Kategorie-Archiv: Mobilitätsgeschichte

Zwischen Pferd und Sattelschlepper

Nun der vorletzte Projekttag und das Ende des 2017er Jahres. Dieses LEADER Kulturprojekt mit dem Titel „Vom Pferd zum Sattelschlepper“ war zu einem erheblichen Teil von Recherchen geprägt, die der Gegenwart gewidmet wurden, aber dann auch sehr wesentlich die letzten 200 Jahre betroffen haben. Dazu hier ein spezielles Detail.

Cousins’ Patent-Dampfpflug, Juli 1858

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Individuelle Mobilität als kulturelles Thema

Unsere Session zum „Internationalen Museumstag 2013“ im Johann Puch-Museum Graz hatte als quasi Angelpunkt zur Region einen sehr wichtigen Fokus. Die regionale Themenstellung Energieautarkie und Mobilität könnte ja als rein technisch-technokratische Angelegenheit gedeutet werden; ist sie aber keinesfalls.

Peter Piffl-Percevic (rechts), Grazer Gemeinderat und praktizierender Puch-Pilot, führte durch das Museum

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Mobilitätsgeschichte im Buch

Die „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ hat eine sehr exponierte Themenstellung, welche ein Stück Praxis in Energiefragen ausmacht: Mobilität. Wir haben uns als Kulturinitiative dabei dem Teilthema Mobilitätsgeschichte gewidmet.

Was heute allen selbstverständlich erscheint, ist ein ganz junges Phänomen: Individuelle Mobilität auf der Basis von persönlichem Automobilbesitz.

Hauptmotiv: Der Wünschendorfer Wirt Gottfried Lagler, praktizierender "Puch-Pilot", in unserem Buch über den Steyr-Puch 500 (Krusche & Marschik)

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Die aktuelle Krisensituation verstehen

Ich hab kein Problem mit der Tatsache, daß wir Krisen bewältigen müssen. In unserer Kulturgeschichte besteht seit Jahrtausenden die Vorstellung, daß jede Katharsis eine Krisis zur Vorbedingung habe. Außerdem sind Umbrüche aufregende Zeiten; wenn auch ziemlich anstrengend.

Im Jahr 1848 wurde das Ende der „Erbuntertänigkeit“ rechtskräftig, 1919 endete die Feudalzeit formal. Es folgte ein autoritärer Ständestaat, der in die Nazi-Tyrannis mündete. 1945 durfte die Zweite Republik anbrechen. Wir haben also noch nicht gar so viel Erfahrung damit, ein Kulturgeschehen inhaltlich zu gestalten, kulturpolitisch zu verhandeln und mit angemessenen Ressourcen auszustatten, um nicht bloß Eliten zu bedienen, sondern Zugänge zu Kunst und Kultur für eine Massengesellschaft zu schaffen, zu öffnen…

Ab den späten 1970ern wurde erprobt und etabliert, was wie heute als freie bzw. autonome „Initiativenszene“ kennen. Vieles, was einst unsere Arbeit war, ist heute Standard konventioneller Kulturbeauftragter. Wir sind also überfällig, neue Aufgaben zu finden. Dabei kommt uns der Lauf der Dinge aufmunternd entgegen, denn demnächst bleibt auf mehreren Feldern kein Stein auf dem anderen.

Wir haben in der Kooperation von „kunst ost“ und „kultur.at“ einen Schwerpunkt herausgearbeitet, der mit dem Kürzel KWW markiert wurde: Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.

Da wir uns nicht nach den dominanten Marktsituationen reichten möchten, da wir aber auch keine 100 Prozent Abhängigkeit vom Staat für sinnvoll halten, ist neu zu klären, wie diese drei Bereiche sich zu einander verhalten mögen; speziell jenseits des Landeszentrums, in der „Provinz“.


Damit meine ich auch, wir haben zu klären, worin genau der Leistungsaustausch bestehen mag, der uns Budgets einbringt. Ich hab einiges zu diesen Überlegungen im Beitrag „Feine Krise“ [link] skizziert. Unsere genaue Kooperationssituation ist hier dargestellt: [link]

Ich hab außerdem zu behaupten, daß es „Die Wirtschaft“ nicht gibt und daß wir gefordert sind, etwas differenzierter klar zu machen, mit wem wir uns unter welchen Bedingungen was vorstellen können; siehe dazu: [link] Das handelt von RAHMENBEDINGUNGEN für all das, was wir dann einzeln und ganz speziell der GEGENWARTSKUNST widmen. In der Arbeitspraxis siehst das abschnittweise aus wie in den folgenden Absätzen umrissen.

Kleiner Einschub: In der „Provinz“ dominieren seites der Kreativen die „Voluntaries“ übermächtig. Das meint, mindestens 80 Prozent der Leute, die hier einen Kulturbetrieb reklamieren, um selbst zu veröffentlichen/auszustellen, sehen sich keineswegs der Gegenwartskunst verpflichtet, sondern repräsentieren die Voluntary Arts: [link] Das hat fundamentale kulturpolitische Konsequenzen.

