D:Demo #27, Die Frau Doktor!

In Gleisdorf feiern sich unter allerhand Protestierenden seit Monaten regelmäßig Menschen, von denen die Republik demonstrativ verachtet wird, die bewährte Instanzen der Gesellschaft für nichtig erklären und präzise Begründungen nur mit Nachrichten aus den eigenen Reihen belegen. (Das nennt man Propaganda.)

Bei den Gleisdorfer Protestmärschen ist mir nun ein kleiner Wechsel in der Codierung aufgefallen. Vor dem Hintergrund, daß die maßgeblichen Aktivistinnen und Aktivisten nicht daran denken, den nächsten Schritt zu tun, nämlich ein Konzept vorzulegen und zu verhandeln. Welches Konzept? Ein Arbeitspapier mit detaillierten, sehr konkreten Forderungen, mit Hinweisen, wie diese Forderungen eingelöst werden könnten und was davon a) auf lokaler wie regionaler Ebene bearbeitet werden mag, b) auf anderen Ebenen bearbeitet werden muß.

Das heißt, sie plärren vor allem, arbeiten aber nicht an den Problemen. Es bleibt also dabei, durch Gleisdorf zu ziehen, Lärm zu schlagen und Slogans zu verlautbaren. Einer davon lautete: „We heal the world! Wir heilen die Welt!“ Das ist eine Mischung aus Werbe-Sprech und Allmachtsphantasie ohne jeden Hinweis, wovon genau die Welt von welchen Leuten mit welchen Mitteln geheilt werden soll. Ein Aufplustern.

Überprüft man, welche Interessensgruppen innerhalb der Gleisdorfer Protestmärschen stark vertreten sind, legen einige Annahmen nahe, wovon genau die Welt „geheilt“ von ihnen werden soll. Von der Demokratie, von der Republik, von westlichen Wertekatalogen.

Ich hab in der Glosse #24: „Demokratiepolitische Problemlage“ aufgelistet, was sich derzeit aufgrund von Auftritten, Ausrufen, Gesprächen und Social-Media Botschaften ohne weiteres identifizieren läßt: Antisemiten, Hitler-Nostalgiker, Neonazi, Neofaschisten, Identitäre, Qanon, Putinisten und „Ferner liefen“, wie etwa Great Reset-Orakel.

Wir sollten bei Gelegenheit erörtern, warum ich etwa kategorial zwischen Hitler-Nostalgikern und Neonazi unterscheide, weshalb ich Neofaschisten betone und nicht einfach Faschisten meine, wobei dann übrigens die historischen „Originale“ aus meiner Sicht ein eigenes Genre ergeben.

Ich habe eingangs die Umcodierung der Gleisdorfer Märsche betont. Relativ neu ist die exponierte Position der Ex-Ärztin Konstantina Rösch. Sie sagt selbst: „Mit heutigem Datum (22.02.2021) wurde mir, Dr. Konstantina Rösch, die Ausübung des ärztlichen Berufes untersagt.“

Dr. Konstantina steht für mehrere ideologische Felder. Unter anderem: „Drei Personen des Vorstandes und die zwei Antragsteller hatten in einer Telekonferenz entschieden (4.7.2021), zwei besonders verdiente Mitglieder der MFG aus ihren Funktionen zu entfernen, sie sozusagen zu degradieren. Ein Ausdruck, der in diesem Zusammenhang durchaus zutreffend erscheint.“ (Quelle: Menschen-Freiheit-Grundrechte MFG)

(Quelle: ORF)

Derzeit wird sie vor allem mit besonderer Betonung ihres akademischen Titel (Dr.) promotet und ritt jüngst auf einem Pferd durch Gleisdorf, während andere Leute mit Haustieren und kleinen Kindern auf dem Set erscheinen.

Man muß es nicht überbewerten, aber sich mit Haustieren und kleinen Kindern demonstrativ zu zeigen, hat im 20. Jahrhundert eine unmißverständliche propagandistische Geschichte. (Vor allem Fotos von Diktatoren mit Hunden und mit kleinen Kindern waren sehr populär.)

Dazu kommt, daß in der oststeirischen Sozialgeschichte die agrarische Bevölkerung vor allem Ochsen und sogar Kühe als Zugtiere hatten, nur ein kleinerer Anteil sehr gutsituierter Bauern besaßen Pferde.

Das ist in unserer Mentalitätsgeschichte noch abrufbar, es muß gar nicht explizit gewußt werden. Die Betonung einer Akademikerin („höhere Bildung“) auf einem Pferd ist also Teil eines launigen Distinktions-Spielchens. Die Betonung von Haustieren und kleinen Kindern will beschwichtigend wirken…

+) Vorlauf | Fortsetzung
+) Die Betrachtungen im Überblick

Postskriptum
„Eilmeldung: Die Impfpflicht gegen das Coronavirus in Österreich wird ausgesetzt. Es wird vorerst also auch keine Strafen für Ungeimpfte geben. In drei Monaten soll die Situation neu bewertet werden…“ (ORF)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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