Banditen

Grausames Österreich, wo Finanzbeamte in der Nacht schuften müssen, um die Summe ihrer Aufgaben zu bewältigen und uns um vier Uhr morgens mit unverzichtbaren Informationen zu versorgen.

Nein, müssen sie natürlich nicht. Und was ich ihnen liefern sollte, ginge an eine Website mit der Top Level-Domain .cc, die ich erst recherchieren mußte. Aha! Der Briefkasten wurde für die politisch zu Australien gehörenden Kokosinseln registriert.

Die Cybercrime-Banditen wissen offenkundig nichts von österreichischen Gebräuchen, zu denen ein populäres Vorurteil gehört, wonach Beamte sogar am Tag schlafen würden. Das ist freilich Mumpitz. Aber ein Finanzer, der mitten in der Nacht dienstliche Post verschickt, wird wohl nicht zu finden sein.

Nachtschicht im Finanzamt?

Mehr noch, wieso sollte mein FinanzOnline-Zugang „ablaufen“? Möchte mich beim Finanzamt jemand loswerden? Sicher nicht! Da wollte jemand an meine Daten kommen. Und weshalb via SMS? Eventuell, weil ich meine Telefonnummer vorher eben erst rausgerückt hatte. Und zwar vermeintlich an einen Facebook-Kontakt.

Es erstaunte mich zwar, daß Rudi Klein bei einem Supermarkt-Gewinnspiel mitmacht, aber das ist ja nicht anrüchig. Wir hatten dazu eine kurze Korrespondenz, bei der „er“ dann allerdings mit mir plötzlich per Sie war. Da dämmerte mir: Das ist nicht der Rudi, obwohl es klar über seinen Messenger kam.

Gut, nichts passiert. Meine Telefonnummer kann man im Netz leicht finden und noch leichter blockiere ich dann solche Absender in meinem Telefon. Immerhin beachtenswert, welche Legenden sich Gauner ausdenken, um unsereinen knacken zu können.

Weit origineller die Post von „Frau Nicoletta della Valle, Direktorin von FEDPOL Jugendschutz“ in der Schweiz. Unnötig zu betonen, daß es ziemlich grotesk wäre, mir etwas im Zusammenhang mit Pädophilie vorzuwerfen. Aber es gibt die genannte Juristin tatsächlich. Es gibt auch die FEDPOL und deren Abteilung „Pädokriminalität“. Es gibt ferner die Schweizer Cybercrimepolice, bei der sich die Absender jener Post an mich gleich selbst anzeigen könnten.

Es empfiehlt sich, Dateien, die solcher Post angehängt wurden, nicht anzuklicken, nicht runterzuladen. Da kann vom Identitätsklau bis zum Griff auf mein Geld alles Mögliche verpackt sein.

+) Netzkultur