Schlagwort-Archiv: april-festival 2011

veränderung … schafft unruhe

es hat an einigen stellen merkliche unruhe in die „kreative basis“ der region gebracht, weil die botschaft angekommen ist: wir sind keine kulturelle service-stelle, die einer handvoll leuten jahr für jahr einen regionalen ausstellungsbetrieb bietet, damit die stets gleichen leute auf die stets gleiche art sich gelegentlich vor publikum finden. diese art von serienbetrieb ist ebenso unnötig wie hinfällig.

solche ich-bezogenen konzepte verblassen heute vor den möglichkeiten einer aktiven community, die sich auf zeitgemäße themen und aufgabenstellungen einläßt. meines erachtens verläuft genau da die grenzlinie zwischen einem bloßen dekorationsgeschäft und einem lebhaften kulturgeschehen, in dem der lauf der dinge reflektiert wird, in dem es lebhafte auseinandersetzungen mit den bedingungen der kunst gibt; also auch mit unseren lebensbedingungen.

in der debatte mit peter moser, dem kulturbeauftragten der gemeinde ludersorf, erfährt man äußerst klare ansichten darüber, was eine konkret betreute kulturpolitik in einer kleinen gemeinde sein kann

für diesen zugang kann sich etwa auch peter moser, kulturbeauftragter der gemeinde ludersorf, erwärmen. wir hatten eben ein plauderstündchen, um eine mögliche zusammenarbeit für das kommende april-festival zu erörtern. er hat längst seine eigenen dispositionen getroffen. die korrespondieren offensichtlich mit der vorstellung, unser kulturelles engagement sollte beitragen, daß die menschen, die hier leben, auch selbst ausdrücken, was das leben in der region sei.

daraus ergibt sich eine kulturelle gegenposition zu üblichen werbetextereien, die zuweilen unzutreffende bilder schaffen, weil sie nicht von gelebten kommunikationsprozessen vor ort ausgehen, sondern von einem schreibtisch aus einer gängigen verwertungslogik gewidmet werden. das muß kein schaden sein, denn trommeln gehört eben zum geschäft. aber es führt doch eher selten zu beschreibungen, die den menschen in diesem lebensraum ein realistisches identifikationsangebot machen würden.

das aktuelle basis-trio von „kunst ost“ ist also eindeutig daran orientiert, einen kurs abseits professioneller marktschreierei zu entwickeln, allerdings ebenso unter verzicht auf rein selbstbezogene kreative, die eine völlig schlampig dahergeredete auffassung von einer „freiheit der kunst“ vorschieben, um ihre partikular-interessen möglichst mit öffentlichen geldern zu unterfüttern.

ich darf als unsere prioritäten herausstreichen: kritischer diskurs, dialog und kooperation. das bedeutet NICHT, wir müßten uns mit jedem verstehen. das bedeutet eher, kanten und kontraste herauszuarbeiten und zu überprüfen, was davon ein längerfristiges engagement rechtfertigt.

drei erfolgreiche unternehmer der region, zugleich drei exzellente fotografen. von links: andreas turk, richard mayr und franz lukas

diese prozeß- und dialogorientierte ausrichtung von „kunst ost“ im jahr 2011 führt dann auch zu solchen settings. eben habe ich drei erfolgreiche unternehmer der region an einem risch erlebt. sie sind es als geschäftsleute gewohnt, auf entwicklungen in ihrer umgebung zu achten und zu reagieren. richard mayr, franz lukas und andreas turk sind aber auch zugleich exzellente fotografen.

das legte mir nahe, sie nicht als mögliche sponsoren für ein kulturprojekt anzusprechen, sondern als mögliche akteure, die so im kulturgeschehen der region für sich eine rolle finden mögen. dieses erste arbeitsgepräch war für mich eines der bemerkenswertesten erlebnisse der letzten monate. ich bin sehr neugierig, wohin uns solche arbeitsansätze führen.

april-festival 2011: verknüpfungen

wie hängen die themen „automobilismus“ und „agrarische welt“ zusammen? auf vielfache art. ein thematischer schnittpunkt ist dabei zum beispiel der aspekt „ernährungssicherheit“, an dem unter anderem das thema nahversorgung hängt.

