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KWW: Eine neue Konzeption der Ethik?

Meine vorigen Notizen zur dritten Session von KWW endeten mit dem Zugehen auf eine Frage. Ich schrieb, es gehe auch darum, verbindlich herauszufinden: „Wonach hungert unsere Region?“ Diese Frage, von Hans Meister formuliert, stand am Ende des Abends im hause der estyria. An seinem Beginn hatte Kunsthistorikerin Mirjana Peitler-Selakov zu einer anderen Frage hingeführt: „Wie finden wir, aus all den verschiedenen Lebensbereichen kommend, zu einer neuen Konzeption der Ethik?“

Mirjana Peitler-Selakov (Foto: Sabine Zettl)

Ausgangspunkt dazu war ihre Schilderung, wie wir im Arbeitsansatz Close to Nature künstlerische Zugänge entwerfen, die sich neben den ästhetischen Aufgaben auch solchen Aufgaben widmen. Peitler-Selakov: „Wir leben mit einem Verlust der natürlichen Umwelt als Erfahrungsraum.“ Dieser Erfahrungsraum sei den meisten von uns verloren gegangen.

Unsere Projektarbeit bündelt dabei nun fünf Optionen: Körperlichkeit, Fühlen, Denken, Wahrnehmen und Handeln. Wir thematisieren hier auch die angemessene Balance zwischen Eigennutz und Gemeinwohl. Peitler-Selakov fragte nach der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Worin sich Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in dieser Angelegenheit treffen können?

Sind gemeinsame Fragestellungen dingfest gemacht, werden gemeinsame Aufgabenstellungen greifbar. Das ist eine unserer Grundideen. Wo wir die fünf Optionen bündeln möchten, die Körperlichkeit, das Fühlen, das Denken, die Wahrnehmen und das Handeln, haben wir jede Möglichkeit, das in unterschiedlicher Intensität einzusetzen.

Peitler-Selakov: „Alle diese Elemente ansprechen, getrennt, zusammen, in Etappen. So daß der Mensch durch diese Erfahrungen, durch denken und wahrnehmen, letztlich auch zum Handeln kommt. Das ist unsere zentrale Idee.“

Hier wird betont, was wir schon in der zweiten KWW-Session hervorgehoben haben, daß wir auch im Zugang zur Kunst mehr Anregungen zur Partizipation schaffen möchten, damit der Fokus nicht so stark auf dem Bereich der Konsumation bleibt. Konsumation oder Partizipation, das ist eine der brisanten Fragen im laufenden Geschehen.

Praktisch geht es um kein ODER, es geht um das UND mit dem daraus folgenden Verhältnis beider Möglichkeiten zueinander: Konsumation und Partizipation.

Es gibt zu diesem Themenschwerpunkt eine kleine Vorgeschichte. Mirjana Peitler-Selakov war einige Zeit leitende Kuratorin eines Medienkunstlabors im Grazer Kunsthaus. Im Jahr 2008 ist es ihr gelungen, die amerikanische Medienkünstlerin Victoria Vesna ins Haus zu holen. In den Debatten, die wir führten, verwies Vesna auf Richard Buckminster Fuller, von dem die Ansicht stammt, Integrität werde die Ästhetik des 21. Jahrhunderts sein.

Victoria Vesna, Martin Krusche

Ich habe bei Vesna damals noch nachgefragt, ob das so gemeint sei, wie es bei mir angekommen ist. Vesna bestätigte: „The great aesthetic which will inaugurate the twenty-first century will be the utterly invisible quality of intellectual integrity;…” Das vollständige Zitat in meinem Logbuch: [link]

Darin liegt übrigens auch ein Hinweis darauf, daß es quer durch das 20. Jahrhundert Ereignislinien gibt, auf denen Kunstschaffende — ganz ähnlich wie in der Grundlagenforschung — konsequent an relevanten Themen arbeiten.

Daß sich Künstler als Forschen verstehen, hat übrigens seine Wurzeln mindestens in der russischen Avantgarde zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Es geht dabei also nicht um die Selbstinszenierung als Boheme, um ein „antibürgerliches Gehampel“, das sich im Tragen auffälliger Hütchen und lautem Gehabe erschöpft.

Hier zeigt ein Metier seine Möglichkeiten, wobei die Kunst einen der Angelpunkte ergibt, in dem sich menschliche Gemeinschaft bewegt.

