[Vorlauf: Teil I] Gewalt durch Sprache ist eine sehr taugliche Waffe, um Menschen zu verletzen. Ich staune, daß rund 25 Jahre Internet in Österreich nicht gereicht haben, um das in den verschiedenen Communities zu bannen.

[Vorlauf: Teil I] Gewalt durch Sprache ist eine sehr taugliche Waffe, um Menschen zu verletzen. Ich staune, daß rund 25 Jahre Internet in Österreich nicht gereicht haben, um das in den verschiedenen Communities zu bannen.
Ich bin einer der frühen Akteure heimischer Netzkultur. Daher hab ich online allerhand Erfahrungen mit Trollen gemacht, da gab es bei uns noch kein Internet, kein WWW.
Wer in diesem Geschäft erst am Anfang steht, wird sein Repertoire eventuell gleich einmal damit ausstatten: „Der Weg ist das Ziel.“ „In der Ruhe liegt die Kraft.“ „Schön, daß es dich gibt.“ Da kann man gelegentlich auch ein „Laßt die Spiele beginnen!“ reinhauen. Und man schließt mit einem Zitat aus der Bibel ab: „Es ist vollbracht!“
[Vorlauf] Trolle, die sich ohne besonderen Anlaß in das Leben anderer Menschen schrauben, zeigen häufig ein simples Grundmuster. Ihre Timelines sind von drei Nachrichten-Versionen dominiert. 1) Selbstdarstellung, 2) Kolportage und 3) Abschätzigkeit.
[Vorlauf] Sehr zutreffend raunt des Volkes Stimme gelegentlich: „Karma is a bitch!“ Im Buddhismus bedeutet Karma übrigens nicht Schicksal, sondern Konsequenz.
„Martin, halt deinen linken Mund, bitte!“ Zugegeben, es entbehrt nicht einer gewissen Höflichkeit.
Ich erzähle Ihnen gewiß nichts Neues, wenn ich erwähne, daß der Boulevard vom Alarmismus und von Grobheiten lebt.
Das wissen wir nicht. Der lebhafte Exeget und Kommentator rührt zwar gerne im öffentlichen Diskurs um, aber er tut das maskiert. Er bleibt verschleiert und anonym.
Der öffentliche Diskurs und der Boulevard können nicht den Denunzianten überlassen bleiben. Ich denke, man muß gelegentlich auch zu einzelnen Positionen Stellung beziehen, ihnen sichtbar zur Seite treten, ihnren Einwände individuell vorlegen.
Neulich hier auf der Website von „kunst ost“:
„Was nun das Verhalten von der krusche betrifft: es unterscheidet sich durch nichts vom Verhalten unserer Massenmedien während des Krieges. Es ist ein Mix aus Voreingenommenheit, Einseitigkeit, Engstirrnigkeit und völliger Intoleranz.“
Websites und Logbücher sind Angelpunkte der Netzkultur. Nicht die einzigen, denn es gibt auch noch andere Internet-Dienste, mit denen Teleworking und Telepräsenz gut gelingen. Aber die „Bühnen“ im Web, die „Schaufenster zur Welt“, die Informationskanäle und „virtuellen Treffpunkte“, all das, was ich in Summe gerne „mein kühles Extrazimmer“ nenne, hat eine besondere Attraktivität. Siehe dazu auch: „mein kühles extrazimmer“ [link]
Als langjähriger „Netizen“, als „Bewohner der Netze“, begegne ich dabei immer wieder Trollen und Trittbrettfahrern. Das sind grundsätzlich Menschen, die im Web mit verdeckten Intentionen agieren. Daher ist ihr Kommunikationsstil oft etwas irritierend.
Die Motive von Trollen muß man vermutlich in Kategorien des Soziologischen und der Psychologie deuten. Das schert mich wenig, weil zu den offensichtlichen Strategien solcher Leute zählt, andere Menschen möglichst ausdauernd zu bewegen, sich mit ihnen zu beschäftigen. (Solche Kamikaze-Konzepte soll es ja auch in realen Alltagsbeziehungen geben.) Eine kleine Skizze zum Thema Trolle: [link] Etwas ausführlicher in Englisch: [link]
Bei Trittbrettfahrern ist es etwas einfacher zu verstehen. Das läuft ungefähr wie beim „Guerilla Marketing“: [link] Da möchte jemand eine Ware oder Botschaft mit möglichst geringem eigenen Aufwand möglichst breit unter die Leute bringen. Das legt nahe, die Systeme und Ressourcen anderer zu nutzen. Der Begriff „Guerilla Marketing“ umfaßt freilich nicht bloß unredliche Strategien, weshalb ich meine Reflexionen hier auf das Genre „Trittbrettfahrer“ einschränke.
