Schlagwort-Archiv: webstatistik

das kühle extrazimmer 10

im vorigen eintrag [link] notierte ich: „ich hab es lieber, wenn die website einigermaßen authentisch abbildet, was wir im ‚real-raum‘ sind und tun. nicht größer, nicht kleiner …“ meine gründe dafür sind politischer art. bei der frage, was denn das sei, „das politische“, hänge ich an der vorstellung, daß leibliche anwesenheit im öffentlich raum ein unverzichtbares fundament „des politischen“ sei. deshalb ist das für mich ein vorrangiges kriterium. (von medial aufgeblähten „realitäten“ halte ich gar nichts.)

es geht um reale soziale begegnung im physischen/analogen raum; da wiederum nicht bloß in privaten, sondern auch in öffentlichen räumen. ich sehe viele von uns kunstschaffenden in einer bewußt gesuchten tradition, die von bürgerlichen salons und von hitzigen debatten an öffentlichen plätzen handelt. wo das nicht so ausdrücklich sichtbar wird, bleibt davon wenigstens ein fragmentchen: der anspruch, öffentlich wahrgenommen zu werden, also ein interessiertes publikum vorzufinden.

mirjana peitlr-selakov, kunsthistorikerin und dipl. ing. der elektrotechnik

bei manchen leuten, mit denen ich in österreich zu tun hatte, ist eigentlich nur dieses fragmentchen, dieser eine anspruch geblieben. ich habe andrerseits seit etlichen jahren mit leuten aus südost-europa zu tun, vor allem aus ländern, die vormals miteinander jugoslawien gewesen sind. da sehen die gewichtungen teilweise ganz anders aus.

am vorabend einer weiteren reise nach serbien habe ich einen text von mirjana peitler-selakov durchgesehen, der einige punkte enthält, die mir hier zum thema passen. vorweg diese passage: „Von einem Künstler, einer Künstlerin, wird heute erwartet, sich in globalen Zusammenhängen erfolgreich durchzusetzen und gleichzeitig lokale und spezifisch ästhetische wie politische Anliegen verstehbar zu machen.“ ein brisanter zusammenhang …

in einem späteren abschnitt schreibt peitler-selakov: „Die klassische Konzeption von Kunstschaffenden im Westen als ‚öffentliche Intellektuelle‘, als Figuren der Aufklärung in einer bürgerlichen Öffentlichkeit, hat definitiv an Aktualität verloren und ist noch von rein historischer Relevanz. Parallel dazu verschwindet auch die Vorstellung von einer bürgerlichen Öffentlichkeit als einem Raum, der von rational-kritisch ausgestatteten Subjekten betreten werden soll. Es gibt ‚die Öffentlichkeit‘ nicht mehr, sondern entweder überhaupt keine Öffentlichkeit oder eine Reihe verschiedener fragmentierter, spezifischen Öffentlichkeiten.“

das rührt an die frage: WER spricht zu WEM mit welcher REICHWEITE? und zwar von welchem ORT aus in welches FELD hinein? darin liegt ferner die frage verborgen: wer erhebt seine stimme nicht? wer wird nicht gehört? dazu paßt die kritische anmerkung: „Parallel wurden klassische bürgerliche Repräsentationsräume durch Märkte ersetzt oder in Konsum- und Unterhaltungsräume umgewandelt.“

entertainment, infotainment und tittytainment als ersatz für den austausch von argumenten? das wohnzimmer mit seiner elektronik-ausstattung als platons höhle? wenn ich netzkultur als ein sinnvolles praxisfeld verstehe, auf dem wir medienzugänge und medienkompetenzen erlangen und praktizieren können, dann heißt das vor allem auch: üben wir meinungsbildung, um eine meinung zu haben. üben wir mediengestützte kommunikation, um eine grundlegende vorstellung zu erlangen, wie diese angebliche „informationsgesellschaft“ funktioniert.

