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Konvergenz 2016

Sich einander zuneigen, auch ineinander übergehen, davon handelt der Begriff des Konvergierens. Das wird nun mit Blick 2016 aufbereitet. Ein Wechselspiel von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft, bei dem gemeinsame Fragestellungen und Aufgaben mit verschiedenen Zugängen und Methoden zur Bearbeitung kommen. Ein konsequenter interdisziplinärer Ansatz.

Heimo Müller
Heimo Müller

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Axiom * 2014: Referenz

Derzeit begleiten mich in der Arbeit zwei Bücher, die schon allein physikalisch solche Brocken sind, daß man zur Lektüre ein Pult oder einen Tisch braucht. Das eine ist Manfried Rauchensteiners „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger-Monarchie“, überarbeitet und neu aufgelegt. Eine von mehreren wichtigen Publikationen, die uns keine Mythenbildung zumuten.

Peter Weibels wuchtiges Kompendium über die österreichisch-ungarische Geisteswelt

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Die Künstlerhaus-Debatte #4

Bin ich hinterm Mond und habs nicht bemerkt?

Die gute Nachricht: Von einem „Kulturkampf“ kann in Graz keine Rede sein. Kein Schlachtfeld in Sicht. Läßt sich solcher „Superismus“ einmal aus den Betrachtungen herausnehmen, muß nicht jedes Geschehen gleich das superste, wildeste, gefährlichste sein, bleibt ja vielleicht genug Transparenz im Blickfeld, um die Dinge etwas klarer sehen zu können. Etwa den Status quo der Debatten rund um das Grazer Künstlerhaus.

Die goschertste Seele auf dem Set ist momentan sicher der Peter Weibel. Doch aus dem läßt sich für die Sache sicher keine Galionsfigur schnitzen. (Was schert den die Grazer Szene?) Wer sich auf seine Seite reklamiert, tut das vermutlich ohnehin nur, um den Peter Pakesch zu triezen. Der muß zwar für alles mögliche als Feindbild herhalten, doch das wird langsam etwas fad.

Wie schaut’s aus? Ich hatte kürzlich an einem Artikel im Standard [link] bestaunt, daß da a) jemand auf irgendwelche Barrikaden steige und b) festgestellt wurde: „Man trifft sich seit vielen Monaten und erarbeitete ein rund 30 Seiten starkes Papier.“ Siehe auch: [link] Mir schien beides nicht sehr plausibel.

Eine kleine Recherche zeigt nun, daß vor allem der scheinbare Zusammenhang zwischen a) dem Papier „Zur Lage der bildenden Kunst in Graz“ und b) den genannten 30 Seiten irreführend ist. Diese Werke haben keine besondere Verbindung. Eher im Gegenteil.

Das Einser-Papier stammt vom dort genannten Personenkreis und steht darin für sich. Das sei in der Konstellation äußerst sensibel höre ich. Eine der Unterzeichnerinnen, Eva Ursprung, teilte mir mit: „ab jänner sind an den verschiedenen locations der beteiligten (rotor, medienturm…) veranstaltungen geplant, in denen auf die einzelnen bearbeiteten themen näher eingegangen wird.“ Meiner Meinung nach ein Gewinn für den Lauf der Dinge, weil solche Erörterungen und Konkretisierungen mehr als nötig, ja überfällig sind.

Eine andere Sache ist die aktuelle Mailingliste der IG Kultur Steiermark unter der Federführung von Caroline Oswald Fleck und Eva Ursprung. Dafür sollte außerdem schon längst eine eigene Website als Plattform für Telekommunikation und Teleworking etabliert sein: [link]

Die wird zwar promotet, ist aber noch tot. Ich vermute, die Netzkulturszene hat vergessen, wie flott man etwa bei mur.at zum Bispiel ein Wiki in Gang bringen kann, um Diskurs und Diskussionsfluß via Web zu bewegen. Österreichische Gemütlichkeit ist irgendwie… radikal.

Übrigens! Dieser Community sei auch, so höre ich, das oben genannte 30 Seiten-Papier zuzurechnen. Womit haben wir es da zu tun? Wissen wir nicht, denn es gibt nicht einmal irgendwelche Diskursschnipsel oder inhaltliche Diskussionbeiträge der Leute auf irgendeiner Website der Netzkulturszene.

Da wäre ja zum Beispiel KIG! Kunst in Graz“: Eine „Plattform für interdisziplinäre Vernetzungsarbeit, mit Veranstaltungskalender und Diskussionsforum.“ Präsidentin: Anita Hofer. Die gehört auch dem Vorstand der IG Kultur Steiermark an. Sollte ich da nicht fündig werden können? Kann ich aber nicht. Gut, ich finde dort von mir einen Artikel, aber den kenn ich schon.

