[Vorlauf: Teil I] Gewalt durch Sprache ist eine sehr taugliche Waffe, um Menschen zu verletzen. Ich staune, daß rund 25 Jahre Internet in Österreich nicht gereicht haben, um das in den verschiedenen Communities zu bannen.

Als wir hier noch kein WWW hatten, Social Media schon gar nicht, nannten wir in diversen Newsgroups jene Menschen „Trolle“, die heute teilweise mit „Hater“ bezeichnet werden. Haß im Netz hat inzwischen eine fette Geschichte.
Ich erinnere mich vor allem an zwei Sorten dieser Aufdringlinge. Ein Rudel zeigte sich eher als dogmatische Leute, die sich davon bedroht fühlen, daß jemand ihre Ansichten nicht teilt oder – mehr noch – ihnen widerspricht. Solche Konsorten lösen derlei Konfliktlagen nicht mit Hornschmalz, sondern mit Angriffslust.
Das zweite Rudel fällt durch betrübliche Inhaltsleere auf. Sowas läßt sich offenbar nur ertragen, wenn man anderen Menschen die Plomben lockern und sich in ihre Leben hineinschrauben kann. (Beide Lager wurden im englischen Sprachraum mit dem Kürzel PITA bedacht, was „pain in the ass“ bedeutet.)
Als hauptsächlich wirksame Reaktion galt es, nicht zu reagieren: „Don’t feed the troll“. Es ist einfach. Wer den Troll mit Aufmerksamkeit füttert, ermutigt ihn zum Weitermachen. Wie beim Stalking auf anderen Ebenen ist jede Zumutung auf Anschlußkommunikation aus, die man unterlassen muß.
Engstirnige Typen ertragen offenbar keine Andersdenkenden, auch keine Widerworte. Es finden sich solche Anmaßungen in allen Dimensionen. Dabei lassen sich vielerlei Arten von verallgemeinernden Rundumschlägen finden. Da heißt es dann auch etwa ganz unspezifisch „Lügenpresse“ oder „Mainstream-Medien“. Bewertungen von der Qualitätsstufe „90 Prozent der Menschen sind Deppen“.
Es ist natürlich unzulässig, solchen Konsorten ihre gelegentliche Gewalt durch Sprache mit Gewalt durch Sprache zu quittieren. Man würde sich damit bei ihnen einreihen. Ein brauchbares Mittel besteht – wie erwähnt – darin, die Anschlußkommunikation zu verweigern.
Ich hab dazu noch diese Variante gewählt: Da die Beschimpfungen an mich gerichtet wurden, gehören sie nun mir. Ich greife sie auf und ordnet sie manchmal zu amüsanten Albumblättern, wobei die Absender freilich verschwiegen werden. Oder ich rezensiere derlei Tiraden, wie zum Beispiel beim Schnösel vom Kulm, der so ein Etikett erhält. Aber seinem Klarnamen gebe ich keinerlei Prominenz. Der wird verschwiegen.
+) Rechtsruck
+) Netzkultur
Ein Ausschnitt aus dem Katalog (M bis R)
- „hast vielleicht verborgene homoerotische gefuehle. haben machos immer“
- „…du Märchentante“
- „heuchelnder masochist“
- „du kleiner mauserich“
- „vertschuess dich du medialer volldepp“
- „du selbst ernannter medienbulle“
- „bei dir habe ich manchmal den eindruck, du erwartest von anderen deine meinung und deinen willen.“
- „ihr teilt aus, seid mimosen, koennt nicht einsteckenund seid bloss klaegliche looser“ [loser = verlierer]
Fortsetzung auf Seite 2!