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Kunstsymposion: Unklare Klarheiten

Was soll eigentlich dieses 1914-2014 im Projekt? Wir hatten also keineswegs von hausaus einen Grundkonsens, daß dieses Jahrhundert betrachtet und überprüft werden müßte, um in der Gegenwart zu bestehen und für die Zukunft relevante Orientierungen zuwege zu bringen.

Links vorne: Künstler Gerhard Pichler von "zweintopf"

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basis-kunst: Schlußfolgerungen… folgen

Das Symposion [link] ist eine kräftige Markierung im Raum und auf dem Zeitpfeil unserer Vorhaben. Gerade in einer Phase, welche in der gesamten Steiermark mehr als krisenhaft erlebt wird, was gewöhnlich den Bereichen Kunst und Kultur größte Einbrüche beschert, gehen wir nach einem längeren Prozeß der Vorarbeit an die Öffentlichkeit und sagen klar, daß wir der Gegenwartskunst hier, in der Provinz, ganz neue Bedingungen schaffen wollen.

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Dieser Region ein Bild ihrer selbst zu geben

Die Überschrift dieses Eintrags ist ein Zitat. Jene Textpassage kommt in einem kleinen Feature vor, welches Künstler Richard Kriesche zu unserem kommenden Symposion verfaßt hat. Er bezieht sich für „Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität“ auf den Bauern Franz Gsellmann und schreibt:

„im kontext der gründung einer plattform für zeitgenössische kunst in der steiermark ist gsellmanns radikale haltung beispielhaftes vorbild für die fördernden und fordernden von künstlerischen hervorbringungen aus der region, dieser region ein bild ihrer selbst zu geben. gefragt ist daher nicht länger die strategisch systemisch ausgerichtete kunst mit augenmerk auf ihre globale verträglichkeit, ist nicht im bereits 1000ste museum ‚more of the same’ mit lokal koloriertem unterfutter zu errichten, sondern eine plattform hochgradig kunstferner kunst gefragt, der es in ihrer regionalen abgeschiedenheit nachweislich gelungen ist, das lokale bzw. regionale in den globalen kontext umzuschreiben. und nicht umgekehrt! auch dafür steht die kunstferne kunst gsellmanns pate.“

Künstler Richard Kriesche

Das beinhaltet auch eine Position, die gegen jene Flut von „Public Realtions“ steht, in der aus diversen Büros mit Allerweltsfloskeln und branchenüblichem Jargon über die Lebensrealität(en) der Menschen d’rübergeschrieben wird.

Es herrscht stellenweise eine Art der „Agentur-Geschwätzigkeit“, welche von beliebig austauschbaren Illustrationen begleitet wird, da ereignet sich genau das Gegenteil von dem was Kriesche mit solchen Worten unterstreicht: „Dieser Region ein Bild ihrer selbst zu geben“.

Im Frühjahr 2011 habe ich unserem damaligen April-Festival folgendes Bild vorangestellt:
„Wenn diese Region eine Erzählung wäre, dann könnte sie sich selbst erzählen, falls die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Stimmen erheben würden.“ [Quelle]

Franz Gsellmanns "Weltmaschine" (Foto: Roman Klementschitz)

Das korrespondiert mit den Möglichkeiten der Kunst, genauer, der Befassung mit Kunst. Ob rezipierend oder produzierend, es kann auch fließende Übergänge in einander haben, die Befassung mit Kunst bietet eine Verfeinerung der eigenen Wahrnehmung, der Denk- und Kommunikationsmöglichkeiten. Das legt schließlich nahe, sich nach außen mitzuteilen.

Oft sind diese Erfahrungsmöglichkeiten in soziale Ereignisse eingebunden, respektive ereignen sich als soziale Momente. Unser Vorhaben basis kunst ist in einigen seiner Grundlagen genau diesen Optionen gewidmet. Das Erzählen in seinen verschiedenen medialen Erscheinungsformen ist nie bloß den „Professionals“ vorbehalten, sondern war schon ein zentrales Ereignis menschlicher Gemeinschaft, da ist „Künstlerin/Künstler“ noch lange nicht gedacht worden.