+) close to nature
+) … und dann 2050

[KWW: Die dritte Session]

eine kleine zusammenfassung

seit geraumer zeit loten wir die themenstellung „zwischen landwirtschaft und high tech“ aus. dieses unser generalthema ist auf die oststeiermark gesamt bezogen, aber auch auf die „energie-region weiz-gleisdorf“ angewandt.

das bedeutet, wir bearbeiten diese themen mit künstlerischen, kulturellen und sozialgeschichtlichen beiträgen. daraus haben sich zwei hauptthemen ergeben:
+) agrarische welt
+) frauen und technik

unser fokus liegt natürlich auf gegenwartskunst. um dieses thema zu stärken, befassen wir uns auch mit beiträgen im bereich der voluntary arts.

grübeln für die kunst. von links: kulturwissenschafter günther marchner, jazz-promotor franz maunz und künstler gerhard flekatsch

+) tage der agrarische welt / schlüsselperson: karl bauer
das wird gerade zu einer veranstaltungsreihe verdichtet, es hat sich dazu auch schon a) eine laborgruppe formiert und b) fotograf christian strassegger den ansatz einer „location crew“ erarbeitet. [link]

+) frauen, macht und technik / schlüsselperson: mirjana peitler-selakov
dieser bereich hat sich aus dem „frauenmonat“ von „kunst ost“ heraus entwickelt. mirjana peitler-selakov hat die programmatische arbeit daran fortgeführt und wir haben auch schon eine konkrete kooperation mit einem der großen betriebe in der region erreicht. [link]

das unternehmer-ehepaar jaqueline und tino pölzer hat uns eben zu einer weiteren station in seinem betrieb eingeladen

+) close to nature / schlüsselperson: mirjana peitler-selakov
eine komplementäre struktur zu den oben genannten hauptlinien ist der gegenwartskunst gewidmet. dabei liegt hier der fokus auf arbeiten, die sich dann hauptsächlich in freier natur zeigen. [link]

+) schwerpunkt gegenwartskunst / schlüsselperson: martin krusche
eine kooperation mit dem kunstsammler erich wolf soll über einen zeitraum von fünf jahren die grundlage für ein regionales „kompetenzzentrum gegenwartskunst“ schaffen, das auf internationalen rang abzielt. zu diesem prozeß gehören fachtagungen, symposien und andere vorhaben, die uns diesem ziel näherbringen. das thema für unser erstes symposion im herbst 2012 steht fest: „regionalität und realität // globalität und virtualität“. [link]

+) kulturspange / schlüsselperson: martin krusche
wir haben heuer die basis einer kooperation kunst- und kulturschaffender eingerichtet, mit der wir eine „kulturspange“ quer durch das bundesland realisieren und auch vereinzelt über nationale grenzen hinaus erweitern möchten. [link]

filmfestival "diagonale": brigitte bidovec (links) und barbara pichler

+) april-festival
wir arbeiten schon eine weile an der themenstellung für april 2012: „leben: die praxis der zuversicht“. dieses vorhaben wird sich etwas konzentrierter und von der dimension her kleiner ausfallen als vorherige april-festivals. wir setzen dabei auf eine verfeinerte themenbearbeitung. [link]

+) filmkunst
während die kooperation mit kunstsammler erich wolf schon richtung praxis gediehen ist, hat unsere kooperation mit dem filmfestival „diagonale“ noch den status der entwicklungsarbeit.  das festival steht ja in seiner konzeption und wirkung für sich. was wir nun bearbeiten, ist die frage nach sinnvollen komplementär-schritten, die a) quer durchs ganze jahr angelegt sind und b) jenseits von graz wirkung zeigen: [link]

ein kurzer überblick

Die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ verknüpft verschiedene soziale und kulturelle Agenda mit Optionen der Gegenwartskunst, wobei wir aus unserer langjährigen Erfahrung schöpfen, solche Vorhaben jenseits des Landeszentrums, in der sogenannten „Provinz“ zu realisieren. Dabei beziehen wir Kompetenzen aus der Praxis im Bereich eigenständiger Regionalentwicklung und haben auch auf dem Kunstfeld Zugänge entwickelt, die uns erlauben, für unseren Arbeitsbereich geltend zu machen: „Provinz war gestern!“

vorarbeiten für den schwerpunkt "frauen und technik": kulturmanagerin nina strassegger-tipl (links) und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov in albersdorf

