Schlagwort-Archiv: werner sonnleitner

Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner

Wir durchlaufen eine Serie kleiner Arbeitstreffen, die nicht bloß organisatorischen Fragen gewidmet sind. Diese Treffen münden zunehmend auch in Debatten von Fragen der Kunst und des Kunstbetriebes, wodurch wir die kontrastreichen Positionen innerhalb dieser Community besser kennenlernen.

Karl Bauer (links) und Werner Sonnleitner

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Status quo Ende 2012

Um es vorwegzunehmen: Uns geht es derzeit besser als ich für möglich gehalten hätte. Das verdankt sich zum Beispiel inspirierten Menschen, die auf konzeptionelle Schritte im Kernbereich dieser Kulturinitiative mit eigenen Ideen reagiert haben.

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TIP: Wortschatz-Buchpräsentation

Im vergangenen Juni wurden in Markt Hartmannsdorf die Preise eines oststeirischen Literaturwettbewerbes vergeben. Brigitte Karner und Peter Simonischek waren das Zentrum der Jury, zu der auch „Kleine“-Kulturchef Frido Hütter gehörte.

Peter Simonischek (links) und Werner Sonnleitner

Das ist ein Projekt des Vereins „Kultur und Begegnung“, der diesen Wettbewerb zum zweiten mal ausgeschrieben hat. Projektleiter Werner Sonnleitner hat nun die Arbeiten am Buch zum heurigen Wettbewerb abgeschlossen.

Die Vorstellung des Buches findet am Sonntag, dem 25. November 2012, ab 18:00 Uhr im „Dorfhof“ Markt Hartmannsorf statt. (Der Eintritt ist frei.)

kunst ost: reflexionen #6

Zwischen Partizipation und Konsumation

Wir sind im regionalen Kulturbetrieb noch stark von der Tendenz zu Events dominiert. Es wird zwar in der Kommunalpolitik kaum noch wer offen fragen „Wie viele Leute waren da?“, denn es hat sich herumgesprochen, daß diese Frage allein wenig klärt, aber traditionelles Funktionärswesen besteht mindestens unter der Hand auf diesem Kriterium als Hauptmaßstab.

Schauspieler Peter Simonischek (links) und Kulturpromotor Werner Sonnleitner

Ich hab es schon bei mehreren Gelegenheiten zur Sprache gebracht, unter anderem in „Eine neue Konzeption der Ethik?“, daß wir laufend prüfen sollten, welches Verhältnis von Konsumation zu Partizipation wir bei unseren Vorhaben zustande bringen. („Konsumation oder Partizipation, das ist eine der brisanten Fragen im laufenden Geschehen.“) [Quelle]

Auch in „Kulturpolitik als Two Trick-Pony“ taucht die Frage auf: „Wohin? Zu mehr Konsumation oder mehr Partizipation?“ [Quelle]

Ich fuhr gestern in Markt Hartmannsdorf, um die Präsentation der prämierten Arbeiten des Literaturwettbewerbes „Wortschatz 2012“ zu hören. Freilich waren hier viele Leute zugange. Dieses Ereignis wird vom renommierten Schauspielerehepaar Peter Simonischek und Brigitte Karner getragen.

Aber der Anlaß zu diesem vom Verein Kultur und Begegnung [link] getragenen Wettbewerb ist eben Partizipation. Ich war übrigens am allermeisten überrascht, wie hochkarätig die Arbeiten der jungen Leute waren; der Literaturwettbewerb ist für zwei Gruppierungen ausgeschrieben, Jugendliche und Erwachsene.

Schauspielerin Brigitte Karner

In seinen einleitenden Worten erwähnte Simonischek diesen Effekt der Massenkultur, dessen Konsequenzen wir zwar erahnen, der aber nur selten öffentlich zur Debatte steht. Denn wir wissen ja eigentlich nicht so genau, was es für Konsequenzen hat, wenn der dominante Anteil einer ganzen Bevölkerung seit Jahrzehnten an den „elektronischen Lagerfeuern“ sitzt, in die TV-Geräte starrt. (Aber wir sind heute auch nicht mehr ganz ahnungslos, was das bedeutet.)

Malerin Michaela Knittelfelder-Lang

Simonischek sagte, das Fernsehen habe „den Schalter von aktiv auf passiv umgelegt“, täglich ab 19:00 Uhr. Er bezog sich in dieser Einschätzung auf seine beruflichen Erfahrungen: „Theater lebt und leidet seit der griechischen Antike mit der menschlichen Leidenschaft.“ Worauf die sich richte, sei eben aufschlußreich. Den Weg in die Kunst bezeichnete Simonischek als einen „Austausch mit sich selbst und anderen“.

Dieses Argument ist ein Angelpunkt für kulturelles Engagement und ein Plädoyer für die Befassung mit Kunst. Es berührt Positionen, die in einem erheblichen Kontrast zur ladläufigen „Eventitis“ stehen. Damit ist auch der Blick auf den grundlegenden Unterschied zwischen Partizipation und Konsumation gelegt. Die Konsumation ist eben in sehr vielen Fällen ein Geschäft mit Surrogaten. Der „Austausch mit sich selbst und anderen“ darf als grundlegendes soziales Ereignis geltern, ohne welches menschliche Gemeinschaft gar nicht erklärbar wäre.

Die Präsentation, der Auftritt, die Ausstellung, all das ist natürlich nicht gering zu schätzen und hat unter anderem wichtige soziale Funktionen. Das hat aber ein geistiges Klima zur Bedingung, dessen Qualität und Reichweite als ein Gegenstand der Kulturpolitik zur Debatte stehen müßte.