meine eigene erfahrung besagt: das ist heute in vielen bereichen leichter möglich, niedrigschwelliger angeordnet, als noch vor jahrzehnten. ich stand seinerzeit an einer offset-presse, um büchlein zu drucken. digitalprint-anlagen machen das heute einfacher. radiomachen war einst von sehr teuren, nur von experten bedienbaren equipments abhängig. die filmwelt hatte auch sehr hohe zugangsschwellen. das internet gab es noch gar nicht.

die meisten dieser bereiche kann ich heute mit einem preiswerten laptop und etwas peripherie bewältigen. maschinen, die mir selbst zu teuer wären, kann ich zumindest gegen erträgliche gebühren mit meinem zeug ansteuern. wir haben es also einerseits schwerer, weil mainstream-betriebe die medienwelt völlig verändert haben und permanent auf dominanz aus sind. wir haben es aber auch leichter, weil türhüter uns viele zugänge nicht mehr verstellen können.

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 9

diese website besteht und funktioniert nicht für sich allein. sie befindet sich (im zentrum unserer aktivitäten) mit einigen anderen websites im wechselspiel. es gibt gewissermaßen „innere kreise“ von ein- und ausgehenden links und “querverbindungen“. das zeigt dann auch einen bescheidenen effekt auf die platzierung der website in suchmaschinen.

ein beispiel dafür ist unsere präsenz auf „facebook“: [link] die hat den nutzen, daß ein netzwerk von menschen laufend „programmhinweise“ darüber erhält, was auf der „kunst ost“-website gerade neu zu finden ist.

über welche KANÄLE erreicht uns WAS? und werden wir gehört, wenn wir ANTWORTEN? (medienkünstler niki passath vor dem "andy warhol robot" von nam june paik)

das könnte man jetzt natürlich weiter treiben, auf twitter, myspace etc. ebenfalls „filialen“ aufmachen und so um ein größeres publikum rennen; für den versuch, dieses zur „stamm-website“ zu lotsen. wenn wir etwas zu bieten hätten, was sich vor allem im web entfaltet, wären solche expansions-schritte naheliegend. wir sind aber primär und ganz bewußt im „real-raum“ einer konkreten region (oststeiermark) anwesend, aktiv, engagiert.

„kunst ost“ ist vor allem ein regionales kulturprojekt, freilich mit all den querverbindungen in die welt, wie sie uns grade attraktiv erscheinen. also gibt es keinen grund, einen großen teil unserer arbeitskraft-ressourcen darauf zu verwenden, daß wir im web als „riesen“ erscheinen und einen breiten schatten etwa bis nach japan werfen.

die nötigen anstrengungen für eine adäquate netz-präsenz müssen nach dem bemessen werden, was wir im „real-raum“ tun. unseren aktivitäten im „web-raum“ haben diesen vorhaben zuzuarbeiten. (das ist freilich weit mehr, als hier im moment auffallen mag. aber dazu später.)

ich hab nun hoffentlich deutlich machen können: es gibt allerhand optimierungs-techniken und mögliche aktionen, um die publikumszahl nach oben zu hauen. aber in meinem metier ist publikums-maximierung kein INHALT, sondern ein … na, vielleicht: STRUKTURDETAIL.

ich habe vorerst immer noch die qualität von kommunikation im fokus, die quantität ist domäne einer benachbarten branche. dennoch behalte ich unsere besuchsstatistik im auge. es ist ein wenig so, wie wenn man nach dem wetter ausschau hält, wolkenformationen zu deuten versucht.

um bei dieser wetter-metapher zu bleiben, das wolkenbild ist ja nur EIN parameter, durch den ich eindrücke gewinne. haben wir wind und falls ja, woher kommt er? wie schmeckt die luft, wie warm oder kalt ist sie? haben wir es eher feucht oder trocken? knistert etwas? gehen die dinge richtung anspannung oder richtung ruhe?