Wo stehen wir im Moment? Ich hab im vorigen Eintrag [link] skizziert, welche Grundlagen im „FrauenMonat“ 2012 nun greifbar sind, um ein Labor-Projekt („FMTech_Lab!“) zu initiieren. Eine andere Themenlinie ist hier beschrieben: [link] Das bündelt in Summe Aspekte folgender Teilthemen:
+) Mediengeschichte
+) Industriedenkmäler
+) Sozialgeschichte
+) Mobilitätsgeschichte.

Warum haben wir den Fokus ausgerechnet darauf gerichtet? Wir sind die Kinder einer Massenkultur, deren markanter Auftakt in den 1930er-Jahren zu Situationen geführt hat, die uns derzeit ausmachen. Eines der großen Themen dieser Zeit ist die Massenmobilisierung und deren Generalfetisch, das Automobil.

Schon bevor diese Ereigniskette, symbolisiert vom Codesystem „Stromlinie“, unsere vertraute Welt völlig zu verändern begann, haben verschiedene Formen technischer Reproduzierbarkeit und der Massenfertigung zu enormen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Konsequenzen geführt.

Wenn wir also in der „Provinz“ einen kulturpolitischen Diskurs wünschen, sollten Grundlagen und Hintergründe der kulturellen Situation wenigstens im Ausmaß von Zeitgeschichte einigermaßen geläufig sein.

Mobilitätsgeschichte: Jubilar Johann Puch

Im Zeichen der Marke Puch sind nicht mehrere, sondern viele Generationen mit dem Straßenverkehr vertraut geworden. Fahrräder, Mopeds, Roller, Motorräder und Automobile der Steyr-Daimler-Puch AG haben bis heute einen exzellenten Ruf, obwohl es die ursprünglichen Produktionen längst nicht mehr gibt.

Der Namenspatron Johann Puch, ein gewesener Keuschlerbub, welcher es in Graz zum Fabrikanten gebracht hat, starb 1914: [link] Sein Tun hatte also mit den Nachkriegsprodukten keinerlei direkte Verbindung. Es waren allerdings die Qualitätsstandards, die Vielseitigkeit des Altmeisters und seine Erfolge im Alltagsgebrauch der Fahrzeuge wie im Rennsport, die als wegweisend galten.

Die Drehbank ist ein Original aus der Werkstatt des Johann Puch

Am 27. Juni 2012 jährt sich Puchs Geburtstag zum 150. Mal. Das wird der Anlaß zur Wiedereröffnung des Grazer Puch-Museums. Damit haben wir im „Kuratorium für triviale Mythen“ zwei gewichtige Aspekte im Fokus.

a) Am Beispiel Puch läßt sich Sozial- und Mobilitätsgeschichte darstellen und nachvollziehen, wie sie in genau jenen 150 Jahren das Antlitz der Welt verändert haben und eine davor völlig unbekannte Massenkultur hervorbrachten.
b) Mit dem einstigen Untersteirer Puch und den regionalen Konsequenzen seiner Karriere ist dieser Geschichtskomplex eng an die Steiermark gebunden, hat also ein geografisches Bezugsfeld ersten Ranges, in dem wir Einblicke erhalten können, die anderorts so nicht möglich sind.

Wir arbeiten ja schon eine Weile an diesem Themenkomplex, inwischen auch zum Grazer Museum hin verzweigt, das teils völlig einzigartige Artefakte und Archivalien birgt.

Die neue Website des Grazer Puch-Museums ist in Betrieb

Momentan baue ich für das Museum zur Neueröffnung gerade dessen neue Website auf: [link] Das bringt nicht nur einen Nutzen fürs Haus, es ist auch ein Stück praktischer Erfahrungsstrecke, um einiges zu klären, auf welche Arten sich Zentrum-Provinz-Beziehungen (und vice versa) zwischen kulturellen Einrichtungen gestalten lassen.

Ja, ich weiß, das ist jetzt noch kein „Pool der Wissenschaft“. Aber es ist ein Angelpunkt, ein Umschlagplatz, an dem akademische, allgemein kulturelle und triviale Interessenslagen in eine nützliche Wechselbeziehung kommen können. Es geht mir um eben diese Mischung. Es geht uns zur Zeit ganz wesentlich um die Frage,
a) warum und
b) falls je: wie
in der Praxis Kunst, Kultur und Wissenschaft mit einander längerfristig zu tun haben können/sollten.

Dabei würden uns keinerlei an Haaren herbeigezogene Gründe etwas nützen. Wir müssen an sehr konkreten Gegebeneheiten ansetzen; was hiermit geschieht.

— [die feierlichkeiten]–
— [die gefolgschaft des ikarus] —