Und nun: EDITION FREIBERG

Der 30. März 2016 darf als konstituierendes Datum für die EDITION FREIBERG notiert werden. Ich absolvierte eben ein Arbeitsgespräch mit Unternehmer Ewald Ulrich (Ana-U), das zu Konsens führte. Ulrich hat sich vor einiger Zeit auf einen anspruchsvollen Prozeß eingelassen, der seine Firmenzentrale im Schloß Freiberg zu einem Angelpunkt kulturellen Geschehens in der Region werden ließ.

16mar31_ewald_ulrichDabei hat Ulrich ein Feld der Populärkultur aufgemacht, das sich in verschiedene Richtungen entfaltet. Das Spektrum reicht von der Alltagskultur über Voluntary Arts bis zur Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst.

Im Vordergrund sind reale soziale Begegnungen und Geselligkeit wichtig, im Hintergrund laufen komplexe Sachdiskurse.

Das ist eine Grundsituation von Fokus Freiberg, stellenweise in Kooperation mit Kunst Ost und dem Kultur.at: Verein für Medienkultur. Dabei hat sich die letzten zwei Jahre deutlich herauskristallisiert, wie eine Praxisanordnung für die Themenstellung „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ (KWW) aussehen kann.

In dieser Entwicklung nahm nun die Veranstaltungsreihe „Handfertigkeit und Poesie“, mit der auf das kommende Aprilfestival verwiesen wird, einen Verlauf, in dem die Idee der EDITION FREIBERG greifbar wurde.

Ein Schlüsselereignis war dabei der Abend mit Graphic Novelist Chris Scheuer. Das Zeichnen, die Musik, die Literatur, da legt es sich nahe, einen spezifischen Handlungsraum zu eröffnen, in dem mehrere künstlerische Verfahrensweisen in Wechselwirkung kommen können.

Das ist nicht als eine Art Kleinverlags-Konzept gedacht, sondern – wie angedeutet – als ein Labor, in dem Erzählweisen und ihre mediale Umsetzung erprobt, ausgelotet werden können.

Kommen Sie also bitte nicht auf die Idee, uns beispielsweise Gedichte zu schicken, weil sie gerne publizieren würden. EDITION FREIBERG ist als Handlungsraum konzipiert, der sich übrigens im Kielwasser des kollektiven Kunstprojektes „Fiat Lux“ abgezeichnet hat.

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Es geht also nicht um das Abfeuern von Ergüssen, sondern um eine konsequente Auseinandersetzung mit verschiedenen Fragestellungen. Es geht nicht um das betuliche Veräußern privater Befindlichkeiten, sondern um konsequente Arbeit mit hauptsächlich künstlerischen Mitteln.

Das heißt, hier bündeln sich höchst unterschiedliche Kompetenzlagen, indem sachkundige Menschen an Themen und Aufgabenstellungen arbeiten. Aus diesen Prozessen – Work in Progress – werden sich ab nun auch unterschiedliche Publikationen ergeben.

Das bedeutet unter anderem, jedes kommende Ergebnis leitet sich von einer Reihe gemeinsamer Schritte her. Arbeitschritte. Denkprozesse. Debatten. Kontroversen.

Es geht also nicht um die einsame Größe singulärer Exzellenzen, die durch eine Publikation gewürdigt werden möchte. Es geht um eine Praxis der Wissens- und Kulturarbeit, die das zeug haben möge, anregend in die nahe Zukunft zu führen, welche von ganz anderen Systemen und Kräftespielen bestimmt sein wird, als uns derzeit vertraut erscheint.

— [Das KulturGeviert] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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