Die Konferenz zur Konferenz

Die Konferenz entfiel und machte damit einer Konferenz Platz, welche die Grundlagen der Konferenz für mich völlig veränderte. Klar? Natürlich nicht! Das will erklärt werden.

Die Konferenz zur Konferenz

Das Arbeitsgespräch in Gleisdorf war im heurigen Sommer mit Kulturminister Josef Ostermayer vereinbart worden. Wir hatten bei einer Enquete im Parlament diese Übereinkunft geschlossen. Das Thema „Zentrum/Provinz“ schien ihm, bezogen auf unseren kulturpolitischen Modus, interessant: [link]

Des Ministers Assistentin, Angelika Feigl, war zuversichtlich, daß sie zum vereinbarten Tag Wien mit dem Dienstwagen um 17:00 Uhr verlassen würden, der Tagestermin sollte das ermöglichen: „Auf Verlangen des Team Stronach findet am Dienstag, dem 23. September, eine Sondersitzung statt.“ Das Thema: „Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, TTIP“ [Quelle]

Am späteren Nachmittag erfuhrt ich dann von Feigl, was inzwischen auf dem Parlamentsserver nachzulesen ist: „Causa Burgtheater: Grüne drängen weiter auf Informationen“ [link]

Von luinks: Kulturreferent Alois Reisenhofer, City-Manager Gerwald Hierzi, Bürgermeister Peter Moser und Unternehmer Richard Mayr

Ich hoffe, sie haben die gewünschten Informationen bekommen, unsere Konferenz war damit versenkt. Der Schwank dabei: Unsere Session mit dem Minister zur Frage nach dem Verhältnis zwischen Zentrum und Provinz wurde also von einem massiven Zentrumsproblem überschrieben, mit dem sich wohl demnächst die Staatsanwaltschaft beschäftigen muß.

Das ist auf eine grimmige Art lustig, derlei hätte ich mir nicht ausdenken können. Aber das gehört zu unserer laufenden Praxis. Die Zentren übersteuern die Provinz, unser Milieu führt darüber nicht einmal Debatten.

Feigl versprach mir einen neuen Termin mit dem Minister. Das Thema rennt uns nicht weg. Die Brötchen haben wir allein gegessen und ich kann mich nicht erinnern, daß ich je jemanden von den Grünen bei unseren Arbeitsgesprächen zur Kulturpolitik in der Provinz gesehen hätte.

Da muß demnach ohnehin mit langem Atem agiert werden. Aber was geschah? Wie angedeutet, der Konferenztisch war aufgestellt, die Brötchen waren gerichtet, der Weißwein eingekühlt, der Rote in den Schatten gestellt.

Um 17:40 Uhr hatte ich nicht nur alle angemeldeten Gäste via Email verständigt, sondern auch auf Facebook einen Veranstaltungshinweis angebracht, daß es um 19:00 Uhr eine „Spontane Kulturkonferenz“ geben werde: „wir haben ja auch so allerhand themen, die erörtert werden wollen. ich werde mich über inspirierte gespräche freuen.“

Staat, Markt und Zivilgesellschaft an einem Tisch

Was sich dann ereignete, hätte überraschender nicht sein können. Auslöser für die Session war Herbert Nichols-Schweiger gewesen, der bereit bleib, auch ohne Minister zu kommen, da ich ihm vorschlug: „Wir haben eh genug zu bereden.“

Sandra Kocuvan von der Kulturabteilung des Landes Steiermark hielt es ebenso. Schließlich hatten wir als Kunst- und Kulturschaffende auch noch zwei Bürgermeister am Tisch, etliche weitere Leute aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.

Zu meinem großen Erstaunen wurde daraus eine sehr intensive und seriöse kulturpolitische Debatte, die von Funktionstragenden nicht zur Repräsentation genutzt wurde, sondern mir als konsequenter Schritt der Verständigung erschien. Siehe dazu auch den Beitrag „Zentrum, Provinz“: [link]

Ich darf im Rückblick behaupten: So eine ergiebige Diskussion in eben solcher Besetzung, ganz frei von protokollarischen Attitüden, wobei speziell die Funktionstragenden völlig auf die Themen eingingen und nicht ihre jeweiliges Amt in den Fokus rückten, hat es hier überhaupt noch nie gegeben.

Damit haben sich für mich, wie eingangs erwähnt, auch die Grundlagen der Konferenz mit Kulturminister Josef Ostermayer völlig verändert. Ich muß das ganze Ding neu anordnen…

— [Das Kunstsymposion] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Reflexion und Grundlagen abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.