Ich erfuhr also gerade über mich: „Diess Herrenmenschengetue ist wirklich völlig abstossend und passt zu keinem aufgeklärten und zivilisierten Menschen.“ Diesen Befund stellte mir Safeta Sulic zu. Eine Begründung ihrer ernsten Vorhaltungen fehlt. Belege dafür fehlen erst recht. Damit will ich sagen: Sulic behauptet das öffentlich, sie begründet und belegt es aber nicht. Details siehe unter: „Fahrten Südost #3“ [link]
Dazu vorweg ein paar grundlegende Gedanken. Eine Website ANZULEGEN, das ist heute keine große Sache. Webspace ist billig und das Aufbauen wie Füttern der Website verlangt längst keine HTML-Kenntnisse mehr. Stichwort CMS, also Content Management Systeme: [link] Mit dem Know how, um Emails zu versenden, denen ich gelegentlich Bild- und Textdateien anhänge, kommt heute jede Person aus. Den Rest leistet die Software plus eine Datenbank. („Wordpress“, das wir hier verwenden, ist ein anschauliches Beispiel für leicht handhabbare Systeme dieser Art.)
All das bedeutet auf jeden Fall, wer Ansichten vertritt und Informationen anbietet, die hier oder da im Web zurückgewiesen werden, hat natürlich die Freiheit, sich selbst eine Website einzurichten, Herr oder Herrin im eigenen (virtuellen) Haus zu sein. Klar? Klar! „Gatekeepers“ im alten Sinn haben bei uns wenig Möglichkeiten, weshalb auch ZENESUR in unseren Breiten nur schwer praktiziert werden kann. Würtde HIER eine Information unterdrückt, könnte sie sofort DORT auftauchen…
Aber was unterscheidet nun die neue Mediensituation vom alten Broadcasting? Der Begriff Broadcasting meint eine Kommunikationslage, in der EIN Sender VIELE Empfänger erreicht… keineswegs zufällig eine Domäne des Faschismus, historisch repräsentiert in der „Goebbels-Schnauze“, dem „Volksempfänger“: [link]
Webpräsenz meint dagegen: VIELE Sender und VIELE Empfänger in einer komplexen Kommunikationssituation. Dazu kommt in meinem Verständnis von Netzkultur ein permanentes Wechselspiel der Onlinesituation mit den Ereignissen im „analogen Raum“, denn für mich ist reale soziale Begegnung das „primäre Ereignis“, dem man durch Webstützung Erweiterungen verschafft.
Da tut sich nun ein klares Motiv auf, warum sich Trittbrettfahrer auf Websites wie unseren einfinden. Zeit ist nämlich ein enorm wichtiger Faktor im Aufbau eine Online-Community, eines Publikums im Web. Zeit und Inhalte verlangen Arbeitskraft und Dauer. Das sind Ressourcen, die nicht vom Himmel fallen.
Wenn sich also plötzlich ein Trittbrettfahrer auf meinem Terrain im Web breit macht, dann heißt das vor allem einmal: Er greift ungefragt auf meine Ressourcen zu und stürzt sich auf das Publikum, das ich erarbeitet habe; im konkreten Fall: das wir von „kunst ost“ nun über mehrere Jahre erarbeitet haben.
Er kommt, er nimmt, er hat kein Problem, durch sein Verhalten eventuell auch unsere Community zu beschädigen. Weil das aber ein höchst unredliches Verhalten ist, wird er seine Intentionen maskieren und wird eventuell meine Sanktionen als Herausgeber und als Webmaster dieser Site als anrüchig, sittenwidrig, undemokratisch BEHAUPTEN.
So kommt es dann auch, daß man mir auf unserer Website ausrichtet:
„Was nun das Verhalten von der krusche betrifft: es unterscheidet sich durch nichts vom Verhalten unserer Massenmedien während des Krieges. Es ist ein Mix aus Voreingenommenheit, Einseitigkeit, Engstirrnigkeit und völliger Intoleranz.“ (Fortsetzung folgt!)
[šok alijansa / notes #2: überblick]
[NETZKULTUR: der überblick]