April-Festival 2014: Erste Übereinkünfte

Erlebt man Menschen vor allem von schäbigen Seiten, scheinen zwei Arten der Begehrlichkeit ziemlich dominant zu sein. Zugang zu Ressourcen und Gewinn an Prestige. (Haben, damit man machen kann was einem gerade beliebt, und dabei auch noch was gelten.)

Einige Schlüsselpersonen, von links: Winfried Lehmann, Michaela Knittelfelder-Lang, Karl Bauer und Irmgard Hierzer

Ist das nun bloß eine mögliche Seite von Menschen, die man aber zugunsten einer anderen auch zurückstellen kann? Ist das vor allem ein Lebensabschnitt von Menschen, in dem sie letztlich nicht verbleiben müssen?

Das stets neue Ringen um eine Balance zwischen Eigennutz und Gemeinwohl orientiert sich stark daran, welche Werte individuell als vorrangig empfunden werden. Falls die eigene Bequemlichkeit gelegentlich nicht mehr gegen das eigene Werteschema durchgesetzt werden kann, sind wir stets gerüstet, am Stand der Dinge zu drehen.

Entweder ordnen wir ganz flott unseren Wertekatalog neu, was mitunter bloß bedeutet ihn umzuformulieren, oder wie starten eine Offensive der Legendenbildung, indem wir das Verhalten anderer Menschen umdeuten.

Viel interessanter finde ich freilich jene Menschen, die dazu stehen, daß sie stets zwischen Begehren und Loyalität schwanken, weshalb sie auch bereit sind, dieses Kräftespiel immer wieder neu zu betrachten und daraus Schlüsse zu ziehen.

Damit haben wir nun einen Arbeitstitel für das April-Festival 2014, wenn auch noch keinen Festival-Titel: „Zwischen Begehren und Loyalität)“.

Zur kommenden Almenland-Energieregion, von links: Franz Kern (Weizer Energie-Innovations-Zentrum), die Weizer Gemeinderätin Barbara Kulmer und LEADER-Managerin Iris Absenger-Helmli

Es gab kürzlich ein Arbeitstreffen im kleinen Kreis einiger Schlüsselpersonen von „kunst ost“, die jeweils für völlig autonome Orts-Formationen (location crews) stehen. Dabei haben wir uns um einen Grundkonsens gekümmert und erste Teilprojekte des Festivals mit einem Datum versehen.

Ich habe inzwischen eine Arbeitswebsite eingerichtet, auf der alle relevanten Informationen laufend publiziert werden: [link]

Dadurch soll u.a. ausreichende Transparenz geschaffen werden, damit Außenstehende eventuell Punkte zum Andocken finden.

Wir haben im ersten Ordnen unserer Angelegenheiten auch nach den aktuellen Veränderungsschüben gefragt, die derzeit in der Oststeiermark zunehmend unübersehbare Wirkungen zeigen. Vor allem einige Gemeindefusionen, dazu manche Verweigerungen in der Frage, überdies die gesicherte Fusion von Energieregion und Almenland beleben die Politik und irritieren die Menschen.

In diesem Zusammenhang haben wir Überlegungen zum Stand und Zustand der Kultur angestellt, vor allem auch in der Frage, was denn eigentlich heute mit dem Begriff „Volkskultur“ gemeint und belegt sei.

Mit Partylaune im Trachtenlook hat sich diese Frage ja weder erschöpft noch erledigt, auch Gabalier und Co. in krachlederner Volksrocker-Attitüde erscheinen da nicht sehr aufschlußreich.

Wir werden all dem also noch etwas intensiver nachgehen, zumal die Fusion zur Almenland-Energieregion-GmbH eine auffallende Verknüpfung von agrarischer Welt, industrieller Sphäre und städtischem Leben bringt.

Arbeitsblatt vom TERIM-Workshop ("Smart Cities")

Ich möchte dazu in einem Teilbereich unserer Vorbereitungen ganz speziell auf die Kategorie der kollektiven Erinnerungen und der Gedächtnisorte eingehen, auf nationale und regionale Narrative, mit denen wir uns zu erklären versuchen, wer wir sind.

Kulturwissenschafter Johannes Feichtinger hat in einem Text über Feindbilder und nationale Integration folgende Feststellung getroffen:

„Gesichert ist, dass im kollektiven Erinnern konstruiert wird, die Vergangenheit im Sinne einer jeweiligen Gegenwart bruchstückhaft vergegenwärtigt und in rekonstruierter Form in Besitz genommen wird.“

Darin liegen Denkanstöße, über die wir aus dem vergangenen Gleisdorfer Kunstsymposion weiter zu denken und zu arbeiten haben, und zwar mit Blick auf Europa. Über diese Denkanstöße haben wir aber auch akute und aktuelle regionale Aufgabenstellungen anzugehen.

Fußnötchen:
Ich hoffe, es zeichnet sich deutlich ab, daß hier nicht die Kunst zur Magd anderer Felder gemacht wird. Wir bringenen unsere aus der Kunstpraxis gewonnen Kompetenzen in das Gemeinwesen ein, die Kunst aber hat frei zu bleiben in ihren Aufgabenstellungen und Verfahrensweisen.

+) Zum April-Festival 2014 siehe: [link]
+) Zur Regionalfusion siehe: [link]
+) Fokus (Gedächtnisorte und Sammlungen) [link]
+) Das Gleisdorfer Kunstsymposion: [link]
+) Die Generaldokumentation von kunst ost: [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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