Wir bemühen uns, das gesamte Geflecht an soziokulturellen und sozialgeschichtlichen zusammenhängen angemessen zu bearbeiten. Das bezieht sich in den großen Schwerpunkten auf unsere
+) Tage der agrarischen Welt
und den momentanen Fokus auf
+) Frauen und Technik
sowie verschiedene thematische Querverbindungen, die das
+) Kuratorium für triviale Mythen
bearbeitet, welches sich in den Kunstbereich verzweigt, aber stellenweise auch stark sachbezogen arbeitet. In diesen Zusammenhängen greifen wir momentan auch verstärkt das Thema
+) Mobilitätsgeschichte
auf.

christian strassegger (mitte) setze den heurigen auftakt zu "close to nature", was bernhard kober ("kuratorium für triviale mythen") mit einer aktion abrundete

Wir entwickeln unsere Projekte vor dem Hintergrund eines Themen-Horizonts, an dem zwei große Teil-Themen ineinander gehen, welche diesen Lebensraum, die „Energie-Region“, ausmachen:
+) die agrarische Welt
+) und die High Tech-Zonen.

Im Zentrum unserer Aufgaben steht die Befassung mit Gegenwartskunst und ihren Bedingungen. Die Bedingungen der Kunst sind über quasi benachbarte Genres berührbar:
+) die Alltagskultur
+) das Kunsthandwerk und
+) die Voluntary Arts,
… also jener sehr populäre Bereich, in dem sich interessierte Menschen außerberuflich mit künstlerischen Verfahrensweisen befassen.

Einige dieser Bereiche verknüpfen wir quer durch das Jahr mit künstlerischen Aktivitäten im Rahmen der Reihe „close to nature“. So fügt sich „kunst ost“ als Ganzes zu einem Gesamtvorhaben, in dem diese verschiedenen Themen- und Aufgabenstellungen in Theorie und Praxis verbunden werden.

[kuratorium für triviale mythen]
[Frauenmonat: FMTechnik!]
[april-festival 2012]
[close to nature]
[was ist kunst?]

lebhafte tage

mein hang zur repräsentationsarbeit hält sich sehr in grenzen. aber sichtbarkeit, wahrgenommen zu werden … es gehört zum geschäft, diese aspekte nicht zu ignorieren. umgekehrt betrachtet: es freut mich natürlich auch, wenn unsere arbeit u.a. dadurch gewürdigt wird, daß sie in einem größeren rahmen beachtung findet.

beim „europa-tag“in der aula der alten universität, graz (von links): frido hütter (kultur-chef „kleine zeitung“), landeskulturreferent christian buchmann und kulturpublizist peter wolf

so ein größerer rahmen war ohne zweifel der „europatag 2011“ in graz, zu dem ich exemplarisch für steirische basis-kulturinitiativen jenseits des landeszentrums eingeladen war; in ziemlich bunter gesellschaft, wie sich zeigte:
+) Elisabeth Arlt, Verein Pavelhaus
+) Max Aufischer, Kulturvermittlung Steiermark
+) Anna Badora, Schauspielhaus Graz
+) Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Europa und Kultur
+) Frido Hütter, Kleine Zeitung
+) Dzevad Karahasan, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
+) Martin Krusche, kunst ost: Soziokulturelle Drehscheibe
+) Margarethe Markovec, Verein
+) Gerhard Melzer, Franz-Nabl-Institut Graz/Literaturhaus Graz
+) Peter Pakesch, Universalmuseum Joanneum
+) Eberhard Schrempf, Creative Industries Styria
+) Gottfried Wagner, Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

daß ich hier nicht bloß nominell neben dem bosnischen autor dzevard karahasan gelandet bin, hat mir sehr gefallen, weil uns eine längere geschichte verbindet [link], die wohl auch ihre querverbindungen zu unseren kommenden vorhaben finden wird.

tags darauf folgte eine weitere station im rahmen unserer talking communities. viele kulturschaffende haben sich erfahrungsgemäß das steirische kulturförderungsgesetz noch nie näher angeschaut. wir haben einen der „architekten“ dieses gesetzes, heimo steps, gebeten, es uns zu erläutern, es mit uns zu debattieren.

referent heimo steps und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov

wir werden diese art der inhaltlichen „basis-arbeit“ beibehalten. es geht mir dabei sehr wesentlich um einen andauernden kompetenzgewinn der kulturschaffenden, was uns in summe dazu verhelfen sollte, unsere vorhaben zu sichern und so den boden zu befestigen, auf dem sich gegenwartskunst — auch abseits des landeszentrums — zeigen und ereignen kann. das braucht freilich ganz andere strategien und wege als die „zentrums-situationen“. (den gesetzestext kann man HIER downloaden.)

