Weshalb derlei Notizen hier bei Kunst Ost und nicht auf der Website des Archipels? Weil ich hier als Schlüsselperson meiner Teilprojekte das skizziere, was ich für wesentliche Punkte in der Wissens- und Kulturarbeit halte.

Meine Haltung bedeutet noch nicht, dies sei Konsens im Archipel-Vorstand, dessen Mitglied ich bin. Das sind zwei verschiedene Rollen. Wir haben nun die Gründungsphase des Archipels abgeschlossen, also einige gemeinsame Erfahrungen gemacht. Zum weiterführenden Prozeß gehört nun, diese Erfahrungen im Team auszuwerten und Konsens zu suchen, was bis auf weiteres gilt.
Zum Status des Archipels hab im vorigen Eintrag notiert: „Das ergibt sich aus einem Ensemble autonomer Teilprojekte, die in sich eigenständig gestaltet werden. Eine Schlüsselperson ist dem Vorstand gegenüber verantwortlich, daß getroffene Vereinbarungen eingehalten werden.“
Das heißt praktisch, die Schlüsselperson steht für selbstgewählte Vereinbarungen, die mit dem Vorstand ausgemacht wurden. Ein allfälliger Bruch von Vereinbarungen bedarf der Klärung, was das für ein Teilprojekt konkret bedeutet.
Ich bin jetzt seit gut 50 Jahren aktiver Teil des steirischen Kulturgeschehens. Auf zwei Arten. Als Künstler und als Kulturarbeiter. Ich habe bisher noh nie erlebt, daß ein Kulturprojekt vorankäme, wenn dabei Rollenklarheit und Aufgabenverteilung nachlässig gehandhabt wurden. Dann bräuchte es bloß noch verdeckte Intentionen, die von unausgesprochenen Partikularinteressen handeln, und man hat alles am Start, um ein Projekt zu versenken.
Der Archipel-Vorstand regiert selbstverständlich nicht in ein autonomes Teilprojekt hinein. Er verhandelt offene Fragen mit der erklärten Schlüsselperson. Auf dieser Ebene entsteht Handlungsbedarf, falls Absprachen nicht halten. Dann müssen neue Vereinbarungen getroffen werden; oder das Vorhaben bleibt sich selbst überlassen.
Es gibt natürlich Fälle, wo eine Fehleinschätzung zur Sackgasse wird oder eine persönliche Angelegenheit dazu führt, daß jemand einer Vereinbarung nicht nachkommen kann. Simple Paktfähigkeit legt nahe, das von sich aus anzusprechen und mit den Beteiligten eine Lösung zu suchen. Nicht nur wegen des Projektes, sondern auch aus Fairness gegenüber der übrigen Crew.
Ich kenne freilich genug Beispiele, wo jemand die Erledigung eigener Aufgaben still schleifen oder gar entfallen läßt, darauf vertrauend, daß die restliche Crew das kompensieren wird, um das Projekt durchzubringen. Das kann vor allem schlagend werden, wo finanzielle Verpflichtungen eingegangen wurden. Dann kompensieren andere im Team, was unterlassen wurde.
Ich bin da nicht für Sanktionen, weil ich denke, Erwachsene lassen sich gegen ihre Einstellungen kaum erreichen. Es hat mich auch niemand zum Erzieher oder Staatsanwalt berufen. Aber ich ziehe mich in so einem Fall zu rück und überlasse das Vorhaben -wie oben erwähnt – sich selbst; freilich bei Sicherung allfälliger Archipel-Verpflichtungen. Ich achte ferner darauf, daß keine Vereins-Ressourcen in so einem Coup verbrannt werden.
Wissens- und Kulturarbeit, wie sie sich im Archipel entfaltet, ist in hohem Maß auf Autonomie und eigenes Engagement gestellt. Das verlangt Paktfähigkeit und die kluge Kombination von bezahlter mit unbezahlter Arbeit, von Kompetenzen und Arbeitszeit. Das zu beachten hilft uns, Schräglagen und Abhängigkeit zu vermeiden. Wer so einen Modus ausnutzt, muß den Archipel verlassen.
+) Mein archipelisches Projekt-Logbuch
+) Archipel bei Kunst Ost
+) Archipel Home