und was hat das alles in einer KULTURveranstaltung zu tun?

wir haben, mit verlaub!, schon ein weile übereinkunft im team, daß wir bei der befassung mit KUNST auch nach den BEDINGUNGEN der kunst fragen, also nach den momentanen verhältnissen in der gegend (und jenem teil der gesellschaft), wo sich unser engagement gerade entfaltet. de gehen dann bereiche von kunst, kultur und sozialem ineinander, was ausdrückt: soziale aspekte können nicht ignoriert werden.

kamillo hörner, engagierter volksbildner aus unserer region, wirdmet sich den fragen nach schnittpunkten sehr konträr scheinender themen

hier stehen also zwangsläufig fragen nach soziokulturellen zusammenhängen an. diese in summe enorm große themenstellung legt nahe, in MEHREREN schritten der bearbeitung solcher zusammenhänge den FOKUS jeweils auf verschiedene DETAILS des ganzen auszurichten. das bedeutet: wir gehen dabei längerfristig und schrittweise vor.

ich führe zur zeit eine ganze reihe von arbeitsgesprächen, in denen ich sachkundige leute aus den verschiedenen (themen-) bereichen für unser „april-festival“ zu gewinnen versuche. dabei lege ich großen wert darauf, daß wir menschen hier aus unserem lebensraum ins boot bekommen. aber es ist auch wichtig, interessante personen aus ganz anderen gegenden zu gewinnen, impulse von außen zu erhalten.

kamillo hörner ist eines der beispiele für diesen modus. (er leitet das „steirische volksbildungswerk“.) mit ihm habe ich gerade solche überlegungen diskutiert. er wird sich bei unserem „tag der agrarischen welt“ einbringen. einige seiner thematischen ansätze berühren voraussichtlich auch jenen inhaltlichen „übergangsbereich“ zum themenkomplex „automobilismus“, bei dem „elektromobilität“ nur EIN aspekt ist.

der wissenschafter branimir jovanovic ist ein vorzüglicher kenner des themas "nikola tesla" und seiner verschiedenen querverbindungen zu gegenwärtigen problemstellungen im ernergiebereich

das ist übrigens ein zusammenhang, den heuer auch unser „kuratorium für triviale mythen“ berühren wird. hier habe ich eben zusagen von zwei exzellenten fotografen erhalten. emil gruber und franz sattler werden sich mit mir auf ein gemeinsames projekt einlassen. (bürgermeister robert schmierdorfer hat mich schon wissen lassen, daß wir mit diesem vorhaben in der gemeinde albersdorf willkommen sind.)

außerdem ist eben eine zusage von branimir jovanovic gekommen. der mann forscht seit über 20 jahren über den herauseragenden erfinder nikola tesla. jovanovic will die „energie-region“ besuchen und im rahmen des „april-festivals“ einen vortrag halten, dem eine debatte darüber folgen wird, was tesla bedeutet und was er uns zu gegenwärtigen problemstellungen hinterlassen hat.

[april-festival 2011: notizen & reflexionen]

weiterführend:
+) zu nikola tesla: [link]
+) branimir jovanovic bei „unit 13“ (ortlos architects) [link]
+) das „kuratorium für triviale mythen“ [link]
+) das „Steirische Volksbildungswerk“ [link]
+) das „Bundesamt für Ernährungssicherheit“ [link]
+) Ernährungssicherheit („Statistik Austria“) [link]
+) Ernährungssicherheit („AGES“) [link]

strategiefragen

ich mache gerade ein paar staunenswerte erfahrungen. eine strukturelle NEUERUNG für das kommende april-festival ist die location crew“. da mögen kunstschaffende zusammenfinden, die gut mit einander können. die gruppe ist in sich autonom. eine „schlüsselperson“ ist das verbindungsglied zur „basis-crew“ von „kunst ost.

das ist ein wichtiger entwicklungsschritt hin zu mehr selbstorganisation der kunstschaffenden in der region, denn nur so wird sich in kulturellen vorhaben jene stabilität erreichen lassen, über die wir budget- und struktureinbrüche des kulturbetriebes kompensieren können.

ergänzend dazu gibt es auch gelegentlich die formation einer labor-gruppe. das sind kulturschaffende, die gemeinsam längerfristig an bestimmten aufgabenstellungen arbeiten.

