Schlagwort-Archiv: kuratorium für triviale mythen

ida kreutzer im „einraum“

ida kreutzer, deren ausstellung „women“ momentan im gleisdorfer „einraum“ zu sehen ist, sagte in einem interview: „Außerdem finde ich es interessant, dass Frauen, wenn man sie zum ersten Mal fotografiert, immer wieder versuchen werden, süß, sexy oder attraktiv auszuschauen. Das hat mich angespornt, hinter diese Kulisse zu gelangen und die Persönlichkeit – soweit dies möglich ist – zu fotografieren.“ [quelle]

ida kreutzer bei ihrer vernissage in gleisdorf

dieses hinter die kulissen blicken als grundlage künstlerischer praxis fürht dann auch in ganz andere winkel unserer kultur. so wird kreutzer als experimentalbäckerin ein set beim kommenden april-festival bestreiten, zu dem sich anschließend der medienkünstler und robotiker niki passath gesellt.

es geht uns um einen kühnen genre-mix, in dem keine hierarchischen konzepte weitergeschrieben werden, was zu ärgerlichen verengungen führen müßte. wir ringen um einen praktikablen modus, in dem verfahrensweisen kombiniert werden, die vormals innerhalb eines „bürgerlichen bildungskanon“ eher streng getrennt waren.

in der debatte (von links): bernhard kober, winfried lechner und karl bauer

bei der aktuellen ausstellungseröffnung habe ich in einem der gespräche ein sehr anregendes statement erhalten. winfried lechner, architekt und einer der geschäftsführer von „ingenos.gobiet“ meint: „das ergebnis ist der tod der entwicklung.“

eine radikale überlegung als gebot, sich unverzüglich die nächsten schritte vorzunehmen, wenn man gerade bequem auf einem zwischenergebnis sitzt.

wheels

gruber, sattler und ich … wir sind drei männer, die knapp nach der mitte des 20. jahrhunderts geboren wurden. das ist insofern von bedeutung, als wir mit einem sozialen versprechen aufwuchsen, das während des zweiten weltkrieges formuliert wurde: „ihr werdet ALLE am kommenden wohlstand teilhaben!“

dieses große versprechen hatte ein zentrales kultobjekt, ein vehikel, das sehr bald selbst zum materiellen ausdruck dieses versprechens wurde: das automobil. emil gruber, franz sattler und ich stammen aus eher proletarischen milieus. in unseren kindertagen war der erwerb eines eigenen autos eine soziale sensation mit enormen konsequenzen.

franz sattler

zugleich sind wir kinder der pop(ulär)kultur. eine gewaltige kulturelle bewegung, die auf kunst und wirtschaft gleichermaßen radikal einfluß genommen hat. ein soziokulturelles phänomen, das in wenigen jahrzehnten weltumspannende präsenz und wirkung erreichte.

wenn wir uns nun in der „energie-region“ diesem themenkomplex widmen, dann bedeutet das, wir bearbeiten fundamente dieser (industrie-) gesellschaft, wir gehen den rätseln, fragen und anforderungen nach, die am beginn des neuen jahrhunderts offensichtlich sind. diese ganze geschichte, zugleich ein populäres mythengebilde, ist nicht nur gelegentlich anlaß für kriege gewesen, es ist auch eines der zentralen momente jener umbrüche, in die wir mittlerweile gestürzt sind.

emil gruber

was ist also das große ganze und wie zeigt es sich in seiner regional erfahrbaren dimension? welche erzählungen klingen dabei an und welche politischen kräftespiele erreichen uns in diesem zusammenhang?

das trio gruber-krusche-sattler setzt dazu beim kommenden april-festival einen akzent in der gemeinde albersdorf, welche stark vom industriellen geschehen im vorgelagerten raab-tal geprägt ist. das trio wird über mittel der bildenden kunst und der literatur ein gemeinsames künstlerisches statement erarbeiten, das in einem foto von franz sattler und einem song von bruce springsteen seinen ausgangspunkt hat.

so entsteht die ausstellung „wheels“. sie ist ihrerseits kein isoliertes einzelereignis, sondern der impuls für ein längerfristiges projekt, in dem wir den weiten horizont der gesamten themenstellung ausleuchten werden.

an einer stelle des springsteen-songs „thunderroad“ heißt es: „we got one last chance to make it real / to trade in these wings on some wheels. die flügel und die räder; in kombination eine nun schon jahrhundert-metapher für mobilität …

„wheels“ ist ein weiterer „avantourismus“-akzent, initiiert vom „kuratorium für triviale mythen“.

