Jeder Text ist ein Appell, jedes künstlerische Werk ein Kommunikationsangebot. Wir müssen es aber dem Publikum überlassen, ob jemand darauf eingeht, womöglich antwortet.

Ganz klar, daß Kunst- und Kulturschaffende auf Resonanz hoffen. Doch Kunstpraxis hat noch eine andere Seite. Sie kann einem selbst in der Art von Grundlagenforschung dienen. Als Anlaß für kognitive Prozesse und Wahrnehmungserfahrungen. Aber genau das wünschen wir uns oft auch vom Publikum.
In der realen sozialen Begegnung ist das ebenso ein Thema wie in mediengestützten Verfahrensweisen. Wir erhoffen uns Besuch. Wir wünschen uns Zugriffe auf Web-Inhalte. Dafür läßt sich einiges tun. Ich halte Medienanwendung für eine grundlegende Strategie, um gesellschaftliche Realität herzustellen.
Das können redliche Kommunikationsakte sein. Das können strategische Public Relations sein. Das mag als Propaganda daherkommen und verdeckte Intentionen weitertragen. Das können öffentliche Diskurse sein.
Ich bin Old School. Das bedeutet, ich bemühe mich laufend um die Aufmerksamkeit meines Publikums, das ich mir stets wachsend wünsche. Dafür leiste ich Medienarbeit im Sinne eines klassischen Feuilletons. Das meint: anregende Beiträge, die seriös verfaßt sind und daher in möglichen Debatten standhalten, falls es zu Kontroversen kommt.
Social Media
…sind ein ziemlich junges Medienphänomen. Dort stelle ich fest, was wir schon in der Gutenberg-Galaxis über den Boulevard wußten: Ärger bringt Quote. (Den Aspekt „Sex sells“ übergehe ich, weil das auf meinem Terrain nicht vorkommt.) Was Richtung Knatsch geht, was für Empörung sorgen könnte, schafft erheblich mehr Zugriffe als das ruhig Sachliche.
Darin mag eine Verlockung liegen, in der eigenen Medienpräsenz flacher zu werden, um die Zugriffszahlen raufzutreiben. Ich sehe das in weiten Bereichen zum Beispiel beim Umgang mit Fotografien. Eine Menge Selbstdarstellung. Bunte Fotostrecken von Ereignissen, aber meist keine Bildunterschriften. Ist ja egal, wen und was man da sieht. Hauptsache, dem werten Publikum wurden Glasperlen als Diamanten angedreht und die Quote geht hoch.

Zu dem Thema gehören „Click Baits“, also Köder, die einen bewegen mögen, einen Beitrag anzuklicken. So gewinnt man freilich kein taugliches Publikum als Teil eines geistigen Lebens von Relevanz, in dem man selber gedeihen und vorankommen kann. Das reicht dann bloß für ein soziokulturelles Hintergrundrauschen, welches man allenfalls vermarkten kann; etwa mit Produktwerbung oder mit der Selbstdarstellungen einer Institution. Business…
Kulturarbeit
Unter „5. THEMENTISCH VISIONÄRER AUSBLICK“ findet man im Bericht „KULTURSTRATEGIE 2030“ vom 22. März 2022 folgende Frage: „Wodurch würde es innovative, zukunftsgestaltende und öffentlichkeitswirksame Strahlkraft entwickeln?“ Nun fragen Sie sich, was denn etwa im „Kulturpakt Gleisdorf“ zwischen 2022 und 2026 von den primären Kräften, den Künstlerinnen und Künstlern, zu dieser Frage erarbeitet wurde. (Mir ist da nichts bekannt.)
Wir haben das im „Archipel“ schon eine Weile auf der Liste. Ich gebe Ihnen ein aktuelles Beispiel, welches deutlich macht: Sachliche Kulturthemen bringen durchschnittlich zwischen 150 und 300 Zugriffe. Brisante Kulturthemen gehen etwas weiter rauf. Ist irgendein Thema gerade etwas kontroversieller, erlebe ich oft das Zehnfache, also 1.500 bis 3.000 oder 4.000 Zugriffe. Ist das Thema aber für Knatsch uns Gezänk gut, sind es zweistellige Tausenderbeträge.

Fazit
Ich beachte diese Reaktionsmuster. Sie zeigen mir, welche Stimmung in einem erreichbaren Publikum herrscht; freilich oft nur für Augenblicke. Es wäre naiv anzunehmen, ein Beitrag mit über 30.000 Zugriffen hätte folglich einen günstigen Effekt auf unser Kulturprojekt. Aber der Text mit rund 300 Zugriffen erinnert mich daran, daß ich den gesellschaftlichen Stellenwert der Wissens- und Kulturarbeit nicht überschätzen sollte.
Wenn ich freilich für den Jahresschnitt annehmen darf, daß wir ein Publikum von 300 bis 400 Menschen haben, die unser Tun mit Aufmerksamkeit begleiten, die an uns dranbleiben, bin ich recht zufrieden. Ich halte das für einen adäquaten Status, soweit wir von privaten Kulturinitiativen in der Provinz reden, also abseits des Landeszentrums.
Einige Abfragen vom 21.12.2025
+) 18.12., Kulturpolitik: Eine interessante Lawine, 469 Zugriffe
+) 19.12., Kulturpolitik: Keine gute Krise vergeuden!, 665 Zugriffe
+) 20.12., Kulturpolitik: Klarheiten und Nebel, 231 Zugriffe
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+) 14.12., Friedhof: Urnenfoto, 19.027 Zugriffe
+) 16.12., Gräber dienen der Kommunikation, 3.019 Zugriffe
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+) 30.11., Elektrischer Roadster aus China, 43.388 Zugriffe
+) 11.12., Lamborghini SUV in Gleisdorf, 29.169 Zugriffe
+) 15.12., VW verparkt Engstelle beim Rathaus, 11.198 Zugriffe
Übersicht
+) Quote (Themenleiste)
+) Netzkultur
+) Gleisdorf: Kulturpolitik