D:Demo #50, Herr Kickl

Der Herr Kickl sagt über die Gleisdorfer Spaziergängerei in Sachen Corona, dies sei „eine heldenhafte Widerstandsbewegung“. Wir werden den Großen Brockhaus an einigen Stellen umschreiben müssen. Etwa die Stichworte Held oder Widerstandsbewegung. (Die Spazierheldinnen und Spazierpartisanen, diese ganze Bummel-Resistance, schaffen vermutlich eine neue Art der Friedensbewegung.)

Der Herr Kickl sagt, von diesen Spaziergängen haben man auch in Wien gehört. Das ist heute keine große Sache. Dank Social Media und anderer Kanäle ist Distanz ziemlich bedeutungslos, sind auch Japan, Australien oder Mallorca informationell gleich nebenan.

Nein, ich weiß schon, das war keine Sachverhaltsdarstellung, sondern ein Kompliment. Es lautet frei übersetzt ungefähr: „Ich blicke mich von Wien aus im ganzen Land nach Wählerstimmen um, hab auch hier in Gleisdorf welche entdeckt.“

Zack! Das sitzt! Und es ist auch herzerwärmend. Die Leute brauchen hier eh dringend etwas Zuwendung. Schließlich reicht das Mobilisierungspotential der regionalen FPÖ nicht an jenes der hiesigen Protestbewegung heran, als die vor einigen Monaten noch sehr vielversprechend auftrat.

Gut, inzwischen hinkt und holpert auch die „heldenhafte Widerstandsbewegung“ der Oststeiermark ein wenig. Die Reihe sind dünner, das Zusammensein ist kuscheliger. Wurde nicht eben erst die Impfpflicht von der Regierung in die Tonne getreten? Den Helden und Widerständlern gehen langsam die Themen aus.

Letzten Sonntag las ich auf dem Hautplatz erneut die Losung „Liebe + Friede + Freiheit“. Mindestens das mit der Liebe dürfte sich – dank Kickl – nun erledigt haben. Wer Andersdenkende so umfassend verächtlich macht, wer Menschen über das Betonen ihrer körperlichen Eigenheiten der Lächerlichkeit ausliefert, ist – um es mit Wolferl Ambros zu sagen – „a guats Vurbüld“… Und zwar bestenfalls für ein Ferienlager von Hooligans. Es ist vor allem lieblos und so ein bißl rassistisch.

Erstaunlich, was zu ei all dem Runtermachen und Beschimpfen enthusiasmiertes Volk lacht und klatscht. Das finden die gut und politisch relevant? Okay. Aus dem Holz kann man vielleicht mit grober Axt Untertanen zimmern. Für neue Maßstäbe in Sachen „Liebe + Friede + Freiheit“ wird es nicht reichen.

Beiträge zur Zukunftsfähigkeit Europas müßten vielleicht auch anders klingen. Darf ich damit rechnen, daß aus diesen Kreisen auch noch irgendwann irgend etwas Anregendes kommt? Es muß ja nicht gleich morgen sein.

+) Vorlauf | Fortsetzung
+) Die Betrachtungen im Überblick

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Corona abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.