die website von „kunst ost“ soll natürlich ein als unser „schaufenster“ fungieren. der aspekt „visitenkarte“ gehört dazu. die website möge auch ein rummelplatz oder tummelplatz sein. primär ist sie ein informationskanal, der grundsätzlich mehrweg-kommunikation zuläßt.

damit bin ich schon einmal sehr zufrieden. deshalb liegt mir auch nichts daran, hier zehntausende menschen ansprechen zu können. das wäre eine harte tendenz richtung „broadcasting“, also richtung der anordnung „ein sender/viele empfänger“; das alte prinzip der „goebbels-schnauze“, ein element des faschismus.

ich hab es lieber, wenn die website einigermaßen authentisch abbildet, was wir im „real-raum“ sind und tun. nicht größer, nicht kleiner …

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 8

nachdem ich schon einige jahre verschiedene online-zugänge erprobt hatte, um mit möglichkeiten im kulturellen zusammenhang zu experimentieren, ging ich vor rund einem jahrzehnt mit einem neuen projekt ins netz. ich war von der „haus-metapher“, die ich davor mit der ersten „van-site“ [link] verfolgt hatte, zur vorstellung eines „kulturellen terrains“ im web gekommen.

das logo der ersten „van-site“ von 1998

bei der „haus-metapher“ hatte ich die website als „elektromagnetisches kulturzentrum“ verstanden, wo menschen quasi telematisch ein- und ausgehen. die vorstellung vom „kulturellen terrain“ wurde dann der wachsenden weitläufigkeit und komplexität gerechter.

ich konnte damals noch nicht wissen, wie gründlich ich selbst bald den genauen überblick auf diesem terrain verlieren würde. ich hab in all den jahren abertausende html-pages gebaut, die meisten davon mit fotos versehen. aufgrund der damals sehr niederen übertragungsraten im web habe ich mich bemüht, fotos meist bei etwa 12 kilobyte dateigröße zu halten, damit der browser die pages flott laden kann.

für den schnellen seitenaufbau blieben die bilder eher klein

mein ursprünglicher standard waren 250 x 188 pixel. wenn größere bilder unverzichtbar waren, habe ich sie zerschnitten, damit man schon was zu sehen hat, während der browser noch beschäftigt ist, den rest aufzubauen. ich bin da heute noch sparsam und bevorzuge bilder im format von 400 x 300 pixel, zuweilen auch 500 x 375, nur in ausnahmen größer.

natürlich wollte ich wissen, was sich auf meinem „kulturellen terrain“ im web tut. ich habe daher einige jahre die wichtigsten besuchsfrequenz-daten protokolliert. das würde sich zwar heute vermutlich in etwas anderen verlaufs-kurven zeigen, aber ich nehme an, daß gegenwärtig zumindest im kulturbereich prinzipiell vergleichbare entwicklungen stattfinden.

ich hab es in einem früheren eintrag schon betont, diese technische möglichkeit der telekommunikation und telepräsenz darf nicht überwertet werden. das publikumsinteresse entwickelt sich eher sanft und langsam. wer also im web auf publikum aus ist, sollte mit langem atem und konsequenz gerüstet sein.

es ist damals kurz vor der 8. kalenderwoche 2000 losgegangen. ab sonntag, dem 26. märz 2000, wurde gemessen. die aufzeichnungen reichen bis zur 28. kalenderwoche 2007. es begann mit einem mittel von 79 „user sessions“ pro tag, führte über eine kuriose spitze von zirka achttausend „visits“, was durch eine erregung rund um die arbeit der serbischen künstlerin tanja ostojic ausgelöst worden war, zu über dreitausend visits pro tag. (zu den kategorien „hits“ und „visits“ siehe folge #4!)

