Archipel: Fotografie

Das Wort Amateur besagt eigentlich bloß, daß jemand einer Tätigkeit aus Liebhaberei nachgeht, nicht um damit sein Brot zu verdienen.

Gleisdorf auf einem Glasnegativ aus der Sammlung von Richard Mayr.

Damit ist über Niveau-Fragen noch nichts gesagt. In dem Sinn gab es natürlich Amateurfotografie schon, als noch keine Filme in die Kameras gespannt wurden, sondern Glasplatten als Negative Verwendung fanden. Die Qualität solcher Glasnegative ist enorm, der Aufwand ebenso.

George Eastman änderte den Lauf dieser Dinge gegen Ende des 19. Jahrhunderts; mit einer Box, deren Verschlußgeräusch, so heißt es, den Firmennamen ergab: Kodak. Die Kamera: eine schlichte Box mit Rollfilm.

Richard Mayrs Box-Kamera, wie sie ab 1900 auf dem Markt verfügbar war.

Der Werbeslogan macht deutlich, worin die Innovation bestand: „You press the button – we do the rest“ Plötzlich wurde die Handhabung sehr einfach und der Fotoapparat so handlich wie leicht, das Fotografieren ungleich erschwinglicher als es davor gewesen ist.

Klar, auch da kann man sich ruinieren. Es geht ja nicht bloß um die Gehäuse. Objektive sind ein großes und sehr spannendes Thema. Die Kombination von Linsen ist keineswegs bloß Technik, sondern auch Kulturgeschichte.

Mit der Digitalisierung änderte sich nicht alles, aber sehr vieles. Ich staune heute noch gelegentlich, daß mein etwas veraltetes Mobiltelefon mit seiner winzigen Optik im Vorbeigehen locker liefert, was meine Kompaktkamera kann. (Aber ich erinnere mich auch , wie teuer erste Digitalkameras waren, deren Output ich erbärmlich fand.)

Links: Ab 1936 erhältlich: Meine Baby Brownie im Design von Walter Dorwin Teague: „Not a toy, but a camera!“ Rechts: Als Volksschulkind bekam ich von meinem Vater die etwas abgeschundene Kodak Retina.

Von den Jahren 1900 bis 2000 wurden Kameras in die eine Richtung stets preiswerter und leichter handzuhaben. Zugleich wurden in die andere Richtung erschwingliche Kameras für wesentlich gehobenere Ansprüche entwickelt. Während Mittelformat-Kameras (Hasselblad, Leica etc.) mehrheitlich in Profi-Händen bleiben, bietet der Markt für die Kleinbildfotografie ein enormes Qualitäts- und Preisspektrum an.

Ich besaß, als Volksschulkind meine ersten Fotoapparat. Der mir fiel mir zu, weil mein Vater ein Hobbyfotograf war und vermutlich auf die Art einen guten Grund fand, sich ein jüngeres Modell zu kaufen.

Ab 1963 verfügbar, mit Kassetten bestückt: aus „instant automatic“ wurde die Kodak instamatic.

Handhabung, Nutzung, Sichtweisen sowie der Einsatz von Fotos und ganzen Bildersammlungen haben sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Wie wirken unsere Werkzeuge in der Benutzung auf uns zurück?

Das wollen wir uns an diesem Beispiel genauer ansehen. Dazu wird es eine Ausstellung mit historischen Fotoapparaten geben.

+) Archipel (Das Projekt)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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