solchen Anforderungen der Regionalentwicklung weitere Erfahrungen sammeln zu können.

+) Eine kurze Übersicht der Orte und Veranstaltungen: [link]
+) Das Programm mit den Akteurinnen und Akteuren: [link]
+) Laufende Notizen zur inhaltlichen Entwicklung dieses Festivals: [link]

Für „kunst ost“
Martin Krusche, Künstler
Mirjana Peitler-Selakov, Kunsthistorikerin
Nina Strassegger-Tipl, Kulturmanagerin

P.S.:
In unserer Arbeit bündeln wir vier Genres, die wir zu einander in Wechselwirkung bringen, damit Menschen mit sehr unterschiedlichen Intentionen und Talenten Anknüpfungspunkte finden: Alltagskultur, Voluntary Arts, Kunsthandwerk und Gegenwartskunst. Siehe dazu auch: [link]

Ausstellung: wheels

Emil Gruber, Martin Krusche und Franz Sattler sind drei Künstler, die dem „Kuratorium für triviale Mythen“ angehören. In einem dialogischen Prozeß loten sie einige Zusammenhänge aus, die das Thema „Fetisch Automobil“ berühren. Damit bezieht sich das Trio regional auch auf den Veranstaltungsort, auf ein industriell geprägtes Vorfeld von Albersdorf/Prebuch, in dem Zulieferbetriebe der Automobilindustrie ansässig sind.

emil gruber (links) und franz sattler sind reisende mit leidenschaft

Die Ausstellung „wheels“ ist ein gemeinsames Statement, in dem der Mythos untersucht wird, durch den das Automobil zur wuchtigsten „Kultur-Maschine“ unserer Spezies wurde. Vehikel, Projektionsfläche, Status-Symbol, auch Container für die verrücktesten Inhalte.

Da wir an der Schwelle zu völlig neuen Vorstellungen von (Massen-) Mobilität stehen, erscheint es lohnend, jene Klischees, Krisen, Mythen und Phantasmen, die uns an diesen historischen Fahrzeugtyp fesseln, zu überprüfen.

martin krusche ist der gründer des "kuratorium für triviale mythen"

Das Künstler-Trio geht dabei von einem Bruce Springsteen-Song („Thunder Road“) und einer Fotografie Sattlers aus, entwickelt jenseits dieser Markierungen ihr aktuelles Ensemble des „Avantourismus“.

Gruber, Krusche und Sattler setzen damit einen Kontrapunkt zum „Tag der agrarischen Welt“, welcher im Rahmen des „April-Festival“ 2011 von „kunst ost“ einen anderen Schwerpunkt der „Kleinregion Gleisdorf“ ausmacht. Das ergibt zugleich einen Pol in jenem Spannungsfeld der „Energie-Region“, das sich sozialgeschichtlich zwischen dem Agrarischen und High Tech aufblättert.

Ausstellung: „wheels“
Emil Gruber, Martin Krusche und Franz Sattler
(„Kuratorium für triviale Mythen“)
Eröffnung: 16.4.2011, 19:00 Uhr
Albersdorf/Prebuch, Gemeindezentrum

— [ein beitrag zum april-festival 2011] —