Schlagwort-Archiv: novi sad

Jahreswechsel 2012/2013

Unsere letzte Veranstaltung des Jahres 2012 fand dort statt, wo wir 2010 mit der Serie „talking communities“ begonnen gaben. In Novi Sad, zu Gast beim Kollektiv „Art Klinika“. Das war zugleich ein formeller Schlußakt in deren Projektreihe „Eutanazija“, mit welcher die serbische Formation einen Teil der krisenhaften Erfahrungen in diesem jungen Staat bearbeitet hat.

Das Buch zum Projekt: "Eutanazija 2009 - 2011"

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Axiom: 2014 bis 2019 II

Ich habe im vorigen Eintrag [link] eine „Quest“ erwähnt. Der Begriff kommt mehrdeutig zur Wirkung. Was er insgesamt faßt, zieht sich quer durch unsere Kulturgeschichte und hat heutige Entsprechungen in der trivialen Massenkultur.

Philosoph Stefan Lutschinger über die "Quest"

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Axiom: 2014 bis 2019

Seit einigen Monaten erörtere ich in meinem Umfeld gelegentlich das kommende Jahr 2014. Es verweist auf 1914. Sollten Kulturschaffende in dieser Sache nichts zu sagen haben, wäre der Massenkultur eine essenzielle Nische zum beliebigen Bespielen überlassen. 1914 ist das Schlüsseljahr zur Eröffnung des 20. Jahrhunderts.

Literaturwissenschafter Radivoj Doderovic von der "Matica Srpska"

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Axiom: Verzweigung

Für unsere konstituierende Konferenz waren Jelena Juresa und Ivana Volic nach Österreich gekommen. Die Künstlerin und die Wissenschafterin, wechselseitig beiden Metiers, der Kunst und der Wissenschaft, verpflichtet.

Jelena Juresa (links) und Ivana Volic

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kunst ost: zwischenstand

quer durchs land hat es nun budgetär, also de facto auch politisch, in mehreren etappen gekracht. lustig ist das nicht, aber mit vergossener milch kann ich mich keinesfalls länger befassen. jetzt ist einmal an der stabilisierung eigener projekte zu arbeiten, damit nicht unkontrollliert den bach runter geht, was wir in mehreren jahren aufgebaut haben.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov (rechts) in der „art klinika“ in novi sad

wie erleben überaus spannende tage. krisen hin, budgetprobleme her, das sind zeiten für kulturoptimisten. schließlich ist uns inzwischen nicht fad geworden. ganz im gegenteil. den ansatz für einen sehr konkreten, vor allem grenzüberschreitenden erfahrungsaustausch haben wir nun in serbien absolviert. das berührt in der folge auch kroatien und slowenien: die schock-allianz

kurt liechtenecker, ein kenner der modellbaugeschichte und erfahrener praktiker

kurt liechtenecker, mitarbeiter vonmodellbau kober, hält hier ein besonderes modell in händen. der vormalige pädagoge und versierter handwerker, man müßte bei dem kleinen kartonmodell fast sagen: feinmechaniker, hat unseren „projekt-rolls royce“ aus einem bastelbogen von michael toson herausgearbeitet; bis hin zur „emily“ auf dem kühler.

das berührt unser kuratorium für triviale mythen, für das uns „modellbau kober“ längerfristig ein eigenes fenster in gleisdorf zur verfügung gestellt hat: [link] gehen sie davon aus, daß wir in diesem genre 2011 einige interessante aktzente setzen werden.

so, der reihe nach: wir haben unsere „vier genres“ auch bei geschwächten strukturen auf stand. die gegenwartskunst wurde hier schon angeschnitten, alltagskultur und kunsthandwerk (in zeitgemäßer deutung) ebenso. die „voluntary arts“, das bei weitem größte feld unter den akteurinnen und akteuren der region, haben bei uns inzwischen eine eigene fachreferentin.

kultur-managerin nina strassegger-tipl hat sich nun gründlich eingearbeitet

diesen bereich deckt kultur-managerin nina strassegger-tipl ab. sie betreut inzwischen auch die neuen „location crews“, mit denen wir richtung „april-festival“ 2001 unterwegs sind: [link]

damit übernimmt sie einige aufgaben, die vorher in anderen händen lagen. christa ecker-eckhofen und michaela zingerle werden „kunst ost“ verlassen. zingerle hat ihr eigenes LEADER-projekt in der nachbarschaft, um das sie sich nun verstärkt kümmern muß: styrian summer_art | regional

christa ecker-eckhofen (links) und mirjana peitler-selakov

christa ecker-eckhofen will sich wieder mehr dem kunsthandwerk zuwenden. sie hat eben in einer außerordentlichen generalversammlung dem vorstand alle relevanten dokumente vorgelegt. nach der jahreswende wird das neue team auch formell die angelegenheiten des projektes „kunst ost“ betreuen. dieses team sind: martin krusche (künstler), mirjana peitler-selakov (kunsthistorikerin) und nina strassegger-tipl (kuturmanagerin).