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 7

ob „kunst ost“ eine netzkultur-initiative ist? bis heute nur in ansätzen. ich würde das augenblicklich noch kein beispiel für „best practice“ nennen. doch wir sind auf dem weg. erinnern sie sich an die drei C, die ich im beitrag #3 dargelegt habe? „CCC“ meint „content, community, contiunity“.

detail aus der "art klinika" (novi sad)

welches setup weist bei uns nun richtung netzkultur? wir stützen uns momentan auf zwei websites. diese hier (kunstost.at) ist die „hauptbühne“ auf basis einer datenbank; ein „content management system“. dahinter gibt es eine art „arbeitszimmer“ auf konventioneller html-basis: van.at/kunst/ost

dazu bereiten wir mit kollegin nina strassegger-tipl heuer eine web-evidenz für kreative der „kunst ost“-basis vor. einzelportraits und features, die ihrerseits zu den persönlichen/privaten websites der leute verzweigen.

dieses weitreichende fundament im web wird noch durch eine präsenz auf „facebook“ ergänzt: [link] eine sehr dynamische ebene, umschlagplatz für informationen, auch raum für eine ansatzweise debatte über kunst, vor allem aber ein „geselliges eck“.

detail aus der „art klinika“ (novi sad)

es läßt sich also nach zwei jahren intensiverer aufbauarbeit zeigen, daß „kunst ost“ sich einige wichtige grundlagen geschaffen hat, auf die sich eine netzkulturinitiative stützen sollte. das meint, es gibt verschiedene personen-kreise im realraum, die über eine mehrschichtige struktur im internet verbindung halten und dort ihr tun darstellen.

was noch eine kluge ergänzung all dessen wäre: daß es im web auch spezifische werke dieser community gäbe, die nur in binär codierter form, also digital, voliegen. wichtig scheint mir ferner, daß sich beispiele „kollektiver kreativität“ zeigen würden, die sich über web-stützung etablieren.

dabei spielen telekommunikation und teleworking wichtige rollen. einen ansatz dazu haben wir nun beispielsweise in der grenzüberschreitenden „Šok alijansa“, der „schock-allianz“, die uns mit mehreren südslawischen kulturschaffenden verknüpft: [link]

„netzkultur“ meint aus meiner sicht vernetzungs-strategien in realer sozialer begegnung, ergänzt um angemessene verzweigungen ins web; zuzüglich eine auch künstlerische nutzung von digital-medien, also von binär codierten darstellungsformen.

das sollte im günstigstens fall ebenso von „medienkonvergenz“ handeln, also vom ineinandergehen verschiedener medien, wie es eben erst durch den gemeinsamen binärcode und den gemeinsamen maschinen-systemen möglich ist. (das werde ich bei nächster gelegenheit noch etwas genauer ausführen.)

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 6

kulturelles engagement, das sich auch in einer vorstellung von „netzkultur“ ausdrückt, handelt unter anderem von themen wie öffentlicher raum, öffentlicher diskurs, von niedrigschwelligen bildungs- und medienzugägen, letztlich von partizipation, also von umfassender teilnahme am öffentlichen politischen und kulturellen leben.

ich nehme an, diese vorstellung von DEMOKRATIE erscheint für sich schon manchen menschen eher anstrengend. eher plüschig ausgedrückt: um das einzulösen, müssen aus untertanen staatsbürgerinnen und -bürger werden. eine pyramidenförmig geordnete „führergefolgschaft“, wie wir sie aus der feudalzeit kennen, sollte sich in demokratische reisegesellschften (plural!) transformieren. (die praxis des kontrastes!)

kultursalon in novi sad (foto: art klinika)

das handelt von differenzen der geschwindigkeiten und von ganz unterschiedlichen kommunikationsbedürfnissen. es darf wohl behauptet werden: ungleichzeitigkeit ist menschenmaß; was nicht bedeuten kann, daß schnellere deshalb a priori als „sieger“ gelten.

