Rechtsruck-Typologie: Großklapperatismus

Das ist eine Protest- und Reformbewegung, die sich in den letzten Jahren eines verstärkten Zulaufs erfreuen durfte. Weite Teile unserer Gesellschaft kamen via Social Media zum Schluß: „Willst‘ was gelten, schrei doch nicht selten!“

Der Großklapperatismus hat tief liegende historische Wurzeln. Der Name der Bewegung leitete sich ursprünglich vom klatschenden Geräusch der Geißeln ab. Die Flagellanten mit ihrer Begeisterung zur Selbstgeißelung sind wenigstens seit etwa dem 13. Jahrhundert nach Christus dokumentiert.

Nachdem damals in vielen Siedlungsgebieten wachsender Unmut über die häßlichen Geräusche und das Wehklagen laut geworden waren, hatten die Selbstgeißler sich unter Druck der Behörde auf das Tragen dorniger Bußgürtel verlegt und blieben dabei stumm. (So wurden auch schmale Lippen zu einem Merkmal der Bewegung.)

Dazu wurde das schlichte Cilicium getragen, ein Sackgewand aus grobem Stoff. Dornige Oberschenkelgürtel, schäbiges Gewand, womöglich auch noch ein lebenslanger Bad Hair Day, das will heute vermieden werden. Also unterbleiben diese barbarischen Details. Dafür ist man wieder sehr laut. (Außerdem darf gelegentlich Prosecco gereicht werden.)

Große Klappe
Wenn man aber nun, um sich zu produzieren, seine Klappe sehr weit aufreißt, allerdings kaum Inhalte in sich trägt, bleibt in den Klappen reichlich Platz für die Kolportage vorgefertigter Inhalte. Die werden auf populären Plattformen in mundgerechten Portiönchen angeboten, meist zur freien Entnahme.

Da kann man sich als Lohnfresse verdingen. Aber die meisten Leute reißen die Klappe ehrenamtlich auf und tragen kostenlos hinaus, was vor allem die Junker-Liga gerne publik gemacht sehen möchte. Siehe dazu auch meine kleine Typologie, die vier Gruppen: Zierfische, zeitlose SA, nächste Bourgeoisie und Junker [Link] (In dieser Bewegung treffen sich politisch links und rechts aufgestellte Personen in einer republikanischen Ökumene.)

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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