Schlagwort-Archiv: art under net conditions

Was es wiegt, das hat’s II: Ich

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Es hat jetzt nicht lange gedauert, daß ich hinter den Kulissen gefragt wurde: „Warum tust du das?“ Was tu ich? „Jemanden vorführen.“ Das tu ich? Wow! Wenn das den Status quo der steirischen Kulturpolitik treffend skizzieren würde, könnte ich mich von einer Brücke schmeißen. (Wir haben hier in der Nähe den Talübergang Arnwiesen, eine ziemlich imposante und sehr hohe Brücke.)

Autor Martin Krusche (Foto: Gerhard HY Fruhmann)
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Das neue Projekt

Wissenschafter Hermann Maurer hat sich immer auch auf anderen Gebieten als jener seiner Kernkompetenzen nach Anregungen umgesehen. Ich repräsentiert eine „Kunst unter Bedingungen der Vernetzung“ („Art Under Net Conditions“), die ein Konzeptkunst-Fundament hat und ebenso Schritte auf andere Gebiete nahelegt.

In diesem Büro in einem Haus, das später durch ein anderes ersetzt wurde, entstand Anfang der 1990er die Virtuelle Akademie Nitscha
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The Track: Pop * Ikarus

Wieso habe ich mehr als ein Jahrzehnt auf sehr konzentrierte Art an einer möglichen Position in der Gegenwartskunst gearbeitet („The Long Distance Howl“), um nun in der griechischen Mythologie anzukommen?

Joseph Beuys: Wer nicht denken will fliegt raus

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The Track: Axiom * 2014

Stückwerk. So ist diese Woche. Mein Auto steht in der Werkstatt, die Kälte der trüben Tage erscheint mir heimelig, nie finde ich vor Mitternacht Schlaf. Die Arbeitsräume in meiner Wohnung sind längst zu eng geworden. Was Arbeit ausmacht, belegt in tausend greifbaren Dingen fast allen verfügbaren Raum.

Ich hab eine einigermaßen radikale Projektphase zu reflektieren, in der ich Verrücktheiten und Niedertracht genauso hinnehmen mußte wie wunderbare Überraschungen zu erleben waren.

Kulturwissenschafter und Regionalentwickler Günther Marchner

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talking communities #2

für mich sind diese schritte als „back to some basics“ angelegt. im data overflow einer dominanten fernsehwelt a la berlusconi, die auch auf die anderen medienbereiche erdrückenden einfluß nimmt, haben wir gute gründe, uns dieser grundlegenden kompetenzen zu versichern und sie konsequent einzusetzen: reale soziale begegnung und diskurs im sinne von „nennen sie ihre gründe!“

ich hatte „im fenster“ unter anderem zur frage gefunden, warum wir das nicht per lautsprecher nach draußen übertragen. nein, es geht um genau diese nähe, wo die mediale reichweite sich aus der physis, aus der konstitution unserer sinne herleitet. im zentrum der stadt, gut sichtbar, präsent, aber nicht an ein größeres publikum adressiert.

zur erinnerung: „broadcasting“, also das prinzip „ein sender, viele empfänger“, war eine grundsituation des faschismus. das personal der tyrannis ist immer bestrebt, die individuell gehaltene kommunikation unter kontrolle zu bekommen. dem gegenüber brauchen wir strategien und praxisformen, „öffentlichkeit“ und öffentliche diskurse erhalten zu können, auch wenn und gerade weil die aktuelle mediensituation das eher zu demontieren scheint.

der schon erwähnte abend in der „art klinika“ [link] bekam noch ein kurioses stück realismus in eben solchen zusammenhängen; auf welche arten nämlich menschen ihre möglichkeiten ausloten, um ein geistiges und kulturelles klima zu sichern, in dem eine zeitgemäße demokratie sich einlösen könnte. das sind ja zusammenhänge, die in meiner auffassung einer “art under net conditions” insofern wichtig sind, als ich stets auch nach den „ungebungsbedingungen“ meiner kunst zu fragen habe.

publizist gregor mayer, versierter kenner der region

es ist mindestens 25 jahre her, daß ich gregor mayer das letzte mal begegnet bin. wir haben seinerzeit in graz gemeinsam an einem zeitungsprojekt gearbeitet, zu dem auch mein „avantouristischer“ kollege emil gruber gehörte. es ist also eine ewigkeit und drei tage her, daß wir einander sahen. nun kam er in der „art klinika“ zur tür herein.