+) april-festival: „elektrisiert“
+) avantourismus
+) kuratorium für triviale mythen

ästhetische erfahrungen suchen

ich hab im vorigen eintrag erwähnt, daß wir heuer bei „kunst ost“ verstärkt auf eine aktive community setzen, auf leute, die an der welt interesse zeigen, anstatt die welt verpflichten zu wollen, sich vorzugsweise mit ihnen zu befassen. solche zugänge handeln auch vom aktiven suchen nach ästhetischen erfahrungen.

medienkünstler niki passath (mit dem rücken zur kamera) vor seiner arbeit „zoe“ im kunsthaus graz. neben ihm unternehmerin jaqueline pölzer und künstler johnny fortmüller

dabei ist es naheliegend, daß sich kunstschaffende für aktuelle künstlerische entwicklungen interessieren, ebenso für die arbeit anderer kunstschaffender. das kommende „april-festival“ geht in seiner themenstellung einigen fragen nach, die der „elektrifizierung der welt“ zugrunde liegen mögen. das hat über wenigstens zweihundert jahre auch zu sehr populären „mythen der modernität“ geführt, welche sich teilweise in trivialen sujets zeigen, die aber selbstverständlich auch in künstlerischen projekten thematisiert werden.

wir sind diesen zusammenhänge gerade in der ausstellung „roboterträume“ im kunsthaus graz nachgegangen. dabei hatte sich medienkünstler niki passath, der selbst mit einer arbeit in dieser ausstellung vertreten ist, bereit erklärt, uns zu führen und mit uns anfallende fragen zu debattieren.

von links: medienkünstler niki passath, kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov und malerin hertha tinchon

das hat uns übrigens zu einer weiteren übereinkunft für das kommende „aprilfestival“ geführt. wir werden ja auf dem anwesen der familie pölzer einen „tag der trivialen mythen“ abhalten. einen der beiträge dieses tages realisiert experimental-bäckerin ida kreutzer. niki passath wird ein weiteres set zu diesem tag beitragen …

[siehe dazu auch krusches log, eintrag #1685!]

april-festival 2011: verknüpfungen

wie hängen die themen „automobilismus“ und „agrarische welt“ zusammen? auf vielfache art. ein thematischer schnittpunkt ist dabei zum beispiel der aspekt „ernährungssicherheit“, an dem unter anderem das thema nahversorgung hängt.

und was hat das alles in einer KULTURveranstaltung zu tun?

wir haben, mit verlaub!, schon ein weile übereinkunft im team, daß wir bei der befassung mit KUNST auch nach den BEDINGUNGEN der kunst fragen, also nach den momentanen verhältnissen in der gegend (und jenem teil der gesellschaft), wo sich unser engagement gerade entfaltet. de gehen dann bereiche von kunst, kultur und sozialem ineinander, was ausdrückt: soziale aspekte können nicht ignoriert werden.

kamillo hörner, engagierter volksbildner aus unserer region, wirdmet sich den fragen nach schnittpunkten sehr konträr scheinender themen

hier stehen also zwangsläufig fragen nach soziokulturellen zusammenhängen an. diese in summe enorm große themenstellung legt nahe, in MEHREREN schritten der bearbeitung solcher zusammenhänge den FOKUS jeweils auf verschiedene DETAILS des ganzen auszurichten. das bedeutet: wir gehen dabei längerfristig und schrittweise vor.

ich führe zur zeit eine ganze reihe von arbeitsgesprächen, in denen ich sachkundige leute aus den verschiedenen (themen-) bereichen für unser „april-festival“ zu gewinnen versuche. dabei lege ich großen wert darauf, daß wir menschen hier aus unserem lebensraum ins boot bekommen. aber es ist auch wichtig, interessante personen aus ganz anderen gegenden zu gewinnen, impulse von außen zu erhalten.

kamillo hörner ist eines der beispiele für diesen modus. (er leitet das „steirische volksbildungswerk“.) mit ihm habe ich gerade solche überlegungen diskutiert. er wird sich bei unserem „tag der agrarischen welt“ einbringen. einige seiner thematischen ansätze berühren voraussichtlich auch jenen inhaltlichen „übergangsbereich“ zum themenkomplex „automobilismus“, bei dem „elektromobilität“ nur EIN aspekt ist.

