Ich hab das Thema nun erst einmal für eine Weile ruhen lassen, um mir anzusehen: Was wird dort aktuell wie kommuniziert?

Mit Wundrakien bezeichne ich den Denkraum und die Facebook-Timeline von Musiker Christoph Wundrak. Das meint auch seinen Sekundanten, Musiker Egon Krausler. Dazu sehr speziell seine Muse, die Aura- und Zirben-Expertin Ulrike Karolyi. Schließlich, etwas am Rande, seinen Projektpartner, den Impresario Otto Köhlmeier.
Keine der genannten Personen wäre mir bisher durch eigene, vor allem kohärente politische Analysen aufgefallen. Sie neigen nicht zu eloquenten Kommentaren des laufenden Geschehens, sei es Österreich, Europa oder die Welt betreffend.
Köhlmeier ist sowieso vor allem damit beschäftigt, sich, seine Arbeit und seine Crew zu loben, zu promoten. Anderes wird, wie ich erleben durfte, notfalls sogar gelöscht. Wundrak und Krausler promoten hauptsächlich die eigene Arbeit. Dazwischen gelegentlich etwas Kolportage, die von ihnen knapp kommentiert wird. Also keine fundierten Eigenansichten, sondern vor allem das Reposting der Beiträge anderer Leute.
Und Krausler kann, wie ich erleben durfte, Wundrak bei Bedarf durchaus mit Kommentaren zur Seite springen, falls etwas kontroversiell debattiert wird. So ließ er mich etwa wissen: „Vielleicht mal nicht soviel Medien konsumieren sondern einem Historiker zuhören wäre mein Tipp.“ (Na, da möchte ich doch gerne meine Hausbibliothek mit seiner einmal vergleichen können.)
Mit dem Historiker meint er übrigens Daniele Ganser, der durchaus vom Fach ist. Doch nach meine Einschätzung eher eine Art Andreas Gabalier der Geschichtswissenschaft. Was dann Wundrak und Krausler eher zurückhaltend in die laufenden Betrachtungen einbringen, liefert Muse Karolyi in reichem Maß.
Allerdings sind das ebenso vor allem Kolportagen, das fleißige Reposting, welches sie knapp kommentiert. Mit genuin eigenen Gedanken sind sie allesamt sehr zurückhaltend. Karolyi punktet schließlich mit Sätzchen wie „Nichts rechtfertigt Kinder hungern zu lassen oder sie zu töten.“ (No na net!) Oder: „Das Morden unschuldiger Menschen geht weiter…“ (Müßte eigentlich „Ermorden“ heißen, oder „Das Morden an“, denn sie meint doch sicher nicht, daß unschuldige Menschen Morde begehen.) Besonders radikal diese Mitteilung: „Ist mir schon lange bekannt“. (Okay! Thanx for nothing!)
Dagegen ist Wundraks jüngste Kolportage geradezu ein Gebirge an Weisheit: „Lass deinen Verstand wandern durch die Räume von Zeit und Ewigkeit, und achte darauf, dass er stets sicher sein kann an der Hand des Herzens … und an dieser Hand auch bleiben soll!!“ (Klaus Bielau)
Bei mir in Kruschestan gälte dazu freilich: Das heißt alles und nichts. Der Text ist in solcher Formulierung ein Ensemble trüber Kategorien, ein Kalenderblatt mit einer Wohhfühl-Mitteilung, bei der absolute jeder andocken kann, denn was sollte da schon schiefgehen?
Aber Kruschestan ist eben nicht Wundrakien. Ich frage mich natürlich, weshalb Menschen, die gerne auf diesem Level Reflexion pflegen, sich zu sehr komplexen Weltereignissen äußern möchten, das dann aber vor allem tun, indem die die Ansichten anderer Menschen verbreiten. Ein Rätsel! (Ich würde mich dabei wie ein Lakai fühlen.) Aber, naja, andere Länder, andere Sitten.
+) Mars (Eine Debatte über Krieg)