wir sind zugleich laufend richtung praxis unterwegs. im augenblick bedeutet das, es geht mit „close to nature“ zur sache. basierend auf einer konzeption von mirjana peitler-selakov übertragen wir künstlerische arbeiten auf die region; nicht im metaphorischen sinn, sondern ganz konkret auf die landschaft.

ein erster, knapper blick auf ein stück der arbeit von christian strassegger

unser „raketenprojekt“ mit medienkünstler niki passath war ja schon ein kurioser vorbote dieses genres. wir hatten dabei auf dem anwesen der familie pölzer gehörigen spaß, was ein weiterer, wichtiger hinweis ist: die ernsthafte arbeit schließt den spaß nicht aus.

eine arbeit von christian strassegger wird nun dieser erste formelle akzent von „close to nature“ 2011  sein, ergänzt um eine session mit bernhard kober. man könnte sagen: rasenmäher trifft hubschrauber. das schafft auch querverbindungen zu unserem kuratorium für triviale mythen, bei dem augenblicklich die geschichte der mobilität und des verkehrswesens zur debatte steht.

konkret in gang

nun hat ein tag zwei wesentliche zwischenergebnisse für unsere arbeit erbacht. es geht im die beiden teilthemen „agrarische welt“ und „high tech-zone“, von denen das leben in der „energie-region“ maßgeblich geprägt ist.

zum einen haben wir klar, wie es inhaltlich mit dem „frauenmonat“ weitergeht. kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov, in ihrem früheren berufsleben diplomingenieurin in der motorenentwicklung, hat das projekt FMTechnik! konzipiert. zum anderen haben wir klar, wie es nach dem „tag der agrarischen welt“ weitergeht. ich durfte mich mit tierarzt karl bauer und künstler christian strassegger über konsens für die nächsten praktischen schritte freuen.

frauen und technik: diplomingenieurin mirjana peitler-selakov (mitte) neben robotikerin kirsty boyle (links) und kunsthadwerkerin ida kreutzer bei unserem "tag der trivialen mythen" auf dem gut pölzer

das kürzel FMT meint „Frauen, Macht und Technik“. petler-selakov: „Seit Jahren wird versucht, mit Hilfe diverser Förderungsprogramme Frauen für technische Berufe zu interessieren. Leider beweisen die Untersuchungen, dass diese frauenfördernden Aktionen bisher wenig Effekt gebracht haben. An der TU Graz beträgt der Frauenanteil beispielsweise im Durchschnitt knapp 20%, im Wintersemmestar 2010/2011 waren es 21,4%. In den klassischen Ingenieursfächern sind noch immer fast keine Studentinnen zu finden. Warum ist das auch heute, im 21. Jahrhundert, so?“

peitler-selakov konstatiert: „Technische Kompetenzen werden der männlichen Geschlechtsidentität zugeschrieben. Sie sind fast Teil der männlichen Kultur, die in Kommunikation und Beziehungen zu anderen Männern zum Ausdruck kommt.“

so haben wir, in korrespondenz mit unserer arbeit an der „nikola tesla-doktrin“, einen gewichtigen aspekt der fragen rund um unseren „industrie-komplex“ formuliert bekommen. ich meine damit, im themenbogen „zwischen landwirtschaft und high tech“, den wir für diese region als relevant erachten, sehen wir hier einen sinnvollen ansatz, unser soziokulturelles engagement, das wir mit vorhaben im künstlerischen bereich verknüpfen, auf einige besondere themenstellungen zu fokussieren.

tierarzt karl bauer ist unsere schlüsselperson für fachfragen zur agrarischen welt

im ausloten des status quo der agrarischen welt haben wir nun sechs weiterführende stationen definiert, zu denen wir teilveranstaltungen und künstlerische vorhaben entwerfen, für die wir professionals aus verschiedenen bereichen der landwirtschaft einbeziehen wollen.

wir haben für die nächsten eineinhalb jahre sechs HAUPTTHEMEN ausfindig gemacht, an denen deutlich wird, was die region zur zeit im wesentlichen darstellt. alphabetisch gereiht: apfel, kürbis, mais und pferde.

der apfeld steht für jene sonderkulturen, über die das einstige „armenhaus österreichs“, die oststeiermark, wirtschaftliche voteile gewonnen hat. an kürbis und mais hängen nicht nur ernährungsfragen der menschen, daran knüpfen sich auch schweinemast und hühnerzucht. das pferd war einst nur den sehr gutgestellten bauern als zugtier zur verfügung, heute ist es im bereich sport und freizeit zu einem wichtigen wirtschaftsfaktor geworden.

