Zwei Frauenleben in der Kunst

Beide sind Malerinnen. Zwei grundverschiedene Generationen. Herta Tinchon hat den 90er hinter sich, Monika Lafer den 40er. Lafer ist überdies Kunsthistorikerin.

Das zweite Booklet zu Tinchons Werk.

Das bringt zwei spezielle Aspekte zur Wirkung. Erstens handelt die Verständigung dieser beiden Künstlerinnen davon, daß Frauen die Definitionshoheit über ihre Angelegenheiten beanspruchen. Zweitens haben sich Welt und Gesellschaft in den Jahrzehnten, die Tinchon kennt, radikal verändert. Der Vergleich bezüglich Intentionen und Erfahrungen ist daher spannend.

In unserem elektronischen Kleinverlag gibt es nun ein nächste Booklet, das dem Dialog der beiden Frauen ein Stück Evidenz gibt. Ich kannte selbst bisher vor allem die abstrakten Bilder von Tinchon, kaum andere Arbeiten.

Nun bekommt man Eindrücke, auf welcher handwerklichen und gestalterischen Basis jener abstrakte Teil ihres Werkes beruht. Konsequente Arbeit im Erkunden verschiedener künstlerischer Techniken, Darstellungsweisen.

Lafer hat hier eine Auswahl vorgelegt, die das in Teilen gut nachvollziehbar macht. Zugleich ein Beleg für diese simple Annahme: Was immer uns gelingt, ruht auf den Vorleistungen anderer Menschen. Künstlerische Qualität, auch die jeweils eigene, fällt nicht vom Himmel. Sie ergibt sich aus der Kontinuität von Bemühungen. Und zwar vor dem Hintergrund von Wahrnehmungserfahrungen, die man eben auch mit den schon vorhandenen Werken einer Kultur macht.

Monika Lafer
Herta Tinchon: Grafik und Aquarelle
(Networked Interactive Documents)

Herta Tinchon

Zitat Lafer
Die Vielzahl der Zeichnungen und Aquarelle innerhalb kurzer Zeit lassen auf eine große Schaffenskraft Tinchons schließen. Einerseits gab es den Beruf der Lehrerin, andererseits die Familie und dann war noch Zeit zu finden, um sich der Kunst zu widmen. Die Einteilung der Ressourcen ist ein Thema, das sich durch viele Künstlerinnenleben zieht. Das Dabeibleibenkönnen um in die Tiefe zu gehen, gestaltet sich mitunter abenteuerlich. „Mir ist damals viel angebrannt in der Küche“, erzählt Herta Tinchon, die ihr Atelier ins Wohnhaus integriert hatte.

Postskriptum
Siehe dazu auch die Notiz „Das bildnerische Ergebnis geistiger Arbeit“ mit dem Link zur vorangegangenen Lafer/Tinchon-Publikation!

+) Herta Tinchon: Home
+) Monika Lafer: NID-Bibliothek

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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