auch die klare THEMENSTELLUNG des „april-festivals“ ist — unter anderem — diesem zweck gewidmet. was bedeutet das? die themenstellung ist ein wichtiger inhalt in der frage der KOOPERATION dreier sektoren: staat, markt und zivilgesellschaft.

das bedeutet praktisch, dieses april-festival ist als experiment angelegt, um praktisch zu erproben, ob und wie eine kooperation gelingen kann, in der a) leute aus politik und verwaltung (kommunen), b) unternehmen, betriebe und c) private kulturschaffende bzw. vereine zu einem GEMEINSAMEN VORHABEN finden können, in dem dann auch GEMEINSAM die nötigen mittel zur umsetzung aufgebracht werden. klar? klar!

bei "kunst ost" geht es primär um kollektive kreativität

neuerdings höre ich von der basis kunstschaffender her, das seien eben so meine „theorien“, ich solle es nicht so kompliziert machen, es habe ja auch bisher ohne solche pläne funktioniert und überhaupt, diese themenstellungen, das sei eine einschränkung der freiheit der kunst etc.

das heißt praktisch, einige leute WOLLEN nicht umdenken, sich neu orientieren, sich damit auseinandersetzen, daß sich zeiten und bedingungen gerade radikal geändert haben.

einige leute WOLLEN sich nicht damit befassen, daß der umstand „ich mache kunst“ kein hinreichender grund ist, von öffentlicher hand eine finanzierung zu erwirken. das bedeutet auch, auf dem vertrauten feld eingesessener akteurinnen und akteure ist mit etlichen leuten selbst über jahre eine kritische reflexion des eigenen tuns im zusammenhang mit dem lauf der dinge nicht zu erreichen.

dabei liegt ein simpler schluß nahe, der besagt: „wenn du es besser weißt, mach dein eigenes ding!“ im sinne der „freunde des partikularismus“ würde das beispielsweise bedeuten: „klemm dir eine mappe unter den arm, zieh los und schau, ob dir ein bürgermeister oder ein bankdirektor die kosten für deine personale hinblättert.“

mich beschäftigen dagen strategien, in deren zentrum eine praktische auffassung von „kollektiver kreativität“ steht. in solchen ansätzen werden bestimmte geschichten GEMEINSAM erzählt. und über die RELEVANZ a) der geschichten und b) der konkreten erzählweise, also der UMSETZUNG, sollen auch gute GRÜNDE entstehen, daß sich verschiedene instanzen aufraffen, die finanzierung solcher vorhaben MITZUTRAGEN.

was wir da bei „kunst ost“ erforschen, folgt also der idee, einige KULTURPOLITISCHE innovationen zu erarbeiten, wege dort hin zu entwerfen und zu erproben. das ist ein fixer bestandteil der arbeit von „kunst ost“.

das bedeutet, wir sind hier nicht „dienstleister“ für andere kunst- und kulturschaffende, sondern kooperationspartnerinnen und -partner für konkrete projekte, nein, IN konkreten projekten.

das neu formierte basis-trio

die neue konzeption von „kunst ost“ ist eine praktische reaktion auf den strukturellen erdrutsch im kulturellen gefüge der steiermark. die ersten zwei wochen des neuen jahres liegen hinter uns, die wesentlichen pläne für 2011 sind so weit überarbeitet, daß wir nun absolut handlungsfähig sind; wenn auch unsere vorhaben heuer etwas bescheidener ausfallen müssen als vorher.

hauptereignis ist natürlich das kommende april-festival. auf dem weg dort hin werden wir am 8. februar die hochspannungshalle der TU graz besuchen, um uns einige aspekte dieser technologie genauer darlegen zu lassen.

medienkünstler und erfahrener robotiker: niki passath

außerdem wollen wir ende jänner noch die ausstellung roboterträume im kunsthaus graz besuchen. dafür hat uns ein äußerst sachkundiger mann jetzt kursorisch zugesagt, als führer zu fungieren. der medienkünstler niki passath wird sich zeit nehmen, uns bei diesem besuch zu begleiten, um die zusammenhänge und hintergründe zu erläutern.

