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verdichtung

egal, wie knapp das geld ist, ohne buchhaltung geht da gar nichts. oder aber: gerade bei knappen budgets ist der laufende überblick unverzichtbar. ich bin ein geborener tabellen-legastheniker, was bedeutet, die arbeit mit diesen bürokratischen belangen geht mir sehr schlecht von der hand. ich bin dabei langsam, erleide schweißausbrüche, kurz, ich stehe unter vollstress, wenn ich ein budget ordnen soll.

obfrau mirjana peitler-selakov ist eine exzellente mathematikerin und somit ein unerbittliches prüforgan meiner bescheidenen leistungen im rechnungswesen

zugleich habe ich natürlich große freude daran, a) zu erleben, daß wir ein projekt ökonomisch nicht in den sand gesetzt haben und b) zu erleben, daß die aufzeichnungen ausgeglichene konten ergeben. allein das abenteuer der tippfehler-suche in excel-dateien gehört zu den mutproben meines alltags, die ich nicht gar so oft haben mag.

auch andere arbeit trägt feine früche. so hat nina strassegger-tipl eben das layout von folder und plakat für unseren „frauenmonat“ geliefert. nun sind die drucksorten da. mit „FMTechnik!“ gehen wir in einen neuen abschnitt der inhaltlichen arbeit: [link] damit wollen wir in naher zukunft den bereich der technischen welt in der region ausloten.

nina strassegger-tipl hat die drucksorten für unseren „frauenmonat“ gestaltet

die arbeit an den aktuellen schritten bezüglich „agrarische welt“ ist nahe dem finish des ersten abschnittes. hier sind wir als trio tätig, mit mir wirken daran noch der tierarzt karl bauer und der künstler christian strassegger.

dazu hat sich nun die konkretiseierung einer weiterführenden idee ergeben. mit dem maler gerhard flekatsch habe ich schon eine weile kontakt. der initiator des vereins bluethenlese verbindet sein kulturelles engagement nicht nur mit gegenwartskunst, sondern auch mit historischen bezügen. eine leidenschaft, die wir teilen; speziell auch auf den autor und orientalisten joseph von hammer-purgstall bezogen, welcher in der oststeiermark einen wohnsitz hatte. genauer: im schloß hainfeld bei feldbach: [link]

mit der frage nach "ost-west-verhältnissen" befaßt: der maler gerhard flekatsch

dieses schloß hat eine besonderheit: seine besitzerin, annabella dietz, setzt nicht auf tourismusträchtige repräsentationskultur, sondern ringt nun seit einigen jahren um klarheit über einen weg, der dem ort UND seiner kulturgeschichtlichen relevanz gerecht wird.

das ist ein faszinierender prozeß, weil er von einem verständnis der dinge und einer kenntnis der hintergründe handelt, die weit übersteigt, wozu sich zum beispiel herkömmliche tourismus- und regionalmanagements üblicherweise aufraffen.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov (links) und juristin annabella dietz

wir sind uns nun einig, daß wir eine längerfristige kooperation entwickeln und umsetzen möchten, denn da ist konsens in einigen sehr wesentlichen betrachtungsweisen beim blick auf regionalgeschichte und regionalentwicklung. das ergibt in summe eine idee von kulturellen agenda, innerhalb derer auch die gegenwartskunst einen sehr angemessenen bezugsrahmen erhält.

denkt man das nun zusammen mit der tatsache, daß dietz sich für einen ausbau ihres betriebes als bäuerliche landwirtschaft entschlossen hat, ergeben sich mit ihr und dem künstler flekatsch sehr viele schnitt- und berührungspunkte.

keine sommerpause

wir gehen mit den „talking communities“ nun weiter. in wenigen tagen treffen wir heimo steps, den vorsitzenden des kulturförderungs-beirates, zu einer zweiten session: [link] in einem text von steps finden sich allerhand details, die deutlich machen, wie dieses gesetz gemeint und daher der beirat orientiert ist. da heißt es unter anderem:

>>Kulturförderung ist kein Gnadenerweis, sondern eine Vereinbarung, die einerseits von den Kulturschaffenden ein korrektes Management ihrer kulturellen Aktivitäten verlangt, andererseits vom Land transparente Entscheidungsgrundlagen und Verlässlichkeit. Um es der freien Szene und den regionalen Kulturinitiativen zu ermöglichen, weitsichtig und effizient zu planen, vernünftige Planungshorizonte zu realisieren, sollen dreijährige Förderungsvereinbarungen abgeschlossen werden.<< [quelle]

bleibt natürlich stets neu zu vehandeln und zu klären, was das für die praxis vor allem regionaler kulturschaffender bedeutet.

unsere kuratorin mirjana peitler-selakov bereitet inzwischen weitere treffen für den anderen bereich der „talking communities“, die reihe „was sagen kunstwerke?“, vor. dazu ist sie momentan mit zwei bildenden künstlerinennen im gespräch, der gleisdorferin herta tinchon und der grazerin eva ursprung.