das sind also 4 von sechs „stations-themen“. zwei stationen sollen dem wichtigen thema „kleinbäuerliche strukturen“ gewidmet sein. in summe wollen wir ein verständis davon fördern, daß heute zwischen bäuerlicher und industrieller landwirtschaft unterschieden werden muß.

künstler christian strassegger führt oft knifflige themenaspekte in viduelle codes über

was haben wir? was brauchen wir? im zusammenhang mit dieser fragestellung wollen wir das gesamte vorhaben auch um die behandlung sozialgeschichtlicher aspekte ergänzen. da war ein erster vortrag von historiker robert f. hausmann in wetzawinkel extrem anregend. es muß auch mehr an solchen informationsangeboten geben, um den stand der dinge zu begreifen und so an der gestaltung der zukunft mitzuwirken.

die künstlerische spange, mit der all diese bereiche verknüpft werden, haben wir einerseits im „april-festival“ angelegt, sie wird aber andrerseits mit dem kunstprojekt „close to nature“ verdichtet. so erwarten wir eine sachlich relevante und in der umsetzung gut realisierbare verzahnung der teilthemen, die wir in zusammenschau betrachten und bearbeiten möchten.

Das April-Festival 2012
„Leben: Die Praxis der Zuversicht“
[link]

wohin und wie?

unser engagement für die gegenwartskunst hat vor- und rahmenbedingungen. wir haben gewissermaßen boden zu bereiten, um neue verfahrensweisen abseits des landeszentrums zu entwickeln und zu erproben. es geht um akzente von der basis her und um impulse von außen, um den blick über den tellerrand, aber auch um konkrete schritte über solche ränder hinaus.

das heißt für’s „basis-team“ konkret, die prägenden sozialen und kulturellen kräftespiele der region zu beachten, in die arbeit einzubeziehen. die grundlage dafür ist auf kontinuität ausgelegtes themenzentriertes arbeiten. das hat einen speziellen fokus im alljährlichen „april-festival“, dessen 2012-version wir nun schon vorbereiten:

Leben: Die Praxis der Zuversicht

wir haben einige themenbereiche und arbeitsansätze festgelegt, um die gegenwart der agrarischen welt in der „energie-region“ auszuleuchten. meine primären gesprächspartner für die entwicklung einer diesbezüglichen schwerpunkt-linie von „kunst ost“ sind der tierarzt karl bauer und der künstler christian strassegger. (zum aktuellen hintergrund siehe den beitrag brisanz und idylle!)

christian strassegger, präziser fotograf und schöpfer humorvoll gehaltener objekte

über die befassung mit der „nikola tesla-doktrin“ entwickeln wir außerem einen technologie-schwerpunkt, den ich augenblicklich mit kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov detaillierter ausarbeite.

sie kommt ursprünglich aus der motorenentwicklung (avl list), ist also mit beiden metiers, der technik und dem kulturbetrieb, vertraut. bei diesem teilthema sind wir via teleworking mit dem, belgrader forscher branimir jovanovic im einvernehmen und im austausch. (er war eben unser gast beim „april-festival“ 2011.)

eine der arbeiten, mit der malerin michaela knittelfelder-lang auf einen besuch im elin-werk für elektromotoren reagiert hat

so bemühen wir uns um die erzeugung eines „möglichkeitsraumes“, aus dem kunstschaffende anregungen für weitere vorhaben finden. es sind nicht nur die inhalte, es sind auch ambiente und inventare im bereich der genannten themen, aus denen sich ästhetische impulse beziehen lassen, wie etwa die aktuelle arbeit von malerin michaela knittelfelder-lang belegt.

mirjana peitler-selakov befaßt sich zur zeit auch mit dem thema „frauen und technik“, womit der bereich „frauenemonat“ weiter geführt wird. sie bereitet überdies für den herbst unseren tradtionellen kunst-schwerpunkt mit internationalem bezug vor.

mit dem oben erwähnten christian strassegger arbeiten wir ferner an der „künstlerischen klammer“, die zwischen den genannten themenbereichen vermitteln und sie zusätzlich auf das reale gebiet der „energie-region“ übertragen soll. das realisieren wir unter dem titel „close to nature“, inhaltlich 2010 von mirjana peitler-selakov erarbeitet.

