Netzkultur: Quote

Es steht einem frei, Social Media ausschließlich dafür zu verwenden, daß sich eine große Menge an „Followers“, wahlweise „Friends“, generieren läßt.

Eindeutig ein Thema für ältere Leute 😉

Selbstrepräsentation plus Verwertbarkeit. Kann man machen. Dieser Part im Web interessiert mich nicht. Ich glaube nicht daran, daß zu meiner Auffassung von Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz das Thema Publikumsmaximierung ein bedeutsamer Beitrag sei. Was sollte daraus Essenzielles entstehen?

Ich bin in der Netzkultur Old School und an einem eher antiquierten Feuilleton-Begriff orientiert. Dabei gefällt mir die Vorstellung, daß sich ein Publikum aus freien Stücken meiner Arbeit zuwendet. Aus Interesse, nicht dank Propagandamethoden und Clickbaits. Das mag romantisch klingen, aber so sehe ich es.

Freilich sind mir Zugriffszahlen und Reichweite nicht völlig egal. Sie helfen mir bei der Orientierung, mit welcher Art von Publikumsinteressen ich es zu tun habe. Das heißt, sie sind mir kein Anlaß für „Optimierungsschritte“ und Quotengewinn, sondern Auskunft darüber, in welchem kulturellen Umfeld ich lebe.

Beispiel Facebook
Ich verstehe diese Plattform als „Salon“, in dem ich verkehre, um einen erbaulichen Austausch zu pflegen. Es gab eine Phase, da habe ich meine fixen Facebook-Kontakte auf 500 limitiert und immer wieder welche gelöscht, wenn es darüber hinausging. (Ich wollte einen überschaubaren Kommunikationsraum erleben.) Das tue ich heute nicht mehr und bin bei etwas über 1.200 fixen Kontakten angelangt.

Daher staune ich, daß zum Beispiel das Foto von einem chinesischen Elektro-Roadster (mit kurzem Text) bei mir von einem Tag auf den anderen über 3.000 Aufrufe verzeichnet. Ein 240er Volvo Kombi, feiner Youngtimer, hatte kurz davor 248. Ein alter Ford Mustang Mach 1 brachte es auf 429. Beim sehr seltenen Tarpan 4×4 wurden es 424.

Die Hälfte der Leute rangieren hier zwischen 35 und 54 Jahren.

Dagegen erreichte der elektrische Porsche Taycan 4S vom Anfang November bis heute 2.682 Aufrufe, der oben erwähnte MG Cyberster 3.177 Zugriffe. Ein Vergleich: Mein Gemüsefoto zum Thema „matemozz-paraphrase: tomate, mozzarella, pflaumen & balsamico“ erreichte 294 Aufrufe.

Zum „Advent 2025: Besinnlichkeit (Eine Frage)“ waren es immerhin 212. Bezüglich meiner „Standortfragen“ und der Mitteilung „Ich bin eine operative Kraft des geistigen Lebens dieser Gesellschaft. Das auszudrücken bedarf keines lustigen Hütchens, keines auffallenden Trinkverhaltens, keines exaltierten Benehmens.“ [Link] ergaben sich 392 Zugriffe.

Bei hundert bis vierhundert Zugriffen, wovon ein Teil ordentliche User Sessions sein könnten, finde ich mich in vertrauten Verhältnissen, die ich „Club-Ebene“ nennen. Das Kleinkunst-Genre. So lief das allerweil auf kleinen Bühnen, in einer kleinen Buchhandlung, in einem Café…

Ich kenne Situationen mit einem Publikum von fünf, zehn oder 20 Personen. Auch 30 oder 50, manchmal ausnahmsweise 300 bis 500 Leute. Für mein Selbstverständnis als Künstler sind das adäquate Dimensionen. Kein Grund, davon zu träumen, daß es via Web nun tausende von Leuten sein sollten. Das wäre ein völlig anders Genre. Siehe dazu auch: „Seitenblicke-Kultur„!