mirjana peitler-selkavon (links) und nina strassegger-tipl von "kunst ost"

außerdem starten wir in der zweiten februar-hälfte auch mit der serie „talking communities“, bei der es gelegenheit gibt, interessante kutzrschaffende näher kennen zu lernen, debatten zu führen, kontakte zu knüpfen. das sind die aktuellen schritte des neuen basis-trios: martin krusche (künstler), mirjana peitler-selakov (kunsthistorikerin) und nina strassegger-tipl (kulturmanagerin)

april-festival: notizen

eine weitere besprechung mit tierarzt und gemeinderat karl bauer macht den „tag der agrarischen welt“ greifbar. der wird einer unserer themenschwerpunkte des april-festival 2011 sein. die gründe lassen sich knapp zusammenfassen.

die oststeiermark war über ungezählte generationen der leute eine sehr arme region, das leben ist eine schinderei gewesen. das hat hier mentalitätsgeschichtlich natürlich noch seine gegenwart, obwohl nach dem zweiten weltkrieg in der region ein lebensstandard erreicht wurde, den es so nie zuvor gegeben hat.

ein insider: der gleisdorfer tierarzt und gemeinderat karl bauer

diese „erfolgsgeschichte“ verdankt sich zwar sehr wesentlich der industrialisierung. aber deshalb ist die agrarische welt weder versunken, noch unbedeutend geworden. im gegenteil! sie hat sich transformiert und erbringt ihrerseits wichtige beiträge zum aktuellen wohlstand der oststeiermark. dieser wohlstand ist allerdings durch aktuelle krisen, welche überregionaler natur sind, definitiv bedroht.

das sind also sozial- und mentalitätsgeschichtliche hintergründe, die wir als kulturschaffende keineswegs ignorieren wollen. wenn man sich fragt, was denn diese region sei, muß dieser hintergrund mindestens berührt werden.

ich habe nun mit dem gleisdorfer tierarzt und gemeinderat karl bauer eine weitere besprechung zu diesem thema absolviert. wir sind uns einig, daß die themenstellung eine dimension hat, der wir nicht mit EINEM event entsprechen wollen; dazu ist das alles viel zu komplex. wir entwerfen dazu einen AUFTAKT, der uns im umgang damit praktische erfahrungen einbringen soll. sind diese ausreichend ermutigend, werden wir weitere kulturelle vorhaben zu dieser themenstellung entwickeln.

nicht ohne historische hintergründe: "atlas zur geschichte des steirischen bauerntums"

davon war übrigens schon vor der jahreswende die rede, als werner höfler, der bürgermeister von hofstätten, mit uns am tisch saß: zwischen landwirtschaft und high tech. damit sind übrigens weichen gestellt, daß heuer die „kleinregion gleisdorf“ einen markanten kulturellen akzent setzen wird.

[april-festival 2011: notizen & reflexionen]

an der schwelle

die schwelle zwischen zwei jahren ist meist mit besonderen bedeutungen aufgeladen. es muß nicht so sein, aber diesmal ist es so: das jahresende mit der jahreswende ergibt zugleich das markante ende eines abschnittes. die „startphase“ von „kunst ost“ liegt endgültig hinter uns.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov und kulturmanagerin nina strassegger-tipl

so satt wie 2010 wird wohl kein weiteres projektjahr mehr ausgestattet sein. unabhängig davon müssen wir schlüsse ziehen und für 2011 planen, um die dinge in fluß zu halten. kulturmanagerin nina strassegger-tipl arbeitet derzeit an einigen schwerpunkt-fragen im bereich „voluntary arts“. kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov hat dem bereich „talking communities“ in den fokus gerückt.

neue dispositionen, neue kombinationen, neue handlungspläne. gut. die letzten 10 wochen waren kein spaziergang. anfang dezember ist außerdem klar geworden, wie weit nun die konkreten budgeteinbrüche gehen würden. (siehe dazu: umbruch“!)