Damit meine ich, Kulturpolitik muß durchaus offenlegen, wie sehr sie eher der Partizipation oder eher der Konsumation verpflichtet ist, wie sehr sie also auf welche Veranstaltungen setzt und in welchem Maß sie beiträgt, daß auch in der Region Inhalte und Ergebnisse erarbeitet werden können.

Ein reges Veranstaltungsprogramm, bei dem man bloß auf dem Kunstmarkt einkauft, ist sehr wesentlich eine Frage verfügbarer Budgets. Ein kulturelles Engagement, das Menschen dazu anregt, selbst handelnde und produzierende Personen des Kunst- und Kulturgeschehens zu werden, hat dagegen ganz andere Grundlagen.

[kunst ost: reflexionen]

kunst ost: zwischenstand II

Wie schaut’s aus? Gut schaut’s aus! Ich hab zwar die Zeit ab Oktober 2010 als extrem anstrengend erlebt. Da waren so gut wie keine Pausen möglich, viel Unklarheit und auch Unsicherheit am Beginn, vor allem in Summe ein sehr großes Arbeitspensum zu bewältigen. Ich hab in letzter Zeit auch schon einigen Unmut entwickelt, daß ich kaum noch zum meiner künstlerischen Arbeit komme; und das wäre ja eigentlich meine primäre Profession. Aber Krisen haben es eben so an sich, daß man sich die Belastungen in ihrem Ausmaß und ihrem Zeitpunkt nicht aussuchen kann.

Dem steht jedoch viel an positiven Ereignissen und Erfahrungen gegenüber. Die „Hauptsensation“ ist für mich das Funktionieren des Strukturdetails „Location Crew“. Im heurigen „April-Festival“ hat sich das fulminant bewährt: [link] Ohne diese Ereignis-Basis wäre ein derart üppiges Programm niemals realisierbar gewesen; schon gar nicht mit den heuer eher geringen Mitteln.

Werner Sonnleitner (Markt Hartmannsdorf)

Irmgard Hierzer (Gleisdorf), Michaela Knittelfelder-Lang (Markt Hartmannsdorf), Winfried Lehmann (Ludersdorf) und Hildegard Sowinz (Oberdorf) repräsentieren da einen definitiv neuen Typ regionaler Kulturschaffender in so einer Konzeption, welche meines Erachtens nun an der Schwelle zur Ausgereiftheit steht.

Zu diesen „Schlüsselpersonen“ des 2012er-Festivals ist außerdem anzumerken, daß sie etwas eingebracht haben, was in der „Initiativenszene“ der Steiermark ein wenig rar geworden ist: Sie haben sich vergnügt den gegebenen Möglichkeiten gewidmet, also getrachtet, mit den begrenzten Ressourcen ein möglichst feines Ergebnis zu erarbeiten, statt die Kraft mit Lamentieren zu vergeuden und der Welt mitzuteilen, was man alles tun KÖNNTE, wenn man ganz andere Bedingungen HÄTTE.

Hilde Sowinz (Oberdorf)

Diese fröhliche Art, sich der österreichischen Jammerkultur fernzuhalten, ist nach meiner Überzeugung ein Garant, daß sich weitere Vorhaben gut entwickeln lassen und dafür dann auch bessere Bedingungen und reichere Ressourcen zu gewinnen sind.

Ein anderer Aspekt, der in diesem Festival Wirkung gezeigt hat, ist die wachsende Kooperation mit völlig eigenständigen Kulturinitiativen. So war Werner „Sonni“ Sonnleitner von „Kultur & Begegnung“ in Markt Hartmannsdorf [link] zum wiederholten Mal unser Projektpartner.

Besonders wichtig erscheint mir die „werkstatt gleisdorf: zeitgeschichte + kultur“ [link] des versierten Wolfgang Seereiter, weil da nicht nur, aber sehr wesentlich an Themen gearbeitet wird, die mit Tabus behaftet sind, die gegenwärtig hohe Relevanz haben. (Wir haben noch allerhand Arbeit vor uns, um zu klären, wie man derlei kritische Positionen in einem Gemeinwesen stabilisieren, erhalten kann.)

Andere Kooperationen für das Festival bedürfen der Reflexion, um klären zu können, was sich da an weiterem Potential zeigen kann.

Winfried Lehmann (Ludersdorf) und Martin Krusche (rechts)

Ein eigenes Kapitel ist die Kooperation mit Geschäftsleuten. Davon werde ich noch separat berichten. Wichtig ist mir dabei: Das ist eine Phase bei kunst ost, wo wir primär nicht losgehen, um bei der Wirtschaft Budgets zu akquirieren, sondern um zu erwirken, daß sich Geschäftsleute handelnd in unsere Projekte einbringen.

Das ist ganz persönlich gemeint; ich versuche Situationen herbeizuführen, in denen sich Geschäftsleute als Akteurinnen und Akteure in das Kulturgeschehen einlassen, individuell dabei mitmachen. Ich bin überzeugt, daß wir auf dieser Ebene MITEINANDER etwas Nachhaltigeres entwickeln können, als dort auf herkömmliche Akquise zu setzen.

Der Fokus ist dabei keineswegs zufällig auf das Miteinander gerichtet. Um es polemisch verkürzt auszudrücken: Ich suche keine Financiers, sondern Verbündete und KooperationspartnerInnen. Das halte ich für die menschlich und ökonomisch interessantere Option in der Arbeit am kulturellen Klima unseres Lebensraumes.