Was es wiegt… #88: Vernetzung

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

[Vorlauf: Bereichsübergreifendes II] Ich hab dieses Kultur-Mantra schon erwähnt: „Wenn den Kulturleuten nichts mehr einfällt, fangen sie an von Vernetzung zu reden.“ Ich kann wenigstens in der Oststeiermark auf mehr als 30 Jahre zurückblicken, in denen sich stets wiederholte, was einige Leute bei der aktuellen Weizer Konferenz auch aus ihrer Erfahrung heraus bestätigten.

Endlich Vernetzung? Ganz was Neues!

Jenseits der diversen Basisbewegungen, wenn staatliche Kofinanzierungen und Bürokratie spürbar werden, entwickeln sich viele Projekte zu einem speziellen Phänomen. Sie laufen ungefähr so lange, wie die öffentlichen Gelder reichen und mindestens eine Person die nötige Arbeit sichert.

Mit der Zeit kommt das in Deckung: die Person für die nötige Arbeit wird aus öffentlichen Geldern bezahlt. Entfällt das, entfällt alles. (Ehrenamt erodiert galoppierend.)

Selbstbestimmung?
Stoppt man so eine Entwicklung nicht, führt man solche Prozesse nicht in das private/zivilgesellschaftliche Engagement zurück, etabliert sich die Bürokratie und es wächst die Gefahr, daß bürokratisches Personal einen Großteil des regionalen Kulturbetriebs an sich zieht; eben auch, um Ressourcen abzuholen, um die eigene Abteilung zu stärken, den eigenen Job zu sichern.

Machen wir doch ein paar neue Erhebungen, statt endlich etwas umzusetzen.

Solche Dynamik erklärt zum Beispiel, warum die selben alten Konzepte immer wieder ausgegraben und recycled werden. Für das Renommee des neuen Kulturreferates kann das genügen.

Für die Stabilität des Regionalmanagements liefert das wieder ein paar Jahre Ressourcen. Da ist es schlüssig, daß gelegentlich jene Leute aus der Zivilgesellschaft, die solchen Settings widersprechen, angefochten, auch denunziert werden.

Es ist eine geeignete Strategie, um jenes Bottom up-Prinzip zu korrumpieren, dessen Einhaltung beispielsweise für etliche EU-Budgets eine Conditio sine qua non ist. Schweigen! Ganz klar, daß es über solche Entwicklungen keinen öffentlichen Diskurs geben darf und daß kritische Stimmen notfalls auch diskreditiert werden.

Ich verzichte momentan auf weitere Details und Argumente. Stattdessen ziehe ich einige Dokumente aus meinem Archiv und zeige Ihnen, daß annähernd alles, was mir die Weizer Konferenz an neuen Optionen vorführte, schon gemacht und manchmal wiederholt wurde, ohne daß dabei Nachhaltigkeit entstanden ist. Es ging immer wieder von vorne los, so lange Budgets greifbar wurden. (Gilt auch für den Bereich Neue Medien, aber dazu später.)

— [Das Weizer Panel] —
— [The Long Distance Howl] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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