der wissenschafter branimir jovanovic ist ein vorzüglicher kenner des themas "nikola tesla" und seiner verschiedenen querverbindungen zu gegenwärtigen problemstellungen im ernergiebereich

das ist übrigens ein zusammenhang, den heuer auch unser „kuratorium für triviale mythen“ berühren wird. hier habe ich eben zusagen von zwei exzellenten fotografen erhalten. emil gruber und franz sattler werden sich mit mir auf ein gemeinsames projekt einlassen. (bürgermeister robert schmierdorfer hat mich schon wissen lassen, daß wir mit diesem vorhaben in der gemeinde albersdorf willkommen sind.)

außerdem ist eben eine zusage von branimir jovanovic gekommen. der mann forscht seit über 20 jahren über den herauseragenden erfinder nikola tesla. jovanovic will die „energie-region“ besuchen und im rahmen des „april-festivals“ einen vortrag halten, dem eine debatte darüber folgen wird, was tesla bedeutet und was er uns zu gegenwärtigen problemstellungen hinterlassen hat.

[april-festival 2011: notizen & reflexionen]

weiterführend:
+) zu nikola tesla: [link]
+) branimir jovanovic bei „unit 13“ (ortlos architects) [link]
+) das „kuratorium für triviale mythen“ [link]
+) das „Steirische Volksbildungswerk“ [link]
+) das „Bundesamt für Ernährungssicherheit“ [link]
+) Ernährungssicherheit („Statistik Austria“) [link]
+) Ernährungssicherheit („AGES“) [link]

weihnachts-punsch

graphic novelist jörg vogeltanz von unserem kuratorium für trivialer mythen blickt quasi berufsbedingt hinter den lauf der dinge. dieser eigenheit entspringt seine heutige weihnachtspost. wir deuten die welt vorzugsweise in vertrauten bildern.


das blatt entstammt einer serie heidnischer meditationsbildchen, die einem helfen, die welt hinter der welt zu erschließen. eine tradition, die auf das „institut sheng“ zurückgeht, von dem einst das internationale „büro für konspiration und paranormales“ eingerichtet wurde.

in der klassischen weihnachtsmeditation erforschen wir den „österreichischen weg“: ohne eigenen plan in die gegend rennen, hoffend, man werde irgendwo ankommen und dann schon wissen, was das ziel ist, dabei erstunliche geschichten absondernd, die kaum zu glauben sind, und alles leugnend, falls man mit seinen verdeckten intentionen aufgeflogen ist.

inspiration für diese weihnachtsinspiration war ein kasus des vormals vaterländischen politikers m., der innerhalb weniger jahre vergessen hat, wofür ihm eine fette provision bezahlt worden war:

>>Porr zahlte an Meischberger rund 800.000 Euro. Unter anderem soll er von der Porr-Tochterfirma UBM 600.000 Euro Provision für die Vermittlung eines Mietvertrages in München erhalten haben, schrieb der „Falter“ vor drei Wochen.<< [Quelle: ORF]

warum das auf einer kultur-website zur sprache kommt? erstens, weil uns so ganz generell interessiert, warum die republik am rande einer pleite dahinschrammt, wo doch so immense geldsummen in bewegung sind. zweitens, weil der versuch, sich in dieser kausa abzusprechen, wie er zwischen den zwei vormals vaterländischen politikern stattgefunden hat, von brachial-poetischer qualität ist, die unserem hansi n. neststreu fast ebenbürtig erscheint.

+++++ zitat:
Grasser: „… na, aber das würd ich mir ah ein bisserl anschauen, verstehst, in welchen Ländern, in welchen Ländern ist die Porr, in welchen Projekten war sie tätig, ein bisschen in die Richtung argumentieren, in die sie auch selber argumentieren.“
Meischberger: „Da bin ich jetzt supernackt.“
Grasser: „Da würd ich halt ein bisschen eine Recherche machen.“
Meischberger: „Aber wie willst du denn das machen. Da kriegst nicht einen Kontakt von denen.“
Grasser: „Na gar nicht, aber ich würde mir anschauen sozusagen, ich mein, des siehst eh im Internet, in welchen Ländern sind s’, was haben sie gemacht, welche Projekte haben s’ wo gemacht.“
[quelle: die presse]

kunst ost: zwischenstand

quer durchs land hat es nun budgetär, also de facto auch politisch, in mehreren etappen gekracht. lustig ist das nicht, aber mit vergossener milch kann ich mich keinesfalls länger befassen. jetzt ist einmal an der stabilisierung eigener projekte zu arbeiten, damit nicht unkontrollliert den bach runter geht, was wir in mehreren jahren aufgebaut haben.