unser team ist verkleinert (siehe dazu:schichtwechsel“!) unser arbeitspensum eigentlich nicht. wir weren uns also bemühen, es schlau anzugehen. im projekt-logbuch ist der aktuelle status quo knapp zusammengefaßt: [link]

reale debatten, austausch, anregungen: "talking communities"

mir ist auch nicht fad. jetzt will die nötige basisfinanzierung wenigstens für das erste quartal 2011 erarbeitet sein. auf der angenehmen seite verzeichne ich eine reihe von besprechungen, die vor mir liegen, denn es hat sich gezeigt, daß die region eine ganze reihe wacher, anregender leute aufzubieten hat, die unsere vorhaben begleiten werden.

aussichten auf 2011

wogen haben sich geglättet. klarheiten haben sich eingestellt. im ersten halbjahr 2011 werden wir mit dem regionalen april-festival“ unseren hauptakzent setzen. (hier wird unsere kollegin nina strassegger-tipl eine zentrale rolle einnehmen.)

im zweiten halbjahr soll es wieder ein internationaler akzent sein; wenn alles gut geht, erneut in kooperation mit dem festival „steirischer herbst“.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov bei "labor-übung"

eine eigene kategorie ist der „frauenmonat“, dem „schwerpunkt frauenleben“ gewidmet, den wir weiterführen möchten. diese größeren vorhaben werden quer durch das jahr mit kleineren ereignissen verflochten. hier sollen die „talking communities“ dominieren: reden, reden, reden, bis wir einander kennen.

mit diesem fazit beschrieb mir vor jahren eine türkische künstlerin den ermordeten journalisten hrant dink. wir leben in einer ära, wo weltweit auffallend oft kritische medienleute ermordet werden; vor dem hintergrund, daß der mainstream-betrieb, allem voran das fernsehen, ohnehin jede dialogfähigkeit und diskursbereitschaft der menschen übertönt, zur seite drängt.

also heißt es für uns „back to the basiscs“, abgeleitet aus unserer konferenz in permanenz und aus den bisherigen „kultursalons“. die betonung liegt hier auf realer sozialer begegnung, auf gesprächen und der fähigkeit, seine bzw. ihre gründe zu nennen. (dazu kommen know how-angebote speziell für den kulturbereich.)

einen prägnanten auftakt dessen haben wir gerade im serbischen novi sad gesetzt: [link] das ist zugleich ein hinweis darauf, daß „kunst ost“ nicht nur lokal und regional agiert, sondern auch den austausch mit kulturschaffenden anderer länder sucht und praktiziert.

warum? ganz einfach! einerseits lassen sich die eigenen annahmen und schlüsse ganz gut auf ihre tauglichkeit überprüfen, wenn man deren grundlagen auch mit menschen aus ganz anderen regionen debattiert. andrerseits ist dies ein eu-projekt. die dimension einer eventuell europaweiten relevanz kann ich nicht zuhuse, im eigenen dorf klären oder erreichen.

überdies haben wir ja für den aspekt des „labor-betriebes“ von „kunst ost“ die aufgabe übernommen, kulturpolitische und soziokulturelle grundlagen zu erarbeiten, die sich über die eigene region hinaus als tauglich erweisen sollen. auch dazu ist es unverzichtbar, das eigene bezugssystem gelegentlich zu verlassen. (siehe dazu etwa dieschock-allianz!)

ein moment in sarajevo ...

andere mögen von paris, london oder berlin träumen. wir sind zum schluß gekommen, daß länder wie bosnien oder serbien interessante referenzpunkte ergeben. unsere „kulturen“ verfügen über gemeinsame historische wurzeln. sie waren außerdem mehr als ein halbes jahrtausend jener region zugehörig, in der wien und istambul die absolut normativen instanzen gewesen sind. beograd war dazwischen ein „angelpunkt“ dieses kräftespieles und sarajevo ein vor allem auch kulturelles zentrum von herausragender bedeutung.

lokal, regional, international. ich denke das ist ein angemessener horizont für ein ambitioniertes kulturprojekt. dieser zugang, der nun auf mehrjähriger praxis beruht, rechtfertig gewiß die feststellung: „provinz war gestern!“ und zwar auf jeden fall da, wo uns die dinge gelingen.

