Routen 286: Hier kommt Lepoix

Es ist nicht möglich, eine Puch-Story zu schreiben, ohne auf Louis Lucien Lepoix einzugehen.

Lepoix-Design mitten in Gleisdorf.

Der französische Industriedesigner hat eine Reihe von wichtigen Beiträgen zur Puch-Geschichte geliefert. Schlagen Sie nun zum Beispiel das große Zweirad-Buch von Fritz Ehn auf. Im Register kommt Lepoix nicht vor. Ich hab bis heute keine Erklärung, weshalb vielen Puchianern zu diesem Namen nichts einfällt. (Aber ich hab eine These am Ende dieser Notiz.)

Industriedesigner mit Puch-Erfahrtung: Willibald Gangl (links) und Alfred Urleb.

Design, das war in Graz Thondorf anscheinend lange eine etwas nachrangige Disziplin. Es lief offenbar so mit. Willibald Gangl und Alfred Urleb (WIGL Design) hatten ihre Berufslaufbahn in den Puchwerken begonnen. Dabei waren Sie in die Entwicklung des Puch G einbezogen, wovon sie mir eine große Originalzeichnung als Präsent überlassen haben.

Die Männer erzählten mir, damals habe das Design in Graz noch vor allem als ein Wechselspiel zwischen Zeichner und Modellbautischler stattgefunden. Das bedeutet, was am Holzmodell erkennbar wurde, ist in eine Zeichnung übertragen worden und umgekehrt.

In den Niederlanden haben solche Milch-Kisten das optimale Maß fürs Maxi.

Der G-Wagon war im Werk vorerst als H2 vermerkt, als „Haflinger zwo“, der dann 1979 auf den Markt kam. Da liefen aber die Pinzgauer längst, nämlich ab 1971. An ihrer Gestaltung hatte Lepoix mitgewirkt. Aber kaum wer kennt diesen Namen. Merkwürdig!

Ganz anders Fritz Spekner, von dem einige wesentliche Puch-Designs stammen. Der ist die wohl prägnanteste Designerpersönlichkeit des Hauses gewesen. Er hat mir persönlich erzählt, daß erst die Puch Monza ein Anlaß wurde, verschiedene Kräfte in einer eigenen Design-Abteilung zusammenzufassen. Vorher hätten jeweils einzelne Leute an irgendwelchen Details gezeichnet.

(Quelle: lepoix.info)

Die Monza kam 1975 auf dem Markt. Die Puch Cobra folgte 1977 und ist bekanntermaßen von Porsche Design entworfen worden. Aber von wem stammt das Puch Maxi? Es hat sich hier ja schon angedeutet. Von Lepoix. Ein fast zeitlos gestaltetes Massenprodukt wie auch eine andere Leistung des Franzosen, mit der Sie gewiß schon zu tun hatten: das BIC Feuerzeug.

Das Lepoix-Design des Steyr City Bus werden viele, die dafür zu jung sind, nicht mehr vor Augen haben. Aber die kantige Plus-Serie der Steyr-Traktoren wird heute noch im praktischen Einsatz genutzt. Die meisten davon in Rot und Weiß gehalten, Forstversionen in Grün und Weiß.

Die ebenfalls markant geschnitten LKW-Häuseln mit den asymmetrischen Kühlermasken habe ich schon erwähnt. Die 90er plus-Serie und Steyr Typ 91 sehen Sie heute noch in vielen verschiedenen Varianten auf unseren Straßen, auch wenn sie mittlerweile merklich dünner gesät sind.

Das ging 1969 los, die Nachfolge-Baureihe Typ 91 kam 1978 auf den Markt. Damit will ich andeuten, wie langlebig dieses Design geriet. Auch das schlichter kubistische Häusel des Steyr 12M18, der im Jahr 1986 den Steyr 680 ablöste, stammt von Lepoix.

Louis Lucien Lepoix (Quelle: lepoix.info)

Ich hab, wie angedeutet, durchaus eine Annahme, warum Louis Lucien Lepoix in den Puchianer-Kreisen wenig bekannt ist. Auch wenn im Einser- und Zweierwerk recht viele Leute beschäftigt waren, ist es doch in einigen Bereichen überaus familiär zugegangen. Es gab allerhand Gründe und Gelegenheiten, näher miteinander zu tun zu haben.

Das kann man heute noch erkennen, wenn man Puchianer aus jener Zeit trifft, Fachkräfte, die inzwischen freilich in der Mehrheit zwischen 80 und Anfang 90 sind. Akteure einer völlig anderen Ära.

Ich denke, Lepoix war einfach viel zu weit weg von diesem Geschehen, um Teil jener Gemeinschaft und jener Erzählungen zu sein, die heute noch von denen getragen werden, die damals gemacht haben, was heute Klassiker-Stoffe sind. Lepoix hätte vor Ort sein müssen, um in diese Erzählungen einzugehen.

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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