Das Schlagwort „Freie Szene“ ist Ihnen geläufig? Ich sehe es recht beliebig eingesetzt, ausgestreut. Es ist während der wenigstens letzten 30 Jahren zu einer trüben Kategorie geworden.

Ich will nicht am Beispiel anderer Kulturinitiativen, sondern am eigenen deutlich machen, was ich unter einer autonomen Kulturformation verstehe. (Wer allgemein von „Szene“ spricht, meidet eine präzise Debatte.)
Das kulturpolitische Kompetenzzentrum Kunst Ost ist eine von mehreren Positionen innerhalb unseres archipelischen Kultur-Netzwerkes, das in der Oststeiermark etabliert wurde, aber nicht an regionale Grenzen gebunden bleibt.
Unser Netzwerk heißt Archipel: Forum für Kunst und Kultur. Autonome Einheiten sind damit über eine Schlüsselperson verbunden. Das bedeutet, ich entwickle in solchem Zusammenhang eigenständig kulturelle Vorhaben, stimme das aber mit den anderen Kräften im Archipel ab. Es betrifft momentan bei mir zwei Veranstaltungen im Mai. („Gedenken: was zu tun!“ und „Geist in der Maschine“.)
Richard Mayr arbeitet an „Raum • Zeit • Freiheit“, einem Beitrag für das ungarische Nagykanizsa. Monika Lafer ist in meinem Bereich kuratorisch tätig und wir bespielen gemeinsam den Gleisdorfer „Zeit.Raum“. Martina Brandl leitet das Teilprojekt „Aufgelegt“. Von all dem ist einiges in „An solchen Tagen: Extension“ gebündelt.
Andere Teilprojekte sind erst in der Startphase. Die Planung für 2026 läuft schon. Das ist die aktuelle Basisanordnung, in welcher das Archipelische unserer Verbindung deutlich werden sollte. Es hat im „Archipel“ einen Rahmen und Möglichkeitsraum, über den Zusammenhänge geordnet werden. Jeder Teilbereich verfügt über Autonomie. Das sind unterschiedlich groß angelegte Vorhaben.
Die haben ihre Stabilität erst einmal darin, daß sie von der Kompetenz und Arbeitsleistung der Schlüsselpersonen getragen werden. Wo der Umfang des Projektes eine Kofinanzierung oder andere Mittel notwendig macht, wird das angestrebt. Aber der Bestand des Archipels ist davon nicht abhängig.

So verstehe ich den Begriff „freie“ oder „autonome“ Kulturformation. Im Gegensatz zu kulturellen Projekten, die zwar an der zivilgesellschaftlichen Basis entstanden sind, aber nur dank staatlicher (Ko-) Finanzierung überhaupt bestehen können. Sowas nenne ich einen staatsnahen Betrieb.
Das bedeutet unter anderem, der Archipel hat Bestand und Wirkmächtigkeit aus eigener Kraft der beteiligten Personen und richtet die Dimension seine Vorhaben nach den verfügbaren Ressourcen.
Spenden, Sponsoring und Subventionen bieten Möglichkeiten für größere Auftritte. Was wir in der Kunst sowie in der Wissens- und Kulturarbeit leisten, ist freilich nicht dem Gebot von Marktfähigkeit unterworfen, sondern inhaltlich gewichtet. Das unterscheidet unser kulturelles Engagement vom herkömmlichen Kulturmanagement.
Es ist eine kultur- und gesellschaftspolitische Arbeit, kein Unterhaltungsbetrieb. Es ist einem relevanten geistigen Leben abseits des Landeszentrums gewidmet. Das verlangt eine klare Auffassung davon, wie wir in einer angemessenen Zusammenarbeit von Staat (Politik & Verwaltung), Markt (Wirtschaftstreibende) und Zivilgesellschaft (Privatpersonen & Rechtspersonen) eine selbstbestimmte Position einnehmen.
+) Vorlauf: Kulturpolitik: An der Basis VII
+) Ein Feuilleton (Kulturpolitische Beiträge, laufende Debatte)
Weiterführend: Die aktuellen Teilprojekte
+) Gedenken: was zu tun! (Ein zeitgeschichtlicher Filmabend am 8.5.2025)
+) Geist in der Maschine (Eine Ausstellung vom 23. Mai bis 25. Mai 2025)
+) Raum • Zeit • Freiheit
+) Zeit.Raum Gleisdorf
+) Aufgelegt
+) An solchen Tagen: Extension (Das erweiterte Buch)