Archiv für den Monat: November 2010

in bewegung. der kulturbetrieb.

es spricht sich nur sehr langsam herum, scheint aber nun doch bei etlichen leuten angekommen zu sein: „kunst ost“ arbeitet nicht FÜR kunst- und kulturschaffende, sondern nur MIT ihnen. diese soziokulturelle drehscheibe ist demnach auf KOOPERATION ausgelegt, nicht auf SERVICE.

das ist der teil von „kunst ost“, welcher nach AUSSEN wirkung entfaltet. dem gegenüber gibt es auch das LABOR, quasi die „entwicklungsabteilung“, die ein hauptgrund für das bestehen der plattform ist, die selbst nicht gegenstand von „bühnenaktivitäten“ ist.

ein großer teil der arbeitszeit ist bei "kunst ost" nicht einem publikum, sondern den strukturen und strategien gewidmet.

das entwicklen und erproben von methoden und strategien für die verbesserung der bedingungen von GEGENWARTSKUNST im ländlichen raum; ein thema, von dem kurioser weise so manche orts-chefs gar nichts hören wollen.

unter uns: wie sich das leben in den regionen entwickelt, die neue welle der landflucht längst eingesetzt hat, viele kommunen ihre agenda nicht mehr schaffen, keine arbeitsplätze zusammenbringen, zugleich aber vor neuen gemeinde-zusammenlegungen zurückschrecken, wie also der lauf der dinge einen höchst problematischen stand der dinge hervorbringt, sollte man meinen, die funktionstragenden der regionalpoltik seien mehrheitlich heilfroh über jeden engagierten bürger, jede inspirierte bürgerin, denen etwas einfällt, was dem gedeihen des gemeinwesens voranhilft.

dabei muß es den menschen des landes ja freistehen, welchem teil, welchem aspekt des gemeinwesens sie sich in ihrem persönlichen engagement widmen. nach fast zwei jahren mit einem offiziellen LEADER-projekt, welches der KUNST gewidmet ist, kann ich allerdings nicht feststellen, daß diese haltung in der regionalpolitik dominieren würde. kurios! da bleibt doch zu fragen, welche auffassung von politik heute herrscht, wenn funktionstragende es nicht prinzipiell für naheliegend halten, daß bürgerliches engagement zu unterstützen, zu verstärken wäre. (oder wenigstens: nicht aktiv behindert werden sollte.)

dem steht gegenüber, daß auffallend viele kunst- und kulturschaffende immer noch an der idee festhalten, da ja ihr tun für eine gesellschaft wichtig sei, müsse der staat und müsse die gemeinde und müßten auch … was weiß ich. macht nichts! wer in auffassungen verweilen möchte, die nicht einmal mehr freies sichtfeld auf die höhe der zeit ermöglichen, muß das tun dürfen.

kooperation, nicht nur unter kunst- und kulturschaffenden, sondern auch zwischen den verschiedenen sektoren einer gesellschaft: staat, markt und zivilgesellschaft, vorhaben, die in gemeinsamer abstimmung der interessen aller beteiligten ntwickelt werden, all das scheint noch höchst gewöhnungsbedpürftig zu sein. ich halte es für einen vielversprechenden weg, wenn einem daran liegt, daß man entscheidungstragenden anderer bereiche in augenhöhe begegnen will …

subtil. draußen. vehement.

nein, es ist nicht eigentlich eine veranstaltung von „kunst ost“. aber ja, es hat einiges mit „kunst ost“ zu tun. das intermezzo „subtile transfers“ von IEFS [Kiesling & Stolberg] ist der schritt einer dokumentation jenes prozesses, den ursula kiesling und maki stolberg im öffentlichen raum der oststeiermark realisiert haben.

ursula kiesling (links) & maki stolberg

wir haben uns bei der eröffnung vonthe track: virtuosen der täuschung („steirischer herbst“) in gleisdorf darüber besprochen, daß diese präsentation im „einraum“ stattfinden werde. die kleine galerie in der innenstadt gleisdorfs (barbara lukas) ist momentan „kultursalon“ von „kunst ost“.

der „kultursalon“ ist weniger ein fixer raum, mehr eine kommunikationssituation, so auch gewissermaßen ein möglichkeitsraum. dort, im „einraum“, im aktuellen „kultursalon“, führt momentan die themenlinie von den „kollektiven aktionen“ aus moskau (andrej monastyrskij & co.) über „protok“ (banja luka, bosnien & hercegovina) zu einem moment in racak (kosovo).

in diesem zusammenhang haben nun also [Kiesling & Stolberg] ein intermezzo realisiert, einen einschub. dabei ergab sich übrigens ein bemerkenswertes gespräch mit dem kunsthistoriker werner fenz und dem landvermesser gerhard skrapits, den ich bisher nur als fotograf gekannt habe.

gerhard skrapits (links) und werner fenz

das führte zu einigen fragen im zusammenhang der themen öffentlicher und privater raum sowie zeitgemäße positionen kunstschaffender. damit waren wir inhaltlich beim gesamtzusammenhang des aktuellen „kultursalon“, der wiederum von den „kollektiven aktionen“ in einem internationalen rang repräsentiert wird. (tondokumentation in vorbereitung!)

und genau DAS mag ich so am stand der entwicklungen in unserem tun. diese weiten horizonte und komplexen themenstellungen, denen wir uns nun zunehmend in der praxis widmen können; abseits des landeszentrums aber durchaus in augenhöhe mit den interessanten leuten aus der hauptstadt.