mirjana peitler-selakov (rechts) mit zwei "schlüsselpersonen" des heurigen "april-festivals", den malerinnen irmgard hierzer (links) und michaela knittelfelder-lang

zu all diesen vorhaben, die auf künstlerische und themenbezogene schwerpunkte ausgerichtet sind, kommt begleitend die serie talking communities, in der es vor allem darum geht, know how zu mehren.

dabei verfolgen wir zwei linien. mit dem einen teil „konferenz in permanenz“ bieten wir vor allem anregungen zu kulturpolitischen fragen an, mit dem anderen teil „was sagen kunstwerke?“ erschließen wir möglichkeiten der debatte über kunst und kunstwerke. den auftakt dazu hatten wir mit medienkünstler niki passath: [link]

das ist die aktuelle aufgabenstellung von „kunst ost“, an der wir mit engagierten menschen arbeiten möchten. das bedeutet vor allem, wir sehen es NICHT als unsere aufgabe, FÜR andere eine bühne zu bauen und so „kulturprogramm“ zu fahren. wir sehen es als unsere aufgabe, MIT anderen an der kulturellen situation dieser region zu arbeiten.

weichenstellungen

wir haben, wie schon im beitrag verknüpfungen skizziert, mit dem ende unseres heurigen “april-festivals” die weichen für die weitere arbeit von “kunst ost” gestellt, da die inhaltlichen grundlagen nun im wesentlichen erarbeitet sind.

bei der programmarbeit (von links): christian strassegger, mirjana peitler-selakov und nina strassegger

dabei haben wir einen ausgangspunkt in der kooperation mit dem forscher branimir jovanovic zur “tesla-doktrin”, aus der wir wertvolle denkanstöße zum heutigen status quo unserer gesellschaft gewinnen. damit verstärken wir das fundament unseres mehrjährigen vorhabens, in der region den themenbogen “zwischen landwirtschaft und high tech” zu bearbeiten und unsere ergebnisse in eine kulturelle wie künstlerische praxis zu überführen.

branimir jovanovic forscht seit jahrzehnten über nikola tesla

der ingenieur und erfinder nikola tesla hinterließ rund 150.000 dokumente, in denen sein denken und seine damaligen ausblicke nachvollziehbar werden. branimir jovanovic hat mehrere jahrzehnte – gestützt auf diese dokumente – über tesla geforscht. jovanovic, selbst ein techniker und erfahren mit wissenschaftsgeschichte, blickt mit eben diesen kompetenzen auf tesla.

jovanovic zitiert aus einem interview mit tesla, das etwa 1920 stattgefunden hat:
“Wir befinden uns in einem Zeitalter der beispiellosen technischen Errungenschaften, die mehr und mehr zu einer absoluten Herrschaft über die Kräfte der Natur und der Vernichtung von Raum und Zeit führen. Aber diese Entwicklung, welche zu unserem Komfort, zu Bequemlichkeit und Sicherheit der Existenz beiträgt, weist nicht in Richtung einer wahren Kultur und Aufklärung. Im Gegenteil, sie ist zerstörerisch für Ideale.”

teslas umfassende kritik an den vor allem sozialen und politischen konsequenzen aus den anwendundunen der neuen technologien kann aus heutiger sicht sehr gut auf ihren gehalt überprüft werden. und dabei lassen sich erstaunliche anregungen finden.

die strecke: wir bespielen seit jahren strecken zwischen den orten der region mit akzenten und künstlerischen momenten

so haben wir nun den themen- und arbeitsbogen für die nahe zukunft weitgehend vollständig. die zwei wesentlichen pole sind, wie erwähnt, die agrarische welt und der high tech-bereich. den agrar-schwerpunkt bearbeite ich zur zeit mit tierarzt karl bauer und fotograf christian strassegger. im technikbereich ist kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov federführend, die als dipl. ing. der elektrotechnik das metier gründlich kennengelernt hat.

die künstlerische klammer für beide bereiche schaffen wir mit der projektreihe „close to nature“. das korrespondiert mit weiteren vorhaben des „kuratoriums für triviale mythen“, von dem ebenfalls beiträge kommen, die einen starken kunstbezug haben, aber auch populäre kulturformen nutzen.

es wird weitere „tesla-tage“ geben, mit denen wir uns der arbeit an der „tesla-doktrin“ widmen, wie sie jovanovic entworfen hat. außerdem wird peitler-selakov einen themenschwerpunkt „frauen und technik“ umsetzen.