was uns zwischendurch mißlungen ist, macht uns zwar keine freude, hat aber einen bescheidenen nutzen im sinne von „fein, daß wir diese fehler abhaken können. nicht nötig, sie zu wiederholen.“

kunst ost: zwischenstand

quer durchs land hat es nun budgetär, also de facto auch politisch, in mehreren etappen gekracht. lustig ist das nicht, aber mit vergossener milch kann ich mich keinesfalls länger befassen. jetzt ist einmal an der stabilisierung eigener projekte zu arbeiten, damit nicht unkontrollliert den bach runter geht, was wir in mehreren jahren aufgebaut haben.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov (rechts) in der „art klinika“ in novi sad

wie erleben überaus spannende tage. krisen hin, budgetprobleme her, das sind zeiten für kulturoptimisten. schließlich ist uns inzwischen nicht fad geworden. ganz im gegenteil. den ansatz für einen sehr konkreten, vor allem grenzüberschreitenden erfahrungsaustausch haben wir nun in serbien absolviert. das berührt in der folge auch kroatien und slowenien: die schock-allianz

kurt liechtenecker, ein kenner der modellbaugeschichte und erfahrener praktiker

kurt liechtenecker, mitarbeiter vonmodellbau kober, hält hier ein besonderes modell in händen. der vormalige pädagoge und versierter handwerker, man müßte bei dem kleinen kartonmodell fast sagen: feinmechaniker, hat unseren „projekt-rolls royce“ aus einem bastelbogen von michael toson herausgearbeitet; bis hin zur „emily“ auf dem kühler.

das berührt unser kuratorium für triviale mythen, für das uns „modellbau kober“ längerfristig ein eigenes fenster in gleisdorf zur verfügung gestellt hat: [link] gehen sie davon aus, daß wir in diesem genre 2011 einige interessante aktzente setzen werden.

so, der reihe nach: wir haben unsere „vier genres“ auch bei geschwächten strukturen auf stand. die gegenwartskunst wurde hier schon angeschnitten, alltagskultur und kunsthandwerk (in zeitgemäßer deutung) ebenso. die „voluntary arts“, das bei weitem größte feld unter den akteurinnen und akteuren der region, haben bei uns inzwischen eine eigene fachreferentin.

kultur-managerin nina strassegger-tipl hat sich nun gründlich eingearbeitet

diesen bereich deckt kultur-managerin nina strassegger-tipl ab. sie betreut inzwischen auch die neuen „location crews“, mit denen wir richtung „april-festival“ 2001 unterwegs sind: [link]

damit übernimmt sie einige aufgaben, die vorher in anderen händen lagen. christa ecker-eckhofen und michaela zingerle werden „kunst ost“ verlassen. zingerle hat ihr eigenes LEADER-projekt in der nachbarschaft, um das sie sich nun verstärkt kümmern muß: styrian summer_art | regional

christa ecker-eckhofen (links) und mirjana peitler-selakov

christa ecker-eckhofen will sich wieder mehr dem kunsthandwerk zuwenden. sie hat eben in einer außerordentlichen generalversammlung dem vorstand alle relevanten dokumente vorgelegt. nach der jahreswende wird das neue team auch formell die angelegenheiten des projektes „kunst ost“ betreuen. dieses team sind: martin krusche (künstler), mirjana peitler-selakov (kunsthistorikerin) und nina strassegger-tipl (kuturmanagerin).

location crew: konkret

das erste mal formiert sich nun bei „kunst ost“ eine „location crew“. künstlerin irmgard hierzer (unten rechts auf dem foto von nina strassegger-tipl) hat die initiative ergriffen und rief andere kunstschaffende zur besprechung für das kommende april-festival“.

(foto: nina strassegger-tipl)

damit ist auch der ansatz für ein regionales beispiel von „kollektiver kreativität“ gegeben. der hintergrund: hierzer hat von gleisdorfs kustodin sigrid meister die zusage erhalten, auch das MIR („museum im rathaus“) einbeziehen zu dürfen. das ist eine der schönsten locations in der region, wie sie sich kunstschaffende als ausstellungsort nur wünschen können.

momentan wird im MIR übrigens noch die äußerst sehenswerte personale des fotografen franz sattler gezeigt. was hierzer nun für diesen ort zustande bringen möchte, ist keine beliebige schau, sondern quasi ein gemeinsames künstlerisches statement mehrerer leute.

