In meiner Kindheit war „Kuchen“ fast ein Synonym für „Oma“. Meine Mutter pflegte zu betonen, sie könne das nicht, während ihre Schwägerin, meine Tante Martha, ganz nach ihrer Mutter kam, eindeutig als Keks- und Kuchen-Champion galt.

In meiner Kindheit war „Kuchen“ fast ein Synonym für „Oma“. Meine Mutter pflegte zu betonen, sie könne das nicht, während ihre Schwägerin, meine Tante Martha, ganz nach ihrer Mutter kam, eindeutig als Keks- und Kuchen-Champion galt.
es sind oft feine kräftespiele, die eine position vom feld des kunsthandwerkes hinüber zur kunst verschieben. irmgard eixelberger bewegt sich gerade als grenzgängerin zwischen diesen zonen. ihre profunde kenntnis des brauchtums im agrarischen leben ergab nun einen anknüpfungspunkt für uns, um zu einer ersten „erweiterten runde“ zusammenzufinden, in der wir einige künstlerische optionen der „tage der agrarischen welt“ debattierten.
auch hier gilt, daß kunstschaffende nicht zu einem „dekorationsgeschäft“ aufgerufen sind. es geht darum, daß sie mit ihren bevorzugten mitteln auf gemeinsam festgelegte frage- und aufgabenstellungen reagieren. im dialog mit leuten, die genau das mit anderen mitteln tun. dieser zugang basiert auf einer vorstellung, die wir dem „april-festival“ 2011 zugrunde gelegt hatten:
„Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden. Die Stimmen zu erheben ist in diesem Fall auch metaphorisch gemeint und bezieht sich auf das Einsetzen der jeweils bevorzugten Kommunikations- und Gestaltungsmittel.“ [quelle]
das bedeutet zum beispiel ebenfalls, kunstschaffende von auswärts mit verschiedenen akteuren des regionalen gemeinwesens in interaktion zu bringen. ein beispiel dafür war die session beim unternehmer-ehepaar jaqueline und tino pölzer, bei der wir experimentalbäckerin ida kreutzer, medienkünstler niki passath und fotograf emil gruber zu gast hatten. [die crew]
nun arbeiten wir am kommenden „april-festival“ das den titel „leben: die praxis der zuversicht“ [link] tragen wird. mit dem eingangs erwähnen arbeitstreffen ist auch eine erste laborgruppe formiert worden, zu der sich noch der fotograf christian strassegger und die künstlerin renate krammer zählen. strassegger arbeitet übrigens auch an einem eigenen konzept für einen beitrag zu den „tagen der agrarischen welt“.
wir gehen gerade daran, unseren aktuellen arbeitsansatz mit landesrat christian buchmann zu debattieren. aus unserer konzeption ergibt sich nämlich ein ganz anderer modus als herkömmlich zirkulierende „geschäftsmodelle“, wie wirtschaftstreibende und kunstschaffende mit einander zu tun haben können. dieser modus steht auch im kontrast zu gängigen befürchtung, die wirtschaft werde die kunst vereinnahmen. wenn sich dieser ausgangspunkt klar markieren läßt, nämlich eine gemeinsamen fragen- und aufgabenstellung, dann ergeben phantasien vom vereinnahmen keinen sinn.
der kanadier simon brault gibt in seiner streitschrift “no culture, no future” einen anregenden hinweis auf solche zusammenhänge: „We are still locked in a restrictive mode that is preventing us from taking full advantage of the potential of the arts and culture, which are incredible vectors of creativity, the principal driver of economic and social growth.“
brault sagt ebenso unmißverständlich: „Culture is not a parasite of economic and social development, but it can be a motor for it.“
das verlangt etwa, herkömmliche rollenzuschreibungen aufzugeben. als beispiel: wenn ich mich bemühe, versierte unternehmer für ein projekt zu gewinnen, und zwar als akteure, dann betrachte ich sie nicht als „geldquelle auf zwei beinen“, sondern als personen, die a) interessante kompetenzen einbringen und b) ihrerseits sehr konkrete erfahrungen mit unserem milieu und unseren arbeitsweisen machen.
das bringt nicht bloß interessante ergebnisse, wie sich etwa im fall von „ist gleich/ungleich“ gezeigt hat. da ging es mir darum einen kaufmann (richard mayr), einen ingenieur (andreas turk) und einen handwerker (franz lukas) für ein gemeinsames vorhaben zu gewinnen: [link]. derlei modi verändern auch die kulturelle situation eines ortes.
nun geht es darum, solchen wechselseitigen erfahrungsprozessen mit ihrer gemeinsamen wirkung nach außen als ein spezielles kulturelles geschehen dauer zu verleihen. dabei spielt zwar die gegenwartskunst eine wichtige, aber nicht die einzige rolle.
