Wer sich mit Kulturpolitik auf der Höhe der Zeit befassen möchte, wird darauf angewiesen sein, eine valide Vorstellung dessen zu entwickeln, was und wo die Höhe der Zeit ist.

Das rührt zum Beispiel an die schlichte Frage: Wie sind wir hierhergekommen? Zugegeben, ein Themenbogen, der sich im Alltag nicht leicht unterbringen läßt. Aber innerhalb meiner bisherigen Lebenszeit hat sich eine Besonderheit ereignet. Ich halte es für unverzichtbar, diese wenigstens skizzenhaft zu kennen.

Ich bin per Geburt ein Kind der zweiten industriellen Revolution, habe in den 1970ern die dritte, die Digitale Revolution, miterlebt und bin nun in der vierten gelandet. So ergab sich die Digitalmoderne. Das Zeitalter der selbstlernenden Maschinen, in dem auch leblose Dinge eigenständig miteinander kommunizieren.

Knapp gefaßt: Wir sind von der Dampfmaschinenmoderne in die Digitalmoderne gegangen. Unterwegs gab es im Kern Europas eine umfassende Volksmotorisierung und weltweit eine Revolution der Kommunikationstechniken.

Wem das ein Rätsel ist, der oder die wird in der Kunst eventuell bestehen können, in der Kulturpolitik keinesfalls. Wie kann ich das behaupten? Wir erleben gerade eine Zeitenwende. Das hat eher stille Ereignisflüsse im Hintergrund.

Es zeigt sich aber auch darin, daß in den USA Donald Trump regiert, daß Wladimir Putin die Ukraine überfallen ließ und daß der Nahostkonflikt in einer nächsten heißen Phase ist. Derweil erschüttert eine Neue Rechte Europas Politik, was Trump und Putin gleichermaßen recht ist. Derlei Ereignisse wirken sich heute bis in entlegene Dörfer aus.

Gut, das muß man jetzt nicht alles gleich im Ärmel haben. Fangen wir mit einer einfachen Übung an: von der Dampfmaschinenmoderne zu Digitalmoderne. Man sollte wenigstens einen Hauch von Ahnung haben, was das meint, falls man kulturpolitisch mitreden möchte. Ich habe das vor einer Weile skizzenhaft zusammengefaßt:

Die Mechanisierung der Welt (Übersicht)
Die folgenden Seiten beruhen auf meiner Auswahl an Handzetteln für den Vortrag „Zeitenwende“ am 1. Oktober 2022 im Puchmuseum Judenburg („Lange Nacht der Museen“). Entlang dieses Koordinatensystems wollen wir das gesamte Thema noch differenzierter darstellen.