kunsthistorikerin mirjana peitler-selakov (rechts) in der „art klinika“ in novi sad

wie erleben überaus spannende tage. krisen hin, budgetprobleme her, das sind zeiten für kulturoptimisten. schließlich ist uns inzwischen nicht fad geworden. ganz im gegenteil. den ansatz für einen sehr konkreten, vor allem grenzüberschreitenden erfahrungsaustausch haben wir nun in serbien absolviert. das berührt in der folge auch kroatien und slowenien: die schock-allianz

kurt liechtenecker, ein kenner der modellbaugeschichte und erfahrener praktiker

kurt liechtenecker, mitarbeiter vonmodellbau kober, hält hier ein besonderes modell in händen. der vormalige pädagoge und versierter handwerker, man müßte bei dem kleinen kartonmodell fast sagen: feinmechaniker, hat unseren „projekt-rolls royce“ aus einem bastelbogen von michael toson herausgearbeitet; bis hin zur „emily“ auf dem kühler.

das berührt unser kuratorium für triviale mythen, für das uns „modellbau kober“ längerfristig ein eigenes fenster in gleisdorf zur verfügung gestellt hat: [link] gehen sie davon aus, daß wir in diesem genre 2011 einige interessante aktzente setzen werden.

so, der reihe nach: wir haben unsere „vier genres“ auch bei geschwächten strukturen auf stand. die gegenwartskunst wurde hier schon angeschnitten, alltagskultur und kunsthandwerk (in zeitgemäßer deutung) ebenso. die „voluntary arts“, das bei weitem größte feld unter den akteurinnen und akteuren der region, haben bei uns inzwischen eine eigene fachreferentin.

kultur-managerin nina strassegger-tipl hat sich nun gründlich eingearbeitet

diesen bereich deckt kultur-managerin nina strassegger-tipl ab. sie betreut inzwischen auch die neuen „location crews“, mit denen wir richtung „april-festival“ 2001 unterwegs sind: [link]

damit übernimmt sie einige aufgaben, die vorher in anderen händen lagen. christa ecker-eckhofen und michaela zingerle werden „kunst ost“ verlassen. zingerle hat ihr eigenes LEADER-projekt in der nachbarschaft, um das sie sich nun verstärkt kümmern muß: styrian summer_art | regional

christa ecker-eckhofen (links) und mirjana peitler-selakov

christa ecker-eckhofen will sich wieder mehr dem kunsthandwerk zuwenden. sie hat eben in einer außerordentlichen generalversammlung dem vorstand alle relevanten dokumente vorgelegt. nach der jahreswende wird das neue team auch formell die angelegenheiten des projektes „kunst ost“ betreuen. dieses team sind: martin krusche (künstler), mirjana peitler-selakov (kunsthistorikerin) und nina strassegger-tipl (kuturmanagerin).

avantgarden des blühens

ich denke seit einer weile wieder über die „avantgarden des blühens“ nach. ein motiv, das ich 2005 in einem architektur-projekt eingeführt habe. damit meine ich jene menschen, die durch ihren tatendrang, ihre ideen und emotionen etwas weiterbringen, wo in vermutlich ganz üblichen konjunkturen wirtschaftliche situationen eigentlich absacken.

manchmal sind es stadtviertel, manchmal ganze ortschaften, die ökonomisch einbrechen, strukturverluste erleben. wodurch kommen solche bereiche wieder in schwung? na, durch menschen, deren ambitionen und vorstellungen praktisch über das hinausrechen, was alltäglich „a g’schäft“ sein mag. (das hat meist auch mit eienr klaren identität zu tun.)

solche menschen zeigen zuweilen eine neigung zu künstlerischen praktiken oder zusammenhängen. dem ist dann mitunter ein außerberufliches engagement gewidmet. wo ich jetzt hin möchte? da hin, daß solche menschen eben auch eine aktive rolle im kulturellen geschehen eines gemeinwesens spielen.

in bildungsfragen und kulturellen belangen engagiert: jaqueline pölzer

hier etwa die unternehmerin jaqueline pölzer (im gespräch mit techniker michael toson). bei ihr werden wir im kommenden april-festival eine station unseres kuratorium für triviale mythenrealisieren.

einer unserer gastgeber für die "kollektiven aktionen" aus moskau: andreas turk

oder andreas turk (hier ebenfalls im gespräch mit toson). er ist einer der geschäftsführer voningenos.gobiet“, zugleich ein leidenschaftlicher fotograf. es geht in seinem leben also keineswegs bloß um’s geschäft, das er sehr erfolgreich zu führen versteht.