für unsere soziokultuellen vorhaben, soweit sie auch fragen der NETZKULTUR betreffen, steht uns ein sehr eindrucksvolles und knapp gehaltenes „grundsatzpapier“ zur verfügung. es ist teil eines unserer bedeutendsten texte aus dem 20. jahrhundert. ich meine „Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ (Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948) [link]

der darin enthaltene artikel 19 besagt:
„Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten„

das ist ja ein praktisches programm:
+) ungehindert
+) über Medien jeder Art
+) und ohne Rücksicht auf Grenzen
+) Informationen und Gedankengut
+) zu suchen,
+) zu empfangen
+) und zu verbreiten.

dabei werden „informationen und gedankengut“ als wertvoll angedeutet, auch als gute anlässe für kommunikation, für auseinandersetzung, für austausch. kleiner querverweis: diese annahme ist natürlich ihrerseits eine kulturelle konvention, eigentlich: ein bildungsideal. wenn ich mich umsehe, fällt mir auf, daß viele menschen sich die freiheit nehmen, dieses ideal auszuschlagen. (sie werden in der sache vermutlich keinen wert auf belehrung legen.)

ich halte wissensdurst für eine grundlage von netzkultur, zugleich eine zentrale voraussetzung für kommunikation. über dieses kriterium läßt sich dann auch klären, ob mediale ereignisse bloß entertainment sind oder auch darüber hinaus gewicht und bedeutung haben.

diese dinge ereignen sich im spannungsfeld zwischen ästhetik und anästhesie. wie das gemeint ist? ästhetik kommt vom griechischen „aisthesis“, das bedeutet WAHRNEHMUNG. deren gegenteil ist „an-aisthesis“, die BETÄUBUNG.

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 5

in der folge #4 habe ich erzählt, warum mich visits/user sessions interessieren, hits dagegen überhaupt nicht. besuchszahlen, ja, es ist wie mit dem geld, ich kann ruhig darüber reden, ich gehöre ja nicht zu den reichen.

ich WILL quote! das meint: ich will mir im web ebenso ein publikum erarbeiten wie im realraum. (zum thema „quote“ im anschluß noch ein hinweis auf die tagung “Netzliteratur”, die am 17.5.2000 im grazer „forum stadtpark“ stattgefunden hat.) aber ich hab real überhaupt nichts von aufgeblähten darstellungen.

es gibt nämlich allerhand „optimierungsmaßnahmen“, die man sich selbst greifbar machen kann; oder man bezahlt professionals dafür. dabei halte ich es für einen qualitativen unterschied, ob ich das nötige tue, damit ich im web gefunden werden kann oder ob ich alle register ziehe, um möglichst viele visits auf mich zu ziehen.

nicht rasend wichtig, aber doch interessant: zu welcher tageszeit tut sich auf unserer website was?

das grundproblem ist simpel: was nützen mir denn real tausendsfünfhundert visits pro tag, wenn davon tausenddreihundert leute aus aller welt sind, die mich in den suchmaschinen gut vorgeführt bekamen, aber eigentlich eh was anderes gesucht haben?

konnte ich deutlich machen, was ich meine? für meine arbeit und das gedeihen meiner vorhaben nützen mir faktisch nur leute, die tatsächlich an den themen interessiert sind, die ich anzubieten habe. das web wirkt in dieser sache keine wunder. es bietet mir bloß eine ZUSÄTZLICHE BÜHNE, ein preiswertes schaufenster, im besten fall eine plattform für interessante begegnungen und teleworking.

menschen, die sich für gegenwartskunst, kulturpolitik und soziokulturelle zusammenhänge interessieren, sind in unserer gesellschaft eine minorität. also werden sie auch im web nicht massenhaft auftreten.

ich bin genau deshalb sehr skeptisch, wenn kultur-leute aus meinem milieu viel geld in üppige webauftritte investieren. das ist eine art elektronisches imponiergehabe, das sich meistens nicht einlösen wird; einlösen im sinn von: die erhebliche investition im effekt rechtfertigen.

unter uns alten gäulen der netzkultur offenbart sich jemand, der da zu großen gesten neigt, als rookie, parvenü, womöglich großspuriger stümper. es gibt viele gründe, eine „quotenhatz“ jenseits inhaltlichen gewichtes als blödsinn abzutun.

