Ich hab zum Sommerende ein größeres Arbeitspensum darauf verwendet, meine Archiv- und Bibliotheksbestände zu verringern.

Der simple Grund: Platzmangel und somit Probleme, diese Bestände meinen Arbeitsverläufen anzupassen. Das bedeutet, ich muß Druckwerke zu aktuellen Themenschwerpunkte griffbereit haben. Sowas verlangt, andere Bücher und Archivalien quasi nach hinten zu räumen.
Eine populäre Wanderlegende besagt: „Das Internet weiß alles“. Mumpitz! Ich bin in Sachen Netzkultur ein Early Adopter. (Siehe dazu die Timeline meiner Netzkultur-Geschichte!)
Als ich mir Mitte der 1980er Jahre meinen ersten Computer gekauft habe, kursierte ein ähnlich haltloses Gerücht: „Das papierlose Büro kommt“. Der Papierverschleiß hat sich allgemein nicht verringert. Und das Internet weiß gar nichts, sondern hortet bloß Datensätze.

Dafür war es ursprünglich gemacht worden. Um große Datenmengen zu bewältigen. Informatiker Hermann Maurer, der an dieser Entwicklung damals mitgewirkt hatte, erzählte mir, daß seinerzeit niemand mit so einer Dimension des Internet gerechnet hat.
Inzwischen hockt uns zusätzlich die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ im Nacken. Ein Assistenzsystem, das zwar mit menschlicher Intelligenz nichts gemein hat, aber derzeit eine enorme kulturelle Wirkung entfaltet. Doch wer so ein Werkzeug schon benutzt, hat bemerken können, daß man zu den gewählten Themen selbst weiterhin Sachkenntnis braucht, um erstens ein treffendes Prompting der KI zu schaffen und zweitens deren Arbeitsergebnisse beurteilen zu können. (Siehe dazu: „Die Grammatik des Rauschens“!)

Wissenserwerb bedeutet, daß ich hinreichend Informationsquellen an der Hand habe, daraus Fakten und Ansichten beziehen kann, um diese in meinem Kopf zu verarbeiten. Dabei nutzt mir ein Computer bloß in Sachen Datenmanagement. Wissen entsteht durch den menschlichen Geist, wenn er auf Informationen angewandt werden kann. Die EDV leistet das nicht.
Zu all dem sind mir meine Hausbibliothek und mein Archiv weiter unverzichtbar. Aber dieser Bestand ist für den verfügbaren Raum zu groß geworden. Das Ausmustern von allem, was mir nicht zwingend erhaltenswert schien, hat einen Anhänger gefüllt. Die nächste Arbeit ist nun eine umfassende Neuordnung des Bestandes. (Siehe dazu auch: „Raumgestaltung“!)
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