Archiv für den Monat: Dezember 2010

das kühle extrazimmer

mit november dieses jahres habe ich die redaktion der website von „kunst ost“ übernommen. die sollte zuerst einmal laufend bespielt werden, um da ein publikum zu gewinnen.

nun hab ich in die „eingeweide“ des maschinchens geschaut und da eine server-statistik entdeckt. die muß man nicht überbewerten, denn erstens ist „quote“ ja kein vorrangiges kriterium in unserem tun, zweitens ist solche software, von der die server-logs gelesen werden, etwas ungenau.

na, und drittens ist es sowieso nicht möglich, mit software solcher bauart ganz genau festzustellen, wer nun was auf der website gefunden und getan hat. aber es werden interessante tendenzen sichtbar.

was tut sich auf unserer website?

die „hits“ sind sowieso total uninteressant, weil sie ALLE aufrufen darstellen, die der server beantwortet hat. also JEDE datei, die „angesprungen“ ist. das wären bei einer einzelnen page mit 4 fotos und einem stylesheet alleine schon 6 hits. diese zahl sagt mir nichts, was ich wissen sollte.

interessant sind mir vor allem die „visits“, die mir zeigen, OB ich denn im web ein publikum habe. da kann ich hier aber gleich einmal wenigstens 20 prozent abziehen, weil bei der vorerst noch überschaubaren zahl an visits diverse „robots“ dabei sind, also besuche von such-software, die durch das web kriecht. (hab ich später zwei- bis dreimal so viel publikum, ist dieser anteil eher vernachlässigbar.)

ich werd ihnen hier weiterhin ein wenig über diese dinge erzählen, weil es ja für kulturinitaiven interessant sein mag, in welchem maß sich das web als „kühles extrazimmer“ und als zusätzlicher ereignisraum für kulturelle viorhaben erschließen läßt.

[die web-statistik von „kunst ost]
[NETZKULTUR: der überblick]

umbruch

das land steiermark ist aktuell merklich angeschlagen. landtagsabgeordnete ingrid lechner-sonnek sagte mir, es fehlen im budget wenigstens 600 millionen euro, womöglich sogar bis zu 900 millionen.

am allerhärtesten hat es momentan den sozialbereich getroffen. siehe dazu etwa: Sozialhilfeverband streikt: Budget wird offengelassen!

auf kommunaler ebene sehe ich zwar keine panikartigen reaktionen, aber die bürgermeister, mit denen ich in den letzten tagen gesprochen hab, wirken ziemlich ernst. so scheint also auch die situation zu sein.

advent-grüße aus dem rathaus

solche schreiben — dieses haben wir von der stadt gleisdorf erhalten –, düften zur zeit in erhöhter dichte quer durchs land aufkommen. das bedeutet logischerweise, daß wir alle unsere vorhaben überarbeiten müssen. konzeptionelle adaption, größenordnung reduzieren, neue modi und strategien suchen, um die gesteckten ziele dennoch erreichen zu können.

ich hab in unserem „projekt-logbuch“ schon zusammengefaßt, wo wir bei „kunst ost“ gerade stehen: „Die Krise? Ja, ist angekommen. Und? Wurscht! Warum? Erstens …“ [link] wir hören das natürlich auf dem kunstfeld nicht gar so gerne: reduzieren! rationalisieren! effizienz steigern! kooperieren!

aber wie wir es auch drehen und wenden, offene fragen nach verteilungsgerechtigkeit werden sich nicht in wenigen wochen lösen lassen. also müssen wir inzwischen wege finden, wie sich die momentanen einbrüche kompensieren lassen.

da kommt nun das „labor“ von „kunst ost“ verstärkt zum zug. innen: brüten, grübeln, debattier, entwerfen. außen: verhandeln, diskutieren, um konsens ringen.

ja, ich würde diese zeit und kraft jetzt eigentlich auch lieber auf mein künstlerisches werk verwenden, statt an den strukturen zu arbeiten. aber wie sagte kollegin hutter im „joglland“? „es ist halt so!

das brauchtum lebt!

