Einladungspolitik

Ich nehme an, Sie kennen das: Nun flog die Einladung zu dieser Kulturveranstaltungen ohnehin längst über alle gängigen Kanäle daher. Kein Entkommen. Facebook erinnert mich automatisch daran etc. etc. etc. Jetzt aber auch noch eine Information via PN. Genau! „Persönliche Nachricht“ in meinem Postfach. Wenige Stunden vor der Vernissage.

All das wäre nur noch zu überbieten, wenn plötzlich ein Mensch vor meiner Wohnungstür stünde und mir gleich nach dem Öffnen mit einem quietschenden Scherzartikel-Plastikhammer auf den Kopf hauen würde oder mich mit eine Plastik-Tröte antröten möchte, um mir dann eine Botschaft herzuleiern.

Und weshalb? Weil ich ein Agent der Blödheit bin? Womöglich der Dorfdepp? Weil ich nach fünfzehn bis zwanzig Einladungen noch keine Entscheidung getroffen hab und einen letzten Anstoß brauche? Weil ich nicht weiß, was ich will und keine Ahnung hab, wie ich zum Veranstaltungsort fände, falls ich kommen wollte?

Und da habe ich bei den steiermarkweiten Drexler-Konferenzen oft gehört: „Wir brauchen mehr Vernetzung, mehr Sichtbarkeit, mehr Geld!“ (Christopher Drexler ist der Landeskulturreferent.) Ich bin ein früher Akteur der Netzkulturszene. Da galt einmal: Die Leute nicht mit Daten überschütten, sondern Evidenzen schaffen, damit sie sich holen, was sie brauchen. Schon kriecht das alte Monster unter einem Stein hervor und plärrt: „Wer nicht würbt, der stürbt!“

Okay, schicken Sie mir eine bequeme Limousine mit Chauffeur und sorgen Sie dafür, daß im Wagen ein gut gekühlter Drink vorrätig ist. Dann können Sie mir vorab so viele Einladungen zustellen, wie es Ihnen beliebt. (Aber es darf kein billiger Drink sein und wehe, es steht letztlich ein Lada vor der Tür!)

Zugegeben, durch die Pandemie-Erfahrungen hat sich das Publikumsverhalten eher ungünstig entwickelt und ist voller Unwägbarkeiten. (Wer jetzt fürs Catering zuständig ist, hat es nicht leicht.) Hinzu kommt unleugbar: Trommeln gehört zu Geschäft. Auch bei Kunst und Kultur.

Aber es bleibt dabei, ich will nicht zu ein und derselben Session mit Einladungen geflutet werden. Wer sich öfter in Erinnerung bringen möchte, soll mir jedesmal ein Geschichtchen erzählen. Ich bin kein Kübel für Postwurfsendungen. Ich will bewegt werden. Erzählen Sie! Bezaubern Sie mich! Oder bringen Sie mich zum Lachen. Dann wird alles gut… für einen Abend lang.

Übrigenss!
Diesen Abend wäre in Gleisdorf eine Vernissage zu besuchen. Ja, ich bin einer der Akteure dieser Angelegenheit. Wir eröffnen heute, am 30. November 2022, um 18:00 Uhr unsere Ausstellung „Die Natur Mensch. Eine Annäherungg.“, was bedeutet: Monika Lafer (Malerin) und Martin Krusche  (Autor) im Dialog (Feistritzwerke-STEWEAG Gmbh Gartengasse 36, 8200 Gleisdorf): Details

Postskriptum
Seien Sie versichert, ich schicke Ihnen bezüglich dieser Session keine PN. Ich hau mich gleich noch auf die Couch, nachdem ich mir einen Kübel Kaffee gebraut hab. Die Sache geht ja in wenigen Stunden los.

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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