Seite #2: Einige Merkmale des Faschismus
Jason Stanley nimmt an: „Vielleicht waren faschistische Ideen immer da. Aber wir haben als Welt gemerkt, wie gefährlich sie sind. Deshalb haben wir eine demokratische Kultur geschaffen.“ Er redet nicht beschönigend herum: „Was ich Faschismus nenne, sind antidemokratische Bewegungen, die von rechts kommen. Es geht um eine existenzielle Bedrohung für die Demokratie.“ Dazu betont er: „Faschisten gewinnen immer mithilfe von Menschen, die sich nicht als Faschisten sehen, so etwa religiöse Gruppen oder Wirtschaftstreibende.“ In seinen Betrachtungen kommt auch eine österreichische Partei vor. Stanley „Die richtige Bezeichnung für diese Art von Politikern und Parteien ist Faschismus“.
Zu den unübersehbaren Merkmalen gehört „das Hervorheben der eigenen Opferrolle“, vermischt mit der „Verklärung einer mythischen Vergangenheit, zu der man das Land unter der eigenen Führung zurückführen werde“. Dazu dient unter anderem „der ungehemmte Einsatz von Propaganda ohne Rücksicht auf deren Wahrheitsgehalt“.

Gegen Kritik oder auch nur Debatten mauert man mit „Anti-Intellektualismus, der sich gegen alle Eliten, aber ganz besonders die Wissenschaft richtet“. Das gewinnt auch durch „eine Betonung gesellschaftlicher Hierarchien und eine Ablehnung von Gleichberechtigung“. Dazu auch in Österreich auffallend: „ein ständiger Ruf nach Recht und Ordnung“, gelegentlich auch „abseits von verfassungskonformer Rechtsstaatlichkeit“.
Faschisten fallen häufig durch „das Spielen mit sexuellen Ängsten“ auf, „was sich in Antifeminismus und der Diskriminierung von LGBTIQ niederschlägt“. Dazu der Klassiker: „eine Teilung der Gesellschaft in die angeblich Fleißigen und Faulen“.
Stanley warnt offen: „Ich glaube, das Wichtigste ist: Was passieren wird, hängt davon ab, was wir jetzt machen. Man hat nur eine gewisse Zeit dafür. Dann hängt die Zukunft nicht mehr davon ab, was wir machen. Dann lebt man zum Beispiel in Russland oder in China.“
Zu Stanley und „Vielleicht waren faschistische Ideen immer da“ paßt ergänzend Umberto Eco mit seinen Kriterien eines „Ur-Faschismus“. Sie dazu diese Notiz: [Link]
+) Vorlauf: Faschismus IV
+) Mars (Eine Debatte über Krieg)
+) Rechtsruck