Mai acht, Bruchstelle: Jeder ist jemand

„Allerdings gebe es auch eine andere Seite. George Tabori habe einmal mit dem Satz ‚Jeder ist jemand‘ ein sehr wichtiges Prinzip kurz zusammengefasst, den Respekt vor der Würde jedes Menschen.“

In Gleisdorf Flagge zeigen?

So wurde Philosoph Michel Friedmann in einer Parlamentskorrespondenz zitiert. (Sie finden am Seitenende einen Link zur PDF-Version der gesamten Aussendung.) Bundespräsident Alexander Van der Bellen war in der Sache ebenso unmißverständlich.

FPÖ-Exponent Herbert Kickl ließ dieser Tage mit der Empfehlung aufhorchen, Österreich möge sich an Ungarn und dem Modus von Viktor Orban orientieren. In dieser Republik gibt es eben sehr unterschiedliche Auffassungen, welche Art von Demokratie zu bevorzugen sei.

(Quelle: OÖ Nachrichten)

Hintergrundfolie
Europa erlebt seit den 1980er Jahren eine sehr spezielle und auch effiziente Art von Rechtsruck, der unter anderem etwas hervorgebracht hat, was ich „hybriden Neofaschismus“ nenne. Das ist eine kuriose Mischform, die es immer anspruchsvoller werden läßt, ihr engagiertes Personal zu identifizieren. (Ich behandle das in meiner Kolumne „Rechtsruck“.)

Worüber ist im Raum Gleisdorf zu reden? Bürgermeister Christoph Stark, Abgeordneter zum Nationalrat, hat via Social Media kurz Stellung bezogen. Zu seiner Frage „Wie konnte das geschehen?“ gibt es eine gute Nachricht. Wir wissen das genau. Es ist gründlich erkundet und erforscht worden.

(Quelle: Facebook)

Dazu gab uns ferner der Untergang Jugoslawiens die Gelegenheit, einige der Überlegungen und Schlüsse zu prüfen, was die Brutalisierung von Teilen einer Gesellschaft angeht. (Siehe dazu: „Balkan: Ein Krieg Europas„!) Wie läuft sowas? Wie also wird ein Mitmensch erst zum Gegenmenschen erklärt und dann zum Nichtmenschen, der „getilgt“ werden kann?

Ich halte das für umfassend geklärt. Es hängt mit Gewalt durch Sprache zusammen, mit medial verbreiteter Menschenverachtung, mit derlei Strategien, um sich auf Kosten anderer Vorteile zu verschaffen.

Übrigens!
Vor kaum mehr als einem halben Jahr haben sich Neofaschisten und diverse Rechtsradikale in Gleisdorf gemeinsam an die Öffentlichkeit gewandt.

Das steht im Zusammenhang mit einer inzwischen zur Tradition gewordenen Serie von derlei Aktivitäten im Raum Gleisdorf, die sich bloß meist weniger offen ereignen. Da erscheint es mir angebracht, daß wir allfällige Sprachlosigkeit überwinden und Betroffenheit zum Beispiel in ein Mitgestalten der öffentlichen Diskurse umsetzen.

Etwa um Neofaschisten und diversen Rechtsradikalen in den öffentlichen Diskursen mit konkreten Positionen gegenüberzustehen, so daß die Bevölkerung das wahrnehmen kann. Das Versprechen sehr genau hinzusehen, wie es der Bundespräsident erwähnt hat, macht freilich Arbeit.

+) Zeit.Raum, Episode XXVI: Mai acht, Bruchstelle
+) Rechtsruck (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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