Kulturpolitik: Eine interessante Lawine

Gleisdorfs kulturpolitische Situation hat sich eben radikal verändert. Faßt man bisher bekannte Details zusammen, ist die Metapher „Lawine“ durchaus treffend.

Kulturreferent Karl Bauer in der Stadtbücherei, die es dort bald nicht mehr geben wird.

Ich deute das als wenig überraschenden Effekt in einer Zeit des Umbruchs, die keinen Lebensbereich von Veränderungen ausspart. Bei meinen Überlegungen steht die Kleinregion Gleisdorf im Fokus, aber auch die Oststeiermark in Beziehung zur gesamten Steiermark. Kulturreferent Karl Bauer gab in der Gemeinderatsitzung vom 15.12.2025 einen Überblick, was derzeit bezüglich der Maßnahmen Richtung Budgetkonsolidierung gewußt werden kann. Dazu gehört, daß im Kulturbereich nennenswerte Kürzungen erfolgen. Außerdem gibt es massive strukturelle Veränderungen.

Das überrascht mich keineswegs, denn dieser Verlauf zeigt das gleiche Muster wie wir es 2010 kennengelernt haben. Damals wurde seitens Politik und Verwaltung auf die Weltwirtschaftskrise von 2008/2009 harscht reagiert. Das hatte zu enormen Verschiebungen im Kulturbereich geführt.

Weshalb sollte es sich also nach Corona anders ereignen? Es ist genau so gekommen. Das hieß für mich, am Jammertal zügig vorbeizuziehen und keine Kraft für Selbstmitleid vergeuden. Inhaltlich und strategisch reagieren, denn das erledigt niemand für uns, das Kulturvölkchen.

Die archipelische Antwort
Wir haben ab dem 26. Juli 2022 allerhand bis dahin gelaufene Debatten gebündelt und auf eine nächste Ebene gebracht. In einer Teamsituation ließ sich das entwerfen, erproben und etablieren, was nun als „Archipel: Forum für Kunst, Kultur und Bildung“ sehr gut funktioniert.

Und Gleisdorf? Zu den Budgetkürzungen kommt, daß es ab nun ein Stadtjournal bloß noch vierteljährlich geben wird; statt wie bisher monatlich. Damit entfallen auch die speziellen Kulturbeilagen, die es pro Quartal gegeben hat. Diese Publikation ist damit eines maßgeblichen Teils ihres kulturellen Nutzens beraubt. Veranstaltungshinweise? Kultur-Features? Kann man vergessen. (Wie gut, daß wir uns via Web ein eigenes Info-Netzwerk aufgebaut haben.)

Der Kulturpakt und Kulturorte
Momentan arbeitet die Kommune an der Umwandlung des „Kulturpakt Gleisdorf“ in einen privaten Verein, dem sie natürlich kein Budget mit auf den Weg geben kann. (Ich laß mich überraschen, wie viel Kraft zur Selbstorganisation die Basis zeigen wird.) Ferner verliert die Stadt Spielstätten. Zwei Liegenschaften sind derzeit schon auf dem Markt verfügbar. Siehe dazu den Immobilien-Link der Kommune!

Was hier überhaupt erst gebaut werden soll, ist jetzt schon auf dem Markt verfügbar.

Eine ist momentan noch die Heimstatt des Jugendzentrums „Auszeit“ (Alois-Grogger-Gasse 10). Die soll neu verwertet werden. Ich höre informell, Gleisdorfs Youngsters werden in den Kulturkeller übersiedeln, der somit als Veranstaltungsort entfällt. Von dort wurden geplante Events jetzt schon ins Forum Kloster verschoben. Es heißt allerdings, daß dieser Komplex nach über 20 Jahren Betrieb in etlichen Bereichen desolat sei und kein Budget zur Lösung der anstehende Probleme greifbar ist.

Ergo wird es im Forum Kloster räumlich gewiß nur wenig Spielraum für neue Konzepte geben. Die andere Immobilie finde ich so angeboten: „Neue Gewerbe- und Büro- bzw. Wohnflächen im Herzen der Gleisdorfer Innenstadt“. Davon sehen wir vorerst nur eine Computergrafik.

Auf diesem Terrain ist derzeit noch die Stadtbücherei etabliert. Sie soll nun, so höre ich, ins „Museum im Rathaus“ (MIR) übersiedeln. Damit wäre der einzige erwähnenswerte Ausstellungsraum der Kommune erledigt, wie auch das Museum selbst. Es besteht aktuell ohnehin nur noch aus einem kleinen Raum mit Schautafeln und einem unterirdischen Archiv.

Was auch immer momentan offen ist, neu geklärt wird, die Stadt Gleisdorf hat in den kulturellen Fundamenten der Kleinregion bereits eine tektonische Verschiebung ausgelöst. Das läuft. Da bleibt in manchen Sektoren kein Stein auf dem anderen.

In meinen Augen ist das eine erfrischende Anregung, kulturpolitische Positionen und Strategien neu zu denken, anstatt a) herumzujammern und b) alte Konzepte fortschreiben zu wollen. Die ganze Welt befindet sich in einem radikalen Umbruch. Wir erleben eine Zeitenwende. [Fortsetzung folgt!]

+) Ein Feuilleton (Kulturpolitische Kolumne)

Postskriptum
Hier ist Kulturreferent Karl Bauer ab 2:23:45 mit seinen Ausführungen zu hören. [Youtube]