darüber hinaus hat sich eine erfreulich große runde von kreativen eingefunden, um kommende inhalte und umsetzungsmöglichkeiten zu debattieren. dieses wachsende maß an selbstorganisation ermöglich dem „kern-team“ von „kunst ost“, sich auch auf andere bereiche zu konzentrieren. in summe dürfen wir zuversichtlich sein, trotz der massiven budget-krise des landes steiermark auf ein ereignisreiches jahr 2011 zuzugehen.

für den bereich der „location crews“ ist nun unsere kollegin nina strassegger-tipl vorrangige ansprechperson. wir befassen uns aber auch damit, diesen bereich mit anderen genres zu verknüpfen. das formieren von solchen kleingruppen und deren selbstbewußtes auftreten ist allein schon deshalb wichtig, weil so ein klarer gegenpol zu „zentralistischen“ ansätzen entstehn. auch „kunst ost“ gegenüber, denn es ist NICHT unsere intention, möglichst viele kunstschaffende quasi unter unseren schirm und in unser „lager“ zu bringen.

zeitgemäße kulturarbeit auf der höhe der zeit zielt eher darauf ab, sehr eigenständige formationen zu unterstützen und zwischen ihnen jene verbindende grundlagen- wie themenarbeit zu leisten, für die einzelnen kunstschaffenden die ressourcen fehlen.

[das april-festival: „elektrisiert„]

zu unserem festival siehe auch:
+) avantgarden des blühens
+) zwischen landwirtschaft und high tech

avantgarden des blühens

ich denke seit einer weile wieder über die „avantgarden des blühens“ nach. ein motiv, das ich 2005 in einem architektur-projekt eingeführt habe. damit meine ich jene menschen, die durch ihren tatendrang, ihre ideen und emotionen etwas weiterbringen, wo in vermutlich ganz üblichen konjunkturen wirtschaftliche situationen eigentlich absacken.

manchmal sind es stadtviertel, manchmal ganze ortschaften, die ökonomisch einbrechen, strukturverluste erleben. wodurch kommen solche bereiche wieder in schwung? na, durch menschen, deren ambitionen und vorstellungen praktisch über das hinausrechen, was alltäglich „a g’schäft“ sein mag. (das hat meist auch mit eienr klaren identität zu tun.)

solche menschen zeigen zuweilen eine neigung zu künstlerischen praktiken oder zusammenhängen. dem ist dann mitunter ein außerberufliches engagement gewidmet. wo ich jetzt hin möchte? da hin, daß solche menschen eben auch eine aktive rolle im kulturellen geschehen eines gemeinwesens spielen.

in bildungsfragen und kulturellen belangen engagiert: jaqueline pölzer

hier etwa die unternehmerin jaqueline pölzer (im gespräch mit techniker michael toson). bei ihr werden wir im kommenden april-festival eine station unseres kuratorium für triviale mythenrealisieren.

einer unserer gastgeber für die "kollektiven aktionen" aus moskau: andreas turk

oder andreas turk (hier ebenfalls im gespräch mit toson). er ist einer der geschäftsführer voningenos.gobiet“, zugleich ein leidenschaftlicher fotograf. es geht in seinem leben also keineswegs bloß um’s geschäft, das er sehr erfolgreich zu führen versteht.

reisender und leidenschaftlicher fotograf: richard mayr

genau das, nämlich geschäftssinn und leidenschaft für fotografie, teilt er mit richard mayr, dem hausherrn der stadtapotheke in gleisdorf. nun habe ich mich mit turk, mayr und dem unternehmer franz lukas verständigt, letzterer ein inspirierter büchsenmacher und … genau! fotograf.

ich habe die männer gefragt, ob sie geneigt wären, als trio einen beitrag zu erarbeiten im sinne meiner vorstellung: diese region ist eine „erzählung, die sich selbst erzählt“; und zwar durch die menschen, die hier leben und handeln.

sie haben ja gesagt. eine sehr spannende aussicht, daß es hier zu statements, eventuell dialogen kommen kann, die eben diesmal nicht einfach auf diskursiver ebene stattfinden, sondern auch andere ausdrucksmittel einbeziehen.

der auftakt eines prozesses, in dem wir aus der arbeitswelt heraus zu künstlerischen feldern hin verzweigen. ich bin sehr neugierig, wohin uns das führen wird!