Was nun unser Projekt basis kunst angeht, zur Erinnerung:
„In einem mehrjährigen Prozess soll im Raum Gleisdorf eine Plattform für Gegenwartskunst entstehen, die in ihrem Präsentationsbereich zeigen wird, was steirische Gegenwartskunst leistet und auf welche künstlerischen Leistungen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sich dieses Potenzial stützt.“

Dieser ausdrückliche Fokus auf Gegenwartskunst hat aber seine Umgebung und Bezugsrahmen, die ihrerseits Schwerpunkte herausbilden:
„In anderen Wirkungsbereichen soll die Plattform eine Art Relaisstation ergeben, welche heimisches Kunstgeschehen mit internationalen Verknüpfungen ausstattet und dabei jungen Kunstschaffenden der Steiermark jenes Know how anbietet, das für sie nötig ist, um auch international zu reüssieren.“

"fencing IV (landscape)" von "zweintopf" in der Gleisdorfer Galerie "einraum"

Das ist freilich nur einer der weiterführenden Aspekte. In der Verknüpfung mit anderen Schwerpunkten unserer Kulturarbeit ergeben sich Bezugspunkte zu Bereichen der Alltagskultur, der trivialen Mythen und des (zeitgenössischen) Handwerks sowie zu verschiedenen Metiers der Arbeitswelt.

Demnach:
„Das Projekt muss, sich lokal, bzw. in der Kleinregion bewähren, damit es vor Ort möglichst breit mitgetragen wird und da auch einen erkennbaren Nutzen entfaltet;
+) regionale Relevanz erlangen und mindestens steiermarkweit als ein Beispiel der „best practice“ Wirkung zeigen, um in dieser räumlichen Dimension Gewicht zu erlangen und Synergien zu ermöglichen. Die an kreativen Prozessen, Strategien und Projekten interessierte Öffentlichkeit muss teilhaben können;
+) international, also Landesgrenzen überschreitend, Rang erreichen, um sich in einer Situation der „wechselseitigen Kommunikation“ und des Austausches zu bewähren. Dazu soll es für heimische Kunstschaffende eine nach außen vermittelnde Rolle spielen, umgekehrt aber Know how und Publikum aus nicht nur ganz Österreich, sondern auch aus dem europäischen Umfeld in die Oststeiermark führen.“

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Tip: „zweintopf“ in Gleisdorf

Ein Teil der Arbeit des Duos zweintopf (Eva Pichler & Gerhard Pichler) führt konsequent durch den öffentlichen Raum. Andere Schritte okkupieren geradezu klar begrenzte Räume. So diese Landschaftsdeutung:

„fencing IV (landscape)“
zweintopf
Vernissage: Freitag 06.07.2012, um 18:00
Galerie einraum, Gleisdorf
(Ausstellungsdauer bis Ende Juli)

Das Duo "zweintopf“ und Kunstsammler Erich Wolf (rechts)

„Ein lineares Element, das eigentlich der Grenzziehung und -durchsetzung dient, wenn auch meist in Zusammenhang mit „untergeordneten“ Lebewesen, die es ohne großen Aufwand auf den ihnen zugeordneten Flächen hält, ist das Grundelement für eine raumgreifende Installation im Einraum Gleisdorf. zweintopf verwendet dazu handelsübliches Zaunband: ein vier Zentimeter breites Kunststoffgeflecht, verwoben mit feinen Drahtlitzen, das aus dem fortschrittlichen, westlichen Landschaftskontext kaum mehr wegzudenken ist.

Aus dieser Linie falten sich in unzähligen, genormten Schichten imaginäre Gebirge auf, die mittels Weidezaungerät unter gleichmäßig pulsierenden Strom gesetzt werden können. Eine Vereinnahmung des Raumes, die damit gleichzeitig seine strikte Ausnehmung bedeutet: die Landschaft und damit der Ausstellungsraum selbst scheinen sich hier zu wappnen, wenn sie sich nach dem Prinzip der Konditionierung jeder Berührung und damit einer planmäßigen Eroberung und Nutzung entziehen.“

Die Website von zweintopf: [link]