[NETZKULTUR: der überblick]
[die statistik]

post scriptum: weiterführend

die forderung “ich will quote!“ habe ich augenzwinkernd am 17.5.2000 bei der tagung “Netzliteratur” im grazer „forum stadtpark“ erhoben. der text dazu ist als RTF-datei hier verfügbar: „Ich will Quote!“ (Und ein BMW-Cabrio. Das teurere!) [link]

wer sich über solche zusammenhänge etwas ausführlicher informieren möchte, findet zitate aus diesem meinem text und die analyse des größeren zusammenhanges in der dissertation von andrea ghoneim: „Literarische Publikationsformen im World Wide Web“, Veränderungen in Produktion, Publikation und Vermittlung von Literatur am Beispiel ausgewählter österreichischer Literatur-Medien: [link] (PDF-datei, ca. 6 MB)

das kühle extrazimmer 4

ich hab es in folge #3 schon erwähnt, die HITS interessieren mich bei der statistik überhaupt nicht. sie fallen zu tausenden an und haben für sich genommen keinerlei aussagekraft. mich interessieren die VISITS, die USER SESSIONS. mich interessiert also das, was man auf unserer website als „konkrete besuche“ bezeichnen könnte.

wir stehen mit „kunst ost“ erst am beginn, ein publikum im web zu gewinnen, seit november 2010 wird das konsequent betreut. nun sagt mir die statistik, im dezember betrage die höchste zahl an besuchen pro tag („Max“) 200, der durchschnitt pro tag („Avg“) belaufe sich auf 168 „visits“.

ein parameter von vielen, zwischen maximum und durchschnitt ...

durchschnittlich 168 gäste pro tag? prima! naja, nicht ganz. erstens hat die software etwas „streuung“, zweitens werden wir ja auch von suchmaschinen besucht. nein, die maschinen schauen bei uns nicht vorbei. sie schicken „bots“, also kleine „software-robots“, die das web ständig abgrasen, von denen websites „gespidert“ werden. die brauche ich nicht als mein publikum zu werten.

was weiß ich also nun? ich würde im augenblick, wo die anzahl der visits noch eher moderat ist, die anteile an „bots“ etwas höher einschätzen. streichen wir ruhig satte 68, um nicht zu großspurig zu erscheinen. dann darf ich aber immer noch annehmen, daß wahrescheinlich rund 100 leute pro tag vorbeischauen.

na, auch wieder nicht so ganz. oder doch? üblicherweise registriert die software anfragen von einer konkreten „ip-adresse“ aus, die innerhalb von 30 minuten stattfinden. in der praxis wird sich selten jemand länger als 30 minuten durchgehend auf unserer website „aufhalten“, umsehen. also werden anfragen von einer konkreten ip-adresse aus, die unser server beantwortet, im zeitfenster von 30 minuten als „besuch“ („visit“) gewertet.

kommt die gleiche oder eine andere person über die selbe konkrete ip-adresse zirka zwei stunden später erneut auf unsere website, wird das als weiterer „visit“ gewertet. ich kann niemals sagen, wer konkret am anderen ende der verbindung war. ich hab so auch keine ganz verbindliche publikumszahl, wie ich sie in einem realen kinosaal erheben könnte. aber ich kann mir durchaus einen eindruck verschaffen, ob sich überhaupt etwas auf unserer website tut und wie lebhaft es da zugehen mag.

ein maximum von ca. 200 visits, ein durchschnitt von 168 pro tag, da bin ich schon ganz zufrieden, weil ich annehmen darf, unser frisch renoviertes „elektromagnetisches kulturzentrum“ ist vermutlich für 80 bis 100 leute pro tag anziehend genug, daß sie kurz vorbeischauen. (vorzugsweise offenbar rund um 10:00 uhr vormittags.)

sie sehen, ich bin in den annahmen darüber, wie viel publikum wir im web haben, sehr zurückhaltend. warum ich meine, das sei von vorteil? das erzähle ich später noch. und bleiben sie ruhig skeptisch, wenn leute bei ihrer website all zu glänzende besuchszahlen vorweisen.

