Art Challenge: Boulevard

Falls Sie bloß Ihre freie Zeit amüsant totschlagen möchten, um ihre unfreien Stunden zu ertragen, brauchen Sie mich nicht.

Hab mich von der KI zu einem Dragster-Piloten machen lassen.

In unserer aktuellen Mediensituation bekommt man 24/7 ein permanentes Überangebot an flotten, knappen, lustigen, wahlweise auch aufregenden Beiträgen aller nur denkbaren Arten. Eine Ozean des Entertainments. Wer sich dort zuhause fühlt, wird mich nicht vermissen.

Gehen Sie davon aus, daß große Konzerne längst Lösungen haben, um mit dem Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“ entsprechende Unterhaltungsangebote effizienter und profitabler zu generieren. Das drückt neuerdings auch einige kulturelle Felder stärker beiseite. Wer das nicht kommen sah, muß einen ruhigen Schlaf haben. (Wer das jetzt bloß laut bejammert, sollte wieder schlafen gehen.)

Ich denke, die Unterhaltungsbranche hatte in den letzten hundert Jahren nie an Unterbrechungen gelitten, wo es darum ging, mit Kohorten von Publikum und Machtpromotoren an der Produktion einer möglichst homogenen Untertanenmasse zu arbeiten.

Per KI top in Form mit meinem Ford Escort Mexico.

Ich nenne das den Boulevard und hab nichts, was ich dort auf den Markt tragen könnte; vor allem hab ich kein Interesse daran. Mich lastet es völlig aus, in einer kulturellen Nische anderen Optionen nachzugehen. Wir wissen in Europa vom kritischen Denken, also auch von nützlichem Zweifel, seit wenigstens 2.500 Jahren. Das ist ganz gut belegt.

Dem standen im nämlichen Zeitraum stets auch Sportwettkämpfe und teils sehr blutige Belustigungen gegenüber. Um es etwas plüschig zu verkürzen: Akademie und Arena waren in all diesen Zeiten stets in Nachbarschaft, sind es heute noch. (Einmal dürfen Sie raten, wo der Publikumsandrang größer ist.)

Was die KI für Arena und Boulevard bedeutet, bewirkt, können wir schon sehen. Die Unterhaltungsindustrie liefert längst in großem Umfang. Was die KI für eine Nische wie jene bedeutet, in der ich mich zuhause fühle, will erst geklärt werden. Nicht einsam und in singulärer Exzellenz, sondern im Rahmen von kollektiver Wissens- und Kulturarbeit.

Weshalb? Weil ich einerseits an den Mythos vom einsam wirkenden Genie nicht glaube. Weil ich andrerseits kontrastreiche Gegenüber brauche, denn über mein Denkvermögen weiß ich ja Bescheid. An dessen Grenzen brauche ich dann die anderen Denk- und Verfahrensweisen, um meine zu kontrastieren und das größere Ganze langsam zu begreifen.

Mit der KI spiele ich mich derweil noch auf Teenager-Art, laß mich einmal in einen Top Fuel-Dragster setzen, das andere Mal als Rallye-Pilot neben zwei Ford Escort Mexico stellen. (Jungejunge, ist lange her, daß ich so gut in Form war, wie es dieses KI-Bild zeichnet.)

+) Netzkultur