entwürfe unter verwendung von bildern des werkes von ulla rauter

das verweist zugleich auf den „frauenmonat“ 2011 im kommenden juli, für den nina strassegger-tipl gerade an den print-entwürfen arbeitet. peitler-selakov hat dazu die wortmarke „FMTechnik!“ eingeführt: [link] damit greift sie den themenzusammnenhang frauen, macht und technik auf. sie stellt folgende frage:


>>Seit Jahren wird versucht, mit Hilfe diverser Förderungsprogramme, Frauen für technische Berufe zu interessieren. Leider beweisen die Untersuchungen, dass diese frauenfördernden Aktionen bisher wenig Effekt gebracht haben. An der TU Graz beträgt der Frauenanteil beispielsweise im Durchschnitt knapp 20%, im Wintersemester 2010/2011 waren es 21,4%. In den klassischen Ingenieursfächern sind noch immer fast keine Studentinnen zu finden. Warum ist das auch heute, im 21. Jahrhundert, so?<<

die „talking comnmunities“ handeln also von zwei ebenen und diskussions-bereichen. „was sagen kunstwerke?“ erklärt sich von selbst. wir wollen zeigen, daß man über kunst sprechen kann und daß sich durchaus klären läßt, was kunst ist und was kunstwerke sind.

der andere teil, die „konferenz in permanenz“, ist kultur- und regionalpolitischen fragen gewidmet. was soll kulturpolitik leisten und warum? was verlangt eigenständige regionalentwicklung und was steht dem eventuell entgegen?

polemisch verkürzt läßt sich sagen: wo alte funktionärsherrlichkeit an neuen aufgaben scheitert, steigt die tendenz zu tricksereien. die kippen dann manchmal auch in kriminelle dimensionen.

links moderator winfried kuckenberger, rechts herberstein-insider heinz boxan

wir haben genau das kürzlich an einem sehr spektakulären beispiel dargelegt bekommen. heinz boxan, vormals verwalter auf gut herberstein, war zu gast unserer „talking communities“. anlaß für hitzige debatten. feedback in der „kleinen zeitung“: [link]

[talking communities]
[FMTechnik!]

ein kurzer überblick

Die soziokulturelle Drehscheibe „kunst ost“ verknüpft verschiedene soziale und kulturelle Agenda mit Optionen der Gegenwartskunst, wobei wir aus unserer langjährigen Erfahrung schöpfen, solche Vorhaben jenseits des Landeszentrums, in der sogenannten „Provinz“ zu realisieren. Dabei beziehen wir Kompetenzen aus der Praxis im Bereich eigenständiger Regionalentwicklung und haben auch auf dem Kunstfeld Zugänge entwickelt, die uns erlauben, für unseren Arbeitsbereich geltend zu machen: „Provinz war gestern!“

vorarbeiten für den schwerpunkt "frauen und technik": kulturmanagerin nina strassegger-tipl (links) und kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov in albersdorf

Wir bemühen uns, das gesamte Geflecht an soziokulturellen und sozialgeschichtlichen zusammenhängen angemessen zu bearbeiten. Das bezieht sich in den großen Schwerpunkten auf unsere
+) Tage der agrarischen Welt
und den momentanen Fokus auf
+) Frauen und Technik
sowie verschiedene thematische Querverbindungen, die das
+) Kuratorium für triviale Mythen
bearbeitet, welches sich in den Kunstbereich verzweigt, aber stellenweise auch stark sachbezogen arbeitet. In diesen Zusammenhängen greifen wir momentan auch verstärkt das Thema
+) Mobilitätsgeschichte
auf.

christian strassegger (mitte) setze den heurigen auftakt zu "close to nature", was bernhard kober ("kuratorium für triviale mythen") mit einer aktion abrundete

Wir entwickeln unsere Projekte vor dem Hintergrund eines Themen-Horizonts, an dem zwei große Teil-Themen ineinander gehen, welche diesen Lebensraum, die „Energie-Region“, ausmachen:
+) die agrarische Welt
+) und die High Tech-Zonen.

Im Zentrum unserer Aufgaben steht die Befassung mit Gegenwartskunst und ihren Bedingungen. Die Bedingungen der Kunst sind über quasi benachbarte Genres berührbar:
+) die Alltagskultur
+) das Kunsthandwerk und
+) die Voluntary Arts,
… also jener sehr populäre Bereich, in dem sich interessierte Menschen außerberuflich mit künstlerischen Verfahrensweisen befassen.

Einige dieser Bereiche verknüpfen wir quer durch das Jahr mit künstlerischen Aktivitäten im Rahmen der Reihe „close to nature“. So fügt sich „kunst ost“ als Ganzes zu einem Gesamtvorhaben, in dem diese verschiedenen Themen- und Aufgabenstellungen in Theorie und Praxis verbunden werden.

