Kategorie-Archiv: Allgemein

Joschi allein zuhaus

Kennen Sie diesen Auszählreim? Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann… In der klaren Hierarchie einer ständischen Gesellschaft mußten schon Kinder lernen, wo sie im gesellschaftlichen Gefüge hingehören, was standesgemäß sei.

Wir haben das Jahr 2019. Vor hundert Jahren war das Gottesgnadentum erledigt und Österreich erstmals eine Republik, nachdem die Habsburger höchstselbst ihr Imperium in die Tonne getreten hatten.

Quelle: Österreichishe Nationalbibliothek
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Slogans und Propaganda #1

Gemeinderat, Bundespräsident, Parlament. Als vor einer Weile jeweils gewählt wurde, war ich mehr denn je zuvor unruhig. Die Slogans, der Tonfall, die Begleiterscheinungen. Als wäre ich in ein Einkaufszentrum gestolpert und würde aus Lautsprechern mit den schlichtesten Parolen beschallt, von Brunnengeplätscher umspült, zwischen Kalenderblättern und Postkartenmotiven den Ausgang suchend. (Platons Höhle als Evergreen.)

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kontraste und brüche

unsere demokratie beruht auf gewaltenteilung. es geht darum, daß sich verschiedene instanzen des staates gegenseitig kontrollieren. das meint drei gewalten: legislative (gesetzgebung), exekutive (ausführende gewalt) und schließlich die judikative (rechtsprechung).

es hat sich bewährt, dabei auch mit einer vierten gewalt zu rechnen, dem journalismus, von dem die erwähnte wechselseitige kontrolle begleitet wird, dessen personal überdies in dieses kräftespiel laufend eingreift.

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Feuchte Träume

Ich gehe davon aus, daß Menschen, die uns bewirtschaften möchten, also an unser Geld wollen, sehr brauchbare Annahmen haben, welche Interessenslagen derzeit boomen, welche Themen auf breites Interesse stoßen. Spam geht in unvorstellbaren Massen hinaus, funktioniert nach dem Prinzip von Streubomben: es wird schon die Richtigen treffen. Daher halte ich Spam-Subjects für aufschlußreich.

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Der Dolch des Zoon politikon

Abschätzigkeit hat offenbar Suchtpotential. Das Nachtreten muß etwas Lustvolles auslösen. Wie viel Raum solche Flausen bekommen, hängt natürlich vom Setting ab. Auf dem Fußballplatz gibt es dafür die rote Karte. Ausschluß. Im gepflegten Umgang von gebildeten Leuten ist das vermutlich ein Ringen um Definitionshoheit. Wer darf sagen, was es ist?

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Fieberträume

Was ich gesehen habe? Zwei frivole Spießbürger, erregt an sich selbst, ergriffen von sich selbst, in voller Größe um etliche Nummern zu klein für den Begriff Staatsmann. (Putin, der gutes Deutsch spricht, muß sich vor Lachen naß gemacht haben.)

Ich hab schon verstanden, daß Volksnähe eben so geht. Man pflegt den Horizont eine Stammeshäuptlings, der sein Stammesgebiet für die Welt hält. Man meint, Milliardäre in sein bedeutendes Werk einbeziehen zu können. Der Boss tritt auf, als sei er der legitime Sohn des Mundl Sackbauer aus Kaisermühlen. Er spricht wie ein Mundl auf der Höhe der Zeit und brüskiert seine Ehefrau, als hätte Ernst Hinterberger das Drehbuch für diese Stunden auf Ibiza geschrieben. Fieberträume weiterlesen

Feuilleton: Intro

Politik ist nicht das, was politisches Personal tut. Politik ergibt sich aus dem Wechselspiel zwischen Funktionärswesen (Staatskunst) und dem Gemeinwesen. Im Zusammenwirken von Staat, Markt und Zivilgesellschaft erleben wir ganz unterschiedliche Gemengelagen jener Kräfte, mit denen Interessenlagen bearbeitet werden.

Wir von der Wissens- und Kulturarbeit haben darin das Feuilleton als eines von mehreren Genres an der Hand.

Es ist die Drehscheibe für Beiträge zu den öffentlichen Diskursen. Das ist bewußt im Plural formuliert, denn „Die Öffentlichkeit“ gibt es ebensowenig wie „Die Gesellschaft“. Hier agieren ganz unterschiedlichen Gruppen in verschieden qualifizierten Teilöffentlichkeiten. Feuilleton: Intro weiterlesen

Das 2018er Kunstsymposion

Verschiedene Orte und Stationen: Wir gehen auf drei Tage zu, die das erste Set des heurigen Kunstsymposions ausmachen. Ein Beitrag zum Thema „100 Jahre Republik Österreich“ mit einer Ausstellung des „Flying Circus“ sowie mit ersten regionalen Beiträgen zu Ich bin eine Geschichte und Wegmarken.

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Fahrrad. Kultur.

Die Kontroverse zwischen dem Fahrradvolk und den übrigen Menschen auf unseren Straßen ist über hundert Jahre alt. Erst Kollisionen mit allen, die zu Fuß unterwegs sind. Ein Match bis zum heutige Tag. Dann die Konfrontationen mit den „Autlern“. Die Pferdefuhrwerke sind entfallen, die Straßenbahnen geblieben.

Zeitungsbericht anno 1896: „Eingezwickt“

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Brauche ich professionelle Hilfe?

„Was ist los mit dir ? .musst du dein Ego auf Kosten andere aufbauen ? Geh doch zum psychoonkel.“

Diese Artigkeit bekam ich kürzlich auf Facebook in meinet Kunst Ost-Leiste zugestellt. Man möchte fast annehmen, ein launiger Beitrag zum Gedenken 1938-2018. Im Stalinismus hat man Kunstschaffende ganz gerne der Psychiatrie übergeben. Im Hitlerismus hat man sich solche Umwege erspart, die Verfahren abgekürzt, falls jemand nicht das Maul hielt und rannte.

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