[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 3

wie schon erwähnt, das internet ist mein „kühles extrazimmer“. die website ist für mich ein ZUSÄTZLICHER ereignisraum. direkte kommunikation mit unmittelbaren feedbacks erlebe ich dabei (im kulturbereich) eher als die ausnahme.

darum halte ich wenig von „gästebüchern“ und ähnlichen feeback-leisten. wer sich genauer umsieht, wird die meisten „guestbooks“ als einen umschlagplatz für unsägliche banalitäten erleben, seichte grüße, kurzatmige geschwätzigkeit, völlig nutzloses zeugs. das ganze dann noch ergänzt um all das SPAM, mit dem diverse anbieter guerilla-marketing für ihre angebote betreiben. (siehe dazu auch: kommentare, spam„!)

und wenn es inhaltlich schon einmal richtig zur sache geht, erweist sich der absender vielleicht als klassischer TROLL, der im internet bloß ein publikum sucht, eine beliebge wand braucht, gegen die er wirksam spielen kann. aber wir haben hier auf „kunst ost“ dennoch eine feedback-möglichkeit eingerichtet. da mögen menschen durchaus direkt auf beiträge reagieren.

ich hab im vorigen beitrag die „drei C“ erwähnt, also CCC: content, community, contiunity. damit meine ich, eine kultur-website wird sich dann als sinnvolle investition erweisen, wenn ich laufend mit INHALTEN (content) daherkomme, um einer bestimmten community etwas anzubieten; und zwar in kontinuität und nicht bloß alle sechs bis acht wochen. warum wohl?

das web ist ein „rund-um-die-uhr-medium“. wer einmal auf unserer website war und nach einer woche wieder auftaucht, sollte irgendwas neues vorfinden können. falls nicht, wird er oder sie eventuell später noch einmal vorbeischauen. aber das war’s dann für eine ewigkeit und drei tage, falls es das selbe trostlose bild ergibt, weil sich inzwischen nichts getan hat.

es läßt sich an der „jahres-grafik“ im vorigen eintrag gut nachvollziehen: vor einer konsequenten redaktionsarbeit war auf der website publikumsmäßig nichts los, obwohl das ding ja kosten verursacht hat. da waren nur inhalte, die sowieso per „newsletter“ und presse-info rausgegangen sind. keine action, kein traffic. leere kilometer. schauen wir nun, was sich in einem anderen modus für die kommenden monate erreichen läßt.

und weil ich das thema HITS im letzten eintrag schon erledigt habe, damit brauchen wir uns gar nicht weiter aufhalten, nächstes mal einige zum thema VISITS beziehungsweise „user sessions“. die sollten uns nämlich sehr interessieren …

[die web-statistik von „kunst ost]
[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer 2

das internet ist mein „kühles extrazimmer“. die website ist für mich ein ZUSÄTZLICHER ereignis-ort. wer eine website bloß als informations-depot begreift, wird vermutlich viel geld für nichts rausschmeißen. web-SITE. also „standort im web“. NICHT „homepage“. die homepage ist bloß die START-seite (page) einer website.

besuchsfrequenz. quote. publikumsaufkommen. wenn ich so eine standard-software, die nichts extra kostet, verwenden möchte, um meiner kulturinitiative legitimation zu verschaffen, habe ich den tatbestand aktiver augenauswischerei erfüllt. am lustigsten finde ich jene leute, die mit den HITS renommieren, wovon ja schnell tausende zustande kommen. wodurch?

jede „abfrage“ auch nur irgendeiner datei, die zu einer website gehört, die mein server beantworten kann, wird als hit gezählt. das mag einem webmaster helfen, die gesamtsituation zu deuten. als EINE von vielen informationen, die man dafür zusammenlesen muß. aber für uns sind HITS quasi eine NULL-information, ohne jede aussagekraft.

