Die Sache funktioniert so. Debatte mit dem Museums-Boss, erste Handskizze, Konzeptchen. Dann geht die Staubfresserei los, ich wälze Schachteln und Schächtelchen, ordne die Exponate grob.

Die Jahreswende als Markierung. Wie anstrengend sich 2011 erwiesen hat, weil verschiedene krisenhafte Entwicklungen zur Basis durchgeschlagen haben, ist nun oft genug erzählt worden, findet sich auch als Notiz noch einmal kurz im Presse-Info von Dezember 2011: [link] Das sollte reichen. Es ist uns, wie erwähnt, viel gelungen.
Das verdankt sich vor allem auch einer Reihe höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten, die sich jeweils in einem Teilbereich unserer Vorhaben engagiert haben. Das verdankt sich AUCH einer Ausdifferenzierung, in der einzelne Leute ganz eigene Wege gehen, dem größeren Ganzen aber über Berührungspunkte verbunden bleiben.
Die letzte Woche von 2011 haben Themen dominiert, welche unserem „Kuratorium für triviale Mythen“ [link] gehören und die sich im Bereich Mobilitätsgeschichte bündeln lassen.
Außerdem haben sich in den letzten Tagen des Jahres einige verhaltensoriginelle „Web-Marodeure“ auf unserer Website eingefunden. Das gibt einen Anlaß zur Reflexion der Telepräsenz plus authentisches Anschauungsmaterial zu einigen grundlegenden Fragen der Netzkultur: [link]
Ganz ohne Rekreation geht es nicht. Demnach werden wir den Jänner eher ruhig zubringen. Allerdings setzen wir Ende des Monats einen weierführenden Akzent zum Thema „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“: [link]
Ich hoffe, wir konnten im vergangenen Jahr deutlich machen, daß „kunst ost“ nicht als konventionelle Veranstaltungseinrichtung funktioniert, sondern eher als eine Versuchsstation und Forschungseinrichtung. Die Hauptfrage lautet nach wie vor:
Wovon handelt kulturelles Engagement auf der Höhe der Zeit?
Einige Male im Jahr tagt das „Kuratorium für triviale Mythen“ [link] an wechselnden Orten und in wechselnder Besetzung. Diesmal, dem Thema sehr naheliegend, in einer Autobahn-Raststätte. Mich beschäftigt in der Sache zur Zeit vorrangig zweierlei. Die Zeit zwischen 1955 und 1960 sowie das Thema Masseproduktion für eine Massengesellschaft.
Die zweite Hälfte der 1950er-Jahre war eine Ära beispielloser Massenmotorisierung. Das stellt sich in Debatten und Produktionen dar, die vom Motorrad zum Motorroller führen (Komfortgewinn) und damit das Thema „Rollermobil“ aufwerfen (kein Roller mehr, aber noch kein „richtiges“ Auto), um schließlich über den Fiat 600 zum 500 Nuova und so auch zum Grazer „Puch-Auto“ zu führen, die als Kleinwagen, aber „richtige“ Autos galten.
Bedingungen der Massenproduktion sind Grundlagen einer Preisgestaltung, durch welche die gemeinten Waren für breitere Kreise erschwinglich werden. Es mag banal wirken, wenn wir erörtern, ob eine Schraube mehr oder weniger an einem Auto etwas im Preis bewirkt. Aber das sind tatsächlich relevante Kategorien. Norbert Gall [link], Brand Manager von „Abarth Österreich“ [link], konzedierte, daß hier 3 Cent, dort 5 Cent und da 10 Cent eingespart in der Masse etwas bewegen würde.
Michael Toson [link], Techniker bei „Magna Steyr“ [link], erzählte aus seinem Arbeitsbereich, daß in einer abschließenden Durchsicht an einem neuen Fahrzeug sehr wohl erwogen werde, ob man etwa ein Kabel doch noch so verlegen könne, daß sich ein Zentimeter Kabellänge einsparen ließe.
Wir haben mindestens seit a) dem Waffendrill der preußischen Armee und b) seit den Methoden der Effizienzsteigerung durch Henry Ford eine Reihe von menschlichen Zurichtungsverfahren erlebt, die unsere Lebensbedingungen sehr grundlegend veränderten.
Effizienzsteigerung, Beschleunigung, Massenfertigung. Ich hausiere schon eine Weile mit einem Zitat von Philosoph Peter Sloterdijk, der in „Weltverschwörung der Spießer“ meinte: „Wir erleben Vorgänge, die in ihrem ganzen Ausmaß erst durch unsere Nachkommen gewürdigt werden können. Summarisch gesprochen: Wir sind in ein Zeitalter der unmenschlichen Geschwindigkeiten eingetreten – und dieser Übergang läuft mitten durch unsere Lebensgeschichten.“ [Quelle]
Kein Konsumgut repräsentiert das in jeder Hinsicht so sehr, wie das Automobil. Seine Produktion wie seine Nutzung sind Ausdruck dessen, was Sloterdijk kritisiert. Das Geniale an diesem Fetisch, er löst auch noch Begehren in genau diesen Eigenheiten aus, statt uns darin zu beunruhigen, abzuschrecken.
Wir haben es da also mit einem sehr komplexen und problematischen Kulturgut zu tun. Damit werden wir demnach noch eine Menge Arbeit haben. Speziell hier in der „Energie-Region“, wo der steirische Automobil-Cluster [link] gleich ums Ecker präsent ist. Da haben wir einige Gelegenheit, zu überprüfen, welche Fragen das konkret für den Lebensalltag vor Ort aufwirft.
[2050: übersicht]
künstlerin ulla rauter bei der aufbauarbeit in der „popcorner-passage“ von gleisdorf. wir haben dort ein leerstehendes geschäftslokal gemietet, um im zentrum der stadt einen teil des „frauenmonats“ von „kunst ost“ zu realisieren.
diese tausend handgriffe, um in eine komplexe themenstellung hineinzugelangen. dieses völlig andere bezugssystem der kunst, um einen stand der dinge erfahrbar zu machen. „FMTechnik!“ fokussiert auf die zusammenhänge von frauen, macht und technik. dazu hat kuratorin mirjana peitler-selakov die kleine veranstaltungsreihe in die reale wirtschaftswelt verzweigt, hat ein stück meta-ebene und diskurs einbezogen, schließlich mehrere passagen durch zonen der kunst gelegt.
dieses changieren zwischen alltagspraxis, theorie und kunst ergibt nach unserer erfahrung sehr interessante möglichkeiten, komplexe themen transparenter und greifbar zu machen. das handelt im gesamten jahresverlauf auch von querverbindungen zum „kuratorium für triviale mythen“: [link]
– [frauenmonat 2011: FMTechnik!] –
– [ulla rauter] –
zu den frühen akteuren des kuratoriums gehört norbert gall, brand manager von abarth österreich: [link] während rauter im abgedunkelten geschäftsraum erste anordnungen für ihre kommende ausstellung festlegte, landete gall in gleisdorf.
ich habe in ihm ein sachkundiges gegenüber zur erörterung gegenwärtiger zustände jener mobilitätsgeschichte, die in der ersten hälfte des 19. jahrhunderts bemerkenswerte kontroversen zeigte, die zwischen schiene und straße polarisierten; da gab es noch gar keine automobile im heutigen sinn.
norbert gall ist profunder kenner vor allem der entwicklungen in der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts: [link] als manager der zum haus fiat gehörenden sportwagen-marke abarth habe ich in ihm freilich auch einen sachkundigen diskussionspartner, was gegenwärtige entwicklungen angeht.