ich darf hier zwei aufrufe zu kulturellen angelegenheiten der steiermark publizieren. der eine betrifft das thema „artgerechte weihnachtsbäume“, der andere die oststeirische subkultur-szene „brauchtum mit dem bagger“.

der artgerechte christbaum: sauber ist artgerecht, denn wir sind sauber. so sind wir und so sollen wir bleiben.

das ist die adventbotschaft einer neuen initiative, die eben folgenden aufruf ausgesandt hat:

Hiermit rufe ich alle ernsthaften, rechtgläubigen und auch nicht recht gläubigen Verfechter der Erneuerung alter Unsitten zur erstmals startenden unterparteilichen Aktion „Sauberer Christbaum in der Steiermark“ auf. Die Teilnahme ist an keine Mitgliedschaft gebunden, es werden keine Gebühren eingehoben. Voraussetzungen sind lediglich ein abstaubbarer Christbaum, Größe egal und ein Staubwedel.

Die Größe des Christbaums sollte zweckmäßigerweise der Größe der behandelnden Person(en) oder dem Vorhandensein entsprechender Aufstiegshilfen angepasst sein. Die Teilnahme ist nicht an bestimmte Personen gebunden, sie ist übertragbar (z.B. Putzfrau, Facility Assistentin, etc.)

Wir leisten damit einen echten Beitrag zum Schutz der heimischen Wälder, weil der Baum bei entsprechender Pflege mehrjährig ist und immer wieder verwendet werden kann.

Mit weihnachtlichen Grüßen
für die Aktion „Sauberer Christbaum“
Josef Vuk (e.h.)
(Obmann, Schriftführer, Kassier, Mitgliedervertreter und Aufsichtsrat)

teil II der brauchtumsnachrichten:

der bei uns schon bestens bekannte hansi n. neststreu, brachialdichter und freund der heimat, zeigt sich diesmal im thema ganz prosaisch, doch im engagement feurig. und es reimt sich auffallend, was ihm keinesfalls immer gelingt. seine botschaft, der ein foto geigelegt war:

"baggert mir mit inbrunst, freunde!"

brauch und sitte,
meine bitte,
brauchen sittsam mehr beachtung.
perchtenlauf und santa claus
will ich nicht bei mir zuhaus,
aber unser baggerfahrer
zeigt bei jeder schneeverfrachtung
daß er würde, eleganz
und der wachen augen glanz
in sein kaltes handwerk legt,
welches er begeistert pflegt.
so geht wahres brauchtum, leute!
und drum sage ich ab heute:
baggert mir mit inbrunst, freunde!
schlußreim geht sich keiner aus.

[übersicht]

zwischen landwirtschaft und high tech

ich verstehe die oststeiermark als eine region zwischen landwirtschaft und high tech. das habe ich für unser kommendes april-festival als hintergrundthema herausgestrichen. wir genießen versorgungssicherheit, was meint, die versorgung mit sauberem wasser und ausreichender nahrung ist gesichert. es gibt auch NOCH genug betriebe in der region, wo gute jobs gemacht werden, wo menschen arbeit finden, wodurch wichtige kommunalabgaben generiert werden, auf welche gemeinden dringend angewiesen sind.

das war nicht immer so, ist eigentlich erst nach dem zweiten weltkrieg auf dieses niveau gelangt. das ist außerdem aktuell durchaus bedroht. kein grund, in schreckstarre oder pessimismus zu verfallen. ich treffe momentan, im zuge der vorbereitungen unseres „april-festivals“, laufende menschen, die mit erfahrug und zuversicht gewappnet sind. das ist auch für mich sehr ermutigend.

spannungsfeld bei "elin motoren"

das findet ferner seinen ausdruck bei begegnungen mit leuten etwa des werkes „elin motoren“ [link] oder wenn ich unternehmer der region als kreative akteure für unser vorhaben gewinne. (siehe dazu avantgarden des blühens“!)

bürgermeister werner höfler (links) und tierarzt karl bauer

das „red baron“ in gleisdorf profiliert sich zunehmend als „kunst ost“– besprechungszimmer. eben saß ich dort mit hofstättens bürgermeister werner höfler und tierarzt karl bauer beisammen, um für das „april-festival“ einen „tag der agrarischen welt“ zu skizzieren. bauer merkte an: „was einmal war, interessiert fast niemanden“. höfler nickte. „aber man sollte schon wissen, woher wir gekommen sind.“ und von da aus einen blick in die zukunft werfen.