reisender und leidenschaftlicher fotograf: richard mayr

genau das, nämlich geschäftssinn und leidenschaft für fotografie, teilt er mit richard mayr, dem hausherrn der stadtapotheke in gleisdorf. nun habe ich mich mit turk, mayr und dem unternehmer franz lukas verständigt, letzterer ein inspirierter büchsenmacher und … genau! fotograf.

ich habe die männer gefragt, ob sie geneigt wären, als trio einen beitrag zu erarbeiten im sinne meiner vorstellung: diese region ist eine „erzählung, die sich selbst erzählt“; und zwar durch die menschen, die hier leben und handeln.

sie haben ja gesagt. eine sehr spannende aussicht, daß es hier zu statements, eventuell dialogen kommen kann, die eben diesmal nicht einfach auf diskursiver ebene stattfinden, sondern auch andere ausdrucksmittel einbeziehen.

der auftakt eines prozesses, in dem wir aus der arbeitswelt heraus zu künstlerischen feldern hin verzweigen. ich bin sehr neugierig, wohin uns das führen wird!

das triviale, ernst genommen

ich habe im beitrag die kunst, die kultur und die region von den „vier genres“ geschrieben. und daß wir uns diesen genres bei „kunst ost“ widmen, ohne sie hierarchisch zu ordnen, also festzulegen, welches das angeblich wichtigste sei.

die kunst zeigt sich auf sehr verschiedene weisen. noch kürzlich hieß es ja „die künste“. aber seit richard wagner gibt es eine vorstellung, was ein „gesamtkunstwerk“ sei. im 20. jahrhundert hat sich dann eine klare auffassung etabliert, daß sich die verschiedenen genres und kunstformen in einer „gesamtvorstellung“ als „die kunst“ verstehen lassen.

martin krusche in einer meditation über dem vergessenen steyr fiat 126

als wir diesen herbst einige tage mit den leuten von den kollektiven aktionen aus moskau verbringen durften, habe ich einmal mehr erlebt, was es bedeuten kann, wenn sich jemand radikal und umfassen der kunst widmet. ich sehe mich selbst nicht auf so einem kompromißlosen weg. ich hab ebenso große freude daran, mich trivialen themen und fragen der alltagskultur zu widmen.

ich pendle praktisch bund sehr konkret zwischen diesen genres. als ich vor einiger zeit mit bernhard kober das kuratorium für triviale mythen initiiert habe, lag mir daran, eine praxis der verbindung solcher schwerpunkte auszuloten.

auch das kunsthandwerk interessiert mich. da bin ich jetzt bloß nicht gerade bei töpferei, korbflechten oder beim glasblasen. ein aktuelles beispiel sind jene ausschneidebögen zu einem stück österreichischer sozialgeschichte, die wir gerade in einer publikation zusammenfassen.

das „puch-auto“ oder auch „puch-schammerl“ ist österreichische folklore. eine ikone des alltagslebens: [link] genauer: es ist der „steyr puch 500“ mit seinen folgemodellen. in michael toson habe ich einen techniker zur seite, der solche „batelbögen“ entwerfen kann. es muß die „flachware“ ja so angelegt sein, daß sie sich zu einem erkennbaren körper formen läßt. (siehe dazu auch meinen logbuch-eintrag vom 15.11.2010!)

der versierte graphic novelist jörg vogeltanz liefert das artwork für die veröffentlichung, wird also das büchlein in einem durchgängigen konzept gestalten. ich steuere eine erzählung bei. das ergebnis unserer bemühungen wird kein kunstwerk sein. aber es ist mit den kompetenzen aus künstlerischer praxis unterfüttert.

aus der "flachware" muß ein erkennbarer körper entstehen können

die ausschneidebögen von toson sind dem kunsthandwerk zuzurechnen. meine erzählung stellt sozialgeschichte dar, nahe an oral history. die arbeit von vogeltanz ist gebrauchs-graphik, obwohl er handwerklich dabei seine erfahrungen als künstler einbringt.

so darf man sich – als ein beispiel — die konkrete verbindung der genres vorstellen. zugleich zielen wir in richtung des arbeitsvorhabens von „kunst ost“, eine zusammenschau von kunst, technik und wissenschaft zu erreichen. und sie finden hier auch schon den ansatz einer „laborgruppe“, jenes ANDERE struktur-detail von „kunst ost“ gegenüber der „location crew“. aber davon später mehr …