Kurtz, Kunst und Konzept

Man möchte meinen, ein Publikation dieser Art gehöre in die Archive und paßt. Es ist eine Ausstellungsdokumentation mit starkem Gleisdorf-Bezug.

Die Bilder und die Konzeption.

Im April 2023 wurde eine Auswahl von Werken dreier Maler im „Museum im Rathaus“ gezeigt. Camillo Kurtz, Arthur Kurtz und Augustin Kurtz-Gallenstein reflektieren mit ihrer Arbeit das Leben von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in den Großen Krieg, schließlich (über den Zweiten Weltkrieg hinaus) in die 1970er Jahre, als die Dritte Industrielle Revolution eingesetzt hatte.

In jenem Zeitfenster hat sich nicht bloß Europa, sondern die ganze Welt verändert. Die Industriemoderne verschob alle Verhältnisse und es setzte in den diversen Entwicklungen ein Tempo ein, wie es das in der Menschheitsgeschichte zuvor nie gegeben hatte.

Allein dadurch sind diese drei Oeuvres interessant. Zusätzlich, weil sie über die Familie mit unserem konkreten Lebensraum Gleisdorf verbunden sind, weil es folglich jüngere Verwandtschaft gibt, also Personen, denen wir heute real begegnen können. Das schafft eine Art speziellen Wirkungsraum…

Monika Lafer hat sich als Kunsthistorikerin ausführlich mit den Malern befaßt, was in mehreren Veröffentlichungen dokumentiert wurde. (Siehe dazu am Seitenende den Link zur Übersicht!) Nun erschien diese Dokumentation, die ich in einem Zusammenhang bemerkenswert finde, der über das historische Thema wesentlich hinausreicht.

Der schlanke Band „Die Maler der Familie Kurz“ macht einen mit dem Ausstellungsort vertraut. Es ist der Keller des Gleisdorfer Rathauses. Lafer gibt Auskunft über ihr Konzept der Hängung, auch über die visuelle „Erzählung“, mit der sie das Thema dem Publikum zugänglich gemacht hat. Sie finden die einzelnen Ausstellungs-Abschnitte anhand von Bauplan-Segmenten des Hauses erläutert, Bilder zugeordnet, all das mit ergänzenden Informationen versehen.

Die Erzählung muß im Raum bestehen.

Warum ich diese Dokumentation betone? Weil sie anschaulich macht, daß eine Ausstellung ein Narrativ ist, welches in sich kohärent sein sollte und im Raum bestehen muß, zugleich ja dem Publikum die Zugänge erleichtern soll. Also kein Stückwerk, kein Sammelsurium.

Ich meine, genau das ergibt sich aus der Wechselwirkung der genannten Aspekte, wenn die Arbeit gründlich gemacht wurde: wie dann die „Erzählung“ in sich funktioniert und das ganze Ensemble eben im Raum bestehen kann.

Das heißt nämlich auch: jedes Werk braucht seinen Platz und ein Umfeld. Solche Überlegungen wären ab und zu weiterzureichen, bevor etwa eine Hobby-Partie das Haus stürmt, eine Ausstellung anbietet, in der Räume bis an den Rand vollgeräumt werden, damit jede beteiligte Person der Crew ein Maximum an Fläche erreicht, ganz egal, ob das dann noch sinnvoll rezipierbar ist oder nicht.

Es macht eben ein Unterschied, ob man sich für ein soziales Ereignis engagiert oder für eines der Kunst. Das sind grundverschiedene Agenda. Wer sich unter die Flagge der Kunst reklamiert, sollte ein mindestes Interesse für dieses Genre aufbringen und die eigene Person wenigstens ein wenig hinter des Werk stellen. Monika Lafers Dokumentation zeigt eines von mehren möglichen Beispielen, wie sowas konzeptionell angelegt sein kann.

„Die Maler der Familie Kurz“
(Ausstellungsdokumentation)
2023, herausgegeben von Gerhard Steinhuber

+) Übersicht: Eine steirische Kurtzgeschichte (Kleine Sammlung von Momenten und Episoden)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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