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Was es wiegt, das hat’s XLIII: Die Szene, ein Phantasma

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Als ich mit Musiker Oliver Mally augenzwinkernd die Origami Ninja Association formiert hatte, ich nannte das einen Pas de deux, ging am 11. März 2021 das erste Mission Statement online. Darin hieß es unter anderem: „Was immer wir tun, es kann schon tags darauf verworfen sein, weil sich die Bedingungen geändert haben. Wie soll man so arbeiten? Genau so läuft das eben und entweder wir bleiben in Bewegung oder wir saufen ab. Es ist so simpel und banal. Wie sang his Bobness? „You better start swimming or you‘ll sink like a stone.“ (Verflixt! Ich denke manchmal schon in Popkultur-Zitaten.)“ [Quelle]

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horizonte und reflexe

das jahr 2011 beginnt wie eine ausfahrt ohne klarheit, was hinter dem nächsten horizont liegt. die kulturpolitische situation hat in teilen des kulturbereiches zu einem üblichen, schon etwas antiquierten reflex geführt.

es wird ein „kulturkampf“ proklamiert. der handelt allerdings erfahrungsgemäß davon, daß zuständigen funktionären in politik und verwaltung die türen eingerannt werden. das sollte eigentlich nicht „kampf“ genannt werden, sondern „lobbyarbeit“.

der artikel zur headline in „der standard“: [link]

dieses reaktionsmuster ist fad. ich kenne es seit jahrzehnten. es läßt sich dabei vorhersagen, wer a) dabei am lautesten schreien wird und b) was dabei herauskommen wird. mich beschäftigt seit einer weile ein ganz anderer zugang. der basiert auf einer vorstellung von wechselseitiger verpflichtung im verfolgen gemeinsamer interessen.

es ist ja eine grundlegende idee im denkmodell von den „drei sektoren“, daß also akteurinnen und akteure aus den bereichen staat, markt und zivilgesellschafft in konkreten vorhaben mit einander KOOPERIEREN. das handelt freilich auch von einem vollkommen anderen rollen-modell im umgang mit einander. die kampf-attitüde als letztlich leere geste ist dabei kein interessantes rollenangebot. eine zentrale aussage im aktuellen blatt des projekt-logbuchs [link] besagt:

>>Wir erproben bei „kunst ost“ einen Arbeitsansatz, der sich nicht auf behauptete Pflichten stützt, wie man sie sich von Institution zu Institution gerne zuruft oder über die Medien ausrichtet. Wir versuchen Formen der Kooperation herbeizuführen, die von einem Bedürfnis nach wechselseitiger Verpflichtung getragen sein sollen. Kooperieren heißt ja unter anderem, mir ist nicht egal, was die Interessen und Bedürfnisse der übrigen Beteiligten sind.<<

das handelt übrigens auch von der vorstellung, über gehabte bruchlinien und vertraute ressentiments hinwegzusteigen. im kultur- und kunstbereich wird ja ganz gerne ein „WIR“ angedeutet, das sich in bildern einer „szene“ beschreiben ließe; das meiste davon: phantasmen. legenden. diese szene hat auf dem steirischen feld der kunst und kultur längst auch seine „kameradschaftsbünde“, die sich aktiver legendenbildung widmen.

ich habe gegenüber solchen tendenzen keinen einwand. derlei schafft sich von selbst in irgendwelche depots, womöglich auch in manches museum. gut so. hauptsache der krempel liegt einem nicht vor den füßen herum.