talking communities

die „art klinika“ in novi sad ist ein ort, aber auch eine formation; eine gruppe kunst- und kulturschaffender. in den kellerräumen befindet sich unter anderem die „schock-galerie“, ausgangspunkt jener jungen „allianz“, die eben entsteht und die ein materielles wie immaterielles netzwerk ergeben soll: [link]

ich hatte nach meiner session in einem schaufenster in der innenstadt [link] dort gestern einen abend zu fragen künstlerischer praxis: Input. Iz serije „Umetnicke prakse“.

wie sich in der anschließenden debatte zeigte, es gibt für kunstschaffende in serbien zwar „sichtbarkeit“, also zugang zur öffentlichkeit, aber kaum einen markt. und daß in einer post-kriegs-gesellschaft öffentliche budgets für die kunst auf den prioritätenlisten eher weiter unten vorkommen, wird kaum überraschen.

nun handelt meine auffassung von einer “art under net conditions” (“umetnost u uslovima umreženja”) zwar von strategien, die unter eben solche bedingungen zu ergebnissen führen, allerdings in einem generell sehr wohlhabenden land; verglichen mit serbien. im sinne von: wenn ich den markt eher meide und die allgemeine sichtbarkeit der prozesse schon das wesentlichste ereignis ist, was einen lauf der (künstlerischen) dinge angeht, weil die essenziellen aspekte kleineren kreisen vorbehalten sind, welche art kunstfeld läßt sich damit bereiten?

daß die essenziellen aspekte kleineren kreisen vorbehalten seien, meint eine künstlerische praxis, die sich nicht primär an ein massenpublikum oder „die branche“ richtet, sondern sehr viel stärker in der art einer „forschungsgruppe“ und überschaubaren „reisegesellschaft“ funktioniert. („the quest“)

der serbische künstler nikola dzafo

unabhängig davon muß sich freilich ein jahresbudget ausgehen, „to make a living“. aber da bleiben auch fragen offen, wie etwa die nach den optionen für einen künstler wie beispielsweise nikola dzafo, eine schlüsselperson der „art klinika“. dzafo ist primär ein exzellenter maler und findet eben in diesem genre zu keiner passablen marktposition; mangels eines ausreichend potenten kunstmarktes im lande. das äußert sich dann auch in so banalen fragen, wie oft ein bild neu grundiert und übermalt werden kann, da die leinwände ja nicht gratis vom himmel fallen.

— [talking communities] —

schock-allianz

novi sad ist die hauptstadt der serbischen vojvodina, hat etwa die größe von graz. die region ist auch teil der eu-zukunftsregion adria alpe pannonia“. wir sind hier zu gast, um mit einer runde erfahrener kulturschaffender eine allianz zu formieren. eine initative der gruppe art klinika, mit der wir im rahmen des kunstfestivals „steirischer herbst“ 2008 kooperiert haben: [link]

künstler nikola dzafo von „art klinika“

die „schock-allianz“ wird in ihrer formellen fassung erst zu gründen sein, doch der prozeß dieses kollektivs hat schon begonnen. eine ebene des geschehens ist ein netzwerk kleiner galerien, die wir mit den arbeiten einer reihe junger kunstschaffender bespielen werden. eine andere ebene ist dem erfahrungsaustausch bezüglich strategien und verfahrensweisen gewidmet, um der kunst in zeiten diverser krisen boden zu sichern.

die auftakt-konferenz in den räumen der „art klinika“

eine dritte ebene, die sich in unserer auftakt-konferenz gezeigt hat, ist inhaltichen fragen vorbehalten. da geht es dann etwa um die analyse einer völlig hypertrophen mediensituation, deren mainstream unser aller alltag massiv durchdringt und auf unsere ästhetischen erfahrungen mit wucht einwirkt. (nicht gerade zum vorteil der menschen.)

das sind zusammenhänge, in denen sich einerseits unsere kompetenzen als kunstschaffende bewähren müssen; das meint inhalte, ausdrucksformen, kommunikation und kontext. andrerseits müssen wir über angemessene strategie verfügen, in fragen der umsetzung zu bestehen, das heißt, infrastruktur zu sichern und die nötigen budgets in bewegung zu bringen.

in zeiten von berlusconi zeigen viele regionen europas eine tendenz, ihre kulturbudgets zu streichen, infrastruktur zurückzufahren und in der mediengestützen kommunikation mit dem volk das genre „arsch und titten“ zu forcieren. die „schock-allianz“ ist eine gegenposition solcher politik mit der klaren option, in ihrem tun aktion und reflexion zusammenzuhalten.

[ein nächster schritt imbalkan-büro]
[die session]