Kulturpakt: Rückblick anläßlich des Projektabschlusses #3

Was an der Basis regionaler Kunst- und Kulturschaffender zu erreichen ist, darf derzeit als geklärt gelten. Es ist dabei überschaubar geworden, wer in der Region vorerst nur sich selbst promoten möchte und wer geneigt ist, sich darüber hinaus auch für ein größeres Ganzes zu engagieren.

Wir haben einen Modus entwickelt (und ihn ausreichend ausdifferenziert), der die Kooperation der Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft forciert. Dieser Modus ist zugleich ein Plädoyer für
a) eine neu formulierte Auffassung von Eigenverantwortung und
b) eine Betonung des Bottom up-Prinzip.

Dieses Modell handelt primär davon, daß Vorhaben an der Basis entwickelt werden, um dann mit klaren Vorstellungen in die Verständigung mit Politik, Verwaltung und Wirtschaft getragen zu werden.

Dieser Modus hat heute für uns drei grundlegende Bereiche:
1) Das Kulturlabor als Entwicklungsabteilung (Kernbereich kunst ost)
2) Das Ensemble autonomer Orts-Formationen, mit denen wir über deren Schlüsselpersonen verbunden sind.
3) Der Kulturpakt Gleisdorf als Arbeitsebene und Kommunikationsraum aller drei Sektoren (Staat, Markt und Zivilgesellschaft).

Diese Struktur ist modellhaft, was bedeutet, sie ist nicht an das Wesen der Energieregion gebunden, sondern kann so auch in anderen Gegenden erprobt werden. Was nun Fragen der Vernetzung angeht, sind unsere Erfahrungen aus den vergangenen Jahren unmißverständlich. Der wichtigstes Punkt: Vernetzung ist kein Inhalt, sondern ein Werkzeug, das anlaßbezogen zum Einsatz kommt.

Was die Kooperation mit anderen Kulturinitiativen angeht, haben wir hoch gezielt und dabei erhebliche Ressourcen eingesetzt, weil das eigentlich eine der wichtigsten Strategien wäre, um strukturelle und budgetäre Einbrüche in der Oststeiermark abzufangen.

Die Ergebnisse dieser Versuche sind überwiegend deprimierend. Ein dominantes Phänomen ist die enorme Chuzpe, mit der allerhand Kulturschaffende Vereinbarungen treffen um danach jenen Teil zu ignorieren, in dem sie gefordert werden, das Gemeinsame mit Inputs zu füttern.

Deutlichee gesagt: Sie versprechen Dir alles, um an die Ressourcen zu kommen, und pfeifen auf den Rest des Deals. Sie nehmen, was sie kriegen können, um ihre Position zu befestigen, das war’s. Manche darunter arbeiten offenkundig nach dem Prinzip: Bloß kein Handgriff mehr als unbedingt nötig.

Den anderen Modus, ein konsequent partnerschaftliches Handeln, haben wir als die rare Ausnahme erlebt. (Ich werde diesen erfreulichen Teil der Erfahrungen noch mit konkreten Beispielen illustrieren.)

Der prägnante Auftakt zu diesen unmißverständlichen Erfahrungen war unser Arbeitsansatz zu einer „Kulturspange“ quer durch die Steiermark, siehe: [link]

Etwas polemisches Fazit:
Allein der Ruf, daß jemand über 70.000,- bis 100.000,- Euro Jahresbudget verfügen kann, verleitet offenbar zu einem Verhalten, wie man es bei beutehungrigen Wesen vermuten möchte. Kooperation als eine Praxis, in der man den wachsenden Vorteil aller Beteiligten als vorrangig erachtet, gehört offenbar nicht zu den bevorzugten Kategorien unseres Metiers.

Um nicht mißverstanden zu werden, in den oben genannten Kernbereichen von kunst ost (Kulturlabor, Orts-Formationen, Kulturpakt Gleisdorf) sehe ich einen anderen Geist vorherrschen. Da wurde von einem inzwischen recht ansehnlichen Kreis handelnder Personen begriffen, daß uns ein lebhaftes Kooperationsmodell weiter bringen dürfte als eine Serie von Solokonzerten.

Dieses Handeln auf primär lokaler und regionaler Ebene hat die Zustimmung und Unterstützung einer ganzen Reihe Funktionstragender der Energieregion gewonnen. Da ist also eine sehr passable, auch vielversprechende Grundsituation im Zusammenführen von Sach- und Machtpromotoren.

Um weiterhin eine Schnittstelle für überregionale Anbindungen zu haben, ist der Kulturpakt Gleisdorf entsprechend ausgelegt und besetzt. Dafür steht also heute nicht mehr ein kleiner Kulturverein (kunst ost), sondern eine komplexere Formation, die vom Gleisdorfer Kulturbüro (Verwaltung) und City Management (Wirtschaft) mitgetragen wird; mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung durch Kulturreferent und Bürgermeister, wodurch wir also auch die Politik im Boot haben; plus das regionale LEADER-Management.

Zur Erinnerung, es ging um die Kooperation der drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft; hier nun die Praxis dieses Ansinnens. Wie tiefgreifend das auch in den Gremien der aktuellen Regionalentwicklung angekommen ist („Positionierung als Kulturregion“), habe ich in Folge #2 schon skizziert. Hier eine ausführlichere Darstellung dieses Aspekts: [link]

Siehe dazu etwa: „Ziel ist es, die Oststeiermark nicht nur als Energieregion sondern auch als Kulturregion zu stärken.“ Quelle: [link]

Wir hatten das Thema schon in der ersten Projektphase auf dem Tisch, doch es dauerte seine Zeit, bis Funktionstragende sich das auch vorstellen mochten. Ab Sommer 2010 war das Ziel allerdings evident, siehe dazu den Beitrag in der Stadtzeitung „Weiz präsent“, Seite 7: […] Das ist nur ein Textauszug! Das vollständige Dokument finden Sie hier als PDF-Datei verfügbar: [link]

— [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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