fachmann in sachen elektromobilität: wolfgang wister

das berühren wir auch im anderen bereich. es dürfte auf einen „tag der elektromobilität“ hinauslaufen. der ingenieur wolfgang wister kommt aus dem flugzeugbau, hat nun jahrzehnte in der automobilentwicklung gewirkt und gehört aktuell dem „e-mobility-ausschuß“ der österreichischen regierung an. er hat sich bereit erklärt, uns als „schlüsselperson“ für diesen themenbereich zur seite zu stehen.

wir erarbeiten uns nun diese themenschwerpunkte, um die aktuelle situation in der „energie-region“ zwischen landwirtschaft und high tech auszuleuchten. das sind „eckpunkte“, auf die dann auch kunstschaffende sich in vielfacher weise beziehen. so initiieren wir einen „prozeß der selbstvergewisserung“. ein stück klärung: was IST denn diese region heute und wodurch ist sie das? dabei möchten wir eine zusammenschau von wissenschaft technik und kunst erreichen, die mit fragen der alltagskultur verknüpft wird.

[april-festival 2011: notizen & reflexionen]

avantgarden des blühens

ich denke seit einer weile wieder über die „avantgarden des blühens“ nach. ein motiv, das ich 2005 in einem architektur-projekt eingeführt habe. damit meine ich jene menschen, die durch ihren tatendrang, ihre ideen und emotionen etwas weiterbringen, wo in vermutlich ganz üblichen konjunkturen wirtschaftliche situationen eigentlich absacken.

manchmal sind es stadtviertel, manchmal ganze ortschaften, die ökonomisch einbrechen, strukturverluste erleben. wodurch kommen solche bereiche wieder in schwung? na, durch menschen, deren ambitionen und vorstellungen praktisch über das hinausrechen, was alltäglich „a g’schäft“ sein mag. (das hat meist auch mit eienr klaren identität zu tun.)

solche menschen zeigen zuweilen eine neigung zu künstlerischen praktiken oder zusammenhängen. dem ist dann mitunter ein außerberufliches engagement gewidmet. wo ich jetzt hin möchte? da hin, daß solche menschen eben auch eine aktive rolle im kulturellen geschehen eines gemeinwesens spielen.

in bildungsfragen und kulturellen belangen engagiert: jaqueline pölzer

hier etwa die unternehmerin jaqueline pölzer (im gespräch mit techniker michael toson). bei ihr werden wir im kommenden april-festival eine station unseres kuratorium für triviale mythenrealisieren.

einer unserer gastgeber für die "kollektiven aktionen" aus moskau: andreas turk

oder andreas turk (hier ebenfalls im gespräch mit toson). er ist einer der geschäftsführer voningenos.gobiet“, zugleich ein leidenschaftlicher fotograf. es geht in seinem leben also keineswegs bloß um’s geschäft, das er sehr erfolgreich zu führen versteht.

reisender und leidenschaftlicher fotograf: richard mayr

genau das, nämlich geschäftssinn und leidenschaft für fotografie, teilt er mit richard mayr, dem hausherrn der stadtapotheke in gleisdorf. nun habe ich mich mit turk, mayr und dem unternehmer franz lukas verständigt, letzterer ein inspirierter büchsenmacher und … genau! fotograf.

ich habe die männer gefragt, ob sie geneigt wären, als trio einen beitrag zu erarbeiten im sinne meiner vorstellung: diese region ist eine „erzählung, die sich selbst erzählt“; und zwar durch die menschen, die hier leben und handeln.

sie haben ja gesagt. eine sehr spannende aussicht, daß es hier zu statements, eventuell dialogen kommen kann, die eben diesmal nicht einfach auf diskursiver ebene stattfinden, sondern auch andere ausdrucksmittel einbeziehen.

der auftakt eines prozesses, in dem wir aus der arbeitswelt heraus zu künstlerischen feldern hin verzweigen. ich bin sehr neugierig, wohin uns das führen wird!

