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Wegmarke 2017: Auftakt 2003/2004

Auch Kunst Ost ist ein Kulturkomplex, welcher aus dem Langzeitprojekt „The Long Distance Howl“ hervorging. Daß sich Kunst Ost zu einer regionalen Marke entwickeln würde, konnte ich nicht vorhersehen. Formaler Träger dieser Entwicklungen ist der Kultur.at: Verein für Medienkultur.

Die erste Titelseite der Projekt-Website

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The Track: Strecken und Spuren #2

Der Abschnitt, den wir erreicht haben, ist von meiner Seite her einem künstlerischen Vorhaben gewidmet, für dessen Realisierung ich mindestens ein Jahrzehnt angesetzt habe. Dieses Jahrzehnt ist bald voll. Der „Generaltitel“ lautet „the long distance howl“. Ich habe das in „Büchern“ und „Kapiteln“ gedacht, weil diese Art des strukturellen Ordnens mir als Autor und als Lesender tief vertraut ist.

Das aktuelle „Buch“ trägt den Titel „the track“, was „Die Strecke“ bedeutet. Das handelt von einer RÄUMLICHEN Dimension und realen Ereignissen, die ich in diesem definierten Raum initiiere. Das älteste Dokument im Web, welches zu diesem Gesamtvorhaben noch zu finden ist, stammt aus dem Jahr 2003. Es trägt den Titel „the long distance howl“ (art under net conditions: worldwide) [link]

Darin ist ein Mann gewürdigt, der Pinochets Folter-Camps überlebt hat, der ein Liebhaber der Literatur und Künste ist, der Chiles Botschafter in Wien war, als wir uns begegneten. Von ihm erhielt ich sehr wesentliche Impulse zu diesem Vorhaben. Ende 2003 habe ich einige Hintergründe von „the long distance howl“ in einem kleinen Text zusammengefaßt: „Verschluckt“ (Neue Räume, alte Träume) [link]

Darin ein William Gibson-Zitat: “Lichtzeilen, in den Nicht-Raum des Verstandes gepackt, gruppierte Datenpakete. Wie die fliehenden Lichter einer Stadt.” Was wir später als Internet und „Cyberspace“ kennenlernten, was in Gibsons Literatur die „Kyberspace-Matrix”, von “knisternder Stille” belebt. Zu diesen radikalen Erfahrungen holte ich mir in meinem Projekt einen starken Bezug zum Realraum, da vor allem zum öffentlichen Raum, zurück.

Die Bahntrassen in der Oststeiermark sind ein greifbares Bezugssystem dieser ganzen Geschichte. Ausgangspunkt waren verschiedene Debatten über aktuelle Vorstellungen vom öffentlichen Raum und wie er sich zum privaten Raum verhalten würde. Ein Ergebnis dieser Prozesse war die frühe Phase unseres Avantourismus’.

Das erste avantouristische Dokument stammt vom Jänner 2005: [link] Gleich darauf war klar, daß ich ein Symposion in einem fahrenden Zug realisieren werde, von Graz, quer durch die Oststeiermark nach Wien: [link]

Zu diesen Ereignissen gehören auch Reflexionen wie „Unzusammenhängende Gedanken zu Mobilität und individuellen Rechte“ von Politologin Monika Mokre: [link]

Im Sommer 2004 begannen meine kleinen Wanderschaften entlang der Bahnlinie durch die Region, ausgehend von einer Debatte mit dem serbischen Künstler Mihael Milunovic: [link]

Das hatte sich 2003 über ein Konzept mobiler Kunst- und Vermittlungspraxis ergeben, deren genauere Zusammenhänge ich hier kurz skizziert habe: [link] So war ich zu meinem Langzeitprojekt „the long distance howl“ gekommen, über das 2003er-Projekt „die verschwundene galerie“: [link]

Das hatte wiederum seine 2002er-Vorgeschichte in der „praxiszone kunstraum gleisdorf“, wo im Bereich „Neue Räume“ zu erörtern war, was abseits des Landeszentrums Orte der Kunst sein könnten, aber auch generell, was im „Medienzeitalter“ nun der öffentliche Raum und der private Raum sei, wie sich beide zu einander verhielten…

[Überblick]

schock-allianz #2

was für tage! ich bin noch stark unter dem eindruck der jüngsten serbien-reise, wo wir unter anderem die nächsten schritte für die schock-allianz debattiert haben. eine prozeßhafte kooperation verschiedener kunst-inititiativen, bei unseren südslawischen nachbarn allerdings stark geprägt von den bedingungen einer post-kriegs-gesellschaft.

doch wie bei dieser reise, so hab ich auch davor, während der besuche in bosnien und im kosovo, unmißverständlich erfahren: die traumata sind realität, aber niemand kann sich längerfristig über gesellschaftliche defizite und die radikalen erlebnisse im krieg definieren. also ist da ein massives ringen um perspektiven und um neue möglichkeiten. (siehe dazu auch: jenseits der zentren!)

im ersten beitrag zur "schock-allianz": der fotograf gerhard gross (hier in gornji milanovac), zur abwechslung einmal als objekt einer ausstellung

das bedeutet unter anderem, und das verbindet uns auf jeden fall, daß wir strategien suchen und erproben, wie ein zeitgemäßes kunstgeschehen sich behaupten kann, wie es wenigstens etwas boden sichern kann, wenn die ressourcen und rahmenbedingungen dafür sich verschlechtern. unser österreichischer einstiegsbeitrag zu diesem projekt greift das motiv der „verschwundenen galerie“ auf.

das bedeutet, die exponate stecken in einer kiste, die ganze ausstellung ist in den „privaten raum“ verfrachtet, dem öffentlichen raum entzogen, und nur über das web bekommen man einblick, wovon die ausstellung handelt. [link]

wäre die kiste öffentliche zugänglich, könnte man wenigstens durch seitliche „bullaugen“ einen blick auf den inhalt erhaschen. so aber ist die künstlerische vermitllungsarbeit zwar nicht völlig stillgelegt, doch mangels ressourcen dem öffentlichen leben vorenthalten.

der russische künstler sergey yugov im kontext des ursprungsprojektes

ich habe diese verfahrensweise 2003 entwickelt, um damals (im rahmen von „graz 2003: kulturhauptstadt europas“) auszudrücken, daß wir jenseits der zentren praktisch keine adäquaten räume zur vermittlung von kunst, spezielle bildender kunst, haben. dieses defizit hat sich zwar punktuell etwas gemildert, doch aktuell sind diese zarten strukturen schon weider bedroht. hier ein kleiner überblick der 2003er-sessions: [link]

nun gehen wir mit unseren südslawischen nachbarn daran, aktuell auszuloten, was uns an möglichkeiten und handlungsspielräumen bleibt, zwischen „low budget“ und „no budget“ die dinge voranzubringen; und zwar ganz unabhängig davon, ob momentan eine reale kulturpolitik uns dabei entgegenkommt oder auf distanz hält.

ich denke, aus diesen erfahrungszusammenhängen heraus lassen sich dann auch unsere positionen gegenüber der politik neu entwerfen. (siehe dazu auch: das kühle extrazimmer #7!)

— [schock-allianz #1] —