[subtile transfers]

wegmarken

(der hauch einer zwischenbilanz)

das projekt „kunst ost“ hat eine lebhafte projektgeschichte. es gibt eine genau benennbare stunde des beginns. am 6. März 2007 begann um 18:00 in gleisdorf jene lebhafte ereigniskette: [link]

das projekt „kunst ost“ hat sehr verschiedene, kontrastreiche, auch turbulente stadien durchlaufen. es waren mehere modi der kooperation zu erproben. kooperationen ganz unterschiedlicher bereiche: kulturschaffende, geschäftsleute, funktionstragende aus politik und verwaltung in EINEM verbindenden ereignis-strang.

der „durchgehende faden“ war über mehrere jahre sicher in den „plenartreffen“ angelegt, die an stets wechselnden orten in der region: [link]

momentan werten wir das zweite arbeitsjahr eines LEADER-kulturprojektes aus. wir sehen uns vergnügt an, was alles gelungen ist. wir nehmen durch, welche fehler uns schlauer machen sollten und nicht mehr wiederholt werden müssen.

das ist eine art reflexions- und revisionsgeschäft, in dem auch allerhand heftige emotionen den lauf der dinge befeuern. (den ausdruck „emo-bombe“ habe ich VOR diesem projekt noch nicht gekannt.)

schneller als das kulturministerium erlaubt: "sterz"-herausgeber gernot lauffer bei einer "kunst ost"-veranstaltung.

es gibt in solchen vorhaben keine „reparatur-phase“ im trockendock. wir machen den kahn gewissermaßen in laufender fahrt flotter. dabei ließ sich unser grundsätzliches programmkonzept bestätigen. doch die einzelnen stationen werden – unseren erfahrungen folgend – adaptiert.

das jahr 2011 wird gemäß dieser grundstrukltur angelegt sein:
+) auftakt-konferenz („konferenz in permanenz“)
+) april-festival (mehrsparten-ereignis an mehreren orten der region)
+) frauenmonat (themenspezifisches veranstaltungs-ensemble)
+) kunst im herbst (schwerpunkt gegenwartskunst im internationalen kontext)
+) schluß-konferenz („konferenz in permanenz“)

rund um diese fixpunkte 2011 entfalten wir über das ganze jahr zahlreiche kleine einzelschritte. ein erheblicher teil der arbeit von „kunst ost“ findet freilich hinter den kulissen statt, ist nicht für die bühne geeignet. (labor, entwicklung, administration etc.)

auf diversen „bühnen“ zeigen wir aber die ergebnisse … in sachen rückschau siehe auch „wo sind wir denn? wie hab’n wir’s denn?“ [link]

wo sind wir denn? wie hab’n wir’s denn?

„kunst ost“ in der auswertung der erfahrungen aus dem 2010er jahr; das dürfte eine längere geschichte werden 😉

das projekt „kunst ost“ ist … genau! ein kulturprojekt! ein projekt hat ein ablaufdatum. da „kunst ost“ das überhaupt erste LEADER-kulturprojekt der steiermark ist, bleibt es an die förderperiode des EU-LEADER-programmes gebunden.

wenn also nichts schief geht und wenn wir es nicht vermasseln, endet dieser teil der geschichte im jahr 2013, in dem auch das LEADER-programm der EU endet. amtlich klingt das etwa so:

>>Die gegenständliche Förderungsvereinbarung bezieht sich auf die für die Durchführung des Schwerpunkts 4 („Leader“) des Österreichischen Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum für den Zeitraum vom 01.01.2007 bis zum 31.12.2013, das vom Bund gemäß Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den …<< etc. etc.

ja, ähem, räusper, es fiel uns auch nicht jederzeit leicht zu verstehen, wie das nun genau gemeint ist, was an amtlichen vorgaben auf dem tisch liegt. wir hätten dafür ein eigenes department gründen können: klärung der regeln, nachdem wir uns zur einhaltung der regeln verpflichtet haben.

das projekt „kunst ost“ ist im kern eine art labor. in diesem „experimentalraum“ soll per theorie und praxis untersucht werden, welche strategien und praktischen methoden sich eignen, der GEGENWARTSKUNST abseits des landeszentrums mehr gewicht zu verschaffen.

fröhlicher trubel beim vortrag von fotograf franz sattler

das handelt zwangsläufig auch von KULTURPOLITISCHEN fragestellungen. es will inzwischen schon niemand mehr von mir hören, daß lokal, regional und landesweit die kulturbudgets eingebrochen sind. ich hör dagegen fast nichts, was denn nun kunst- und kulturschaffende meinen, wie sich diese entwicklung kompensieren läßt.

wo einzelne für sich zu einem wettrennen um verbliebene budgets gestartet sind: viel glück und gute reise! wir haben bei „kunst ost“ nun eher eine tendenz, konzepte kollektiver kreativität auszuloten.

um diesen themen nachzugehen, bringen einige von uns auch gelegentlich erfahrungen und kontakte aus südosteuropa mit. die begegnung mit kulturschaffenden aus bosnien, serbien oder dem kosovo liefern sehr interessante anregungen. in jenen ländern muß ja der kunstbetrieb ganz andere problemlagen aushalten.

besuch der "spaport biennale" in banja luka (bosnien).

meine erfahrung: diese leute sind in etlichen punkten schlauer als wir. es erscheint mir sehr lohnend, sich darüber mit unseren „alten nachbarn“ auseinanderzusetzen … ah ja, und mit uns selbst bleibt auch einiges an nötigen wir anregenden auseinandersetzungen

[zum stichwort „bosnien“ siehe auch den eintrag im mezblog!]