Ich bin lang genug aktiver Teil des steirischen Kulturbetriebs, um über ein paar Zusammenhänge nicht mehr grübeln zu müssen. Etwa Haltungsfragen.

Ich bin lang genug aktiver Teil des steirischen Kulturbetriebs, um über ein paar Zusammenhänge nicht mehr grübeln zu müssen. Etwa Haltungsfragen.
Von avancierten Kunst- und Kulturschaffenden erwarte ich nicht nur, daß sie ihr Handwerk beherrschen, sondern auch, daß sie ihr Metier kennen. Unser Berufsfeld hat ja kaum Rätsel vorrätig.
Ich möchte nicht grundsätzlich ausschließen, daß ich als Autor zur Wortklauberei neige. Aber! Unsere Sprache beschreibt nicht bloß das, was wir vorfinden.
[Vorlauf] Vorhin hab ich notiert: Ich kann mich für den Alltagsdiskurs nicht auf politikwissenschaftliche Traktate stützen. Ich brauche etwas leichter Handhabbares, das dennoch eine gewisse Genauigkeit bietet.
[Vorlauf: Heuchler I] Propaganda will nicht informieren, sondern rekrutieren. Ich hab in der ersten Notiz zum Stichwort Heuchler ein simples Kriterium notiert. Mir erscheinen jene Menschen redlich, die im Denken, Reden und Tun ein Fließgleichgewicht erkennen lassen. Also schauen wir, dann sehen wir schon, was die Gleisdorfer Unruhe zu bieten hat.
Ich hab von einem merkwürdigen Klischee-Tetris zu erzählen. Wir leben in einer Republik. Das bedeutet: Res publica = öffentliche Angelegenheit. Dazu gehören Bürgerrechte und –pflichten, was natürlich auch die Bürgerinnen meint. Wir kennen in Gleisdorf zwar die Allmende nicht mehr, aber den öffentlichen Raum. Und öffentliche Diskurse. Der öffentliche Raum, er gehört gewissermaßen uns allen, wird durch leibliche Anwesenheit zum politischen Raum.
Ich sage: „Sie lügen!“ Andere können es nennen wie sie wollen. Das sind aber keine „Alternative Facts“, sondern politisch motivierte Lügen. Elisabeth S.35 ist womöglich ein Avatar aufgrund einer geklauten Identität. Aber vielleicht ist sie auch jenes traurig wirkende Wesen, das auf Facebook so gut wie nichts von sich zu erzählen weiß.
„Houston, wir haben ein Problem!“ Das kommt ein wenig so wie „Ground control to major Tom!“ (rin David Bowie-Zitat) daher. Ich habe mich Jahrzehnte lang gehütet, in meinem Lebensraum Gleisdorf die Zuschreibung Faschismus auszustreuen. Das hat sich inzwischen geändert.
„Die wichtigste politische Frage ist: Was wird aus mir?“
Gabor Steingart, Publizist
Es wird allerhand behauptet, was die Kunst zu leisten habe. Es wird auch gerne von Pflichten der Künstlerinnen und Künstler gegenüber der Gesellschaft geredet. Die Liste gängiger Zuschreibungen ist länger als man denken möchte. Und sie ist nutzlos, weil unsinnig. Gut, eine Krankenschwester soll keine Patienten umbringen, ein Polizist niemanden berauben, eine Richterin nicht bestechlich sein, ein Installateur kein Haus unter Wasser setzen etc.
wer meine sprache korrumpiert, korrumpiert meine welt und beschädigt damit mein leben. so einfach ist das. wenn wir keine begriffe haben, wissen wir nicht worüber wir reden. Ich muß also die aussagen der leute zutreffend entschlüsseln können.