kulmland-neuigkeiten

in der aktuellen WOCHE-ausgabe habe ich einen bemerkenswerten artikel entdeckt. unter dem titel „Strukturen der Energie im Kulmland“ berichtet moni bertsch von einem neuen LEADER-kulturprojekt in der nachbarregion: „Kunst hat Energie und Struktur. Mit der Organisation einer großen Diskussionsrunde rund um neue Energiestrukturen im Kulmland überraschte das K.U.L.M.-Kollektiv mit Richard Frankenberger in Pischelsdorf.“ [link]

frankenberger und philosoph erwin fiala als masterminds des vorhabens, da darf man annehmen, daß es klare positionen zu fragen der GEGENWARTSKUNST gibt: „Gilt es doch innerhalb kürzester Zeit eine breitere Energiedebatte zu führen und für die nächsten Jahre Strukturen aufzubauen, da man doch eine Leader-Förderungszusage erhalten hat.“

der K3 in pischelsdorf

sieht man auf der website von K.U.L.M. nach, findet man eine detailreiche dokumentation einiger schritte. so ist etwa das protokoll des aktuellen meetings hier downloadbar: [link]

unter „Textbeiträge im Vorfeld“ findet man zusätzliche informationen: [link]

also keine unerklärliche geheimniskrämerei, wie sie um manch andere leader-projekte herrscht. etliche grundlagen des vorhabens sind zur lektüre verfügbar. statements und ansichten verschiedener akteurinnen und akteure werden greifbar gemacht. ich kann mir einen eindruck verschaffen, was sich dort ereignen möchte.

diese transparenz ist anregend, weil man selbst feststellen kann, als teil welchen geistigen klimas man in der oststeiermark agiert. das pischelsdorfer kollektiv demonstriert damit außerdem, daß man geistige güter teils unter verwendung öffentlicher gelder generiert hat und diese stoffe daher der öffentlichkeit zugänglich macht.

eine haltung, die auf dem LEADER-feld keineswegs standard ist.

was wir so treiben

was für ein tag! theorie und praxis regionalen kulturgeschehens in EINEM durchgang. zuerst mit peter wolf in einer konzentrierten debatte. er kommt vom theater, war einige zeit tv-redakteur beim orf, ist aktuell als konsulent der kulturabteilung des landes steiermark tätig.

cooler kenner des metiers: konsulent peter wolf

wir haben vor allem diskutiert, welche aspekte des kulturgeschehens abseits eines landeszentrums von der art sind, daß sie einerseits regional etwas bringen, andrerseits aber auch auf gesamteuropäischer ebene relevanz erreichen. das ist vor allem angesichts gegenwärtiger budgeteinbrüche und ressourcen-probleme eine spannende aufgabenstellung.

ein stück hintergund-folie, das wir dabei im blickfeld hatten: die oststeiermark war einst ein armenhaus österreichs. nach dem zweiten weltkrieg gelang jener aufschwung, der zu dem wohlstand führte, den ich heute hier genieße. dieser wohlstand ist aber momentan ganz akut bedroht und wird unausweichlich um etliche grade absacken.

das führt auch zur frage: was bewegt unternehmer, hier einen standort zu halten, von dem aus sie auch in „billiglohn-länder“ abwandern könnten? ein praktisches beispiel dafür: die firma elin motoren“.

unerschütterlicher reiseführer für eine sprunghafte reisegesellschaft: friedrich rauchenberger

eine delegation von „kunst ost“ war dort eben zu besuch, um sich impressionen für arbeiten zum kommenden april-festivalzu holen. elin-mitarbeiter friedrich rauchenberger hat uns mit einiger geduld durch die verschiedenen sektionen des hauses gelotst. eine kleine reise von teilweise verblüffenden visuellen phänomenen und inhaltlich stoff für mehrere anregende debatten.

anschließend ein „kick off-meeting“ der LEADER-region in krottendorf. die szene feierte sich für erreichtes und für ein aktuelles LEADEDR-projekt, das nun in die gänge kommt. all zu viele details sind dazu augenblicklich noch nicht verfügbar.