[kuratorium für triviale mythen]
[Frauenmonat: FMTechnik!]
[april-festival 2012]
[close to nature]
[was ist kunst?]

kunst ost in der praxis #4

es macht mir erhebliche freude, daß einige leute der „kunst ost“-community so genau verstanden haben, was zeichen der zeit sind und wie wir einige der defizite kompensieren können, welche uns durch aktuelle sparmaßnahmen verursacht wurden. dieses „april-festival“ ist ausdruck einer aktiven und einfallsreichen reaktion auf die budgetprobleme des landes und der kommunen.

gleisdorfs kulturreferent alois reisenhofer und kulturmanagerin nina strassegger-tipl (kulturreferent ist ein politisches amt, das von einer verwaltungsaufgabe unterschieden werden muß)

das bedeutet definitiv nicht, hier hätten bürgerinnen und bürger sich aufgerafft, politik und verwaltung aus ihren aufgaben zu entlassen. aber wir haben schon vor einer weile begonnen, neue modi und möglichkeiten der kooperation zu entwerfen, zu verhandelt und zu erproben.

im beitrag #2 zum thema „kunst ost in der praxis“ habe ich skizziert, welche situation der gemeinderat uns zeigt. gleisdorf, das muß betont werden, steht augenblicklich – im vergleich zu anderen gemeinden – noch ungewöhnlich gut da. und weil die fraktionen offensichtlich die situation möglichst stabil halen möchten, wurde in einigen bereichen kräftig auf die bremse gestiegen. das haben auch wir schmerzlich zu spüren bekommen.

winfried kuckenberger leitet das gleisdorfer "büro für kultur & marketing", repräsentiert also die VERWALTUNG, während kulturreferent reisenhofer für die POLITIK steht; das sind zwei verschiedene instanzen

auf der anderen seite ist allerdings ein ansatz gegeben, mit politik und verwaltung der stadt neue kooperationsweisen auszuloten. das nimmt uns leider nicht die bürde der erheblichen kürzung von mitteln, von ressourcen. da geht’s also nicht bloß um cash. in der „kleinen zeitung“ war eben zu lesen: „Denn, so Stark, sehr viele Serviceleistungen würden von der Gemeinde freiwillig erledigt, die eigentlich gar nicht Aufgabe der Gemeinde wären.“ gleisdorfs bürgermeister christoph stark bevorzugt klartext; siehe: „Soll die Gemeinde so viel helfen?“ [quelle]

wie läßt sich die veränderung also handhaben? wie lassen sich die aktuellen defizite kompensieren? ich hab im beitrag #3 das denkmodell von den „drei sektoren“ erwähnt: 1) staat, 2) markt und 3) zivilgesellschaft. ich bemühe mich, kooperations-situationen zwischen leuten aus diesen drei bereichen herbeizuführen: 1) politik &/ verwaltung, 2) wirtschaft und 3) privatpersonen, vereine etc.

gemeinderat karl bauer (links) und bürgermeister christoph stark repräsentieren zwei bereiche der politik der stadt

das „april-festival“ ist gewissermaßen unser „labor“ für diese perspektive. wie und wodurch können wir politik und verwaltung bewegen, in unsere vorhaben zu investieren? was führt dazu, daß wirtschaftstreibende sich auf unsere projekte einlassen? es scheint ansatzweise so zu gehen: relevante themenstellungen, prozeßhafte arbeit, also auch: kontinuität, ein mindestesmaß an selbstorganisation, also auch: selbstverantwortung, all das in einem zusammenwirken von hauptamt und ehrenamt, also von bezahlter und unbezahlter arbeit.

das bedeutet in summe, den stellenwert von kooperationen höher anzusetzen und teilbereiche zu professionalisieren; im sinne von: engagement und abläufe etwas effizienter gestalten, damit die knapperen mittel besser genutzt werden können.

mir ist aufgefallen, daß manche unserer leute keine trennschärfe zwischen künstlerischer praxis und vermittlungsarbeit aufbringen. so habe ich etwa die kuriose vorhaltung gehört, eine themenstellung würde die „künstlerische freiheit“ einchränken. oder ich erlebe, daß eine künstlerin jemandem im projekt für ihre dienstmagd hält und entsprechend fordernd agiert, ohne selbst etwas erkennbares für das „größere ganze“ beizutragen.

diese unschärfen werden sich noch abarbeien lassen. wie angedeutet, es ist zweierlei, a) als kunstschaffende ein werk zu erarbeiten und b) sich für die kunstvermittlung, die publikation von werken zu engagieren, also etwas beizutragen, damit es so ein kulturfestival gegeben kann, eine serie von veranstaltungen, die koordiniert, organisiert und beworben werden müssen.

ich schreibe hier von zweierlei: von momenten kollektiver kreativität und von zukunftsträchtigen kooperationen engagierter leute aus den drei erwähnen sektoren. die individuelle künstlerische position und freiheit bleibt davon ja unbelastet. als freelancer weiß ich gut genug, daß marktlage und kulturpolitischer status quo natürlich großen einfluß auf meine individuelle situation haben, daß meine möglichkeiten als freischaffender künstler davon sehr wesentlich mitbestimmt werden.

aber eine „regionale kulturpolitik“, die über einzelne gemeindegrenzen hinausreichen würde und mit deren funktionstragenden wir unsere bedingungen verhandeln könnten, gibt es noch nicht. vielleicht bietet das „labor april-festival“ einen ansatz dazu …

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