Immerhin, nach einigem Nachfragen erfuhr ich nun: „die 30 seiten sind texte zu den verschiedenen angesprochenen themen, erstellt durch kleine arbeitsgruppen. sie wurden (noch) nicht redaktionell bearbeitet, es ist aber geplant, das zu tun und in folge auf einige webseiten zu stellen.“

Das klingt für mich freilich ein wenig anders als das via Presse kolportierte „Man trifft sich seit vielen Monaten und erarbeitete ein rund 30 Seiten starkes Papier.“

Zur Erinnerung, Kulturlandesrat Christian Buchmann ließ wissen: „Diese Konzepte wurden von mir am 2. November an den Landeskulturbeirat weitergeleitet, den ich um eine Expertise zu den Konzepten bis Ende des Jahres ersucht habe.“ [Quelle]

Damit meinte Buchmann die Künstlervereinigungen (Dr. Beate Landen), Luise Kloos, Erika Lojen, Edith Temmel, die IG Kultur, das Grazer Stadtmuseum, das Künstler-Paar Nestler-Rebeau und das Universalmuseum. Falls also ein Konzept der IG Kultur Steiermark „bis Ende des Jahres“ geprüft werden sollte, möchte man empfehlen: Bitte schneller schlafen, damit die Wachzeit noch entsprechend genutzt werden kann.

Ach, was rede ich darum herum? Ich bin eigentlich völlig konsterniert, daß eine Medienberichterstattung von Aktivitäten berichtet, als seien sie in vollem Gange, während sich so manches, wenn man nachfragt, als erst geplant, als beabsichtigt herausstellt.

Soll ich mir wünschen, daß ein teures Haus einer Community womöglich zur Selbstverwaltung überlassen wird, die in dieser jetzt doch sehr entscheidenden Phase zwar ihr Begehren äußerst, aber nicht einmal mit deren Begründungen nachkommt? Und was darf ich von einer online-Community erwarten, der heute noch nicht einmal jene angehören, die bei der letzten Pressekonferenz vor dem Künstlerhaus ihre Gesichter in einige Kameras gehalten haben?

Pardon, das ginge auf meinem Kontinent nicht. Oder bin ich auf einem anderen Planeten und wußte es gar nicht? Womöglich hinter dem Mond? Ich glaub, ich muß amal vor die Tür hinaus gehen und überprüfen, wo ich eigentlich bin. Und ich füge noch an: Vielleicht wäre bald nach der Legitimität und dem Mandat einer Gruppe zu fragen, die auftritt, als verträte sie „die Künstlerinnen und Künstler der Steiermark“, ohne zu diesem Zeitpunkt in genau dieser Sache auch nur ein kohärentes Ideenpapier vorlegen zu können.

[Die Debatte: Übersicht]

Die Künstlerhaus-Debatte #3

Die Selbstachtung zurückholen!

Der Titel kommt muskulös daher: „Peter Weibels Paukenschlag im Joanneum“. Im Text kracht es dann nicht so recht. Aber der Bericht „Zur Eröffnung des verplanten Joanneumsviertels eine großartige und plausible Ausstellung über den ‚Selbstmord der Kunst‘ – von Günter Brus bis Damien Hirst.“ in der Presse [Quelle] läßt doch erahnen: Sollte gesehen werden!

Eben wurde die Ausstellung "Selbstmord der Kunst" eröffnet (Foto: UMJ / N. Lackner)

Die zwei Kunstheoren im Vorspann – Brus und Hirst – sind von der Autorin bemerkenswert ausgewählt; sicher nicht die interessantesten Burschen in dieser Geschichte, aber immerhin welche, auf die auch ein an Kunst völlig desinteressiertes Publikum zu reagieren vermag. (Skandal-Potenzial!)

Eine besonders wichtige Passage im Text von Sabine B. Vogel scheint mir folgende zu sein: „Das Entscheidende sei die Ablösung der Repräsentation durch die Realität. Erst wurde der Gegenstand mit der Abstraktion aus der Malerei vertrieben, dann kam er als reales Ding wieder zurück.“

Das ist ein Zusammenhang, den wir bis heute nicht angemessen unter die Leute gebracht haben. Da läßt auch das steirische Feuilleton keine besonderen Ambition erkennen, eine größere Anstrengung zu erbringen. Damit meine ich, Kunstschaffende (quasi als „primäre Akteurinnen und Akteure“), Kunstgeschichte und Feuilleton haben es bis heute weder miteinander noch gegeneinander geschafft, eine allgemeine und grundlegende Kenntnis dessen zu verbreiten oder wenigstens allgemein ruchbar zu machen. Da liegt also noch viel Arbeit vor uns.