das abfahren ist geklärt, das ankommen macht uns neugierig: LEADER-kick off in krottendorf

dieses ereignis wird für uns noch anlaß sein, über INHALTE, zwischenergebnisse und fragen der INNOVATION im regionalen geschehen nachzudenken. aus der sicht einer soziokulturellen initiative habe ich natürlich bei der headline „Die Energieregion Weiz-Gleisdorf auf der Überholspur“ [link] früher oder später zu fragen: wer wird denn da überholt? wer bleibt zurück?

sie meinen, das seien haarspaltereien? ich darf ihnen versichern, man muß headlines sehr ernst nehmen. ganz egal, ob sie sehr sachlich kühl oder eher metaphorisch angelegt sind. in ihnen entstehen bilder von erheblicher wirkmächtigkeit. wir haben also mit den von uns forcierten bildern achtsam zu sein.

ich habe einige dieser fragen in krottendorf mit dem journalisten herbert kampl debattiert. mein ausgangspunkt war: „du generierst mit deiner arbeit gesellschaftliche realität. welchen stellenwert hat also das, was in den regionalmedien angekommen ist?“

kampls ansicht ist scharf und klar: „was in den blättern geschrieben steht, werden historiker später auswerten, zitieren, das wird sein, was die region gewesen ist.“ damit schneidet kampl implizit das thema „definitionshoheit“ an. was äußern deutingseliten und welche konsequenzen hat das?

es sollte uns alle demnach SEHR interessieren, WELCHE inhalte medial vermittelt werden und mit welchen bildern, in welchem tonfall all das kommuniziert wird.

grobe brösel, feine aussichten

nun sind uns im kulturbereich gerade einige trümmer der fundamente um die ohren geflogen. fragen sie nicht, wie es zugleich im sozialbereich der steiermark aussieht. ein fiasko! ist irgendjemand überrascht? ich bin es nicht. warum? weil es seit monaten alle spatzen von den dächern pfeifen.

man muß den menschen themen und inhalte verkaufen. so höre ich. und ich zweifle. „ich brauche von euch was knackiges.“ wirklich? (knackiges gehört definitiv NICHT zu unseren agenda, steht auch nicht in meinem vertrag.)

wer kontrolliert die relevanten informationsflüsse?

hat sich ihnen schon erschlossen, WAS genau die aktuelle (finanz-) krise der steiermark ausmacht? ich hab eine ganze serie von gesprächen mit insiders hinter mir, damit mein bild davon konturen annimmt, schärfe gewinnt.

die (finanz-) misere ist erheblich. der blick darauf ist uns nun über jahre dauernd verstellt worden. durch jubelmeldungen, zweckoptimismus, „knackige“ botschaften in geschliffener öffentlichkeitsarbeit.

glauben sie wirklich, man wußte in politik und verwaltung nicht, was auf uns zukommt? quatsch! wer damit zu tun hat, weiß auch, was sich tut. es gibt bloß sehr unterschiedliche auffassungen, was „man“ nun den bürgerinnen und bürgern an „wahrheit“, also an stichhaltigen informationen, „zumuten“ könne.

manche von uns haben ingeborg bachmann gelesen und kennen ihre überzeugung: die wahrheit ist den menschen zumutbar.

diese ansicht läßt sich auch wenden: die wahrheit möge nicht beschönigt, aufgebrezelt, aufgeblasen werden. was der fall ist, darf sensation genug sein. die nächste sensation wäre, daß sich zuständige menschen dem seriös widmen. kein reklame-gebläse, keine propaganda. zeigen wir kompetenz, indem wir die dinge sein lassen, was sie sind.

was ist dazu unverzichtbar? eine offene informationspolitik. transparenz. ich will nicht vor einer einzelnen quelle herumlungern und um information betteln. es muß in der „res publica“, in der „öffentlichen angelegenheit“, evidenzstellen geben, wo ich jederzeit auf relevante informationen zugreifen kann; und zwar genau dann, wenn ich sie brauche.

das anhäufen und abschotten von „herrschaftswissen“ ist quasi unrepublikanisch und vor allem kontraproduktiv.