ich hab übrigens gerade zusammengefaßt, welche art von rolle ich in solchen zusammenhängen für kunstschaffende sehe: [link]
es geht mir da um eine klare position, sich den verschiedenen varianten simpler verwertungslogik zu entziehen. was sich nun interessanterweise zeigt: genau darin, nämlich im ablehnen simpler verwertungslogik, finden wir dann auch mit manchen wirtschaftstreibenden und einzelnen leuten aus politik und verwaltung konsens. offenbar ein tauglicher ansatz, um begegnung und umgang in augenhöhe zu erproben.
wenn es gar so dicht hergeht, neige ich zu komplexitätskrisen. (dabei hat nicht die momentane komplexität meiner arbeit eine krise, sondern ICH wegen eben dieser komplexität.)
das hängt nicht bloß mit einem größeren arbeitspensum zusammen. es ereignet sich vor allem, wenn ich innerhalb einzelner tage zwischen zu vielen zu kontrastreichen themen und aufgaben hin- und herpendeln muß.
da liegen dann zum beispiel gerade 60 zentimeter gedicht an … kleiner scherz! zu unserer station „wheels“ im rahmen des „april-festivals“ habe ich ein gedicht geschrieben, das in seiner endfassung bestätigt sein will, um auf ein banner von 60 x 60 zentimeter zu kommen: [link]
doch bevor wir diese station realisieren, steigt noch der erste „tag der trivialen mythen“, genauer: an diesem tag auf dem anwesen der familie pölzer in brodingberg steigt unsere „essig-rakete“.
und das ist keine gar so kleine sache, die medienkünstler niki passath da vorbereitet. übrigens, hier ist eben bei „vive les robots“ ein interview mit passah erschienen: [link] während ein teil der crew an der rakete arbeiten wird, hat ein anderer teil in der küche zu tun.
bei der brodingberg-session wird nämlich unsere experimental-bäckerin ida kreutzer ordinieren. sie repräsentiert für mich eine zeitgemäße deutung des begriffes kunsthandwerk. (mitte des monats wird ida übrigens ihre neue firma formell eröffnen.)
inzwischen wäre mit meinen „drei tenören“ ein lokalaugenschein fällig, aber zum bevorzugten termin habe ich schon einen lokalaugenschein mit meinen „avantouristen“. (franz sattler plädiert inzwischen längst wieder für das reisen. ja, wir sollten abhauen!)
übrigens! heimo steps, zur zeit vorsitzender des steirischen förderbeirates, hat mir nun die zwei termine für die „talking communities“ bestätigt. wir werden also im mai den öffentlichen diskurs über rahmenbedingungen des kunstgeschehens fortführen.
soll ich weitererzählen? ich lasse es vorerst. gehen wir einmal durch die nächsten stationen, dann werde ich hier die weiterens schritte im projekt „kunst ost“ darlegen.
— [april-festival] —
ida kreutzer, deren ausstellung „women“ momentan im gleisdorfer „einraum“ zu sehen ist, sagte in einem interview: „Außerdem finde ich es interessant, dass Frauen, wenn man sie zum ersten Mal fotografiert, immer wieder versuchen werden, süß, sexy oder attraktiv auszuschauen. Das hat mich angespornt, hinter diese Kulisse zu gelangen und die Persönlichkeit – soweit dies möglich ist – zu fotografieren.“ [quelle]
dieses hinter die kulissen blicken als grundlage künstlerischer praxis fürht dann auch in ganz andere winkel unserer kultur. so wird kreutzer als experimentalbäckerin ein set beim kommenden „april-festival“ bestreiten, zu dem sich anschließend der medienkünstler und robotiker niki passath gesellt.
es geht uns um einen kühnen genre-mix, in dem keine hierarchischen konzepte weitergeschrieben werden, was zu ärgerlichen verengungen führen müßte. wir ringen um einen praktikablen modus, in dem verfahrensweisen kombiniert werden, die vormals innerhalb eines „bürgerlichen bildungskanon“ eher streng getrennt waren.
bei der aktuellen ausstellungseröffnung habe ich in einem der gespräche ein sehr anregendes statement erhalten. winfried lechner, architekt und einer der geschäftsführer von „ingenos.gobiet“ meint: „das ergebnis ist der tod der entwicklung.“
eine radikale überlegung als gebot, sich unverzüglich die nächsten schritte vorzunehmen, wenn man gerade bequem auf einem zwischenergebnis sitzt.
ida kreutzer ist ein nicht zu bremsendes bündel an kreativität. als experimental-bäckerin war sie das zentrum unseres auftaktes im „kuratorium für triviale mythen“, wo es hieß: „in medias keks!“
als designerin von schmuck und accessoires kennen wir sie noch nicht näher, als singer-songwriter hat sie spuren hinterlassen, als fotografin war sie schon sichtbar. nun gastiert ida kreutzer mit einer serie ihrer foto-studien junger frauen im „einraum“ in gleisdorf.
am 4. februar wird um 19:00 uhr eröffnet.
p.s.:
beim kommenden „april-festival„ wird ida kreutzer wieder als experimental-bäckerin tätig werden. im backofen soll ein glänzender „hot rod“ entstehen.