Marcel Duchamp, Boîte (Die große Schachtel, Foto: CROCE & WIR, Graz)

Zur Zeit geht es in den Debatten rund um das Grazer Künstlerhaus unter anderem auch um Ansprüche der steirischen Berufsvereinigung Bildender Künstler und Künstlerinnen. Daher sei aus einem Bericht zu deren aktueller Ausstellung „Mit Hirn“ zitiert: „Wohl uneinlösbar: der Anspruch der ambitionierten Schau, gewissermaßen die letzten Fragen des Kunstbetriebs beantworten zu wollen.“ [Quelle]

Das Motiv der „letzten Fragen“ ist der Metaphysik entlehnt. Diese radikalen Fragen mögen zwar die Kunst selbst betreffen, aber es würde mich sehr wundern, wenn der Kunstbetrieb damit, nämlich mit „letzten Fragen“, aufwarten könnte. Wenn also ein ganzes Kollektiv Kunstschaffender Fragen nicht beantworten kann, die ohnehin nicht gestellt werden, wovon erzählt der Autor dann NICHT, indem er diese Passage schrieb?

Falls das nun etwas verwirrend klingt, darf ich bekräftigen: Es IST verwirrend. Wovon reden wir denn da die ganze Zeit, wenn wir über die Kunst und den Kunstbetrieb sprechen? Ich hab hier kürzlich ein kulturpolitisches Papier deponiert, das von einem bemerkenswert besetzten Konsortium verfaßt wurde und eine sehr gute Grundlage für eine kulturpolitische Debatte abgibt: [link]

Inzwischen las ich allerdings: „Der Appell der heterogenen Gruppe ist kein Schnellschuss: Man trifft sich seit vielen Monaten und erarbeitete ein rund 30 Seiten starkes Papier.“ [Quelle] Satte 30 Seiten? Wie bedauerlich, daß ich die nicht finden kann. Dabei ist etwa die IG Kultur schon eine Weile damit befaßt, diese Diskurse voranzutragen, hat dieses Papier ja auch mitverfaßt.

In der steirischen Netzkultur-Szene geht es im Netz etwas schleppend voran.

Werde ich bei der IG fündig? [link] Leider nein! Diese IG hat uns eine eigene Themen-Website avisiert: [link] Dazu hieß es kürzlich: „Morgen geht die Homepage dann ONLINE…“ Leider nein!

Ich muß keine böse Absicht unterstellen, es genügt, daß wir, die „Initiativenszene“, allein schon durch unser Kommunikationsverhalten und die von uns entworfene Mediensituation genau zu der „Seilschaften-Lage“ beitragen, die wir gerne kritisieren.

Denn es ist zeitraubend, sich relevante Informationen über den Status quo zusammenzutragen. Also haben nur Kleingruppen entsprechendes Wissen zur Verfügung, die geben es aber nicht adäquat weiter. (Das läuft letztlich auf eine Art Anhäufung von „Herrschaftswissen“ hinaus, das hinter diversen Kulissen gelagert wird.)

Seit Wochen oder Monaten könnte mindestens ein WIKI laufen, das von der steirischen Community gefüttert würde, damit wir eine leicht findbare Evidenzstelle für verfügbare Informationen hätten. Haben wir aber nicht. Wir? Eben! Das wird so gerne und so leicht dahingesagt. Doch wodurch wird es konstituiert?

Mehr noch, man könnte in Panik ausbrechen, wenn man liest, wie viel Tendenz zur Selbstaufgabe in diesem steirischen Kulturbetrieb mittlerweile herrscht. Da lese ich etwa in einem Brief von Politikerin Christa Hahn: „Ausführliche Runden und Reflexionen über die Grazer Kulturpolitik, über Gelungenes und aber auch über Misserfolge und nötige Veränderungen und Reformbedarf, eine Debatte über sinnvolle und weniger sinnvolle Schwerpunktsetzungen, den Umgang mit der freien Szene, dem Auftreten der Stadt gegenüber den großen Kunsteinrichtungen oder aber auch ein lebhafter Diskurs mit der steirischen Landes-Kulturpolitik sind unter diesen Rahmenbedingungen zu meinem Bedauern nicht möglich.“ [Quelle als PDF-Dokument]

Wie beunruhigend, wenn dann auf der bisher noch toten IG-Diskurs-Website als Motto zu lesen ist: „WIR HOLEN UNS DIE SELBSTVERANTWORTUNG FÜR UNSERE ARBEIT ZURÜCK“.

Mein Vorschlag: Die Selbstverantwortung aufpolieren, denn die muß doch da noch irgendwo sein. Ich will stark hoffen, daß sie niemandem von uns genommen wurde oder womöglich von jemandem in Eigeninitiative beim Salzamt abgegeben wurde. Aber da wäre noch eine Mission zu erfüllen. Vielleicht sollten wir uns langsam unsere SELBSTACHTUNG zurückholen…

[Die Debatte: Übersicht]