mayer lebt seit den 1980ern in budapest und in beograd, schreibt für blätter wie „profil“ und „der standard“ über jene entwicklungen, die uns in eine neue ära wuchten, von der wir so wenig wissen, welche kräftespiele uns zu welchen ergebnissen führen werden.

wir saßen nachts noch in diesem kleinen lokal, wo man die suppe im kochtopf serviert bekommt. in wenigen tagen wird er nach kairo abreisen, um über die aktuelle lage im irak zu berichten.

ich skizziere diesen hintergrund deshalb, weil er den angemessenen kontrast zur momentanen situation im vordergrund abgibt. es könnte heißen: „der weg der tausend gespräche“. ein weg kultureller und politischer entwicklung im sinne zeitgemäßer demokratie, im sinne eines eintretens für die unteilbarkeit der menschenwürde.

einige sehr wichtige impulse habe ich dazu im jahr 1999 vom damaligen botschafter chiles erhalten. osvaldo puccio hatte meine einladung nach gleisdorf angenommen, um in eine dialog-situation zu kommen, in ungefähr das, was wir heute als „talking communities“ realisieren. wir erörterten seine teils radikalen erfahrungen vor dem hintergrund seiner jahrelangen reisen in die dörfer chiles, um dort mit den menschen ungezählte gespräche, diskussionen zu führen.

tausend gespräche. im sinne der haltung von hrant dink, über den mir von einer türkischen künstlerin erzählt worden ist, er habe ein prinzip verkörpert, das so lauten könnte: „reden, reden, reden, bis wir einander kannten.“ [link]

gregor repräsentiert in seinem metier dieses suchen nach vorläufigen klarheiten, dieses ausloten eines status quo bei gleichzeitigem bemühen um intellektuelle redlichkeit. das sind übrigens einige der grundlagen dessen, was wir uns unter „talking communities“ vorstellen. eine klare gegenposition zur kulturellen „ära berlusconi“.

— [talking communities] —

aktuell von gregor mayer:
Aufmarsch, Die rechte Gefahr aus Osteuropa

talking communities

die „art klinika“ in novi sad ist ein ort, aber auch eine formation; eine gruppe kunst- und kulturschaffender. in den kellerräumen befindet sich unter anderem die „schock-galerie“, ausgangspunkt jener jungen „allianz“, die eben entsteht und die ein materielles wie immaterielles netzwerk ergeben soll: [link]

ich hatte nach meiner session in einem schaufenster in der innenstadt [link] dort gestern einen abend zu fragen künstlerischer praxis: Input. Iz serije „Umetnicke prakse“.

wie sich in der anschließenden debatte zeigte, es gibt für kunstschaffende in serbien zwar „sichtbarkeit“, also zugang zur öffentlichkeit, aber kaum einen markt. und daß in einer post-kriegs-gesellschaft öffentliche budgets für die kunst auf den prioritätenlisten eher weiter unten vorkommen, wird kaum überraschen.

nun handelt meine auffassung von einer “art under net conditions” (“umetnost u uslovima umreženja”) zwar von strategien, die unter eben solche bedingungen zu ergebnissen führen, allerdings in einem generell sehr wohlhabenden land; verglichen mit serbien. im sinne von: wenn ich den markt eher meide und die allgemeine sichtbarkeit der prozesse schon das wesentlichste ereignis ist, was einen lauf der (künstlerischen) dinge angeht, weil die essenziellen aspekte kleineren kreisen vorbehalten sind, welche art kunstfeld läßt sich damit bereiten?

daß die essenziellen aspekte kleineren kreisen vorbehalten seien, meint eine künstlerische praxis, die sich nicht primär an ein massenpublikum oder „die branche“ richtet, sondern sehr viel stärker in der art einer „forschungsgruppe“ und überschaubaren „reisegesellschaft“ funktioniert. („the quest“)

der serbische künstler nikola dzafo

unabhängig davon muß sich freilich ein jahresbudget ausgehen, „to make a living“. aber da bleiben auch fragen offen, wie etwa die nach den optionen für einen künstler wie beispielsweise nikola dzafo, eine schlüsselperson der „art klinika“. dzafo ist primär ein exzellenter maler und findet eben in diesem genre zu keiner passablen marktposition; mangels eines ausreichend potenten kunstmarktes im lande. das äußert sich dann auch in so banalen fragen, wie oft ein bild neu grundiert und übermalt werden kann, da die leinwände ja nicht gratis vom himmel fallen.

— [talking communities] —