das ungefähre publikums-aufkommen quer durchs jahr

ich werde hier, wie im vorigen eintrag schon angekündigt, ein bißl erzählen, wie ich mir den umgang mit einer website vorstelle, die als ERWEITERUNG für unserer aktivitäten im „realraum“ gedacht ist.

so schauts nämlich aus: das primäre kulturelle eregnis ist für mich die reale soziale begegnung. erst darauf setzt sich dann die web-extension, die mediale prothese, das „kühle extrazimmer“.

wenn ich die website wir einen toten briefkasten nutze, wo ich gelegentlich daten raufschaufle, habe ich eigentlich nur einen „virtuellen rundordner“ geschaffen, also einen binär codierten papierkorb.

das aktuelle „summary“ der „kunst ost“-website (die grafik oben) zeigt recht deutlich, was da heuer gelaufen ist. jänner und februar waren null-nummern. faktische flatline, denn die paar visits sind bloßes „hintergrundrauschen“, von suchmaschinen verursacht.

ab märz ging es richtung „april-festival“ los. aber das publikumsaufkommen entspricht gerade ungefähr der engeren „kunst ost“-community. damit ist offenkundig nicht mehr erreicht worden, als wir ohnehin mit unserer laufenden email-post an die community gemacht haben.

über den sommer sackt alles wieder ab. zum saisonauftakt im herbst das selbe bild. wir spiegeln bloß die community-interne informationstätigkeit. ich hab dann am 3. november die redaktion des schuppens übernommen und angefangen, die website in gang zu bringen: [link]

der effekt ist hier sofort erkennbar. aber sachte! der publimukszuwachs hat bei websites wie der unseren eine sehr flache kurve. das geht langsam. dabei erweisen sich die „drei C“ als sehr nützlich. ich erzähle das nächste mal, was damit gemeint ist.

[die web-statistik von „kunst ost]
[NETZKULTUR: der überblick]

das kühle extrazimmer

mit november dieses jahres habe ich die redaktion der website von „kunst ost“ übernommen. die sollte zuerst einmal laufend bespielt werden, um da ein publikum zu gewinnen.

nun hab ich in die „eingeweide“ des maschinchens geschaut und da eine server-statistik entdeckt. die muß man nicht überbewerten, denn erstens ist „quote“ ja kein vorrangiges kriterium in unserem tun, zweitens ist solche software, von der die server-logs gelesen werden, etwas ungenau.

na, und drittens ist es sowieso nicht möglich, mit software solcher bauart ganz genau festzustellen, wer nun was auf der website gefunden und getan hat. aber es werden interessante tendenzen sichtbar.

was tut sich auf unserer website?

die „hits“ sind sowieso total uninteressant, weil sie ALLE aufrufen darstellen, die der server beantwortet hat. also JEDE datei, die „angesprungen“ ist. das wären bei einer einzelnen page mit 4 fotos und einem stylesheet alleine schon 6 hits. diese zahl sagt mir nichts, was ich wissen sollte.

interessant sind mir vor allem die „visits“, die mir zeigen, OB ich denn im web ein publikum habe. da kann ich hier aber gleich einmal wenigstens 20 prozent abziehen, weil bei der vorerst noch überschaubaren zahl an visits diverse „robots“ dabei sind, also besuche von such-software, die durch das web kriecht. (hab ich später zwei- bis dreimal so viel publikum, ist dieser anteil eher vernachlässigbar.)

ich werd ihnen hier weiterhin ein wenig über diese dinge erzählen, weil es ja für kulturinitaiven interessant sein mag, in welchem maß sich das web als „kühles extrazimmer“ und als zusätzlicher ereignisraum für kulturelle viorhaben erschließen läßt.

[die web-statistik von „kunst ost]
[NETZKULTUR: der überblick]